O. M.

Die Männin


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nicht minder mageren Frau “Iss doch mal einen Keks.” mit “Vielleicht teilen wir uns einen.” antwortet.

      Traumziel ist dabei das Erreichen der Modegröße „Size Zero“ Wer diese erreicht hat, hätte auch keine Probleme damit, eine Kinder-Jeans für eine Zwölfjährige zu tragen.

      Und bei den Männern? Da fällt uns spontan höchstens der eine oder andere Ski-Springer sowie Modezar Karl Lagerfeld ein, aber der läuft sowieso außer Konkurrenz. Wenn Sie nun also vermuten, dass Untergewicht hauptsächlich ein weibliches Problem ist, gibt Ihnen die Statistik Recht: 90% der von Bulimie betroffenen Personen sind weiblich.

      Bild 1: Body-Mass-Index 2005 nach Familienstand

      (Basisdaten (51)) Quelle: Statistisches Bundesamt: Leben in Deutschland. Haushalte, Familien und Gesundheit – Ergebnisse des Mikrozensus 2005, „7. Body-Mass-Index - die Deutschen werden dicker!“)

      Selbst die typischen männlichen Laster wie Rauchen und Trinken sind nicht mehr dass, was sie einmal waren, denn auch da nähern sich die Geschlechter zügig an:

      Bild 2: Raucheranteil an Gesamtbevölkerung getrennt nach Geschlecht

      Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach (80)

      Wenn mann früh zur Arbeit geht, begegnen einem immer mehr junge Frauen, die ihr Frühstück offensichtlich lieber inhalieren als es in fester Form zu sich zu nehmen. 39% der Raucherinnen haben Angst davor, dieses Laster aufzugeben, weil sie eine Gewichtszunahme fürchten. (81)

      Nun kann mann ja der Sorge um Gewichtszunahme noch ein begrenztes Verständnis entgegenbringen. Beim Schutz von noch ungeborenem Leben hört die Toleranz aber auf: Jede vierte Schwangere in Deutschland raucht durchschnittlich 13 Zigaretten pro Tag! Und das, obwohl heutzutage eigentlich jedem die dramatischen negativen Folgen für das werdende Leben bekannt sein sollten: Die Babys werden im Mutterleib schlechter mit Sauerstoff versorgt, sie sind bei der Geburt deutlich dünner und neigen zu Verhaltensstörungen. Sogar eine Ursache für den plötzlichen Kindstod kann darin liegen. (82)

      Auch Übergewicht der Mutter ist für den noch ungeborenen Nachwuchs mit Risiken verbunden, da es dadurch vermehrt zu Frühgeburten kommt oder das Kind per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden muss. Die Zahl der übergewichtigen Schwangeren stieg im Zeitraum von 1990 bis 2007 von 26 Prozent auf 34,5 Prozent. (83)

      Selbst mit der anderen Volksdroge, dem Alkohol, nehmen viele Schwangere es nicht so genau: Obwohl Experten einen vollständigen Alkoholverzicht in der

      Schwangerschaft fordern, trinken einer Studie der Berliner Charité zu Folge 58% der werdenden Mütter in diesem Zeitraum gelegentlich Alkohol. Als Folge werden in Deutschland jedes Jahr 10 000 Kinder mit Alkoholschäden geboren, 4 000 von ihnen weisen schwere körperliche oder geistige Behinderungen auf. Dieses "Fetale Alkoholsyndrom" (FES) ist mittlerweile die häufigste Behinderung bei Neugeborenen und kommt z.B. doppelt so häufig vor, wie das Down-Syndrom. (84) Dies ist übrigens laut der Bundesdrogenbeauftragen Bätzing weder ein Problem der Unterschicht noch der richtigen Information: „Die meisten betroffenen Mütter kommen aus der Mittelschicht und wissen, dass man während der Schwangerschaft nicht trinken sollte.“ (85)

      Frauen vertragen weniger Alkohol. Nicht nur, dass der Alkohol von ihrem Organismus schlechter abgebaut wird. Im weiblichen Gehirn sterben unter Alkoholeinfluss weit mehr Neuronen ab, als im männlichen. Außerdem regeneriert sich das weibliche Gehirn deutlich langsamer. (86) Trotzdem „emanzipieren“ sich Frauen auch beim Thema Alkohol:

