Christopher W. Blackwell

Mythologie für Dummies


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Die Griechen nannten das Schwarze Meer den Pontos Euxeinos, was so viel bedeutet wie das Meer, das zu seinen Gästen freundlich ist. Zum Teil beruhte dieser sehr positive Name wohl eher auf Wunschdenken. Archäologen fanden nämlich auf dem Grund des Schwarzen Meeres zahlreiche aus der Antike stammende Schiffswracks. Das Wort »Mare Mediterraneum« für Mittelmeer kommt aus dem Lateinischen und bedeutet »Meer in der Mitte des Landes«.

      Um den Rand der den Griechen bekannten Landmasse floss der große Weltstrom Okeanos.

       Immerwährender Müßiggang: Die Hyperboreer

      In einem Land nördlich des Okeanos lebten die Hyperboreer, von denen man annimmt, ihr Land habe dem heutigen Großbritannien entsprochen. Den Griechen galt es als Land des Tanzes, der Musik sowie des immerwährenden Glücks. Die Musen lebten in unmittelbarer Nähe. Die Bewohner dieses Landes sollten sagenhafte eintausend Jahre alt werden. Der Gott Apoll verbrachte die Winterzeit dort.

       Festmähler mit Berühmtheiten: Die Äthiopier

      Im Süden Griechenlands lag Äthiopien. Die Mythologie besagt, dass die Bewohner von Äthiopien sich gut mit den Göttern verstanden und besonders gastfreundlich waren. Wenn in griechischen Mythen Versammlungen von Göttern beschrieben werden, fehlt oft der eine oder andere Gott. Gewöhnlich ist dieser Gott dann gerade bei den Äthiopiern zu einem Festmahl eingeladen.

       Das Böse in hübscher Verpackung: Pandora, die erste Frau

      Er erschuf eine Frau namens Pandora. Alle Götter statteten sie mit besonderen Gaben aus. Von Aphrodite erhielt sie die Schönheit; Hermes gab ihr die Überzeugungskraft und Apoll beschenkte sie mit der Gabe der Musikalität. Der Name Pandora bedeutet übersetzt »die Gaben aller« beziehungsweise »die, die alle Gaben besitzt«. Das Entscheidende aber war, dass Pandora erschaffen wurde, um neugierig zu sein. Sie wurde auf die Erde geschickt und Epimetheus an die Seite gestellt.

      Die Büchse der Pandoraund das Unglück der Menschen

      Der leichtgläubige Epimetheus war ganz begeistert von seiner neuen Frau, ungeachtet der Warnungen seines Bruders Prometheus, niemals Geschenke von den Göttern anzunehmen. Prometheus sollte natürlich recht behalten. Pandora brachte nämlich noch ein weiteres Geschenk der Götter mit auf die Erde – eine Büchse, die sie ihr gegeben hatten mit der Warnung, diese niemals zu öffnen. Da Pandora aber von ihrer Natur her sehr neugierig war, vermochte sie der Versuchung nicht standzuhalten. Eines Tages also öffnete sie die Büchse.

      

Man nennt Pandoras Behälter heute eine »Büchse«; in der Antike sprach man dagegen eher von einem Topf oder Gefäß.

      Dies erwies sich als fataler Fehler! Sobald Pandora den Deckel ein wenig gelüpft hatte, schlüpfen Hunderte der schrecklichsten Ungeheuer aus der Büchse heraus. Es waren all die Plagen und Qualen, unter denen die Menschen seitdem zu leiden haben. Pandora schlug den Deckel sofort wieder zu. Aber es war zu spät – das Böse war schon entwichen. Etwas aber hatte keine Zeit mehr, der Büchse zu entfleuchen. Es war die Hoffnung.

       Ist die Büchse halb voll oder halb leer?

      Man kann den Mythos von der Büchse der Pandora auf zweierlei Weise deuten:

       Positiv interpretiert könnte man sagen, dass die Hoffnung sich noch im Besitz der Menschen befindet und uns dabei behilflich ist, mit all dem Schrecken in der Welt fertig zu werden.

       Stellt man aber in Rechnung, dass die griechischen Mythen von einem doch eher pessimistischen Grundton geprägt sind, liegt eine andere Deutung des Mythos näher: Pandora ließ die Übel in die Welt entweichen; die Hoffnung aber hielt sie in der Büchse fest. Gewalt, Seuchen, Hunger, Armut und schwere körperliche Arbeit sind also unsere ständigen Weggefährten, die Hoffnung ist es dagegen nicht.

      

Der Ausdruck »Die Büchse der Pandora« wird heute verwendet, wenn man von etwas sagt, dass es besser ungeöffnet oder unangetastet bleiben und man sich besser nicht weiter damit befassen sollte wegen derGefahr, dass etwas Schlimmes daraus erwachsen könnte.

      In der griechischen Mythologie gibt es die Geschichte einer großen Sintflut, die bis auf einige wenige Tugendhafte alle Bewohner der Erde tötete. Ähnliche Sintflutgeschichten gibt es auch bei den Hebräern und in Mesopotamien (mehr zu diesen Mythen in Kapitel 16). Der griechische Sintflutmythos unterscheidet sich nicht vom typischen Muster derartiger Mythen, bei denen während einer alles überschwemmenden Flut alle bis auf ein von den Göttern auserwähltes Menschenpaar ertrinken.

      Die schönste Version dieses griechischen Mythos ist uns von dem Dichter Ovid erhalten. Er war Römer und lebte im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Seine Version finden wir in den Metamorphosen, einem langen Versepos, in dem Ovid sich vieler griechischer Mythen bedient. Das alles bestimmende Hauptthema der Versdichtung ist »die unablässige Veränderung der Dinge und ihr ständiger Wechsel in andere Zustände«. Die Idee einer großen Sintflut lieferte ihm wunderbare Ideen für sein Gedicht. So gibt es Szenen, in denen Delfine durch ehemalige Kornfelder schwimmen, Menschen in Booten rudern, wo sie einstmals den Boden bestellten, oder Fische ihre Nester in hohen Bäumen bauen.

       Ein Missbrauch der Gastfreundschaft

       Zeus statuiert ein Exempel

      Zeus, für den die Gastfreundschaft (also die richtige Beziehung zwischen Gästen und Gastgeber) eine besonders hohe Tugend war, blickte einmal kurz auf das ihm Aufgetragene und schleuderte dann einen Blitz auf den Tyrannen und seinen Palast, woraufhin alles in Trümmer sank. Ohne sich noch weiter auf der Erde umzusehen, um herauszufinden, ob es wirklich so schlimm mit den Menschen stünde, kehrte er auf den Olymp zurück.

      

Ovid erwähnte vermutlich nicht ohne Grund, dass der arme Teufel, der unfreiwillig auf Lykaons Speisekarte endete, aus Molossia stammte. In Zeus’ Augen machte diese Tatsache das Verbrechen nur umso schlimmer und verwerflicher. Die Bewohner Molossias unterhielten nämlich eine besondere Beziehung