werden konnte. Dies begünstigte das Entstehen der durchaus vielschichtigen und schillernden Akademiebewegung. Ihr Ziel wurde 1759 mit der Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erreicht,[15] was insbesondere das Verdienst des zeitweise auch in Ingolstadt unterrichtenden Johann Georg Lori ist, der selbst Schüler und Vertrauter des Reformers Johann Adam Ickstatt war.[16] Dieser hatte bereits in Würzburg erste Reformen angeregt und war 1741 zum königlichen Berater berufen worden, bevor er 1746 eine Professur in Ingolstadt erhielt und als Universitätsdirektor diente. Nach der Auflösung des Jesuitenordens begann eine zweite Reformperiode, während derer eine neue Schulordnung[17] erlassen und die staatliche Aufsicht im Gefolge der Aufdeckung des Illuminatenbundes gestrafft wurde. Behindert wurde das Reformprojekt freilich durch die unumgängliche Weiterbeschäftigung früherer Jesuiten. Wirksam Bahn brechen konnte es sich daher erst unter Kurfürst Max IV. Joseph im Rahmen der Säkularisation nach dem Umzug nach Landshut (1800).
b) Die Welle postreformatorischer Universitätsgründungen
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Hatte bis in das 16. Jahrhundert hinein nur die altbayerische Landesuniversität in Ingolstadt als echte Hochschule in Bayern existiert,[18] so erfolgte nach der Reformation eine Vielzahl von Gründungen auch in den anderen Territorien. Die Gründungswelle im 16. und 17. Jahrhundert geht vor allem auf das Bedürfnis der fürstlichen Verwaltung nach gebildeten Bediensteten und die Auswirkungen des Seminardekrets des Konzils von Trient (1563) zurück, wonach jedes Bistum eine Einrichtung zur geistlichen Ausbildung unterhalten solle. In den meisten Fällen handelte es sich bei den neuen Einrichtungen aber nicht um originäre Gründungen. Vielmehr wurden lediglich bestehende Institutionen zur Universität erhoben, während anderen die Anerkennung als Hochschule verwehrt wurde, so dass bis in das 19. Jahrhundert zahlreiche Zwischenformen von Gymnasium und Universität existierten. Auch stellte nahezu jede Hochschule, als Konsequenz aus der Teilung Bayerns in Bistümer, katholische und protestantische Herzog- und Fürstentümer und schließlich Reichsstädte, einen eigenen Typus dar.[19] Eine übergreifende Erscheinung blieb der jesuitische Einfluss in den katholischen Gebieten, der oft auf den offenen Widerstand der Domkapitel traf.[20]
aa) Katholische Gründungen[21]
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In Dillingen[22] stiftete 1549 Fürstbischof Otto Truchseß von Waldburg eine Priesterlehranstalt. Das päpstliche (6. April 1551) und kaiserliche (30. Juni 1553) Privileg führte 1554 zur Umwandlung in eine Universität mit zwei Fakultäten, die bereits 1563 im offenen Widerstand zum Domkapitel zur Jesuitenuniversität umgebildet wurde. Damit war die erste Jesuitenuniversität auf deutschem Boden entstanden, die sich nicht am Prinzip der universitären Selbstverwaltung, sondern der strengen Ordenshierarchie orientierte. Als Besonderheit kann die 1616 erfolgte Gründung einer juristischen Fakultät vermerkt werden. Nach der Ordensauflösung erfolgte 1786 eine Umorganisation, die allerdings an der Degradierung zum bloßen Lyzeum im Jahre 1804 nichts mehr ändern konnte.[23]
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Würzburg[24] erhielt 1582 eine Universität mit allen Fakultäten im Zuge der Bemühungen des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn. Die Universität, die auf das 1561 bischöflich gegründete und 1567 von den Jesuiten übernommene Gymnasium zurückgeht, war bereits 1575 durch Kaiser Maximilian II. sowie im Folgejahr durch Papst Gregor XIII. privilegiert worden und erhielt ihre Finanzierung aus umgewidmeten Kirchenmitteln. Die Statuten (1587) der Universität lehnten sich an die von Ingolstadt an. Der Einfluss der Societas Jesu blieb beschränkt. Sowohl Kanzler als auch Rektor entstammten der Hierarchie des Würzburger Doms und im Gegensatz zu Ingolstadt entschied allein der akademische Grad über die Berufung zum Professor. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Würzburg zu einem „Vorort katholischer Aufklärung“[25]. Gekennzeichnet war die Reformperiode durch die Betonung der landesherrlichen Gewalt, Innovationen im Lehrbetrieb und das Zurückdrängen der durch die Jesuiten vertretenen Scholastik.
