Walter Brendel

Canaris Abwehrchef unter Hitler


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Tochter des Holzhändlers Eliasz Luxemburg und dessen Frau Line (geb. Löwenstein) geboren. Nach der Übersiedlung der Familie nach Warschau besucht sie das Zweite Warschauer Mädchenymnasium und engagiert sich schon als Schülerin in illegalen politischen Zirkeln.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ce/Bundesarchiv_Bild_183-14077-006%2C_Rosa_Luxemburg.jpg

      Rosa Luxemburg, Politikerin

      1898 erfolgt die Übersiedlung nach Berlin. Luxemburg schließt sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. In Zeitungsartikeln nimmt Luxemburg zu wirtschaftlichen und sozialpolitischen Problemen in Russland, Österreich-Ungarn, Belgien, England, Frankreich und Deutschland Stellung. Immer wieder greift sie den deutschen Militarismus und Imperialismus an. Im Januar 1904 wird sie wegen Majestätsbeleidigung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.

      Bei einer Kundgebung 1913 in Frankfurt/Main ruft Luxemburg zur Kriegsdienstverweigerung auf. Am 20. Februar 1914 wird wegen dieses Aufrufs gegen sie Anklage wegen "Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und gegen Anordnungen der Obrigkeit" erhoben. Sie wird zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Im Februar 1915 wird das Gerichtsurteil des vorangegangenen Jahres vollstreckt: Luxemburg wird im Frauengefängnis in Berlin inhaftiert. Im Juli des gleichen Jahres beginnt das Hoch- und Landesverratsverfahren in Düsseldorf. 1916 erfolgt die Entlassung aus dem Frauengefängnis; jedoch am 10. Juli: Beginn der "Sicherheitsverwahrung", die bis November 1918 dauert. Luxemburg wird in die Festung Wronke in der Provinz Posen, dann nach Breslau gebracht.

      30. Dezember 1918 - 1. Januar 1919: Beteiligung an der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Luxemburg steht auf der Seite derer, die eine Beteiligung an den Wahlen zur Nationalversammlung fordern, aber von der Mehrheit überstimmt werden. Bei den Januarunruhen muss sie wegen Verhaftungsgefahr ständig ihre Wohnung wechseln, weigert sich aber, Berlin zu verlassen. Am 15. Januar wird sie gemeinsam mit Karl Liebknecht von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision verschleppt. Dort residierte der Stab der Garde-Kavallerie-Schützen-Division unter dem Ersten Generalstabsoffizier Hauptmann Waldemar Pabst, der die Verfolgung von Spartakisten in Berlin organisierte. Sie werden im Eden-Hotel verhört und misshandelt. Pabst beschloss mit seinen Offizieren, sie zu ermorden; der Mord sollte nach einer spontanen Tat Unbekannter aussehen.

      Pabst hatte in der Mordnacht Noske in der Reichskanzlei angerufen! Am Telefon war Canaris, der zu Noske durchstellte. Ergänzt man Pabsts Memoiren-Hinweis mit der Aussage Kranzbühlers, ergibt sich folgendes nächtliches Telefongespräch:

      Pabst: »Ich habe Luxemburg und Liebknecht. Geben Sie entsprechende Erschießungsbefehle.« Noske: »Das ist nicht meine Sache! Dann würde die Partei zerbrechen, denn für solche Maßnahmen ist sie nicht und unter keinen Umständen zu haben. Rufen Sie doch Lüttwitz an, er soll den Befehl geben.« Pabst: »Einen solchen Befehl kriege ich von dem doch nie! « Noske: »Dann müssen Sie selber wissen, was zu tun ist.«

      Pabst begriff dies bis zu seinem Lebensende nicht als Mord, sondern als Hinrichtung im nationalen Interesse. Der am Haupteingang bereitstehende Jäger Otto Wilhelm Runge schlug Rosa Luxemburg beim Verlassen des Hotels mehrfach mit einem Gewehrkolben, bis sie bewusstlos war. Sie wurde in einen bereitstehenden Wagen geworfen. Der Freikorps-Leutnant Hermann Souchon sprang bei ihrem Abtransport auf das Trittbrett des Wagens auf und erschoss sie mit einem aufgesetzten Schläfenschuss etwa an der Ecke Nürnberger Straße/Kurfürstendamm. Kurt Vogel ließ ihre Leiche in den Berliner Landwehrkanal in der Nähe der heutigen Lichtensteinbrücke werfen.

      Zu Beginn der Novemberrevolution 1918 verfügte der Rat der Volksbeauftragten über keine zuverlässigen Truppen in Berlin. In Absprache mit der Obersten Heeresleitung (OHL) wurden seit November 1918 aus ehemaligen Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs Freikorps aufgestellt.

      In diesen Freiwilligenverbänden sammelten sich monarchistische und rechtskonservative Kräfte. Die Garde-Kavallerie-Schützen-Division gehörte mit bis zu 40.000 Mann zu den größten Freikorps. Sie schlugen im Auftrag der Regierung weitere revolutionäre Unruhen und kommunistische Umsturzversuche wie die Münchner Räterepublik oder den Märzauftand von 1920 nieder, aber sie kämpften nicht für die parlamentarische Demokratie der alle waren gewiss nicht bloße Werkzeuge, die stumpf und gleichgültig Befehle ausführten; sie waren willige, ja eifrige Täter. Aber waren sie die einzigen Täter, auch nur die Haupttäter?

