O. M.

Die Männin


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wir es bei diesen 10 Punkten bewenden. Sicherlich ließe sich die Aufzählung entkräftigungswerter Aussagen noch beliebig fortführen. Denken wir einmal nur an die weit verbreiteten Vorurteile, dass Frauen belastbarer sein sollen als Männer, sie pünktlicher sind oder gar die nun vollkommen irrige Ansicht, dass Frauen das schönere Geschlecht darstellen. Mittlerweile entsprechend geschult, werden Sie diese Aussagen leicht als unbegründete Voreingenommenheiten entlarven können.

      2. Kurzer historischer Abriss

      Das folgende Kapitel soll kein Geschichtsbuch ersetzen. Da aber das Verhältnis der Geschlechter zueinander in der menschlichen Geschichte vielfältigen Veränderungen unterworfen war, die teilweise bis in die Gegenwart ausstrahlen, sei ein kurzer Rückblick gestattet.

      2.1 Adam und Eva

      Die Geschichte dürfte allseits bekannt sein: Zuerst schuf Gott den Mann.

      Da es weder Fußball, Kabelfernsehen noch Autozeitschriften im Paradies gab, wurde es unserem Mann ziemlich schnell langweilig, was auch dem Herrn nicht entging und dieser deshalb anhob und sprach: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.“ [Moses 2, 18]

      Worauf Gott auch nicht lange fackelte, schließlich hatte er laut seinem Businessplan nur einen Zeitrahmen von 6 Tagen für das Gesamtprojekt zur Verfügung und gleich zur Tat schritt: „Und Gott der HERR baute ein Weib aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.“ [Moses 2, 22-24]

      Unsere Männin alias Gehilfin alias Weib alias Eva war offensichtlich im Paradies nicht so richtig ausgelastet, denn alsbald ließ sie sich von der Schlange beschwatzen, vom Baum der Erkenntnis zu essen: „Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.“ [Moses 3, 6]

      Dies ist der klassische Beweis dafür, dass wir Männer deutlich weniger Probleme hätten, wenn wir uns nicht immer wieder von unseren Frauen breitschlagen lassen würden. Ihren Ernährungstipps sollten wir noch weniger glauben und schon gar nicht alles kritiklos essen, was unsere Frau uns auftischt. Eine kritische Nachfrage, wo sie das her hat und wer ihr den Tipp dazu gegeben hat, kann also durchaus sinnvoll sein.

      Selbstkritisch gegenüber unserem eigenen Geschlecht müssen wir natürlich eingestehen, dass Adam zu dieser Zeit noch nicht ein besonderer Gentleman war, denn er dachte bei sich – schöne „Gehilfin“ und hatte nichts eiligeres zu tun, als seine Braut beim Big Boss zu verpfeifen: „Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.’“ [Moses 3, 12]

      Daraufhin war Gott natürlich berechtigt erbost und stellte erst einmal eine höchst unerfreuliche Regel für die Frau auf: „Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.“ [Moses 3, 16] Dass sie zudem dazu verdonnert wurde, künftig ihren Nachwuchs unter Schmerzen zu gebären, sei nur am Rande erwähnt.

      Soweit können wir das mit unserem Gerechtigkeitssinn noch nachvollziehen. Hart traf es aber auch unseren Adam, schließlich wurde er verführt und hatte nur aus reiner Gutmütigkeit der Stimme seines Weibes gehorcht und dafür eigentlich mildernde Umstände verdient: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist.“[Moses 3, 17-19]

      Da hatte Adam nun den Schlamassel – Tschau Paradies, es war schön hier, aber mein Weib hat alles verbockt! Wie auch immer, zumindest war damit alles wenigstens klar für die Zukunft geregelt: Tagsüber zwar harte Arbeit, aber abends wartet das Weib voller Verlangen auf einen und macht, was mann ihr sagt.

      Irgendwie muss in unserer gottlosen Zeit aber einiges mächtig durcheinander gekommen sein: Nicht nur, dass niemand unsere Eva Männin nannte, nein, es gab auch noch ein paar viel wichtigere Übertragungsfehler: So sollte die Frau ja eigentlich laut klarer, kaum missverständlicher Anweisung dem Mann nachlaufen und dabei stets voller Verlangen sein. Davon, dass dieses Verlangen einmal durch Kopfschmerzen, Monatsbeschwerden oder Hühneraugen durch das Tragen von zu kleinen Stöckelschuhen überlagert werden würde, ist jedenfalls nichts überliefert.

