Christopher W. Blackwell

Mythologie für Dummies


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in Kapitel 4, 5 und 10.)

       Die Sterne waren aber nicht nur griechisch

      Eine leicht erkennbare Sternenkonstellation (oder genauer ein »Sternhaufen«, da es sich nicht im eigentlichen Sinne um ein Sternbild handelt) sind die Pleiaden oder »Sieben Schwestern«. Für die Griechen symbolisierten sie die Töchter des Atlas: Alkyone, Merope, Kelaino, Taygete, Maia, Elektra und Sterope.

      Die Griechen besitzen allerdings nicht das Monopol auf Mythen, genauso wenig wie auf Sternbilder. Den Ägyptern waren diese sieben Sterne ebenfalls ein Begriff. Manche Ägyptologen sind der Ansicht, dass die sieben Kammern der »Großen Pyramide« mit diesen sieben Sternen in enger Verbindung stehen. Bei den Schwarzfußindianern Nordamerikas war dieser Sternhaufen bekannt als die »Sechs Brüder« (einer der sieben Sterne leuchtet nur schwach). Die Geschichte, die dieser Indianerstamm dazu erzählt, handelt von sechs Jungen, die zu arm waren, sich schöne, warme Decken aus Büffelfell zu leisten. Als ihre Freunde sie deswegen auszulachen begannen, sagten sie ihnen, sie sollten sich gefälligst um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Anschließend stiegen sie zum Himmel empor und sind noch heute dort zu sehen. Im Südpazifik wiederum sind die Pleiaden den Polynesiern als Mata-riki bekannt, was übersetzt »Kleine Augen« bedeutet.

      Auch die NASA ist in Mythologie vernarrt

      Nachdem nun schon der gesamte Sternenhimmel mit mythologischen Namen übersät war, beschloss die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA, auch für ihre Raumfahrtprogramme und Raketen Namen zu verwenden, die der Mythologie entstammen. Das erste Raumfahrtprogramm betitelte man »Mercury«, benannt nach dem römischen Götterboten Mercurius.

      

Der Name war kein Zufall, sollte er doch der Sowjetunion »eine Botschaft senden«, nämlich dass die USA den Wettlauf im All aufgenommen hätten. Die Mercury-Kapseln (mehr zu Mercurius in Kapitel 10) wurden mit einer Trägerrakete namens Atlas (vergleiche Kapitel 3) ins All befördert, einer Rakete also, die nach der Titanengestalt benannt war, die den Himmel auf ihren Schultern trug.

      Das Gemini-Projekt folgte im Anschluss an Mercury. Namensgeber waren hier die Zwillinge Castor und Pollux (vergleiche Kapitel 6). Im Lateinischen heißt Zwillinge gemini. Der Grund für diese Namenswahl war der Umstand, dass die Gemini-Kapseln zwei Astronauten befördern konnten. Die Kapseln saßen auf der Spitze einer Rakete mit Namen Titan. Dem Mondraketenprogramm gab man schließlich den Namen Apollo, benannt nach dem griechischen Gott Apollon, Sohn des Zeus und Gott der Weissagung. Die Astronauten des Apollo-Projekts wurden mit der Saturn-Rakete ins All befördert. Saturn war einer der Titanen (ein Name, der für diese wahrhaft gewaltige Rakete nur allzu passend erscheint). Und wenn demnächst die erste Frau auf dem Mond landen wird, dann unter dem Namen »Artemis« – Apollons Zwillingsschwester.

      Wenn die Menschen in früheren Zeiten sich der Malerei widmeten oder Plastiken anfertigten, so nahmen sie dabei gewöhnlich ihre eigene Mythologie als Vorlage. Als die Menschen lernten, die Schrift zu benutzen, fingen sie als Erstes an, ihre Mythen auf Papier, Papyrus oder Stein festzuhalten. Wie schon erwähnt, sind Mythen langlebig. Selbst die Mythen der Antike tauchen bis heute immer wieder in der Kunst und Literatur auf.

       Kunst ohne Mythen? Unmöglich!

      Mythen griechischer und römischer Herkunft werden nun schon seit 3000 Jahren von Malern und Bildhauern überall auf der Welt immer wieder aufgegriffen. Nach dem Untergang des römischen Imperiums verabschiedeten sich die Mythen der Antike in Europa allerdings für einige Jahrhunderte. Dies hatte vor allem zwei Gründe:

       In Mittel- und Nordeuropa setzte sich nach dem Ende Roms das Christentum durch. Die Künstler dieser Zeit wendeten sich in der Hauptsache christlichen Themen zu und mieden alles »Heidnische«.

       Am Mittelmeer, dort wo der Islam die Oberhand gewonnen hatte, übten sich die Künstler gemäß ihrem Glauben in nicht-figürlicher Kunst (das heißt Kunst, die auf die Darstellung von Menschen, Tieren und Pflanzen und allem anderen Gegenständlichen verzichtete). Der Koran (und eigentlich auch der Talmud und die Bibel) verbot jede bildliche Darstellung. Die islamischen Künstler konzentrierten sich also auf abstrakte dekorative Elemente und auf die Kalligrafie.

      Mit dem Beginn der Renaissance in Europa änderte sich diese Situation grundlegend. Renaissance bedeutet übersetzt »Wiedergeburt«. Das, was wiedergeboren wurde, waren nichts anderes als das Wissen und die Kultur der vorchristlichen, griechisch-römischen Antike. Für die Kunst hatte diese neue Denkungsart die Folge, dass sich die Künstler wieder verstärkt der natürlichen Welt zuwandten (und nicht mehr ausschließlich der göttlichen) und vermehrt Elemente griechischer und römischer Mythologien in ihre Arbeit einfließen ließen.

       Mythen sind einfach verdammt gute Geschichten

      In der Literatur lassen sich ähnliche Beobachtungen anstellen. Mythische Geschichten sind eine großartige Grundlage für die Erfindung neuer Geschichten und Erzählungen. Im Mythenschatz der Menschheit kommt in symbolischer Form die Wahrheit zum Vorschein. Noch wichtiger dabei aber ist, dass mythische Symbole von den unterschiedlichsten Menschen und Kulturen geteilt werden. Deswegen bedienen sich Dichter ihrer so gerne. Sie ermöglichen es ihnen, eigene Ideen und Gedanken mit universalen Wahrheiten in Beziehung zu setzen, die vom geübten Leser leicht erkannt werden können. Man kann hinter vielen (wenn nicht sogar den meisten) guten Büchern einen oder mehrere Mythen erkennen.

       Der göttliche Dante

      Dante Alighieri lebte in Florenz im Italien des 13. Jahrhunderts. Dantes berühmtestes Buch ist die Göttliche Komödie. Das Buch ist ein einziges langes, in drei Teile untergliedertes Gedicht. Es beschreibt den Weg des Dichters durch die Hölle, das Fegefeuer und schließlich in den Himmel. Die drei Teile des Buches tragen entsprechend die Namen dieser Orte: »Inferno« (Hölle), »Purgatorium« (Fegefeuer) und »Paradies« (Himmel).

      

Das Gedicht ist von der Gattung her eine »Komödie«, weil die Hauptfigur ihre Reise in einer misslichen Lage beginnt, am Ende aber alles für sie gut ausgeht (sie sich der vollkommenen Herrlichkeit Gottes bewusst wird). Allzu viele Witze sollten Sie dabei hingegen nicht erwarten.