Christopher W. Blackwell

Mythologie für Dummies


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war mit der Göttin Hera verheiratet. Hera erscheint uns heute als recht komplexe Göttin. Man verehrte sie mal als Göttin des Landes (der Gärten und Tiere) und mal als Schutzpatronin der Städte (besonders der Stadt Argos). Nach ihrer Heirat mit Zeus hatte sie hauptsächlich die Aufgabe, das Königtum zu repräsentieren. Königin Hera ist ihr am häufigsten anzutreffendes Beiwort. Die Menschen verbanden mit Hera darüber hinaus die Institution der Ehe, was in gewisser Weise ironisch erscheint, war doch ihre eigene Ehe mit Zeus nicht unbedingt glücklich. In Kapitel 5 werden wir ihrer Beziehung zu Zeus etwas genauer auf den Grund gehen. Heutzutage würde man die beiden wahrscheinlich als Gäste in gewissen nachmittäglichen Talkshows antreffen.

       Darf ich vorstellen: Mein Name ist Zeus!

      Zeus liebte die Menschenfrauen und besuchte die Damen seiner Wahl recht oft. Stieg er zur Erde hinab, änderte er dabei häufig seine Gestalt, damit man ihn nicht erkennen konnte. Mitunter geriet seine Verkleidung recht merkwürdig. Die Nachkommen, die Zeus mit den Frauen auf der Erde zeugte, waren normalerweise Halbgötter. Hera tobte wegen der außerehelichen Eskapaden ihres Göttergatten regelmäßig vor Eifersucht.

      

Im Folgenden eine Liste mit einigen seiner bekannteren Gespielinnen auf Erden:

       Danaë: Er erschien ihr in Form eines goldenen Schauers. Sie gebar den Helden Perseus.

       Alkmene: Die Mutter des Herakles. Zeus suchte sie in der Gestalt ihres Ehemanns auf. Sie verbrachten eine Nacht zusammen. Später erschien ihr Gatte und schlief auch mit ihr. Sie gebar Zwillinge; Herakles war Zeus’ Sohn; das andere Kind war das ihres Ehemanns.

       Leda: Zeus verwandelte sich in einen Schwan, als er Leda besuchte. Sie war die Frau des Tyndareos, des Königs von Sparta. Zusammen hatten sie zwei unsterbliche Kinder:Helena, die später den Trojanischen Krieg auslöste, undPolydeukes, latinisiert Pollux.Leda hatte auch Kinder mit Tyndareos, darunter Kastor (Castor), den Halbzwillingsbruder (so etwas gibt es in der griechischen Mythologie!) des Pollux. Und weil Zeus Leda als Vogel erschienen war, schlüpften Helena und Pollux aus einem Ei! (Mehr über Helena erfahren Sie in Kapitel 7.)

       Io: Bei seiner wunderschönen Geliebten Io war es nicht Zeus, sondern Io, deren Gestalt sich änderte; sie wurde von Zeus in eine weiße Kuh verwandelt. Zeus eifersüchtige Frau Hera bat ihren Gemahl, ihr die Kuh Io als Geschenk zu überlassen. Sodann sandte sie eine Stechmücke, um Io zu quälen. Schließlich verwandelte sich Io wieder zurück in eine Frau und wurde die Stammmutter des Herakles. Das Ionische Meer ist nach ihr benannt. Der römische Dichter Ovid erzählt in seinen Metamorphosen ausführlich die Geschichte der armen Io.

       Europa: Für Europa verwandelte sich Zeus in einen wunderschönen Stier. In dieser Gestalt trug er Europa über das Ägäische Meer nach Kreta. Einer ihrer gemeinsamen Söhne war Minos, der König von Kreta. Der Kontinent Europa wurde nach ihr benannt.

       Ganymed: Nicht alle von Zeus’ Liebhaberinnen waren weiblichen Geschlechts. Ganymed war ein schöner Prinz aus Troja. Zeus brachte ihn in Gestalt eines Adlers zum Olymp, wo Ganymed ihm Wein reichen und andere Dienste erweisen sollte. Ganymeds Vater erhielt im Gegenzug einige prachtvolle Pferde als Geschenk.

