O. M.

Die Männin


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mit erhobner Lanze“( (120) 1. Akt, 2. Szene) schließlich beugen und miteinander Frieden schließen.

      Die Idee ist offensichtlich so zeitlos gut, dass sie bis in die Neuzeit ihre Nachahmerinnen findet: Um eine Wiederholung von Unruhen wie nach den Wahlen im Jahr 2008 zu verhindern, bei denen mehr als 1000 Menschen ums Leben kamen, riefen Frauengruppen in Kenia im Jahr 2009 dazu auf, männliche Politiker durch Sex-Entzug zu einer friedlicheren Politik zu bewegen. Damit der Erfolg des Boykotts nicht durch außerehelichen Verkehr gefährdet werden konnte, sollte in bewundernswerter Weitsicht auch Prostituierten eine Entschädigung gezahlt werden, damit diese sich am Sex-Streik beteiligten. (121)

      In Togo forderten im August 2012 Vertreterinnen der Frauengruppe „Let’s Save Togo“ ihre Geschlechtsgenossinnen dazu auf, ihren Männern eine Woche lang Sex zu verweigern, um damit den Sturz des regierenden Präsidenten Faure Gnassingbé zu erzwingen.

      Durch die antike Komödie „Lysistrata“ ist uns auch überliefert, dass sich die Griechinnen nicht nur intensiv für Schminken, modische Kleidung und Schuhe interessierten, sondern sich auch bereits intensiv der Pflege ihrer Intimbehaarung widmeten. An mehreren Stellen werden sogar die verwendeten Techniken erwähnt –

      Lysistrata: „Wahrlich, o Böoterin, Du hast ein schönes Unterland.“ Kalonike: „Bei'm Himmel, ja, Und Alles rundum ausgerupft ganz säuberlich!“( (120) 1. Akt, 2. Szene)

      Und an anderer Stelle nicht weniger deutlich: „Glatt bin ich, obschon bei Jahren; Denn das Buschwerk hab' ich alles an der Lamp' abgesengt.“( (120) 2. Akt, 2. Szene) Und auch, wenn sie sich sexuell nicht richtig betreut wähnten, besaßen die damaligen Griechinnen bereits das notwendige Equipment, um notfalls zur Eigenhilfe zu greifen: „Acht Zoll lang, der uns zur Noth aushülfe – wenn von Leder auch“ ( (120) 1. Akt, 2. Szene]

      Die Aufgaben einer griechischen Frau bestanden neben den ehelichen Pflichten in der Nachwuchssicherung und Betreuung des Haushaltes. Nur das Einkaufen konnte, zumindest in den wohlhabenden Familien, an den Mann delegiert werden, da es sich für eine Frau nicht unbedingt schickte, sich auf der Agora, dem damaligen Markt, auf dem es nicht immer besonders gesittet zuging, zu zeigen.

      Frauen wurden jung – oft bereits kurz nach Einsetzen der Menstruation - verheiratet, die Männer hingegen waren bei der Eheschließung oft doppelt so alt. Durch diesen erheblichen Altersunterschied sollte auch abgesichert werden, dass der Mann das Sagen im Haus behielt. (118 S. 59)

      Bei Kinderlosigkeit oder Untreue der Frau konnte der Mann sich relativ einfach scheiden lassen. Die Ehefrau hingegen musste beim Archon, dem höchsten Beamten der Stadt persönlich einen Scheidungsantrag vorlegen. Davon konnte sie aber durch ihren Mann – notfalls auch unter Anwendung körperlicher Gewalt - ganz legal abgehalten werden.

      Das oben gesagte traf hauptsächlich auf die Athener zu. Nun war das alte Griechenland eher ein loser Verband verschiedener Stadtstaaten. Im alten Sparta, nach Athen wohl am bekanntesten, sah die Situation wesentlich anders aus. Da das gesamte gesellschaftliche Leben stark militärisch ausgerichtet war, war auch die Rolle der Frau eine ganz andere. Sie konnten mit mehreren Männern verheiratet sein und von diesen Kinder haben – das Militär brauchte schließlich ständig Nachschub an Kriegern. Deshalb gab es sogar einen Zwang zur Ehe. Da sie oft Haus und Hof bewirtschaften mussten, während sich die Männer in kriegerischen Auseinandersetzungen befanden, besaßen die spartanischen Frauen ein hohes Maß an Verantwortung und Selbstständigkeit und galten deshalb schon in der Antike als selbstbewusst.

      Rom

      Das römische Reich umfasst einen Zeitraum von gut einem Jahrtausend, vom

      6. Jahrhundert v. Chr. bis etwa zum 6. Jahrhundert n. Chr., von der Königszeit über die Republik bis zur Kaiserzeit. Verständlich, dass für einen solchen Zeitraum kein einheitliches Bild der Stellung der Frau und des Verhältnisses der Geschlechter untereinander aufgezeigt werden kann. Hinzu kommt, dass sich je nach sozialer Stellung – vom Sklaven bis zum Mitglied der Oberschicht die Rechte und Pflichten wesentlich unterschieden und die vorhandenen antiken Quellen meistens nur die Lebensumstände der römischen Oberschicht beschreiben.

