O. M.

Die Männin


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die Odyssee, das große Männer-Abenteuer an sich, welche von Reisen in ferne Länder und den Abenteuern, die es dort zu bestehen gab, berichtete.

      In der Odyssee sind die männlichen Urängste vor dem weiblichen Geschlecht beschrieben, und dessen Vertreter entsprechend typisiert: Da gibt es

       die Nymphe Kalypso, die Odysseus sieben Jahre lang auf ihrer Insel zurückgehalten hatte,

       die Zauberin Kirke (die einige seiner Gefährten in Schweine verwandelt),

       die Insel der Sirenen, die mit ihrem betörenden Gesang die Seefahrer auf die Klippen locken

       und schließlich seine Frau Penelopiea, die ihm, umschwärmt von Verehrern, 20 Jahre die Treue gehalten hatte und zudem noch während er auf Dienstreise war, um den Trojanern eins mitzugeben, den Haushalt weitergeführt und die gemeinsamen Güter verwaltet hatte.

      Bereits in der Antike nahm die Verschönerung mit künstlichen Hilfsmitteln eine wichtige Rolle im weiblichen Alltag ein. Den Begriff Kosmetik haben wir zwar den Griechen zu verdanken (vom altgriechischen kosméo „schmücken“, „anordnen“ abgeleitet), Funde in Spanien und Frankreich lassen aber vermuten, dass sich Frauen bereits in prähistorischer Zeit ihre Gesichter mit roter Farbe bemalten.

      Ein erstes Hoch erlebte die Kosmetikbranche dann im alten Ägypten. Lippen und Wangen wurden mit roten Farbstoffen gefärbt und auch die Betonung von Augenbrauen, Augenlidern und Haaren mit Henna, Kajal oder Indigo war beliebt. Zeugnis über den hohen Stand der ägyptischen Kosmetikindustrie liefert bis heute die Kalksteinbüste des gepflegten Anlitzes der Königin Nofretete (14. Jahrhundert v. Chr.). Neben den eigentlichen Kosmetikprodukten, wie duftenden Ölen, Salben und Schminken konnten bereits die Ägypterinnen über die dazugehörige Ausrüstung wie Spiegel, Schminkbehälter, Kämme und Pinzetten verfügen.

      Helle Haut galt bei den Frauen im sonnenreichen Griechenland als schick, wie die nicht gerade gesundheitsfördernde Angewohnheit, sich Gesicht und Haut mit weißer Schminke aus giftigem Bleiweiß zu bemalen, vermuten lässt.

      Im klassischen Rom wurde bereits eifrig Handel mit Duftstoffen aus Vorderasien und Seife aus Gallien betrieben und germanische Sklavinnen mussten ihre blonden Haare für Perücken opfern. Dem Bedürfnis, in Esels- oder Ziegenmilch zu baden, durften allerdings wohl nur sehr reiche Römerinnen, wie Sabina Poppaea, die zweite Ehefrau des Kaisers Nero (62 - 65 n.Chr.), nachgekommen sein, denn dafür mussten zuvor einige Hunderte von Eseln gemolken werden. Um auch unterwegs nicht auf diesen Luxus verzichten zu müssen, soll die Kaiserin auf Reisen von einer Eselherde begleitet worden sein.

      In die Zeit der frühen Antike fällt die wohl gravierendste Veränderung im Verhältnis der Geschlechter – der Übergang vom Mutter- zum Vaterrecht. Im Drama „Orestie" des Aischylos (525 – 456 v. Chr.) wird dieser dramatische Umbruch geschildert. Eine kurze Auffrischung, falls Ihnen der Stoff nicht mehr so ganz geläufig sein sollte: Eine Dame namens Klytaimnestra erschlägt ihren Mann Agamemnon nach dessen Rückkehr aus Troja im Bade (Die Gründe dafür sind nachvollziehbar: Einerseits hatte er die Tochter Iphigenie auf dem Gewissen, andererseits hatte sie sich zwischenzeitlich einen gewissen Aigisthos als Geliebten zugelegt). Ihr Sohn Orestes erschlägt daraufhin aus Rache seine Mutter und deren Liebhaber.

      Da Oreste mit dem Muttermord nach altem Recht das schlimmste und unsühnbare Verbrechen begangen hat, wird er daraufhin von den Rachegöttinnen (Eumeniden) verfolgt. Schließlich kommt die Sache vor ein Schiedsgericht, dem die Göttin Athene vorsteht.

      Orestes führt zu seiner Verteidigung an, dass Muttern ja immerhin gleich doppelten Schaden angerichtet hatte: „Den Mann erschlug sie und erschlug den Vater mir.“ Worauf die Rachegöttinnen einen Fakt anführen, der heutzutage sicherlich nicht mehr zu einer wesentlichen Strafmilderung führen dürfte: „Sie war dem Mann nicht blutsverwandt, den sie erschlug.