       König zu sein ist wahrlich nicht einfach

      Auch wenn Zeus der oberste aller Götter war, so war er doch nicht allmächtig. Nicht nur, dass seine Frau ihm einigen Kummer bereitete (beziehungsweise umgekehrt) – in einigen überlieferten Texten heißt es außerdem, dass er ebenso wie die Sterblichen auf der Erde an das Schicksal gebunden war. So kämpfte beispielsweise während des Trojanischen Krieges (vergleiche Kapitel 7) einer seiner vielen unehelichen Söhne mit Namen Sarpedon auf Seiten Trojas. In der Ilias wird erzählt, wie Zeus erfährt, dass sein Sohn in der kommenden Schlacht getötet werden würde. Er vertraut seiner Frau Hera an, dass er versucht sei, das Leben seines Sohnes zu retten. Hera antwortet ihm daraufhin: »Tu, was du für richtig hältst. Wenn du aber gegen das Schicksal handelst, werden dir die Götter nicht mehr gehorchen.« Zeus konnte dem Schicksal wohl trotzen, wenn er es nur wollte; tat er es aber, so verlor er seine Autorität den anderen Göttern gegenüber.

       Poseidon, Gott des Meeres und mit Leib und Seele Macho

      Poseidon war der Gott des Meeres. Zu seinem Verantwortungsbereich gehörten aber auch Pferde und Erdbeben, manchmal auch Stiere. Er entfachte Stürme und glättete hinterher die aufgewühlte See. Seine Frau Amphitrite, eine der fünfzig Töchter des Flussgottes Nereus, gebar ihm eine Tochter namens Benthesikyme.

      Warum der Meeresgott auch mit Pferden assoziiert wurde, das wissen nur die Götter. Manche Mythenexperten haben die Ansicht vertreten, dass die Verehrung Poseidons gleichzeitig mit der Verbreitung der Pferde in Griechenland auftrat. Die Griechen brachten ihm jedenfalls Pferdeopfer dar, insbesondere Hengste wurden ihm zu Ehren geopfert (Poseidon galt als Gott von enormer Manneskraft). Das geflügelte Pferd Pegasus war sein Nachkomme. Es entstand, als Medusas Blut sich ins Meer ergoss. (Mehr über Pegasus erfahren Sie in Kapitel 6.)

       Poseidons Beinamen

      Einer von Poseidons Beinamen war Erderschütterer – eine angemessene Bezeichnung für den, der die Erdbeben erzeugt. Andere Beinamen für ihn lauteten Wellenaufwühlender, der die Welt Haltende, Ernährer, Voraussehender, Beschützender oder auch Pelagaeus (der zum Meer Gehörende).

       Wer Poseidon besonders verehrte

      

In der Antike konnten die Menschen Plastiken und Bildnisse ihrer Götter leicht an deren Attributen erkennen, die sie in der Hand hielten oder am Körper trugen. Die Darstellung eines Mannes in mittlerem Alter mit einem Blitz war Zeus; hielt er aber einen Dreizack in der Hand, handelte es sich um Poseidon. Ein hübscher Jüngling mit einem Kranz aus Lorbeer war Apollon (lateinisch Apoll); war er mit Efeu geschmückt, so stand man vor Dionysos.

       Aber ich wollte diese Stadt haben!

      Poseidon geriet einmal mit Athene in einen Wettstreit darüber, wer von beiden Schutzpatron der Stadt Athen werden würde (Athen hatte zu dem Zeitpunkt noch keinen beziehungsweise einen anderen Namen). Poseidon versprach den Bewohnern der Stadt viele Pferde und ließ eine Quelle entspringen, deren salziges Wasser vom Berg der Akropolis hinunter in das Zentrum der Stadt floss. Athene wiederum versprach, der Stadt viele Olivenbäume zu schenken. Nun ja, Pferde erschienen den Bewohnern keine so gute Gabe bei dem felsigen Land im Norden und der Ägäis im Süden der Stadt. Eine Salzwasserquelle hatte erst recht keinen praktischen