Eine davon ist, dass die Proteine, die der Körper nicht mehr erkennen kann, sich sogar durch Oxidation verändern, wenn ein Zuckermolekül, ein Schwermetallion (zum Beispiel von Blei oder Quecksilber) oder gar ein Virus- oder Bakterienpartikel sich an das Protein anheftet. Das häufigste Oxidationsmittel ist Glukose (eine zucker- und kohlenhydratreiche Ernährung kann die Häufigkeit erhöhen). Das oxidierte Protein verändert seine Form, und bei genetisch bedingt anfälligen Menschen sieht es nun aus wie ein gefährlicher Eindringling von außen. Das Ergebnis: Die Immunzellen greifen an.
In der funktionellen Medizin ist die Hyperreaktivität, also die Übererregbarkeit des Immunsystems ebenfalls von Interesse. Eine Zelle braucht sich nur minimal zu verändern und schon wird eine hochreaktive Immunzelle „argwöhnisch“. Wir wissen, dass es viele Faktoren gibt, die die Reaktionsfähigkeit von Immunzellen erhöhen. Dazu gehören die Menge und das Verhältnis von Omega-3-Fettsäuren zu Omega-6-Fettsäuren, Antioxidanzien sowie der Kohlenhydratgehalt der Ernährung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die toxische Belastung im Körper, der Hormonspiegel und das Vorliegen chronischer Infektionen. Alle diese Faktoren können dazu führen, dass die Immunzellen hyperreaktiv werden. Daher ist es unser Ziel, ihre Reizbarkeit zu senken, damit die Wahrscheinlichkeit geringer wird, dass sie Amok laufen und die oxidierten Proteine im Körper angreifen. Im Blut und in unseren Zellen kann eine nahezu unendliche Anzahl möglicher Schäden (durch Giftstoffe, Hormone und Infektionen) auftreten – doch unsere Immunzellen haben nur eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten, um auf diese Schäden zu reagieren.
Eine weitere Möglichkeit der Immunzellen aktiv zu werden und nicht als „körpereigen“ erkannte Strukturen anzugreifen, besteht in der molekularen Mimikry. Davon spricht man, wenn Viren und Bakterien sich so entwickeln, dass einige ihrer Aminosäuresequenzen mit denen unserer Zellproteine übereinstimmen (um sich vor den Immunzellen zu „verstecken“). Sie ahmen nach, was bei uns als „körpereigen“ gilt, um die Immunzellen zu umgehen und eine geringgradige chronische Infektion auszulösen.1 Sobald die Immunzellen die Infektion erkennen und das Immunsystem dagegen vorzugehen beginnt, beginnt es auch, „körpereigene“ Strukturen anzugreifen. Dies ist einer der Mechanismen, durch den chronische Infektionen bei anfälligen Personen möglicherweise in eine Autoimmunerkrankung übergehen.
Erfahrungsbericht
Nach der Geburt meines ersten Sohnes 2006 wurde ich mit einer schweren Staphylokokkeninfektion ins Krankenhaus eingeliefert. Als sie überstanden war, bekam ich merkwürdige Symptome: ein Kribbeln im Rücken, Atembeschwerden und kalte Füße. Zunächst sagte man mir, das seien Angstzustände oder ein zu hoher Kaffeekonsum. Nachdem 2009 schließlich meine ganze rechte Körperhälfte taub wurde, machte man ein MRT und ich wurde sofort zu einem Neurologen geschickt, der meine Aufnahme einfach auf den Tisch warf und sich wie folgt äußerte: „Die gute Nachricht ist, dass Sie keinen Tumor haben, die schlechte – Sie haben Multiple Sklerose. Möchten Sie tägliche Injektionen mit Copaxone oder Avonex?“ Er sagte mir, ich würde noch etwa 10 Jahre lang halbwegs beschwerdefrei sein, dann komme es zu einer langsamen Verschlechterung. Wirklich eine nette Art, mit einer Kranken umzugehen. Ich war zu dem Zeitpunkt 27 Jahre alt.
Im Mai 2012 begann ich mit der Ernährung nach Wahls und der Verlauf meiner Krankheit hat sich definitiv verlangsamt. Meine Stimmung ist zu 100 Prozent besser, was fantastisch ist, und ich kann auch wieder Sport machen; das war wegen der Müdigkeit unmöglich geworden. Nun betrachte ich meine Nahrung als Medizin, und was mir nicht hilft, das esse ich einfach nicht. Meine Familie ist so dankbar für die Arbeit von Dr. Wahls, denn sie hat mich jetzt als Mutter und Ehefrau wieder!
