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Das Neue Testament - jüdisch erklärt


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Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir‘s vergelten.

       Mt 6,1–8 Frömmigkeit 6,1 Gerechtigkeit, gr. dikaiosynē, wörtl. „Rechtschaffenheit“, vgl. Anm. zu 1,19; Mt 3,15; 5,6.10.20; 6,33; 9,13; 21,32; 25,37.46; vgl. auch 1Sam 16,7; Röm 2,28–29. Von ihnen gesehen zu werden, zum Konzept „Gerechtigkeit im Privaten“, vgl. bSuk 49b: Die Tora ordnet an, dass man sich im Bereich des öffentlichen und privaten Gebets sowie bei rituellen Handlungen „demütig bewegt“. Lohn, vgl. mAv 1,3 („Seid nicht wie Knechte, die dem Herrn dienen, um dafür Lohn zu erhalten“). Vater im Himmel, vgl. Anm. zu 5,45. 6,2 Almosen, vgl. Dtn 14,28–29; 15,11; 24,19–22; Tob 4,7; 12,8; vgl. auch bGit 11b; das Geben von Almosen wurde zu einer zunehmend bedeutsameren Praxis im hellenistischen und rabbinischen Judentum. Ausposaunen, entgegen einer christlichen Unterstellung, wurde im Judentum eine Spende nicht durch Trompeten bekanntgeben. Heuchler, ursprünglich ein gr. Begriff für „Schauspieler“, der später diejenigen bezeichnete, die öffentliche Bewunderung suchen oder trügerisch sind; Matthäus bezieht den Terminus meist auf die Pharisäer (Mt 6,2.5.16; 7,5; 15,7; 22,18; 23 passim; vgl. Hab 2,5; Spr 21,24; 2Makk 6,25; mAv 1,3; bSan 103a; PsSal 4,1–6.20); die Rabbinen nutzten den Begriff, um auf eine der vier Menschengruppen hinzuweisen, die sich nicht in der Herrlichkeit der göttlichen Gegenwart (hebr. schechina) sonnen werden (neben den „Heuchlern“ auch die Lügner, Spötter und Verleumder). Diese Polemik spiegelt vermutlich Rivalitäten aus der Zeit des Verfassers des MtEv wider. Synagogen, vgl. Anm. zu 4,23. 6,4 Almosen verborgen bleibe[n], Maimonides, ein jüdischer Philosoph aus dem 12. Jh. u.Z., bewarb anonyme Almosen als zweithöchste seiner acht Stufen der zedaqa (übers. „Wohltätigkeit“; die höchste ist die Unterstützung eines anderen Juden durch finanzielle Mittel oder andere Arten des Beistands). Vgl. auch bSuk 49b, wo die Rabbinen erörtern, dass gemilut chasidim – übers. „Werke der liebevollen Zuwendung“ – Almosen überbieten kann. 6,5–6 Vgl. Lk 18,10–14. Wenn ihr betet, traditionell werden dreimal am Tag jüdische Gebete gesprochen: Morgens, am späten Nachmittag und am frühen Abend (vgl. Dan 6,11 und Apg 3,1; 10,2–3.30; Did 8,3; mBer 4,1; tBer 3,1; bBer 26a–b). Jesus verbietet das öffentliche Gebet nicht, sondern verurteilt diejenigen, die durch ihr Verhalten beim Gebet Aufmerksamkeit erheischen wollen (vgl. Mt 23,5–7; Jes 26,20). 6,7 Nicht viel plappern, bBer 55a verurteilt wortreiche Gebete. 6,8 Euer Vater weiß, der jüdische Philosoph Philo deutete an, dass Gott die Gründe für ein Gebet bereits kennt, sich aber trotzdem wünscht, um Hilfe gebeten zu werden, vgl. Mos. 2,217.

      Unser Vater im Himmel!

      Dein Name werde geheiligt.

      Dein Wille geschehe

      wie im Himmel so auf Erden.

      wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.[*]

      sondern erlöse uns von dem Bösen.

      [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.][*]

       Mt 6,9–15 Das „Vaterunser“ oder „Herrengebet“ (Lk 11,2–4) 6,9 Vater im Himmel, vgl. Anm. zu 5,45. Dein Name werde geheiligt, vgl. Ps 105,3 („Rühmet seinen heiligen Namen“); das aramäische Kaddisch Gebet (aus dem hebr. qadosch, übers. „heilig“, z.B. Jes 6,3, die Quelle des Gebetes), das in talmudischer Zeit gebräuchlicher wurde (bJev 79a; bSota 49a; SifDev 32,3; MTeh 25,13), setzt ein mit „Verherrlicht und geheiligt werde Gottes großer Name“ (vgl. Lev 22,32; Jes 29,23; Ez 36,23; Ps 113,2 sowie Dtn 32,3; Joh 17; Did 8,2; 9,2–4; 1QM 11,15). 6,10 Dein Wille geschehe, die Rabbinen betonen den Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen (mAv 1,11; tBer 3,7; bBer 29b; bMeg 29b; bJom 53b; 86b). Wie im Himmel, Engel haben keine eigene, unabhängige Macht (vgl. z.B. Hiob 1–2). 6,11 Tägliches Brot, vermutlich die Wiedergabe einer aramäischen Vorlage, möglicherweise lechema machar, was „Brot für morgen“ oder das eschatologische Festmahl bedeutet. 6,12 Schuld, Sünden wurden als „Schuld[en]“ angesehen (Dtn 15,1–2; vgl. auch BerR 85,2; 92,9; ShemR 25,6; 31,1; PesR 11,23; 51,8). Vgl. Lk 11,4, wo das Wort „Sünde“ verwendet wird. Vgl. Anm. zu 18,23–35. 6,13 Versuchung, oder „Zeit der Prüfung“, vgl. 2Thess 3,3; Jak 1,13. Dem Bösen, Satan; bBer 60b überliefert Beispiele von ähnlichen Gebeten. 6,14