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Das Neue Testament - jüdisch erklärt


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mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, 46 und sprach zu ihnen: So steht‘s geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; 47 und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an 48 seid ihr dafür Zeugen. 49 Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.

       Lk 24,44–53 Letzte Unterweisungen und Himmelfahrt (Vgl. Mk 16,15.19) 24,44 Vgl. V. 26–27; Apg 28,23. Was von mir geschrieben steht, Lukas betont weiterhin, dass die Schriften Israels Jesu Leben, Tod und Auferstehung vorhergesagt hätten (V. 25–26). Psalmen, diese sind die Eröffnung und der größte Teil der Ketuvim (übers. „Schriften“, vgl. Anm. zu 16,16). 24,45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, ohne göttliche Offenbarung würden die Leserinnen und Leser die Vorhersagen über Jesus in den Schriften nicht sehen (Lk 24,32). 24,46 So steht‘s geschrieben, kein Text erklärt explizit, dass der Messias leiden müsse, und Lukas zitiert auch keine spezielle Bibelstelle. Teilweise werden Jes 53 und Hos 6,2 als Schriftbeweise herangezogen (vgl. auch 1Kor 15,3–4). 24,47 Buße zur Vergebung der Sünden, Apg 5,31; 10,43; 13,38; 26,18; im Judentum wurde geglaubt, dass Gott immer bereit ist, dem Reumütigen zu vergeben. Unter allen Völkern, lässt die Völkermission erahnen (Apg 1,8). 24,49 Was mein Vater verheißen hat, den Heiligen Geist (Apg 2,1–21). 24,50 Betanien, vgl. Anm. zu 19,29. Hob die Hände auf, vgl. Lev 9,22. 24,51 Fuhr auf gen Himmel, vgl. Apg 1,9–11. Dieser Vers erklärt, warum Jesus nicht mehr erscheint. 24,53 Waren allezeit im Tempel, d.h. sie waren regelmäßig im Tempel; Lukas deutet damit an, dass die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu weiterhin gläubige Juden blieben (vgl. Apg 2,46).

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      Einleitung

      Einleitung

      Das Johannesevangelium, das aufgrund seiner Stellung im Neuen Testament auch unter der Bezeichnung „Viertes Evangelium“ bekannt ist, ist ein Evangelium der Widersprüchlichkeiten und Gegensätze sowohl im Hinblick auf seinen Inhalt als auch auf die Reaktionen, die es bei seinen Leserinnen und Lesern hervorruft. Es erzählt die Geschichte des Gottessohnes, der Fleisch wird und einen schändlichen Tod stirbt. Dieser bedeutet zugleich aber auch seine Erhöhung, Himmelfahrt zu Gott und seinen göttlichen Triumph über die Mächte des Bösen. Es zeichnet eine beeindruckende Vision zukünftiger Rettung, die auf eine unerklärliche Weise zugleich schon gegenwärtig real ist. Viele, die das Evangelium lesen, lieben es wegen seiner transzendenten Sprache, die die Leserinnen und Leser aus den konkreten Augenblicken im Leben Jesu in die erhabenen Höhen des Kosmos führt. Andere empfinden sein Beharren auf der exklusiven Wahrheit seiner Botschaft und seine Intoleranz gegenüber anderen Weltbildern als problematisch.

      Die Widersprüchlichkeit des Evangeliums erstreckt sich auch auf seine Beziehung zum Judentum. Es macht einerseits sehr intensiv Gebrauch von den jüdischen Schriften, sowohl in direkten Zitaten und Anspielungen als auch indirekt durch die Verwendung der in ihnen vorkommenden Personen, Motive und Geschichten, die dann im Lichte des Glaubens an Jesus Christus (als den Messias) und Sohn Gottes interpretiert werden. Das Evangelium enthält außerdem zahlreiche Parallelen zu Quellen aus der Zeit des Zweiten Tempels und der Rabbinen sowie Hinweise auf jüdische Praktiken. Höchst problematisch ist andererseits die Darstellung „der Juden“ (gr. hoi Ioudaioi) im Evangelium: „Die Juden“ sind demnach die Erzfeinde Jesu und seiner Jünger, sie sind blind gegenüber der Wahrheit, verfolgen Jesus unnachgiebig und sind federführend bei der Planung seines Todes. Wie sie sich gegenüber Jesus verhalten und wie sie dabei versagen, [an ihn] zu glauben, zeigt, dass sie ihr Bundesverhältnis mit dem Gott Israels aufgekündigt haben und stattdessen Kinder des Teufels sind. Deshalb wurde das Johannesevangelium sowohl als das jüdischste als auch antijüdischste der Evangelien bezeichnet.

      Datierung

      Die Vorschläge für eine Datierung des Johannesevangeliums bewegen sich zwischen 70–130 u.Z. Die Hinweise auf die Tempelzerstörung (Joh 2,19; 11,49–52) legen die Zeit unmittelbar nach dem Ersten Jüdischen Krieg gegen Rom als frühestes Entstehungsdatum nahe. Das späteste Datum ist markiert durch das direkte Zitat von Joh 3,5 bei Justin, dem Märtyrer, in seiner Ersten Apologie, die um 155–157 u.Z. verfasst wurde (Ap. 61,4-5).

      Seit der Zeit der Kirchenväter haben Ausleger versucht, das Entstehungsdatum weiter einzugrenzen. Allerdings erschweren verschiedene Unsicherheitsfaktoren diese Aufgabe. Ein Aspekt ist dabei die Frage nach dem Verhältnis des Johannesevangeliums zu den Synoptikern (Matthäus, Markus und Lukas). Der Kirchenvater Clemens von Alexandrien (ca. 150–211/216) wird vom Kirchenhistoriker Euseb von Cäsarea (h.e. 6,14,7) mit der Aussage zitiert, dass Johannes sein Evangelium als Ergänzung zu den anderen Evangelien geschrieben habe. Doch ist das Verhältnis des Vierten Evangeliums zu den Synoptikern bis heute umstritten. Auf der einen Seite bietet Johannes viele unmittelbare Parallelen zu den Synoptikern, wie die Speisung der Vielen (6,1–14; s.a. Mt 14,13–21; Mk 6,30-44; Lk 9,10–17) und Jesu Seewandel (Joh 6,16–21; s.a. Mt 14,22; Mk 6,45–51). Auf der anderen Seite ist ein Großteil des Erzählstoffs – etwa die Hochzeit zu Kana (Joh 2,1–13), die Begegnung Jesu mit der Samaritanerin (Joh 4,1–42) oder