O. M.

Die Männin


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mehr stehen, betrifft unser Verhalten gegenüber dem weiblichen Geschlecht.

      Was für eine Verschwendung männlicher Ressourcen:

       Laut der US-Neurologin Louann Brizendine denken Frauen höchstens einmal pro Woche an Sex, Männer hingegen angeblich alle 58 Sekunden. (104)

       Umnebelt von der Liebe unwiderstehlicher Macht drücken wir der Wochenendbekanntschaft die Schlüssel für unsere Bude in die Hand, laden in überteuerte Nobelrestaurants ein, kaufen für unsere Angebetete sündhaft teuren Schmuck und verzichten wieder aller Vernunft auf den Abschluss von Eheverträgen.

       Wir investieren einen Haufen Zeit, Geld und Kraft um dann vielleicht hin und wieder einmal zum Schuss zu kommen.

      Aber über diese Form der Ineffizienz werden wir wohl kaum einmal eine Frau klagen hören.

      1.10 Frauen sind nicht so wehleidig wie Männer

      Klassische Szene die uns zu dieser Thematik sofort einfällt: Ein Baum von einem Mann, den auf dieser Welt eigentlich nichts erschüttern sollte, kippt beim Blutabnehmen fast aus den Latschen. Und tatsächlich können Frauen eventuellen Blutverlust besser ausgleichen. Dieses ist aber eine biologische Tatsache und kein Charakterzug, der uns Männern zum Vorwurf gemacht werden darf!

      Auf der anderen Seite sind Frauen deutlich schmerzempfindlicher als Männer. Bei Versuchsreihen mit kleinen Elektroschocks, der Hand im eiskalten Wasser oder auf einer heißen Platte machten die Vertreter des weiblichen Geschlechts deutlich eher einen Rückzieher. (105) Das liegt daran, dass die männliche Haut nicht über so viele Schmerzrezeptoren verfügt, wie die weibliche.

      Aber auch wenn es nicht so martialisch getestet wird, bestätigt sich dieses Vorurteil nicht: Psychologen der britischen Universität Bath zufolge klagen Frauen während ihres Lebens nicht nur öfter über Schmerzen als Männer, sondern fühlen diese auch häufiger, länger und an mehr Körperstellen. Eine mögliche Erklärung sehen die Wissenschaftler darin, dass Männer sich auf die Sinneswahrnehmung fokussieren, wohingegen Frauen auch noch emotionale Aspekte mit einbeziehen – also ähnlich einem Kleinkind, dass umso lauter schreit, je mehr Aufmerksamkeit man ihm und seinem aufgeschlagenen Knie widmet. Dies verstärkt letztendlich das Schmerzempfinden. (106)

      Auch die Statistik bestätigt ein entsprechendes Vorurteil nicht: Männer verbringen in ihrem Leben durchschnittlich 40 Tage weniger im Bett wegen Krankheit als Frauen. (107)

      Keine Regel ohne Ausnahme: Wie sagt der Volksmund: Wer schön sein will, muss leiden. Das hören kleine Mädchen bereits im Kindergartenalter, wenn Mama ihr langes, widerspenstiges Haar mit der Bürste bändigen will.

      Die Liste der schmerzhaften Prozeduren, welcher sich die holde Weiblichkeit zwecks Verbesserung ihrer Schönheit freiwillig aussetzt, ist lang: Von qualvollen Enthaarungsprozeduren, in zu kleinen und unbequemen Schuhen oder mit knurrendem Magen herumlaufen bis hin zu Schönheitsoperationen, Botox-Spritzen und permanent Make-up durch Tätowierungen.

      Allzu häufig stoßen wir leider auch auf folgendes vorurteilsbehaftete Schubladendenken: Entweder sind Männer aus emotionaler Sicht ein Holzklotz oder ein Sensibelchen. Zwischenstufen werden kaum akzeptiert.

      Schauen wir uns dazu wieder ein paar Zahlen an. Wie schaut es nun im Gesundheitswesen aus, also dem Bereich, wo man am häufigsten das Blut anderer zu sehen bekommen kann: Die Mehrheit der Medizinstudenten ist mittlerweile weiblich. Beträgt der Anteil der Frauen an den berufstätigen Ärzten insgesamt in Deutschland etwa 41 Prozent, liegt er bei den Chirurgen, also dort, wo man mit hoher Wahrscheinlichkeit Blut zu sehen bekommt, nur bei 15 Prozent. Und da, wo es so richtig unappetitlich wird, bei den Unfallchirurgen, liegt der Frauenanteil sogar nur bei 8 Prozent. (108)

      Gern wird auch angeführt, dass die Schmerzen, die eine Frau bei der Geburt aushalten muss, von einem Mann nicht ertragen werden könnten.