Karen K., Elk Grove, Kalifornien
Zur Behandlung einer Autoimmunerkrankung nach den Prinzipien der funktionellen Medizin gehört es, das körpereigene Milieu zu optimieren, um die Hyperreaktivität des Immunsystems zu minimieren, anstatt seine normale Aktivität durch pharmazeutische Intervention zu dämpfen, wie das von der Schulmedizin empfohlen wird. Wir tun das, indem wir dem Körper zuführen, was er braucht, und ihm entziehen, was ihm schadet. Wir legen unser Augenmerk auf diese 70 bis 95 Prozent, von denen schon die Rede war: Eine nährstoffdichte, relativ allergen- und zuckerfreie Vollwerternährung, Toxinausleitung und Reduzierung der Belastung durch Umweltgifte, eine angemessene körperliche Aktivität, die Wiederherstellung eines ausgeglichenen Verhältnisses der Stresshormone und die Eindämmung chronischer Infektionen stehen im Kampf gegen die Autoimmunerkrankung an vorderster Front. Durch das allmähliche Fortschreiten der Genesung helfen diese inneren und äußeren Veränderungen, die Toleranz im Körper wiederherzustellen. Da es eine genaue umweltbedingte Ursache für MS nicht gibt, ist das wohl der Grund dafür, dass nur wenige Schulmediziner die Veränderung der Lebensweise – also Ernährung, sportliche Betätigung und Meditation – bei der Behandlung von MS-Patienten therapeutisch einsetzen, doch das hält den Arzt, der funktionelle Medizin praktiziert, nicht davon ab. Auch er empfiehlt eventuell eine medikamentöse Intervention, doch seine Behandlung beschränkt sich nicht darauf. Wir glauben, dass wir mehr tun können, und die Ergebnisse – z. B. aus meinen klinischen Studien – bestätigen das.
Viele meiner Patienten können ihre verschreibungspflichtigen Medikamente kontinuierlich reduzieren, je länger sie sich nach dem Wahls-Programm richten. Das beobachte ich auch bei unseren klinischen Studien. Wenn Sie Ihren Zellen geben, was sie brauchen, werden sie für Ihre Erneuerung sorgen, und zwar Molekül für Molekül. Der Blutdruck wird besser, die Müdigkeit weniger und der Bedarf an krankheitsmodifizierenden Medikamenten nimmt oft im Laufe der nachfolgenden drei Jahre ab. Das gilt immer, egal ob es sich um eine klassische Autoimmunerkrankung wie Multiple Sklerose handelt oder um eine chronische Erkrankung wie Adipositas (Fettleibigkeit) oder eine posttraumatische Belastungsstörung.
Bitte beachten Sie jedoch, dass die Medikamente keinesfalls abgesetzt werden können, bevor sie durch die völlige Wiederherstellung der Zellfunktionen überflüssig werden. Wenn der Blutdruck sinkt, die Blutzuckerwerte sich normalisieren, die Stimmung sich aufhellt, die Energie gut und die Müdigkeit verschwunden ist, dann unterhalten wir uns darüber, welche Medikamente weiterhin eingenommen und welche allmählich und vorsichtig reduziert und vielleicht, wenn alles gut geht, schließlich abgesetzt werden können.
Es ist jedoch wichtig, zu verstehen, warum Medikamente für manche Betroffenen wichtig bleiben. Wenn es ihnen in der Umstellungsphase ihrer Lebensweise nicht gut geht, begrenzen Medikamente die Höhe zusätzlicher Schäden während dieser positiven Veränderungen und sollten daher weiterhin eingenommen werden. Zusammen mit der konzentrierten Ernährung und den Veränderungen des Lebensstils wird durch die fortgesetzte Anwendung der Medikamente ein günstigeres Milieu für die Zellen geschaffen. Selbst wenn es dadurch zu geringgradigen Nebenwirkungen oder einer Toxinbelastung im Körper kommt, wie das bei Medikamenten oft der Fall ist, überwiegen ihre positiven Auswirkungen auf den Autoimmunprozess deutlicher als die Schäden, die sie eventuell verursachen können. Hat sich der Körper schließlich regeneriert und die fehlgebildeten Bausteine durch strukturell gesunde ersetzt, verlangsamt sich die Verschlechterung, es kommt zum Stillstand und nachfolgend oft zu einer sich ständig verbessernden Gesundheit und Vitalität. Ein zu frühzeitiges Absetzen der Medikamente stört diesen Prozess jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Erfahrungsbericht
Im Dezember 2011, im Alter von 56 Jahren, erhielt ich zum dritten Mal die Diagnose schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RR-MS) seit meinem ersten „diagnostizierbaren“ Schub im August desselben Jahres. Nach Monaten, in denen ich untersucht wurde sowie zweite und dritten Meinungen eingeholt hatte, akzeptierte ich meine Diagnose, die von einem Neurologen im Krankenhaus gestellt wurde. Auf den MRT-Bildern wurde mir gezeigt, dass meine Läsionen erheblich waren und manche „alt“ aussahen. Ich lebe vielleicht schon seit 30 Jahren mit RR-MS. Im Januar 2012 begann ich mit einer Copaxone-Behandlung und der Ernährung nach Wahls. Im Laufe der Zeit gelang es mir, die täglichen Injektionen auf einmal pro Woche zu reduzieren und sie im Juni 2012 ganz abzusetzen. Mein Neurologe sagte, was immer ich für meine Heilung täte, am Copaxone läge es sicherlich nicht. Alle, die mich im vergangenen Jahr gesehen haben, stimmen darin überein, dass ich auf dem richtigen Weg bin und die Besserung oder sogar Genesung in greifbare Nähe rücken!