      Und auch dass die ursprünglich als Gehilfin gedachte, sich von ihrem Herrn scheiden lässt und ihn auf Unterhalt verklagt, war im Ursprungsplan offensichtlich nicht so direkt vorgesehen.

      Für all diese Ungerechtigkeit hatte zumindest Peter Ustinov (Was ich von der Liebe weiß) eine Erklärung: "Der liebe Gott war Junggeselle. Man kann daher wohl mit Recht vermuten, dass seine die Ehe betreffenden Gebote mehr theoretischer als praktischer Natur waren."

      2.2 Jäger und Sammler

      Die Aufgabenverteilung war von höchster Stelle klar geregelt: Mann arbeitet im Schweiße seines Angesichts für die Nahrungsbeschaffung, Frau hält Haus und Hof in Ordnung und kümmert sich darüber hinaus um die Versorgung des Nachwuchses. Unsere männlichen Vorfahren jagten also dem Mammut hinterher, während sich die Mädels um die Beilagen kümmerten und es sich ansonsten in der Wohnhöhle kuschelig am Feuer machten.

      Wissenschaftler vermuten, dass in dieser Zeit unser Rollenbild programmiert wurde: Er der Jäger und sie die Sammlerin und Hüterin des Herdes. Da vorwiegend die Männer auf die Jagd gingen, während die Frauen essbares aus der heimischen Flora einsammelten, müsste es eigentlich korrekt „Jäger und Sammlerinnen“ heißen. In Zeiten politischer Korrektheit wird übrigens auch dies mittlerweile angezweifelt. So behauptet ein (selbstverständlich von einer Frau verfasster) Spiegel-Artikel aus dem Jahr 2008, dass der große Unterschied zwischen Weib und Mann nur ein Mythos ist und sieht deshalb folglich auch „gute Belege dafür, dass die Frauen mitgejagt haben damals in paläolithischen Tagen.“ (114) Tatsächlich vermuten Forscher, dass dies bei den Neandertalern - im Gegensatz zu den Homo sapiens – durchaus der Fall gewesen sein kann. (115) Offensichtlich war dies langfristig gesehen aber keine besonders erfolgreiche Strategie, da die Neandertaler – wie mittlerweile auch bis in feministische Kreise durchgedrungen sein dürfte - zwischenzeitlich ausgestorben sind.

      Erhebliche Zweifel, ob dies wirklich bei unseren eigenen Vorfahren der Regelfall war, sind also erlaubt. Bei den Hadza, einem Volkstamm in Tansania, von dem ein Teil noch heute wie die Jäger und Sammler vor 10 000 Jahren lebt und sogar noch Steinwerkzeuge verwendet, ist es jedenfalls nicht der Fall: Die Frauen sammeln Beeren und die Früchte des Affenbrotbaums oder graben nach essbaren Wurzelknollen. Die Männer hingegen gehen auf die Jagd nach Gnus, Zebras und Warzenschweinen.

      Oder denken wir nur an den erst im Jahr 2008 entdeckten Indianerstamm im Dschungel des brasilianischen Bundesstaates Acre. Fotos zeigen rot bemalte Krieger, wie sie versuchen mit Pfeil und Bogen das Flugzeug mit den Wissenschaftlern abzuschießen, während eine schwarzbemalte Frau danebensteht. Der Wissenschaftler Dr. Jochen Schulz (50) von der Universität Leipzig vermutet: „Es gibt geschlechtliche Arbeitsteilung. Die Männer sind für die Nahrungsbeschaffung und den Hüttenbau zuständig. Die Frauen kümmern sich um die Ernte, die Zubereitung der Nahrung und die Kinder.“ (116)

      Außerdem dürften die Frauen häufig mit der Versorgung der Kleinkinder beschäftigt und solange sie fruchtbar waren wohl auch regelmäßig schwanger gewesen sein. Während die moderne Frau nur noch etwa 1-2 Kinder bekommt und insgesamt in ihrem Leben 6 Monate stillt, bekamen Frauen zu Zeiten der Jäger und Sammler noch etwa 6 Kinder und stillten 17 Jahre ihres Lebens. (83)

      Ältere Frauen dürften hingegen bei der Jagd wohl keine große Hilfe mehr gewesen sein.

      Auf jeden Fall ging es zu dieser Zeit noch relativ unbekümmert her. Aus heutiger Sicht kann sogar etwas Neid auf die damaligen herrschenden lockeren Sitten