gingen davon aus, dass weise Menschen Frieden stiften wollen (bBer 64a; PesK 18,6–9). 5,10–12 Die Jünger werden gemeinsam leiden (vgl. Mt 10,23; 13,53–58; 16,24–25; 24,9–10; Röm 8,17; Offb 1,9; 20,4). 5,10–11 Um der Gerechtigkeit willen verfolgt, die Jesusgläubigen sahen sich von jüdischer ebenso wie von nichtjüdischer Seite mit Feindseligkeiten konfrontiert (vgl. 1Thess 2,2.14–15; 1Petr 3,14; 4,14; 5,8; vgl. auch Ps 37,11). Der Vers könnte auch auf die Jüdinnen und Juden verweisen, die lieber den Tod wählten, als eine schwere Sünde zu begehen. Das jüdische Konzept des kidusch ha-schem (übers. „Heiligung des Namens [Gottes]“) verfügt, man solle besser den Tod erleiden als Götzendienst, Unzucht oder einen Mord zu begehen (vgl. bSan 74a). 5,12 Vgl. Mt 23,30–37; Apg 7,52.
Seligpreisungen und Antithesen
Der Ausdruck „Selig sind …“ (gr. makarioi) kommt in der LXX 68 Mal vor, zumeist als Wiedergabe des hebräischen ’aschrej („glücklich sind …“); s. z.B. Ps 84,5: „Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar.“ Für die Seligpreisungen gibt es auch in inhaltlicher Hinsicht biblische Vorläufer. So könnten „Selig sind, die da geistlich arm sind“ (Mt 5,3) und „Selig sind, die da Leid tragen“ (Mt 5,4) von Jes 61,1–3 abhängig sein, wo ebenfalls von den Armen und den Trauernden gesprochen wird. „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen“ ist eine Anspielung auf Ps 37,11 (LXX Ps 36,11; s.a. Jes 61,7). Der hebräische Text des Psalms spricht vom Erben des „Landes“ (ha-’ārez), was man als Anspielung auf das Land Israel sehen sollte. Die LXX und in ihrem Gefolge das NT liest gē, was entweder als „Land“ oder „Erde“ übersetzt werden kann. Die Übersetzung mit „Erde“ wurde von manchen Christen als Universalisierung eines Textes verstanden, der ursprünglich das Volk Israel mit seinem Stammland Israel verband. Das Eintreten für die, die „hungern“ oder „dürsten“, lässt Ps 107,5–6.9 anklingen (s.a. Ps 22,26); Spr 14,21LXX (s.a. Spr 17,5LXX) steht im Hintergrund der Sorge um die Barmherzigen. „Reinen Herzens“ erinnert an Ps 24,3–6 (s.a. Ps 73,1), wo ebenfalls auf das Land Bezug genommen wird; in dem Ausdruck klingt auch Ps 51,12 (LXX 50,12) an.
Kap.5 schließt mit einer Reihung von sechs Sprüchen, die wegen ihrer Form als Antithesen bekannt sind: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist … Ich aber sage euch …“ (Mt 5,21–48). Manche Fachleute missverstehen diese Antithesen als Absagen an die Tora. Da Jesus jedoch kurz vorher festgestellt hat, dass er nicht gekommen sei, die Tora aufzulösen (Mt 5,17–20), ist dies allerdings bestimmt nicht gemeint. Vielmehr verschärfen diese Antithesen das Gesetz oder in jüdischer Begrifflichkeit: sie „errichten einen Zaun um die Tora“ (s. mAv 1,1), d.h. sie gebieten, ein Gebot oder Verbot deutlich über seine Mindesterfordernisse hinaus zu befolgen, um sicherzustellen, dass das Gebot selbst beachtet wird. Die „Zäune“ in den Antithesen betreffen sowohl die Einstellung als auch das Handeln: Um Mord und Totschlag zu wehren, zürnt nicht; um Ehebruch zu verhindern, begehrt nicht; um einem falschen Schwur vorzubeugen, schwört gar nicht, denn alle Aussagen eines Menschen sollten ehrlich sein. In zwei Fällen schlagen die Antithesen von Geboten in Verhaltensmaßregeln um: Erstens wandelt Jesus das Thema der Verstümmelung, das sich in „Auge um Auge“ (Mt 5,38) ausdrückt, in nicht-körperliche Verletzungen ab. Zweitens gibt es kein Gebot, seinen Feind „zu hassen“ (Mt 5,43); Spr 24 und 25 ordnen vielmehr seine faire Behandlung an. Auch hier wieder verschärft Jesus die Tora, indem er nicht nur gerechtes Verhalten gegenüber dem Feind gebietet, sondern die Feindesliebe.
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt[*], womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Mt 5,13–16 Salz und Licht (Mk 9,49–50; Lk 14,34–35) 5,13 Salz, nach alten mesopotamischen Vorstellungen symbolisiert Salz Reinheit und Weisheit (Ex 30,35; 2Kön 2,19–22; Ez 16,4; bSota 49b). 5,14 Licht der Welt, Phil 2,15; Joh 8,12 verwendet das Epitheton mit Bezug auf Jesus; vgl. auch Jes 42,6; 49,6; 51,4–5; Spr 6,23; Dan 12,3; Sir 32,16; Joh 1,4–5; Tan 2. Die Schriften vom Toten Meer sprechen von den „Kindern des Lichts“, die auf der Seite Gottes stehen (vgl. 1QS 2,3; 3,3.19–21; 1QM 13,5–6.14–15). 5,16 Gute Werke, Matthäus besteht darauf, dass der Glaube immer von Taten begleitet wird (Mt 25,32–46).
17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. 19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.
20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Mt 5,17–20 Ansichten bezüglich der Tora 5,17 Gesetz, gr. nomos, in der LXX für hebr. tora. An dieser Stelle verweist der Begriff (in Verbindung mit „die Propheten“, gr. prophētēs) auf die Tora und die Nevi’im des Tanach (und nicht auf die Propheten selbst wie in V. 12); es wäre möglich, dass „das Gesetz und die Propheten“ ein Terminus technicus für den entstehenden jüdischen Kanon war. Nicht gekommen aufzulösen, der Jesus des MtEv hält an der Tora fest. Apg 6,13–14 vertitt die Ansicht, dass die Anschuldigung, Jesus habe die Tora aufgehoben, eine falsche Behauptung sei. 5,18