O. M.

Die Männin


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herrschte, so daß jede Frau jedem Mann und jeder Mann jeder Frau gleichmäßig gehörte.“ (117 S. 39)

      Ein sicherer Nachweis der Vaterschaft war somit nicht möglich. Somit wurde die Verwandtschaft nur über die weibliche Linie definiert. Da es keine festen Partnerschaften gab, dürften Liebe und Eifersucht in dieser Zeit wohl auch weitgehend unbekannt gewesen sein. Insofern darf auch bezweifelt werden, ob Prostitution nun wirklich das älteste Gewerbe der Welt ist, da zu diesem Zeitpunkt noch gar kein Markt dafür vorhanden war.

      2.3 Antike

      Die klassische Antike umfasst einen Zeitraum von knapp 2 Jahrtausenden – von ca. 1200 v. Chr. bis 600 n. Chr. Da es nicht Inhalt dieses Buches sein kann, diesen Zeitraum erschöpfend zu beleuchten, werden wir uns im nachfolgenden auf einige wenige Highlights, also die in der Bibel beschriebene Epoche, das alte Griechenland und Rom beschränken.

      Bibel

      Informieren wir uns erst einmal im Buch der Bücher über das Verhältnis von Mann und Frau in biblischen Zeiten: Nun war es damals bei weitem nicht so trostlos, wie mann zunächst annehmen konnte: Die Regeln waren nur anders und wer sich damit arrangierte und es sich vor allem leisten konnte, lebte dabei nicht so schlecht.

      So konnte mann sich – zumindest noch zu alttestamentarischen Zeiten - mehrere Frauen zulegen. Rekordhalter war König Salomon, der es auf erstaunliche siebenhundert Weiber und zusätzlich noch dreihundert Kebsweiber [1Kö 11,3] gebracht haben soll. Ein gewisser Rehabeam kam immerhin auf achtzehn Weiber und sechzig Kebsweiber [2Chr 11,21] und ein Herr Abia noch auf vierzehn Weiber [2Chr 13,21]

      Kebsweiber – also Nebenfrauen oder schon etwas abwertend klingend Maitressen - waren zu Zeiten des Alten Testaments offenbar keine Seltenheit und werden zumindest des Öfteren in der Bibel erwähnt. Der aus dieser Liaison entstandene Nachwuchs wurde Kegel genannt. Daher stammt übrigens auch der Ausdruck „Mit Kind und Kegel“.

      Auch die Scheidungsformalitäten waren zu Zeiten Moses noch einfach zu regeln: „Wenn jemand ein Weib nimmt und ehelicht sie, und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen um etwa einer Unlust willen, so soll er einen Scheidebrief schreiben und ihr in die Hand geben und sie aus seinem Hause lassen.“ [5Mo 24,1] Da sind doch heutzutage die Scheidungsformalitäten um einiges komplizierter!

      Und sogar, wenn mann der Holden die Unschuld nahm, kam mann mit ein bisschen Glück noch einigermaßen heil davon: „Wenn jemand eine Jungfrau beredet, die noch nicht vertrauet ist, und beschläft sie, der soll ihr geben ihre Morgengabe und sie zum Weibe haben. Weigert sich aber ihr Vater, sie ihm zu geben, so soll er Geld darwägen, wieviel einer Jungfrau zur Morgengabe gebührt.“ [2Mo 22,16-17] An anderer Stelle nennt Moses dann auch die konkreten finanziellen Konsequenzen: „Wenn jemand an eine Jungfrau kommt, die nicht vertrauet ist, und ergreift sie und schläft bei ihr, und findet sich also, so soll, der sie beschlafen hat, ihrem Vater fünfzig Sekel[11] Silbers geben und soll sie zum Weibe haben, darum daß er sie geschwächt hat; er kann sie nicht lassen sein Leben lang.“ [2Mo 22,28-29] Eine nicht unbeträchtliche Summe, bedenkt man, dass der Herr selber Moses höchstpersönlich mitteilte, wie seine Schäfchen zu schätzen seien: Ein Mannsbild zwischen 20 und 60 Jahren mit 50 Silbersekel, ein entsprechend altes Weibsbild 30 und Mannsbild zwischen 5 und 20 Jahren 20 Sekel, während das weibliche Gegenstück nur auf 10 Sekel kam. [3Mo 27,3-5]

      Glück oder Pech – je nachdem – konnte man haben, wenn die eigene Verwandtschaft ins Gras biss: „Wenn Brüder beieinander wohnen, und einer stirbt ohne Kinder, so soll des Verstorbenen Weib nicht einen fremden Mann draußen nehmen, sondern ihr Schwager soll sie beschlafen und zum Weibe nehmen und sie ehelichen.“ [5Mo 25,5] Ein gewisser Onan wollte diesem Gebot nicht nachkommen, um Thamar, die Witwe seines verstorbenen Bruders zum Weibe zu nehmen. Er ließ stattdessen lieber „seinen Samen zur Erde fallen“. Damit wurde er nicht nur vollkommen unschuldig zum Namensgeber für den Akt der Selbstbefriedigung (Onanie), sondern verärgerte auch noch seinen obersten Chef mit entsprechenden Konsequenzen: „Das gefiel dem Herrn übel, das er tat, und tötete ihn auch.[12] [1Mo 38,10]

