Christopher W. Blackwell

Mythologie für Dummies


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der Gründe dafür, warum sein Film Star Wars (Krieg der Sterne) 461 Millionen Dollar in die Kinokassen brachte. Sein Film lehnt sich sehr eng an mythologische Vorbilder an. Um Ihnen aber nicht den Spaß zu verderben, verrate ich hier nichts Näheres. Versuchen Sie es doch selbst einmal, vorausgesetzt natürlich, Sie gehören nicht zu der Hand voll Leute, die den Film noch nicht gesehen haben. Nach der Lektüre dieses Buches könnten Sie sich doch den Film noch einmal mit Ihrem neu erworbenen Wissen anschauen und herauszufinden versuchen, welche unterschiedlichen Mythen in George Lucas’ Geschichte in neuer Gestalt wieder auftauchen, einer Geschichte über einen jungen Mann, der die heimatliche Farm verlässt und in Ereignisse von universaler Bedeutung verstrickt wird.

      Möge die Macht mit Ihnen sein!

      Wo alles begann: Die griechische Mythologie

      Ah, die Griechen – jene Kultur, die am Beginn der westlichen Zivilisation steht. In diesem Teil erfahren Sie alles Wissenswerte über die griechischen Götter und Göttinnen und können einige der bekanntesten Geschichten über sie verfolgen. Außerdem werden Sie mit Homers Epen Ilias und Odyssee vertraut gemacht sowie mit den berühmten griechischen Tragödien, die jeder gelesen haben sollte. Wenn Sie sich die verwickelte Geschichte des Ödipus noch einmal vor Augen führen möchten – hier können Sie es tun.

      Der griechische Schöpfungsmythos und einige wirklich uralte griechische Götter

      IN DIESEM KAPITEL

       Die gewaltsame Erschaffung der Welt

       Welche Götter schließlich die Oberhand gewannen

       Die Erschaffung des Menschen: Wie den Menschen das Feuer gebracht wurde und die Not und das Leid in die Welt kamen

      Die Griechen der Antike sahen keine Veranlassung, ihre Mythen in sich geschlossen und widerspruchsfrei zu halten. Es gibt vollkommen unterschiedliche Versionen ein und derselben Geschichte, die friedlich Seite an Seite existierten, ohne dass daran seinerzeit jemand Anstoß genommen zu haben scheint. Dies ist – wie der Leser mittlerweile weiß – ein Charakteristikum von Mythen: Sie sind keine Wissenschaft. Es geht nicht darum, die richtige Antwort zu finden; was zählt, ist, dass man am Ende wenigstens eine richtige Antwort in Händen halten kann. Mitunter mag es sinnvoll erscheinen, dass ein Titan die Menschen aus Lehm geformt hat; zu einer anderen Zeit schien Metall das geeignetere Material für so etwas zu sein.

      Eines wiederholt sich allerdings quer durch alle Schöpfungsmythen der Griechen: Die Schöpfung selbst war keine angenehme Sache. Den Griechen zufolge ist das Scheußliche, das sich die Menschen untereinander antun, nicht nur auf die Menschenwelt beschränkt. Auch zwischen den Menschen und den Göttern wie auch unter den Göttern selbst ist unappetitliches Verhalten gang und gäbe. Alles dreht sich nur darum, die Oberhand zu gewinnen, zu behalten oder wiederzuerlangen.

      Die frühesten Versionen dieser Geschichten sind uns aus dem siebten vorchristlichen Jahrhundert überliefert. Das Leben damals war sicherlich hart und entbehrungsreich, sodass es uns heute nicht verwundern sollte, wenn die Schöpfungsgeschichten aus der damaligen Zeit auch ein recht dunkles Bild des Geschehens entwerfen.

      Die vollständigste überlieferte Version des griechischen Schöpfungsmythos ist eine Dichtung Hesiods mit dem Titel Theogonie (Die Geburt der Götter). Hesiod lebte im späten achten oder frühen siebten Jahrhundert vor Christus. Über Hesiod ist nicht viel überliefert, außer dass sein Vater sein ganzes Vermögen verlor, als sein Schiff unterging und sein Bruder ihn um sein Erbe betrügen wollte. Vielleicht erklären diese beiden biografischen Details einiges von dem, was Sie im Folgenden erfahren werden.

      Der Leser sollte immer im Hinterkopf behalten, dass der folgende Schöpfungsmythos nur eine Version der griechischen Schöpfungsmythen darstellt, ein besonders gelungener und vollständiger zwar, aber doch nicht der einzige.

       Die erste Generation von Göttern

      Am Anfang war das Chaos. Finsternis umgab die Erde. Bei Hesiod wurde die Welt nicht aus dem Nichts erschaffen. Es gab schon Materie (Chaos), nur hatte sie noch keine Form; es herrschte Durcheinander und es war dunkel.

      Nach dem Chaos entstanden fünf Gottheiten (wie, bleibt einigermaßen im Dunkeln). Sie begannen der formlosen Ur-Materie Struktur zu geben, sie zu trennen und ihr Ort und Zeit zuzuweisen. Sie bereiteten der weiteren Schöpfung den Boden. Die fünf Gottheiten waren: Gaia (die Mutter Erde) , Tartaros (die Unterwelt), Erebos (die Finsternis, die die Unterwelt umgibt), Nyx (die Finsternis, die die Erde einhüllt) und Eros (die Liebe).

      Die Uneinigkeit gebar später die folgenden anderen Mächte: Mord, Massaker, Kampf und Verbrechen.

       Die Geburt der Erde

      Die Erde war die Stütze, die den Himmel über sich hielt. Die Erde war weiblich. Sie hieß »Gaia«. Der Himmel über ihr (das Kind der Erde) war männlich und hieß »Uranos«.

      Gaia und Uranos hatten eine Reihe von Nachkommen. Zuerst gebar die Erde eine Anzahl Ungeheuer; dann, nachdem sie die Unvollkommenheiten bei ihren Schöpfungen erkannt hatten, machten sie es besser und erschufen einige Götter, die wir heute als Titanen kennen.

       Unsere Kinder sind wirkliche Ungeheuer

      Die ersten drei Kinder von Gaia und Uranos waren Ungeheuer mit jeweils hundert Händen (Hekatoncheiren) und fünfzig Köpfen. Es muss für ihre Eltern ein wenig überraschend gewesen sein, als sie sie zum ersten Mal erblickten.

      Ihre nächsten drei Kinder waren die Zyklopen, riesige Ungeheuer, die nur ein Auge besaßen, das mitten auf ihrer Stirn saß. Die Zyklopen waren riesenhaft groß und hatten ungeheure Körperkräfte (man darf sie aber nicht mit der Gruppe der Giganten verwechseln, denen wir uns später widmen werden). Die drei Zyklopen hießen (nach Hesiod):

       Brontes (»Donner«),

       Steropes (»Blitz«) und

       Arges (»der Scheinende«).

      

Das Wort Zyklop (auch Kyklop geschrieben) bedeutet