      Sehen wir einmal davon ab, dass es sich hier um eine rein theoretische Frage handelt, deren Beantwortung man in der Praxis schwerlich nachprüfen kann, wird hierbei leider vergessen, dass die Frauen auch immer weniger selber bereit sind, diese Schmerzen zu ertragen: Denken wir nur an den stetig wachsenden Anteil von Geburten durch Kaiserschnitt. Mittlerweile kommt in Deutschland fasst jedes 3. Kind nicht mehr auf natürliche Weise zur Welt – die WHO erachtet nur eine Rate von etwa 15 Prozent als notwendig, andere Quellen sprechen sogar von nur 10 Prozent!

      Vorbild sind dabei die Prominenten: Egal ob in Deutschland - Claudia Schiffer, Veronica Pooth, oder international - Madonna, Angelina Jolie oder Britney Spears – die Liste ist lang und ließe sich beliebig fortsetzen. Das ehemalige Spice Girl Victoria Beckham wählte den Geburts- oder besser Kaiserschnitttermin sogar so, dass ihr Mann, der Fußballspieler David zwischen 2 Fußballspielen daran teilnehmen konnte.

      Da Ärzte natürlich auch ein Recht aufs Wochenende haben und die Operationen deshalb hauptsächlich während der Woche durchgeführt werden, kommen mittlerweile sogar deutlich weniger Sonntagskinder zur Welt. So wurden laut einer Studie von Wissenschaftlern der Jacobs-Universität-Bremen in Deutschland im Jahr 2003 16,7 Prozent weniger Kinder an Sonntagen geboren, als aus statistischer Sicht zu erwarten gewesen wäre.

      Wegen der Angst vor Schmerzen werden die Risiken der Narkose, einer schlechten Wundheilung oder einer möglichen späteren Gebärmutterentzündung billigend in Kauf genommen.

      Und auch für das Kind kann es negative Auswirkungen geben: Laut einer niederländischen Studie (109) erhöht sich das Asthma-Risiko bei Kindern um 79%, wenn sie per Kaiserschnitt geboren wurden. Eine vergleichbare norwegische Studie gibt ein um 52% erhöhtes Risiko an. (110) Die Ursache liegt wahrscheinlich darin, dass diese Kinder nicht mit mütterlichen Bakterien im Vaginalkanal in Kontakt kommen, wodurch ihr Immunsystem stimuliert werden würde.

      Ein Kaiserschnitt belastet die Krankenkassen mit 3000 Euro übrigens doppelt so stark wie eine natürliche Geburt.

      Während Sie als Mann bei der Abkürzung PDA an Ihren mittlerweile besten Freund, dem Sie auch Ihre größten Geheimnisse anvertrauen können, also Ihren elektronischen kleinem Spielzeug, den „Personal Digital Assistant“ denken, greift frau aus einem ganz anderen Grund zur PDA, der Periduralanästhesie – einer Betäubung des Unterleibes indem das Betäubungsmittel direkt in das Rückenmark injiziert wird. Auch hier steigt der Anteil stetig. Eine Frau, die ihr Kind auf natürliche Weise ohne Schmerzmittel oder Unterstützung des Chirurgen zur Welt gebracht hat, ist darauf mittlerweile so stolz, wie auf die erfolgreiche Teilnahme an einem Marathonlauf.

      Der allerneuste Trend, dem ganzen Schwangerschafts- und Geburtsstress ganz aus dem Weg zu gehen, besteht daran, das Kind gleich ganz zu adoptieren. Wohlgemerkt nicht etwa aus dem Grund, weil es mit dem eigenen Nachwuchs nicht klappt. Auch hier sind die Prominenten wieder die Trendsetter: Schauspielerin Angelina Jolie adoptierte bereits Kinder aus Kambodscha, Vietnam und Äthiopien. Popstar Madonna erregte mit dem im Oktober 2006 begonnenen Adoptionsverfahren für den Halbwaisen David aus Malawi internationale Aufregung, 2009 legte sie noch einmal nach und spendete 13 Millionen Dollar an malawische Kinderheime, was einen positiven Effekt auf die Adaptionsformalitäten für die dreijährige Mercy gehabt haben dürfte.

      Popsängerin Alicia Keys äußerte im Alter von 28 Jahren, also im eigentlich perfekten biologischen Alter um selber Nachwuchs zu zeugen: „Ich bin noch nicht bereit selbst Mutter zu werden. Aber eine Adoption ziehe ich schon in Erwägung.“ (111) Eine Aussage die aufs Äußerste verwundern darf, denn die Anforderungen und Belastungen bei der Erziehung eines adoptierten Kindes dürften mindestens genauso groß sein wie bei einem leiblichen Kind.

      Vorreiter war aber bereits die französische Tänzerin und Sängerin Josephine Baker (1906 - 1975) - der Kultstar der 20-er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Selber kinderlos adoptierte sie zwölf Waisenkinder unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe. Die 10 Jungen und 2 Mädchen stammten aus Korea, Japan, Kolumbien, Finnland, Kanada, Frankreich, der Elfenbeinküste, Venezuela, Algerien und Marokko.

      Um abschließend noch einmal auf das Thema Blutabnehmen zurückzukommen: