Группа авторов

Grundwissen Psychisch Kranke


Скачать книгу

Situation unkonstruktiv eskalieren lässt.

       Therapeutische Strategien

      Dem Bereich Psychotherapie wird ein eigenes Kapitel in diesem Buch gewidmet; deshalb sei für umfassendere Informationen hierauf verwiesen.

      Grundsätzlich lassen sich alle Formen der Angsterkrankungen gut behandeln. Bei allen Angsterkrankungen kommen primär Methoden der Konfrontation (oder auch: Exposition) zum Einsatz. Hierbei gilt es, die Patienten dazu anzuleiten, angstbesetzte Situationen (verhaltenstherapeutisch versteht man unter Situationen aber auch interne Auslöser, wie z. B. erhöhter Herzschlag, Schwitzen, körperliche Belast ungen oder auch Grübelgedanken) aufzusuchen, um dann nach einem zwischenzeitlichen leichten Ansteigen der Angstreaktion an einen Punkt zu kommen, an dem die Patienten die Erfahrung machen, dass sie die Angstreaktion gefahrlos aushalten können. Mit wiederholter Erfahrung dieses Angstabfalls auch ohne Flucht- und Vermeidungsverhalten reduzieren sich in aller Regel die Ängste deutlich, sodass insgesamt von einer sehr guten Prognose auszugehen ist.

      In Einzelfällen kann es notwendig sein, die verhaltenstherapeutische Behandlung auch mit einer medikamentösen Behandlung zu kombinieren, wobei hier für die Dauermedikation nicht auf die bereits erwähnten Benzodiazepine zurückgegriffen wird, sondern auf bestimmte Medikamente aus der Gruppe der Antidepressiva. Diese haben im Gegensatz zu den Benzodiazepinen kein Abhängigkeitspotenzial und sind auch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase von 2 - 3 Wochen, falls sie anschlagen, unbedenklich, was etwa die Fahrtauglichkeit oder überhaupt die Polizeidiensttauglichkeit angeht.

       Welche Rollen können Angsterkrankungen im Polizeialltag spielen?

      Angesichts der vielfältigen Formen, in denen sich Angststörungen manifestieren und zeigen können, ist es natürlich im Einzelfall schwierig vorherzusagen, welche Rolle Angsterkrankungen im Polizeialltag spielen können. Angesichts der Prävalenzzahlen, die eingangs genannt wurden, muss man aber davon ausgehen, dass sowohl im Kollegenkreis, bei Bürgern, die Hilfe suchen, als auch bei den mutmaßlichen Straftätern, mit denen der Polizist im Alltag konfrontiert ist, ein Prozentsatz von etwa 5 - 10 % an irgendeiner Form der Angststörung leidet. Dabei können die Auswirkungen sehr unterschiedlich sein:

      Während jemand mit einer generalisierten Angststörung eher dazu neigt, sich zurückzuziehen, viele Sorgen zu machen, sich möglicherweise mit einem erhöhten dauerhaften Anspannungsniveau im Alltagsgeschäft aufzureiben, kann einer an solcher Art Erkrankter im Kollegenkreis irgendwann zu einer Erschöpfungssymptomatik neigen, mit seiner Arbeit überfordert sein, eine Burn-out-Symptomatik entwickeln oder möglicherweise auch ein Suchtproblem.

      Auch wenn nicht jedes potenziell traumatisierende Ereignis, wie ein Schusswechsel, schwere Unfälle oder die Konfrontation mit Leichen, eine Angststörung hervorruft oder eine Angststörung durch ein solches traumatisches Ereignis hervorgerufen wird, ist natürlich immer die Möglichkeit gegeben, das Kolleginnen und Kollegen, die solche schwerwiegenden Ereignisse erlebt haben, eine agoraphobe Symptomatik oder eine spezifische Phobie entwickeln können. Zusätzlich ist in solchen Fällen immer auch eine sorgfältige Abgrenzung zur posttraumatischen Belastungsstörung vorzunehmen, die eine spezielle Form der Belastungsreaktion darstellt.10, 11

      Natürlich können auch potenzielle Straftäter, die verhaftet werden, an einer Angstsymptomatik leiden. In der Regel wird man dies vorher nicht wissen, aber Agoraphobiker können natürlich in Situationen, wenn sie etwa Handschellen angelegt bekommen, in Autos gesetzt werden oder in eine Gefängniszelle gesperrt werden, heftigste agoraphobe Symptome entwickeln, bis hin zur Agitiertheit, ggf. Aggression.

      Auch Menschen mit einer sozialen Phobie, die plötzlich durch eine soziale Situation unter Druck geraten, können sehr überschießend reagieren, insbesondere wenn noch Störungen auf der Persönlichkeitsebene, hier besonders vom narzisstischen oder emotional-instabilen Typus, dazukommen.