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In Bamberg ging aus dem von Fürstbischof Ernst von Mengersdorf 1586 gegründeten Priesterseminar 1648 eine echte Hochschule (Academia Ottoniana Bambergensis) hervor. Durch die zunächst vollständige Dominanz der Jesuiten und die Beschränkung auf zwei Fakultäten reiht sich Bamberg mit Dillingen in die Gruppe der reinen Jesuitenakademien ein. Nach Auflösung des Jesuitenordens konnte hieraus 1773 die Universitas Ottoniana Fridericiana mit einer Universitätsverfassung gebildet werden.
bb) Protestantische Gründungen
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Die protestantischen Universitäten unterschieden sich notwendigerweise organisatorisch von ihren katholischen Pendants, da das geistliche Kanzleramt auf die weltliche Regierung überging und zur Finanzierung der Hochschulen aufgelöste kirchliche Stiftungen nun auch ohne päpstliche Zustimmung herangezogen werden konnten. Die erste protestantische Hochschule war Altdorf,[26] die aus dem 1526 auf Anregung Melanchtons gegründeten Nürnberger Gymnasium zu St. Aegidien hervorging. Dieses erhielt 1578 durch kaiserliches Privileg die Graduierungslizenz für die Artes. Die konfessionellen Unterschiede zum katholischen Kaisertum und die Sorge der Stadt um ihre Gerichtsbarkeit verhinderten lange die Gründung einer Volluniversität, so dass Altdorf einen protestantisch-reichsstädtischen Typ der humanistischen Hochschule mit universitätsähnlichen Strukturen verkörpert. Durch kaiserliches Privileg von 1622 und Privilegienverbesserung von 1696 konnte sich Altdorf schließlich auch formal als Universität verfassen. Als der Hochschule im 18. Jahrhundert eine starke Konkurrenz in Erlangen entstand, wurde sie so geschwächt, dass 1809 die territoriale Einverleibung nach Bayern zugleich die Auflösung der Universität nach sich zog.
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Die Universität Erlangen[27] war gleichzeitig die letzte Universitätsgründung vor der napoleonischen Eroberung. Die ohnehin rege Schulpolitik der Markgrafen von Bayreuth-Ansbach hatte bereits im 16. Jahrhundert Bestrebungen nach einer Universität aufkommen lassen. Ausgangspunkt der heutigen Erlanger Universität war aber die erst 1702 eröffnete Ritterakademie in der seit 1686 vorangetriebenen Hugenottensiedlung Christian-Erlang.[28] Diese wurde 1741 mit dem Gymnasium Ernestinum in Bayreuth vereinigt und avancierte dort zur Bayreuther Academia Fridericiana (14. März 1742). Die Akademie wurde jedoch nach Erteilung eines kaiserlichen Privilegs sogleich nach Erlangen zurückverlegt und dort als Universität am 4. November 1743 eröffnet.[29] Dem Landesherrn war der Titel eines Rector Magnificentissimus vorbehalten. Die Aufsichtsfunktion lag zunächst in den Händen eines Direktors, seit 1746 beim Kurator, wurde seit 1751 aber durch Kollegialorgane ausgeübt. Konzipiert war Erlangen als protestantische Staatsuniversität im Geiste der Aufklärung mit Funktionen vor allem für den staatlichen Beamtenapparat. Die Universität litt in der Folgezeit allerdings unter einer finanziellen Unterversorgung, so dass erst die preußischen Reformen eine Stabilisierung der Hochschule ermöglichten.
cc) Kurzlebige Gründungen und Zwischenformen
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Beispiele kurzlebiger Gründungen finden sich etwa in Ottobeuren,[30] Schulen mit zumindest universitärem Charakter etwa in Passau.[31] Eine der wichtigsten Formen zwischen Hochschule und Gymnasium bildeten die Lyzeen,[32] von denen zahlreiche an den Schnittpunkten von Humanismus, Reformation und katholischer Reform entstanden. Eine besondere Rolle spielte das Collegium Willibaldinum in Eichstätt,[33] gegründet als ältestes tridentinisches Seminar 1564 durch Bischof Martin von Schaumberg. Durch Privileg von 1565 war es möglich, dass Studenten des Seminars an der Ingolstädter Universität einen akademischen Grad erwerben konnten.[34] Weitere Zwischenformen zwischen Gymnasium, Fachschule und Universität bildeten die auf den Adel ausgerichteten und auf die Regierungsführung spezialisierten Ritterakademien[35] sowie verschiedene städtische Einrichtungen, die etwa unter dem Titel eines Gymnasium illustre, eines Athenaeum, Paedagogium oder Lyzeum geführt wurden.[36]