der Zeit fehle, so oft an den Arbeitsplätzen zu erscheinen, wie er es sich wünsche.
Erfolg bedeute für ihn Wachstum und langfristige Beziehungen zu Geschäftspartnern – also letztlich auch das, was Arbeitsplätze sichere. Trotz der klaren Aussage, dass die Firma im Mittelpunkt seines Lebens stehe, will sich Hans-Joachim Selzer im Sommer aus der Geschäftsleitung zurückziehen. Dann will er sich intensiver einer sozialen Stiftung und dem von ihm gegründeten Institut für Ethik und Werte widmen.
[Das Gespräch fand am 20. April 2007 statt.]
Aktuell nachgefragt!
Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben?
„Ehrlich währt am längsten“ – das ist nicht nur ein schönes Sprichwort, sondern hat sich auch in meiner Berufspraxis immer bewährt. Wer ehrlich seine Geschäfte führt, erntet Vertrauen – ein Mega-Wert für jedes Unternehmen. Mit ehrlichen Menschen macht man gerne Geschäfte, ist man gerne zusammen. Und: Der Ehrliche hat ein gutes Gewissen. Damit kann man sich morgen auch noch selber im Spiegel anschauen.
Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben?
Das war und ist immer eine Herausforderung, der ich nicht immer gerecht geworden bin. Meine Familie weiß davon ein Lied zu singen. Zumindest habe ich versucht, den Sonntag zu „heiligen“. Mein Tipp an die Studierenden aber heißt eindeutig: Opfern Sie nicht Ihre Familie auf dem Altar Ihres Berufes.
Welches ist für Sie der wichtigste Wert?
Neben der Ehrlichkeit ist es der Wert Zuverlässigkeit. Man muss zu seinen Worten stehen, verlässlich sein, loyal, integer. Der andere muss wissen, wo er bei mir dran ist. Dazu zählt auch, Absprachen einzuhalten, möglichst pünktlich zu sein, verbindlich. Und da das niemand hundertprozentig erreichen kann, gilt es auch, sich entschuldigen zu können. Führungskräften fällt das oft sehr schwer.
Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt?
Werte brauchen immer eine weltanschauliche Basis. Für unser Land war das über Jahrhunderte der christliche Glaube mit seiner Sicht vom Menschen als Ebenbild Gottes und als Sünder zugleich. Das hat unsere Ethik geprägt, auch meine. In anderen Kulturen kann man daran nicht automatisch anknüpfen. Das ist die eigentliche Herausforderung der Globalisierung. Hier sensibel mit anderen umzugehen, ohne die eigene Wertebasis aufzugeben, ist die Herausforderung für alle weltweit agierenden Unternehmen. Dafür muss man aber erst einmal eigene Werte haben. Sonst hat man keine eigene Orientierung.
Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …?
wir uns unserer christlichen Wurzeln wieder mehr bewusst würden. Der Glaube an Gott gibt uns so viel: Identität, auch jenseits von Karriere und Erfolg, realistische Selbsteinschätzung – auch unabhängig vom Applaus der anderen – moralische Werte, die einen Unterschied machen. Vor allem aber eine Beziehung zu dem, der allein diese Welt besser machen kann. Das bewahrt vor Selbstüberschätzung und Allmachtsphantasien.
(Dr. Peter Hanker
„Es muss ein schlechter Schüler sein, der seinen Lehrer nicht übertrifft.“ (Leonardo da Vinci)
Peter Hanker, Dr.