      In die gleiche Bresche schlägt der Gott Apollon, welcher der eigentliche Anstifter für den Muttermord ist, mit einem gleichfalls interessanten Argument:

      „Nicht ist die Mutter ihres Kindes Zeugerin,

      Sie hegt und trägt den eingesäten Samen nur;

      Es zeugt der Vater, aber sie bewahrt das Pfand.

      Göttin Athene – die übrigens durchaus einige männliche Züge trägt, schließlich entsprang sie bei ihrer Geburt in voller Rüstung dem Haupt ihres Vaters Zeus und ist die Göttin des Krieges (und der Weisheit) - schlägt sich hingegen auf Orestes Seite. Da ihre Stimme entscheidend ist, wird Orestes trotz Gleichstands bei der Abstimmung freigesprochen. Den Rachegöttinnen bleibt daraufhin nichts weiter übrig, als ihre Niederlage einzusehen „Darnieder stürzest du die Mächte grauer Zeit.

      Was oberflächlich betrachtet nur nach einem klassisches Drama aussieht, beschreibt in Wahrheit einen Wandel, der unsere Kultur und Alltagsleben bis in die Neuzeit entscheidend bestimmt: Das Vater- hatte über das Mutterrecht gesiegt!

      Im Prinzip ließ es sich als alter Grieche ganz gut leben – vorausgesetzt natürlich, mann war ein freier griechischer Bürger mit ausreichender finanzieller Absicherung und nicht etwa ein Sklave, der im Bleibergwerk schuften musste. Schließlich hatten sich die Griechen eine der sinnesfreudigsten Kulturen des klassischen Altertums geschaffen. So stand z.B. der Begriff „Symposium“, den wir heutzutage wohl eher mit nicht enden wollenden langweiligen Reden unterbrochen von Pausen, in denen man pappige Kanapees zu sich nimmt, in Verbindung bringen, ursprünglich für Herrenabende der wohlhabenden Griechen, die nicht selten in wilden Orgien ausarteten. Dies allerdings natürlich nicht mit den eigenen Ehefrauen – die währenddessen sittsam zu Hause zu bleiben hatten, sondern viel mehr mit Prostituierten oder Hetären, eine Art von gebildeten Luxusprostituierten.

      Überhaupt, der Besuch von Prostituierten durch verheiratete Männer wurde gesellschaftlich durchaus toleriert. Um 590 v-Chr. soll der athenische Staatsmann und Reformer Solon sogar das erste staatliche Bordell eröffnet haben. Für die Ehefrau war nach der Heirat allerdings nur noch Geschlechtsverkehr mit dem eigenen Mann erlaubt und fremdgehen ihrerseits wurde streng bestraft.

      Bekannterweise ist damals ja bereits alles gedacht worden, worüber es wert war, nachzudenken. Und was will mann der Feststellung von Sokrates (468 v.Chr. - 399 v.Chr.) noch hinzufügen, dass eine Frau, ist sie dem Manne erst einmal gleichgestellt, ihm überlegen sein wird.

      Ansonsten war die griechische Frau der heutigen, „modernen“ Frau im Prinzip schon in vielem ziemlich ähnlich: Es konnte schon damals für eine Frau Stunden in Anspruch nehmen, sich mit entsprechendem Outfit - Make-up, aufwändiger Frisur, teurem Schmuck und schicken Schuhen - für einen festlichen Anlass herauszuputzen. Beliebt unter Frauen war auch die tägliche Benutzung von kleinen Fläschchen mit parfümiertem Öl. Die Geschichtswissenschaftlerin Ulla Kreilinger stellte fest, dass bereits damals manche Duftstoffe so viel kosteten, dass sie eine Familie in den Ruin treiben konnten. (118 S. 27) Deshalb verwundert es nicht, dass auch die Probleme der damaligen Ehemänner bereits ähnlich gewesen sein dürften, wie in der heutigen Zeit. So hat der Schriftsteller Xenophon (ca. 4. Jahrhundert v. Chr.) die Unterhaltung zwischen einem Ehepaar festgehalten, während der der Ehemann Ischomachos seiner Frau zu vermitteln versucht, dass sie kein Make-Up benutzen soll, da sie eh schon hübsch genug ist: „Sei also sicher, Frau, …, dass auch ich mich weder an der Farbe weißer noch roter Schminke mehr freue als an deiner eigenen [….] so glauben auch die Menschen, dass der reine Körper eines Menschen am angenehmsten sei.“ (119) Wahrscheinlich hatte Ischomachos bei dieser Aussage – nicht anders als ein Ehemann in unserer heutigen Zeit – die exorbitanten Preise für Kosmetikprodukte und damit seine eigenen finanziellen Interessen im Hinterkopf.

      Auch Sexentzug als Mittel zur Durchsetzung weiblicher Interessen war bereits bekannt. In der Komödie „Lysistrata“ des Komödienschreibers Aristophanes (~448 - 385 v. Chr.) verbünden sich die Frauen Athens und Spartas gegen ihre gegeneinander kriegführenden