      Nicht zu übersehen, dass die Verfolgung, die öffentlichen Mordaufforderungen spätestens Anfang Dezember 1918 begonnen hatte, lange bevor die Mörder von der Garde-Kavallerie-Schützendivision die Szene betraten. Nicht zu übersehen der Kopfpreis, der damals ausgesetzt wurde, die Bekundung des stellvertretenden Berliner Stadtkommandanten, die eindeutige Mordhetze nicht nur der bürgerlichen sondern auch gerade der sozialdemokratischen Presse; und nach der Tat die heuchlerische Verteidigung, mir der Scheidemann, die kalte Genugtuung mir der Noske sie registrierte; Ebert hat, soviel man feststellen kann, immer wie das Grab dazu geschwiegen.

      Schon seit Mitte November hatte man „unter der Decke“ die Bildung von Freikorpstruppen abgemacht. Das sich Ebert, das Radiesschen – „außen rot und innen weiß“ (Tucholsky) damit gegen seine Parteibasis stellte, die Konterrevolution absegnete, ficht ihn nicht an.

      Ende Dezember, nachdem sich die alten kaiserlichen Truppen und mit ihnen Ebert mehrfach gegen das revolutionäre Berlin blamiert hatten, intensivierte General Groener den Ausbau der Freikorpseinheiten zu riesigen Verbänden. Dies geschah nicht nur mit Zustimmung Eberts, sondern wurde bald in Person seines Freundes Noske von einem SPD-Oberbefehlshaber geleitet. Noske hatte bereits Anfang November in Kiel konterrevolutionäre Offiziersbrigaden gefördert, die sich an der Geburtsstätte der demokratischen Revolution, eben zur zu ihrer Bekämpfung gebildet hatten.

      Pflugk-Harttung hatte einflussreiche Freunde. Einer hieß Waldemar Pabst, Hauptmann und faktischer Befehlshaber der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Aus dieser ex-kaiserlichen Elitetruppe schweißte er ein schlagkräftiges, hasserfülltes und zu allem entschlossenes Frei-korps zusammen. Ihm unterstellte sich die kleine Marineeinheit von Pflugk-Harttung. Und Pabst unterstellte sich Noske, wurde sein »rührigster Helfer«, wie dieser selbst zugab.

      Am 27. Dezember 1918 gab Noske in eine r Kabinettssitzung unter Zustimmung seines Parteigenossen Heine die Leitlinie der SPD-Freikorpspolitik bekannt: „Schießen ... und zwar auf jeden, der der Truppe vor die Flinte läuft.“

      Die ersehnte Stunde der Abrechnung kam Anfang Januar. In der Nacht des 15. Januar 1919 klingelte im Hauptquartier der Pabst-Division im Eden-Hotel das Telefon. Pabsts »Bürgerwehr« in Wilmersdorf meldete sich. Sie war in ein Haus eingedrungen und hatte Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht rechtswidrig festgesetzt. Der kleine Hauptmann erkannte die Chance seines Lebens. Endlich konnte er Rache nehmen dafür, dass eine »hochbegabte Russin« (Scheidemann) und ein »Psychopath« (Noske) die Massen faszinierten.

      Pabst dachte kurz nach. Um beide ohne großes Aufsehen zu liquidieren, benötigte er Profis: Die kleine Marineoffizierseinheit Pflugk-Harttungs. Pabst forderte das Killerkommando sofort an. Getrennt wurden Luxemburg und Liebknecht ins Hotel gebracht. 1700 Mark erhielt ein jeder der braven Bürger aus Wilmersdorf für die Festsetzung und Ablieferung. Inzwischen war die »Marinespezialeinheit« herangeholt: Zur Tarnung trugen die Herren Offiziere Uniformen einfacher Soldaten. Man ging nach oben zu Hauptmann Pabst. Es wurde beschlossen, Liebknecht in den dunklen Tiergarten zu fahren, dort eine Autopanne zu markieren und ihn »auf der Flucht« zu ermorden. So geschah es. Von drei Schüssen in Rücken und Hinterkopf getroffen, brach Liebknecht tot zusammen. Abgedrückt haben die Offiziere Heinz von Pflugk-Harttung, Ulrich von Ritgen, Heinrich Stiege und Rudolf Liepmann.

      Für Rosa Luxemburg dachte man sich »lynchende Masse« aus, denn »Erschießen auf der Flucht« erschien bei einer hinkenden Frau nicht angebracht. Leutnant Souchon sollte die Volksmenge spielen, auf den Wagen an der Ecke warten, aufspringen und schießen. Gesagt, getan.

      Pabst hat die Mordbefehle gegeben und Noske hat sie gebilligt. Verbindungsmann zwischen beiden war Canaris. Der Mord an Liebknecht und Luxemburg war also direkt in der Reichs-kanzlei abgesegnet worden.

      Die Mörder von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg aus