O. M.

Die Männin


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zum Abendessen das gleiche Spiel von neuem – Tagesdecke und Staubfänger wegräumen, Tischdecke zum Essen drauflegen – und so weiter und so weiter.

      Ein Mann könnte nachts um 2.00 Uhr geweckt werden und würde die Frage nach dem Verbleib der Schlagbohrmaschine, seiner Autoschlüssel oder des 12-er Schraubenschlüssels noch im Halbschlaf korrekt beantworten oder seinen Lieblings-Playboy blind aus dem beachtlichen Stapel von Fachzeitschriften unter seinem Bett hervor holen.

      Ein Mann hat zu technischen Gegenständen eine viel engere Bindung, als Frauen. Das liegt daran, dass wir zu diesen Gegenständen eine innere Bindung aufbauen und ihnen eine Seele zubilligen. Deshalb behandeln wir sie auch fürsorglich, wie der Cowboy, der zuerst sein Pferd versorgt, bevor er an sich selber denkt, und räumen sie nach Gebrauch nicht einfach nur aus dem Weg. Heutzutage steht beim Mann an erster Stelle natürlich das Auto. Wir würden es nie verborgen, empfinden selber Schmerzen, wenn jemand unserem Auto einen Kratzer zufügt, leiden mit ihm, wenn wir es bei schlechtem Wetter benutzen müssen und stimmen aus tiefstem Herzen dem Ausspruch von Rallye-Legende Walter Röhrl zu „Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln. Ein Auto braucht Liebe.

      Dass wir Männer den Dingen eine Seele zubilligen, zeigt sich unter anderem auch darin, dass wir ihnen Namen geben. So benennt Formeleins-Weltmeister Sebastian Vettel seinen aktuellen Rennwagen jeweils mit Frauennamen, von „Luscious Liz“, „Kinky Kylie“ und „Abbey“ bis zu „Hungry Heidi“.

      Was heute das Auto ist, war früher das Pferd: Jeder Junge, der einmal Karl May gelesen hat, weiß, dass Old Shatterhand seinen Rappen Hatatitla (Der Blitz) und Apachen-Häuptling Winnetou sein Pferd Iltschi nannte. Das wichtigste technische Gadget des Mannes war über Jahrhunderte sein Schwert: König Arthur nannte seines Excalibur, der Spanier El Cid nannte seine Lieblingswaffen Colada und Tizona. Und von den alten Germanen ist gleich eine ganze Reihe von Namen überliefert: Siegfried aus der Nibelungensage besaß die Schwerter Notung und Balmung, Tourendal nannte sich das Schwert Roland's aus der Roland Saga. Eckesachs und Nagelring hießen die Schwerter Dietrichs von Bern’s.

      Die Frage, inwieweit Ordnung (nach der weiblichen Definition) überhaupt sinnvoll ist, haben wir bisher noch gar nicht betrachtet. Die beiden US-Amerikaner Eric Abrahamson und David Freedman stellen in ihrem Buch „Das perfekte Chaos“ fest, dass ein bisschen Chaos nicht unbedingt schlecht sein muss. „Tatsächlich verschwenden wir viel Zeit, Energie und Geld, wenn wir unsere Kreativität und Arbeitskraft in das enge Korsett der Ordnung zwingen.“ (53) Das Ziel von uns Männern ist also nicht die perfekte Ordnung, sondern das optimale Chaos-Level. Die These des englischen Schriftsteller Terry Pratchett „Das Chaos besiegt die Ordnung, weil es besser organisiert ist.“ erhält deshalb unsere uneingeschränkte männliche Zustimmung

      Selbstverständlich sind wir Männer auch arbeitsorganisatorisch auf dem letzten Stand. So ist uns das nach dem italienischen Ingenieur und Wissenschaftler Vilfredo Pareto (1848-1923) benannte Pareto-Prinzip nicht nur bekannt, sondern – zumindest soweit es unsere häuslichen Pflichten betrifft – in Fleisch und Blut übergegangen. Das Prinzip besagt, dass mit 20 Prozent des Zeit- und Energieaufwandes gewöhnlich 80% der Aufgaben erledigt werden. Die Erledigung der übrigen 20 Prozent Aufgaben erfordert dann denn Einsatz von 80 Prozent Zeit und Energie. Was es bedeutet, diese Erkenntnis auf den Haushalt zu übertragen, dürfte klar sein: Der deutsche Durchschnittsmann wendet täglich 25 Minuten für Putzen und Aufräumen auf, die deutsche Frau hingegen mehr als das doppelte, nämlich 53 min. (54) Wendet man nun das Pareto-Prinzip an und setzt voraus, dass der Mann mit seinem Zeiteinsatz die Wohnung zu 80 Prozent sauber gemacht hat, müsste man, um die Wohnung zu 100% sauber zu bekommen, die fünffache Zeit aufwenden, also insgesamt 125 Minuten. Das schaffen nicht einmal die Frauen: Trotz des deutlich höheren Zeitaufwandes hätten sie unter dieser Prämisse die Wohnung nur zu etwa 90 Prozent sauber bekommen.

