Группа авторов

Das Neue Testament - jüdisch erklärt


Скачать книгу

Die Kraft des Herrn, vgl. Num 14,17; 2Kön 3,15; vgl. auch Ri 14; eine solche Macht kann nicht immer anwesend sein und manifestiert sich auf unterschiedliche Weise, meist durch ungewöhnliche Handlungen. 5,19 Ziegel, Markus beschreibt ein Lehmputzdach während Lukas das Haus aufwertet. 5,20 Deine Sünden sind dir vergeben, die Bemerkung impliziert eine Verbindung zwischen Gebrechlichkeit und Sünde (Ex 34,7; Joh 9,2). Auch im Judentum wurde angenommen, dass Dämonen Krankheiten verursachen (vgl. Anm. zu 4,39) und Krankheit eine Prüfung der Rechtschaffenen (v.a. Hiob) und ein Teil des Lebens ist. 5,21 Schriftgelehrte, hebr. soferim. Gotteslästerungen, ein Kapitalverbrechen (Lev 24,14–16), obwohl Jesus hier nicht blasphemisch spricht, indem er den göttlichen Namen benutzt. Hätte er tatsächlich gotteslästerlich geredet, würden seine Gegner mehr tun, als es nur in [ihren] Herzen zu bewegen (V. 22). In 4QOrNab vergibt ein jüdischer Exorzist die Sünden eines erkrankten Mannes. 5,24 Menschensohn, die Selbstbezeichnung Jesu, die sowohl auf Menschen (Ez 2,1; Ps 8,5) als auch auf einen apokalyptischen Erlöser (Dan 7,13–14; äthHen 71) verweisen kann. 5,25 Pries Gott, oder gab Gott die Ehre (oder rühmte); vgl. Lk 18,43. Lukas stellt Jesus zwar nicht mit Gott gleich, aber die Leserschaft konnte diese Verbindung ziehen (vgl. Anm. zu 4,8).

      Die Darstellung der Pharisäer im Lukasevangelium ist außergewöhnlich, in sich inkonsistent und komplex. Positiv hervorzuheben ist zwar, dass Lukas in seinem Passionsbericht keine Pharisäer erwähnt, sie aber als Mitglieder der christlichen Gemeinde nennt (Apg 15,5). Die ersten Worte aber, die er Pharisäern zuschreibt – „Wer ist der, dass er Gotteslästerungen redet?“ (Lk 5,21) – zeigen, dass sie Jesus bestenfalls missverstehen. Als nächstes erscheinen sie missmutig gegen Jesu Jünger, wobei sie Jesus der unangemessenen Tischgemeinschaft bezichtigen (Lk 5,30; ein Punkt, der Lk 15,2 aufgegriffen wird) und die Jünger wegen ihres Versäumnisses, zu fasten, zur Rede stellen (Lk 5,33). In Lk 6,1–5 kritisieren sie die Jünger wegen der Missachtung des Sabbatgebots und in Lk 6,6–11 versuchen Pharisäer, Jesus selbst wegen der Verletzung des Sabbats anzuklagen. Lk 7,29–30 beschreibt, wie die Pharisäer die Taufe des Johannes ablehnen, was für das Lukasevangelium nicht weniger als die Zurückweisung des Heilsplans Gottes bedeutet. In Lk 7,36–50 geht die Geschichte weiter und schildert zusammen mit Lk 11,37–54 und 14,1–24, wie die Pharisäer Jesus zu Tisch einladen. Jedes Mal greift Jesus seine Gastgeber verbal an, z.B. durch die Anklage, sie gehen „vorbei am Recht und an der Liebe Gottes“ (Lk 11,42). Jesus unterweist zudem seine Jünger – in Hörweite von mehreren Tausend Zuhörerinnen und Zuhörern: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das ist die Heuchelei.“ (Lk 12,1)

      In Lk 16,14–15 fügt Lukas ein, dass Pharisäer selbstgerecht seien (ein Punkt, der von Lk 18,9–14 untermauert wird) und „am Geld hängen“. Im Gegensatz dazu gesteht Josephus, der selbst kein großere Bewunderer der Pharisäer war, ihnen zu, sie würden „enthaltsam leben und von keinen Annehmlichkeiten wissen“ (Ant. 18,12). Weiterhin schreibt er, „die Sadduzäer [hätten] nur die Reichen, die Pharisäer aber die große Menge des Volkes auf ihrer Seite“ (Ant. 13,298). Angesichts dieser und ähnlicher Aussagen strahlen potenziell neutrale oder gar freundliche Aktionen der Pharisäer in noch leuchtenderen Farben. Wenn „einige Pharisäer“ Jesus warnen, dass Herodes ihm nach dem Leben trachte (Lk 13,31), dann kann man das als Versuch werten, Jesus von seiner Mission abzubringen. Wenn ein Pharisäer fragt, wann das Reich Gottes komme (Lk 17,20–21), kann man das als Missverständnis des Programms Jesu verstehen. Bei ihrem letzten Auftritt im Evangelium (Lk 19,37–40) ermahnen „einige“ Pharisäer Jesus, er solle seine Jünger tadeln, weil sie ihm als König huldigen. Positiv kann man das so verstehen, dass sie fürchten, dass diese Akklamation römische Repressionen zeitigen würde; man kann das aber auch so interpretieren, als wiesen sie die Ansprüche der Jünger zurück.

       Lk 5,27–28 Die Berufung des Levi (Mt 9,9–13; Mk 2,13–17) 5,27 Zöllner, Anm. zu 3,12. 5,28 Verließ alles, vgl. Anm. zu 5,11.