Vorstandssprecher
Volksbank Mittelhessen
Jahrgang 1964
Ausbildung/Studium: Bankkaufmann; Studium der Betriebswirtschaft; Promotion
Berufliche Laufbahn
Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann: verschiedene Stationen im Bankwesen
1997–1999: Vorstand Berliner Volksbank
seit 2000: Vorstand Volksbank Gießen
seit 2001: Vorstandssprecher Volksbank Gießen (heute: Volksbank Mittelhessen)
Mitgliedschaften/Ehrenämter
Aufsichtsrat der DZ Bank AG sowie zahlreiche Ehrenämter im Genossenschaftswesen und im Mittelstand
Aktivität THM-StudiumPlus: Gründungsmitglied
Impulse
„Eine gute Führungspersönlichkeit sollte die Mitarbeiter motivieren und in ihrem Handeln stets konsequent sein.“
„Vertrauen, aber auch die notwendige Härte machen den Erfolg einer Führungskraft aus.“
„Für nachhaltigen Erfolg ist eine gute Vernetzung unabdingbar.“
„Als genossenschaftliche Bank setzen wir auf gleichberechtigte Partnerschaft.“
„Eng mit Mittelhessen verwurzelt übernehmen wir gesellschaftliche Verantwortung und unterstützen regionale Initiativen sowie soziale und gemeinnützige Einrichtungen.“
„Bei nachhaltigem Vertrauensverlust muss man sich von einem Mitarbeiter trennen.“
„Wertschätzung für die Kunden ist eine Haltungsfrage.“
Profil
Das Wort „Vertrauen“ ist ein Kernbegriff, wenn Dr. Peter Hanker, Vorstandssprecher der Volksbank Mittelhessen, über seine Arbeit spricht. Vertrauen gegenüber Mitarbeitern und auch gegenüber den Kunden. Er macht aber auch keinen Hehl aus der Härte, die man in seiner Position zeigen muss, um die Bank – und damit deren Kunden – vor Schaden zu bewahren.
Die Volksbank Mittelhessen eG ist eine deutsche Genossenschaftsbank mit Sitz in Gießen. Die 1858 als Gewerbebank Gießen gegründete Volksbank Mittelhessen eG zählt nach zahlreichen Fusionen mit insgesamt 164 ursprünglich selbständigen Banken zu den größten und mitgliederstärksten Volksbanken Deutschlands. Die Volksbank Mittelhessen eG verfügt über eine Bilanzsumme von 6,8 Mrd. Euro. Sie beschäftigt 1400 Mitarbeiter und betreut in 91 Filialen ca. 335000 Kunden.
„Lässt sich das Ziel, Kunden zu umwerben, die möglichst keine Kosten verursachen, mit ethischen Grundsätzen vereinbaren“, war eine Frage, die Dr. Hanker gestellt wurde. Er fand deutliche Worte: „Ethik darf sinnvollem betriebswirtschaftlichem Handeln nicht entgegenstehen.“ Doch auch wenn man in seinem Metier natürlich nach wirtschaftlichen Zielen ausgerichtet sei, stehe das Vertrauen in den Kunden im Vordergrund. Als genossenschaftliche Bank gehöre die Volksbank nicht nur den Kunden, sie sei auch fest in der Region verwurzelt.
„Geht es der Region gut, geht es auch der Bank gut“, sagte der 52-Jährige. Und: „Kein Unternehmen kann nur nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt werden.“ Seine Mitarbeiter seien schließlich bestrebt, denjenigen, die sie am Vortag beraten hätten, auch am nächsten Tag auf dem Sportplatz noch in die Augen sehen zu können.
Ob man als „Saubermann“ in seine Position kommen könne? „Wenn man merkt, dass das Vertrauen, das man in ein Unternehmen gesetzt hat, missbraucht wird, dann muss man dementsprechend reagieren.“ Der Erfolg der Bank, der Erfolg der Mitarbeiter dürfe nicht gefährdet werden. „Man wird abgebrüht“, räumte er ein. Das Anspruchsdenken mancher Unternehmer, die Volksbank sei doch schließlich ihre Bank und Bilanzen zählten da nicht, könne er nicht hinnehmen. Schließlich gehöre die Bank den Kunden, man müsse also über Gewinne und Verluste Rechenschaft ablegen. Auch bei den Privatkunden werde vor der Kreditvergabe genau hingesehen. „Denn wenn wir den Kredit geben und es geht schief, bekommen wir die Schuld zugewiesen.“
Vertrauen setzt er auch in die Mitarbeiter der Bank. Gefragt, wie denn das Verfehlen von Zielsetzungen sanktioniert werde, erklärte er: „Es macht keinen Sinn, bloß an Stichtagen zu sehen, wie viele Bausparverträge verkauft wurden.“ Wichtiger sei es, die Menschen zu motivieren, von sich aus ihr Bestes zu geben.“
[Das Gespräch fand am 25. Mai 2007 statt.]
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