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Das Neue Testament - jüdisch erklärt


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alle Zeugnis von ihm und wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde kamen, und sprachen: Ist das nicht Josefs Sohn? 23 Und er sprach zu ihnen: Ihr werdet mir freilich dies Sprichwort sagen: Arzt, hilf dir selber! Denn wie große Dinge haben wir gehört, die in Kapernaum geschehen sind! Tu so auch hier in deiner Vaterstadt! 24 Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet ist willkommen in seinem Vaterland. 25 Aber wahrhaftig, ich sage euch: Es waren viele Witwen in Israel zur Zeit des Elia, als der Himmel verschlossen war drei Jahre und sechs Monate und eine große Hungersnot herrschte im ganzen Lande, 26 und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt als allein nach Sarepta im Gebiet von Sidon zu einer Witwe. 27 Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, und keiner von ihnen wurde rein als allein Naaman, der Syrer.

       Lk 4,16–30 Die Ablehnung in Nazareth Vgl. Mt 13,53–58; Mk 6,1–6; eine Szene, die nur im LkEv geschildert wird (vielleicht eine Neufassung von Mk 6,1–6; vgl. Mt 13,53–58). Vgl. „Jesu Predigt in der Synagoge“. 4,16 Nach seiner Gewohnheit, Bezug auf V. 15. Um zu lesen, die meisten Menschen in der Antike waren Analphabeten. 4,17 Buch des Propheten Jesaja, ob Nazareth ein eigenes Synagogengebäude hatte oder wohlhabend genug war, eine eigene Jesajarolle zu besitzen, bleibt umstritten (die vollständig erhaltene Jesajarolle aus Qumran (1QIsaa) ist 73,4 cm hoch und hat vierundfünfzig Spalten). Jesus liest die Haftara, einen Abschnitt aus den Propheten (Nevi’im), der den wöchentlichen Toraabschnitt ergänzt. Der früheste rabbinische Hinweis auf diese Praxis ist tMeg 4(3),1; allerdings deuten bereits Lk 4 und Apg 13,15 diese Praxis an und in der Forschung wurde dargelegt, dass Philo einen Haftarazyklus vom 17. Tammus bis Jom Kippur kennt. Der Textabschnitt, den Jesus liest, taucht in keinem jüdischen Haftaraverzeichnis auf, das heute benutzt wird. 4,18–19 Der Geist […] ist auf mir, vgl. Lk 3,22. Das Evangelium den Armen […] das Gnadenjahr des Herrn, vgl. Jes 61,1–2; vgl. auch Jes 58,6 und die Tradition des Jobeljahrs in Lev 25 (vgl. bSan 102a). Bezüglich messianischer Interpretation von Jes 61 vgl. 1QH 18,14; 11QMelch 1,18. Den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, ironisch angesichts der Gefangenschaft des Johannes (Lk 3,19–20). Bei Lukas fehlt der jesajanische Verweis auf den „Tag der Rache“ (Jes 61,2). 4,22 Josefs Sohn, vgl. Lk 2,33.48; 3,23. 4,23 Arzt, hilf dir selber, ein ähnliches Sprichwort erscheint in BerR 23,4. Große Dinge […] die in Kapernaum geschehen sind, Lukas beschreibt diese Begebenheiten nicht; vgl. Lk 4,31–41. Kapernaum, von kefar-Nachum, dem Dorf Nachums, ein Fischereizentrum am Galiläischen Meer. 4,24 Wahrlich, gr./hebr. amen, wörtl.: „so sei es“; das einzige hebräische Wort, das Lukas benutzt. Der Ausdruck steht meist am Ende eines Gebetes, aber die Verwendungsweise hier ist nicht speziell jesuanisch, vgl. z.B. Jer 28,6. 4,25–26 Vgl. 1Kön 17,8–16. 4,27 Vgl. 2Kön 5,1–4. 4,28 Von Zorn erfüllt, nicht wegen der Wohltätigkeit, die Nichtjuden erwiesen wurde, sondern weil Jesus ihnen seine Macht vorenthielt. 4,30 Und er ging mitten durch sie hindurch, könnte übernatürliche Fähigkeiten andeuten.

      Diese Erzählung von Jesu Predigt in der örtlichen Synagoge, die Markus‘ Bericht über die Zurückweisung Jesu in Nazareth (Mk 6,2–6) ersetzt, gilt gemeinhin als die Schlüsselerzählung des Lukasevangeliums: Jesus kündigt an, dass er die Vorhersagen Jesajas über den „Gesalbten“ erfülle (Lk 4,18; das griechische echrisen ist mit dem Begriff „Christos“, Gesalbter, verwandt), die Mission unter den Völkern wird angekündigt und die Juden in der Synagoge lehnen ihn in aggressiver Weise ab. Obwohl die Versammlung seine Botschaft anfangs begrüßt (Lk 4,22), steht am Anfang des Erzählprozesses, durch den sich anfängliche Zustimmung in Ablehnung wandelt, die Anspielung auf zwei Vorläufer der Sendung Jesu: Die Propheten Elia und Elischa vollbrachten Wunder nicht für Juden, sondern für Nichtjuden. Lukas beschreibt dann, wie die Versammlung „von Zorn erfüllt“ wurde, Jesus „zur Stadt hinaus [stieß]“ und ihn „an den Abhang des Berges“ führte, „um ihn hinabzustürzen“ (Lk 4,28–29). Die christliche Predigt hat diese bösartige Reaktion bisweilen durch die Vermutung zu erklären versucht, dass die Juden, die nicht nur ethnozentrisch, sondern auch fremdenfeindlich seien, die messianischen Heilszusagen für sich selbst zu sichern suchten; deshalb hätten sie Jesus zu töten versucht, weil er eine frohe Botschaft für Nichtjuden hatte. Solche Schlussfolgerungen interpretieren die jüdische Geschichte falsch. Juden hatten generell gute Beziehungen zu Nichtjuden, wie auch der Vorhof der Nichtjuden im Jerusalemer Tempel, Nichtjuden als Stifter von Synagogen (Lk 7,1–10) und Nichtjuden als Gottesfürchtige (Apg 10) bezeugen. Sie erwarteten auch die Erlösung rechtschaffener Nichtjuden, die dann in Strömen zum Zion pilgern würden, wie Sach 8,23 erwartet: „Zu jener Zeit werden zehn Männer aus allen Sprachen der Völker einen jüdischen Mann beim Zipfel seines Gewandes ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.“ (S. „Jüdische Perspektiven auf Nichtjuden“.) Die Ablehnung Jesu wird nicht von Xenophobie angetrieben; vielmehr ist sie eine Reaktion auf seine Weigerung, seiner Heimatstadt den messianischen Segen zuzusprechen.