      Neben anderen zivilisatorischen Errungenschaften haben wir den Römern auch das schöne Wort „Emanzipation“ zu verdanken. Allerdings fehlte damals diesem Wort noch der feministische Beigeschmack, denn es handelte sich um einen eher feierlichen Akt (lat. „emancipare“), bei dem ein Sklave oder erwachsener Sohn aus dem „mancipium“ (feierliche Eigentumserwerbung durch Handauflegen) in die Eigenständigkeit entlassen wurde. Verglichen mit den Frauen im alten Griechenland oder Jahrhunderte später im Mittelalter waren die Römerinnen allerdings auch im heutigen Sinne schon einigermaßen „emanzipiert“. So ist in antiken Quellen davon die Rede, dass Mädchen zumindest ab der späten republikanischen Zeit öffentliche Grundschulen besuchten, in denen Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt wurde. Offensichtlich konnten recht viele Frauen, auch aus den niedrigeren Schichten, lesen und schreiben, wie die Frau des Fleischers auf einem Relief, das zeigt, wie sie die Abrechnung für das Geschäft macht, während ihr Mann damit beschäftigt ist, das Fleisch zu zerteilen.

      Richtiges gesellschaftliches Ansehen erhielten Frauen aber erst in ihrer Rolle als Mutter und Hausherrin („mater familias“), in der sie am öffentlichen Leben teilnahmen und ihren Mann zu Festen und kulturellen Veranstaltungen begleiteten. Allerdings gab es gewisse Einschränkungen: Frauen durften sich nicht politisch betätigen, allein keine Anklage erheben und nur dann frei über ihr Vermögen verfügen, wenn sie mindestens drei Kinder hatten, ansonsten brauchten sie einen Vormund.

      Die Ehe war oft nur ein Zweckbündnis um Vermögen und Macht der Familie zu erhalten und zu mehren. Verlobungen fanden deshalb oft schon im Kindesalter statt. Aber dies schloss gegenseitige Zuneigung durchaus nicht aus. „Eine Ehe auf Dauer schliesst das Herz, nicht der Körper“ erkannte der römische Autor Publilius Syrus und auch Inschriften auf Grabsteinen deuten darauf hin, dass hin und wieder durchaus auch Liebe und gegenseitige Zuneigung im Spiel waren oder sich zumindest im Laufe der Zeit entwickelten.

      In der Frühzeit Roms war zunächst die Manusehe (manus = Hand) üblich, bei der die Frau aus der Hand ihres Vaters in die ihres Ehemannes überging. Eine Scheidung war für die Ehefrau praktisch unmöglich und die Mitgift gehörte dauerhaft ihrem Ehemann. Männer konnten sich scheiden lassen, Voraussetzung dafür waren aber Ehebruch oder Unfruchtbarkeit der Frau.

      Aber bereits in der römischen Republik setzte sich mehr und mehr die „manus-freie“ Ehe durch, welche die Rechte der Frau stärkte und die römische Frau weniger von ihrem Ehemann als vielmehr von ihrem Vater abhängig machte. Dabei ging es ihr allerdings auch nicht schlechter als ihrem Ehegatten. Auch er stand solange unter der Fuchtel seines eigenen Vaters („patria potestas“), bis dieser starb oder ihn „emanzipierte“, denn in der römischen Familie herrschte unangefochten das älteste männliche Familienmitglied, der pater familias.

      Mit der „freien Ehe“ stieg besonders in der Kaiserzeit die Zahl der Scheidungen spürbar an. Die Initiative dazu ging schon damals oft von der Frau aus. Da ihre Mitgift auch im Falle einer Scheidung ihr Eigentum blieb, war sie von ihrem Mann weitgehend wirtschaftlich unabhängig. Sie konnte sich jederzeit scheiden lassen, indem sie mit ihrem Besitz das Haus verließ. Dabei kam es offenbar zu einigen Auswüchsen, der Satiriker Juvenal lästerte deshalb: „Also beherrscht sie den Mann; doch bald verlässet sie dies Reich wieder und wechselt das Haus, und verbraucht Brautschleier; und weiter fliegt sie, und suchet die Spur des verschmäheten Bettes von neuem. … So gibt's acht Ehegemahle in fünf Herbsten.“( (122) VI 137)

      Ebenso unkompliziert konnte sich natürlich auch der Mann durch Aussprechen der gebräuchlichen Scheidungsformeln „Du magst deine Sachen für dich behalten“ oder „Du magst deine Sachen mit dir nehmen.“( (123) 24,2,2) von seiner Frau trennen.

      Aber auch das Bedürfnis, überhaupt eine Familie zu gründen und Nachwuchs zu zeugen, war nicht überall besonders ausgeprägt. Dankbar wurden deshalb einfache Formen der Verhütung wie mit Öl oder Honig bestrichene Diaphragmen verwendet. Auch Abreibungen