      In allen beschriebenen Fällen ist zumindest mittelfristig auch an eine psychotherapeutische Behandlung zu denken.

      Eine praktische Einführung in die Diagnostik und Behandlung von Angststörungen liefern Meermann & Okon (2006).12

       Literatur

      Bandelow, B. (2001): Panik und Agoraphobie – Diagnose, Ursachen, Behandlung. Wien, New York: Springer-Verlag.

      Bandelow, B., Bleich, S., Kropp, S. (2011): Handbuch Psychopharmaka, 3. Aufl., Göttingen: Hogrefe.

      Batra, A., Wassmann, R. & Buchkremer, G. (2009): Verhaltenstherapie/Grundlagen – Methoden – Anwendungsgebiete. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

      Beck, A. T., Emery, G., Greenberg, R. L. (1985): Anxiety Disorders and Phobias – A cognitive perspective. New York: Basic Books.

      Borgart, E.-J., Okon, E., Meermann, R. (2009): Praktische Erarbeitung der Störungsgenese. In: Batra, A., Wassmann, R. & Buchkremer, G. (2009): Verhaltenstherapie/ Grundlagen – Methoden – Anwendungsgebiete. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, S. 52 - 56.

      Borgart, E.-J., Meermann, R. (2004): Stationäre Verhaltenstherapie. Behandlungskonzepte und Therapiemanuale. Bern: Huber.

      Dengler, W. & Selbmann, H.-K. (Hrsg.) (2000): Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie. Band 2: Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von Angsterkrankungen. Darmstadt: Dr. Dietrich Steinkopff Verlag.

      Fliegel, S., Groeger, W., Künzel, R., Schulte, D., Sorgatz, H. (1998): Verhaltenstherapeutische Standardmethoden – Ein Übungsbuch (4. Auflage). Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union.

      Hofmann, A. (2005): EMDR in der Therapie psychotraumatischer Belastungssyndrome, 3. Auflage. Stuttgart: Thieme.

      Hoyer, J. & Margraf, J. (Hrsg.) (2003): Angstdiagnostik – Grundlagen und Testverfahren. Berlin-Heidelberg: Springer-Verlag.

      Kasper, S. (1999): Angsterkrankungen: Diagnostik und Pharmakotherapie, 2. Aufl., München: MMV Medizin Verlag.

      Lazarus, R. S. (1966): Psychological Stress and the Coping Process, New York.

      Lutz, R. (Hrsg.) (1983): Genuss und Genießen. Weinheim. Beltz.

      Maercker, A., Weike, A. I. (2009): Systematische Desensibilisierung. In: Margraf, J. (Hrsg.) (2000): Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Bd. 1 – Grundlagen, Diagnostik, Verfahren, Rahmenbedingungen (3. Auflage). Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag, S. 507 - 514.

      Margraf, J., Schneider S. (Hrsg.) (2009): Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 1 – Grundlagen, Diagnostik, Verfahren, Rahmenbedingungen (3. Auflage). Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag.

      Margraf, J., Schneider S. (Hrsg.) (2009): Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 2 – Störungen, Glossar (3. Auflage). Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag.

      Marks, I. (1987): Fears, Phobias, and Rituals. Panic, Anxiety, and Their Disorders. New York: Oxford University Press.

      Meermann, R. (1988): Angst – Orientierungshilfen für die Praxis. Münster: Wyeth Pharma.

      Meermann, R., Okon, E. (2006): Angststörungen: Agoraphobie, Panikstörung, spezifische Phobien. Stuttgart: Kohlhammer.

      Michael, T., Ehlers, A., Margraf, J. (2003): Agoraphobie und Panikanfälle. In: Reinecker, H. (Hrsg.) (2003): Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie, 4. Aufl., Göttingen: Hogrefe, S. 75 - 107.

      Morschitzky, H. (2009): Angststörungen. Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe (3. Auflage) Wien-New York: Springer-Verlag.

      Mowrer, O. H. (1947): On the dual nature of learning as a reinterpretation of conditioning and problemsolving. Harvard Educational Review, pp. 102 - 148.

      Okon, E. (2003): Diagnostische Kriterien der Posttraumatischen Belastungsstörung. In: Zielke, M.; Meermann, R.; Hackhausen, W. (Hrsg.) Das Ende der Geborgenheit? Lengerich: Pabst.

      Okon, E., Meermann, R. (Hrsg.) (2002): Prävention und Behandlung posttraumatischer Störungsbilder im Rahmen militärischer und polizeilicher Aufgabenerfüllung. Schriftenreihe der Psychosomatischen Fachklinik Bad Pyrmont, Band 11, Bad Pyrmont.

      Öst,