       Weibliche Jugendliche holen beim „Kampftrinken“ in großen Schlucken auf. Im Durchschnitt liegen die Jungs in der Statistik zwar noch vorn, aber in Nordrhein-Westfalen mussten im Jahr 2005 z.B. 345 männliche und 361 weibliche Jugendliche bis 15 Jahre wegen übermäßigem Alkoholkonsum in Krankenhäusern behandelt werden. (87) Immer mehr junge Mädchen trinken sogar bis zur Bewusstlosigkeit. „Sie fangen meist ein Jahr früher an als Jungs und trinken häufiger. Bei den Jüngeren, unter 15-jährigen, sind es mittlerweile genauso viele Mädchen wie Jungs“ beschreibt Jörg Wolstein, Professor für Pathopsychologie an der Universität Bamberg, die beunruhigende Situation. (88)

       Entsprechend einer Studie der University of Glasgow tritt Trunksucht bei Frauen in Führungspositionen überdurchschnittlich oft auf. Die Wissenschaftler machen dafür den Kampf um dauerhaften Erfolg in einer Männerdomäne verantwortlich. (89)

       Laut einem Bericht des britischen Senders BBC aus dem Jahr 2006 trinken britische Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren bereits mehr Alkohol als ihre männlichen Altersgenossen. Moira Plant, Expertin für Alkoholstudien an der Universität Western England teilte sogar mit, dass Frauen mit Anfang 20 bereits Leberschäden aufweisen, wie sie sonst bei 60-jährigen Männern anzutreffen waren. (90) Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ titelte ein Jahr später sogar einen entsprechenden Bericht „Britische Mädchen sind Kampftrinker der Zukunft“ (91)

      Auch beim Rauchen bemühen sich Frauen redlich, ihren Rückstand aufzuholen:

       In einer Umfrage unter 1000 Bürgern in Nordrhein-Westfalen begrüßten 59 Prozent der Männer die im Jahr 2008 erfolgte Einführung des Rauchverbots in Kneipen, bei den Frauen waren es nur 46 Prozent. (92)

       Bei Männern geht die Zahl der Lungenkrebsfälle seit Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts stetig zurück, bei Frauen stieg sie in diesem Zeitraum kontinuierlich an. 80 bis 90 Prozent der Todesfälle durch Lungenkrebs sind auf das Rauchen zurückzuführen. (93)

       Während Mitte des 20. Jahrhunderts das Einstiegsalter männlicher Raucher bei 19 Jahren und weiblicher Raucher bei 27 Jahren lag, sind gegenwärtig nur noch geringe Geschlechterunterschiede erkennbar. Vertreter beider Geschlechter greifen mittlerweile mit etwa 17 Jahren erstmals zur Zigarette. (93)

       Mit dem Rauchen aufzuhören fällt Frauen offensichtlich deutlich schwerer, als Männern, denn um so länger geraucht wurde, umso weiter liegen die Männer beim Ausstieg vorne: Nach 50 Jahren Rauchen schaffen es erstaunlich 70% der Männer, mit dem Rauchen aufzuhören, bei den Frauen liegt die Rate hingegen bei 50%. (93)

      Nicht unbeachtet darf mann in diesem Zusammenhang lassen, dass Männer gewöhnlich beruflich stärkerem Stress ausgesetzt sind. Um gesund zu leben, braucht man natürlich auch Zeit und ein entsprechendes Umfeld. Wenn mann zwischen 2 Besprechungen nur 15 Minuten Zeit hat und in der Betriebskantine nur zwischen den Bestsellern Pommes mit Schnitzel oder Curry-Wurst wählen kann, ist es natürlich schwieriger, als wenn mann den Vormittag geruhsam auf dem Biomarkt verbringen kann.

      Um Stress abzubauen helfen natürlich Sport, lange Spaziergänge und ausreichend Schlaf. Zur Not helfen zumindest kurzzeitig aber auch Alkohol und reichhaltiges Essen (deshalb haben U-Boot-Besatzungen gewöhnlich eine sehr gute Verpflegung).

      Laut diverser Studien wie von der Universität Bonn (94) oder der University of New York (95) scheuen Frauen sich vor zu viel Stress im Beruf. Für sie haben persönliche Entfaltungsmöglichkeiten und Jobsicherheit eine höhere Priorität als ein möglichst hohes Einkommen. Sie bevorzugen zudem eher zeitabhängige als leistungsabhängige Entlohnungssysteme, verhandeln weniger hart über die Vertragskonditionen und wundern sich dann später, dass sie weniger verdienen.

      So bevorzugen weibliche Jurastudenten nach Abschluss ihres Studiums deutlich häufiger den öffentlichen Dienst während männliche Absolventen eher eine Karriere in Großkanzleien anstreben, wo die Arbeitsbelastung aber auch der Verdienst höher sind. (95)

      1.7 Frauen können besser zuhören

      Frauen sind sensitiver, einfühlsamer und gehen mehr auf ihren Gesprächspartner ein. Das jedenfalls können wir uns Tag ein