      Keinen Spaß verstand mann in alttestamentarischer Zeit beim Ehebruch, denn die Strafe war eindeutig: „Wer die Ehe bricht mit jemandes Weibe, der soll des Todes sterben, beide Ehebrecher und Ehebrecherin, darum daß er mit seines Nächsten Weibe die Ehe gebrochen hat.“ [3Mo 20,10] Diese Aussage war durchaus ernstgemeint, denn sie wird an verschiedenen Stellen der Bibel wiederholt. Und um ganz sicher zu gehen, trichterte der Herr Moses ein Gebot gleich doppelt ein: „Du sollst nicht ehebrechen“ [5Mo 5,18] und kurz darauf „Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weib.“ [5Mo 5,21]

      Schon zu alttestamentarischen Zeiten hatte es nicht nur positive Seiten, mit einem schönen Weib verbandet zu sein. Stammvater Abraham gab sein Weib auf Reisen sicherheitshalber schon einmal als seine Schwester aus, nach dem Motto „Wenn dich nun die Ägypter sehen werden, so werden sie sagen: Das ist sein Weib; und sie werden mich erwürgen und dich behalten. Lieber, sage doch, du seiest meine Schwester, auf daß mir's desto baß gehe um deinetwillen, und meine Seele bei dem Leben bleibe um deinetwillen.“ [1Mo 12,12-13] Dabei handelte es sich für die damalige Zeit offensichtlich um eine durchaus übliche Strategie, denn sein Nachfahre Isaak ging ähnlich vor: „Und wenn die Leute am selben Orte fragten von seinem Weibe, so sprach er: Sie ist meine Schwester. Denn er fürchtete sich zu sagen: Sie ist mein Weib; sie möchten mich erwürgen um Rebekkas willen; denn sie war schön von Angesicht.“ [1Mo 26,7]

      Soweit zum Alten Testament. Jesus bevorzugte zwar selber die Enthaltsamkeit und Ehelosigkeit, war aber ansonsten bemerkenswert liberal und tolerant: „Ich wollte aber lieber, alle Menschen wären, wie ich bin; aber ein jeglicher hat seine eigene Gabe von Gott, einer so, der andere so.“ [1Kor 7,7] Als man ein Weib zu ihm brachte, „im Ehebruch begriffen“ und ihn fragte, ob man sie nun nach altem Recht steinigen sollte, entgegnete er „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ [Joh 8,7] und rettete damit der untreuen Dame das Leben. Schließlich entließ er die gerade noch einmal davongekommene mit der Ermahnung, künftig etwas tugendhafter zu handeln.

      Zur Ehe selber legte er sich nicht eindeutig fest: „Es ist dem Menschen gut, daß er kein Weib berühre. Aber um der Hurerei willen habe ein jeglicher sein eigen Weib, und eine jegliche habe ihren eigenen Mann. Der Mann leiste dem Weibe die schuldige Freundschaft, desselbigengleichen das Weib dem Manne. Das Weib ist ihres Leibes nicht mächtig, sondern der Mann. Desselbigengleichen der Mann ist seines Leibes nicht mächtig, sondern das Weib. Entziehe sich nicht eins dem andern, es sei denn aus beider Bewilligung eine Zeitlang, daß ihr zum Fasten und Beten Muße habet; und kommet wiederum zusammen; auf daß euch der Satan nicht versuche um eurer Unkeuschheit willen.“ [1Kor 7,1-5]

      Griechenland

      Kommen wir zu den alten Griechen: Da ging es offensichtlich deutlich lockerer und lebensfroher zu, wie es sich schon in der griechischen Sagenwelt widerspiegelte: Nehmen wir nur einmal den Götterchef Zeus, der zu denen gehörte, die es am allerschlimmsten trieben. Die Liste seiner Eroberungen ist lang: Durch die griechische Mythologie sind gut 3 Dutzend Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts überliefert, mit denen er es trieb: Von Danae, die er als goldener Regen überkam über Europa, der er in Gestalt eines Stieres erschien, bis hin zu Leda, die er als Schwan verführte. Die Liste des daraus entstandenen Nachwuchses ist noch einmal deutlich umfangreicher.

      An sexuellen Praktiken dürften wir den alten Griechen wohl kaum etwas voraushaben. Eigentlich waren schon alle Perversionen – sieht man einmal vom Gebrauch moderner Produkte, wie Gasmaske, Handschellen, Latex, Telefon-Sex oder ein Quickie auf der Flugzeugtoilette ab – vorhanden und wurden eifrig praktiziert, von Inzest und Knabenliebe bis zu sexuellen Handlungen mit Tieren.

      Schon in der Antike waren Frauen Ursache für Streit und kriegerische Auseinandersetzungen. Bekanntestes Beispiel: Die schöne Helena, deren Entführung den Trojanischen Krieg auslöste. Die beiden großen Erzählungen der Antike, die mit diesem Ereignis verbunden sind, beinhalteten bereits