      Laut der Umfrage einer Single-Börse (55) saugt ein Viertel der Singlemänner seine Wohnung frühestens nach 2 Wochen, während ein Drittel der Frauen sogar täglich zum Staubsauger greift. 20 Prozent der männlichen Singles putzen ihr Bad „selten oder nie“. Das Bad in einem weiblichen Singlehaushalt wird hingegen mit einer 91-prozentigen Wahrscheinlichkeit mindestens einmal wöchentlich gereinigt.

      Über 20 Prozent der befragten Junggesellen gaben zu, mindestens ein Jahr lang keine Fenster geputzt zu haben und dafür auch keinen Handlungsbedarf zu sehen, solange man noch durchgucken kann. 76 Prozent der alleinstehenden Damen hingegen reinigen die Fenster monatlich oder zumindest „alle paar Monate“.

      Wenig verwundern dürfte das Ergebnis der Umfrage, dass 59 Prozent der Männer erst zum Putzen animiert werden, wenn Besuch ansteht. An dieser Stelle sollte vielleicht Albert Einstein noch einmal zum Thema Ordnung zitiert werden: „Nichts kann existieren ohne Ordnung. Nichts kann entstehen ohne Chaos.“

      Wir Männer sind also in der Lage, mit einem relativ geringen Aufwand unsere Bude in einen leidlich ordentlichen Zustand zu versetzen. Wenn Frauen dann weitere Stunden benötigen, um das letzte Stäubchen in der hintersten Ecke unter dem Bett zu entfernen, ist das letztendlich also ihr Problem, welches getrost als Putzfimmel eingestuft werden kann, keinesfalls aber uns Männern vorgehalten werden sollte.

      Davon einmal abgesehen, lässt mit zunehmender Emanzipation offensichtlich auch der weibliche Ordnungsdrang nach: Eine Umfrage unter 2000 britischen Frauen aus dem Jahr 2007 hat gezeigt, dass britische Frauen heutzutage nur noch halb so viel Zeit (!) wie vor 30 Jahren, nämlich 4 Stunden pro Woche, für den Haushalt investieren. (56)

      Noch ein paar Argumentationshilfen, falls Ihnen Ihre Frau einmal wieder eine gewisse Nachlässigkeit im Zusammenhang mit Ihrer Ordnungsliebe und Reinlichkeit vorwerfen sollte:

       Wer sein Bett n i c h t macht, lebt gesünder! Milben und Keime fühlen sich im gemachten Bett offensichtlich wohler.

       Zuviel Putzen kann durchaus schädlich für die Gesundheit sein. Laut einer Studie des spanischen Epidemiologen Jan-Paul Zock ist „der regelmäßige Gebrauch von Haushaltsreinigungssprays … möglicherweise ein wichtiger Risikofaktor für Asthma bei Erwachsenen“. Das Asthmarisiko bei Erwachsenen durch den Einsatz von Reinigungssprays wie Lufterfrischer, Möbelpolitur und Glasreiniger steigt bereits deutlich, wenn diese im Privathaushalt auch nur einmal pro Woche benutzt werden. Jeder 7. Asthma-Fall könnte darauf zurückgeführt werden.

       Dreck macht glücklich! Dr. Chris Lowry von der University of Bristol, hat mit seinem Team im Jahr 2007 herausgefunden, dass das Bodenbakterium Mycobacterium vaccae die Produktion des Antidepressions-Hormons Serotonin im Gehirn aktiviert. So berichteten z.B. Krebspatienten, die mit diesem Bakterium behandelt wurden, über eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Der Wissenschaftler schlussfolgert daraus, „ob wir nicht alle mehr Zeit damit verbringen sollten im Dreck zu spielen.” (57) [6]

      Unsere zunehmend sterile Umwelt schwächt letztendlich unser Immunsystem, da es weniger trainiert wird oder sich sensibilisiert, neue eigentlich harmlose Gegner sucht oder gegen den eigenen Körper wendet. Immer mehr Ärzte und Wissenschaftler plädieren deshalb dafür, die Welt wieder ein wenig unhygienischer zu gestalten. Der Wurmforscher und Facharzt für Magen und Darmerkrankungen Joel Weinstock vom Tufts New England Medical Center in Boston behandelte in einer Studie erfolgreich die chronische Darmentzündung Morbus Crohn mit einem Cocktail aus Wurmeiern des Schweine-Peitschenwurms Trichuris suis, den seine Patienten zu sich nehmen mussten. Mittlerweile untersuchen weltweit Allergologen an Testpersonen, ob der unappetitliche Trunk mit den Wurmeiern auch gegen andere Krankheiten, wie Lebensmittelallergien, Autismus, das Nervenleiden Multiple Sklerose oder Asthma hilft. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage werden die Wurmeier sogar schon nach Standardprozeduren von einer deutschen Firma hergestellt.

      Interessant, aber durchaus logisch nachvollziehbar ist, dass der Ordnungsbegriff für Frauen offensichtlich nur innerhalb der eigenen 4 Wände und für ihre eigenen Besitztümer gilt. Denn das lässt sich wieder einmal aus der Evolution ableiten: Frauen waren schließlich für den Nest - / Höhlenbau zuständig. Somit wird auch klar, warum Frauen es mit allem, was sich außerhalb der eigenen Wohnhöhle befindet, nicht so genau nehmen: Abgesehen