Leo Gold

Gottes kleiner Partner


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ihren Arbeitsplatz um Punkt 12 Uhr. Der Großteil blieb bis 14 Uhr. Übrig blieben nur die Karrieristen, die Singles und die Neulinge wie Julius, die sich noch an die Arbeitsabläufe und -inhalte anpassten und deshalb mit einigen Aufgaben in Verzug geraten waren.

      Nur zu gern hätte Julius den Freitagnachmittag mit Rosa verbracht. Aber das aktualisierte Tagungsprogramm für das Treffen der Verbandsdirektoren musste an diesem Tag noch geschrieben und zusammen mit der Teilnahmebestätigung per Post versandt werden. Da Frau Maus am Nachmittag keine Überstunden machen konnte, weil sie zur Hochzeit eines Neffen in Hamburg eingeladen war, Herr Schuhmacher Urlaub genommen hatte und Herr Liebig mit Musikfreunden ein langes Wochenende in Salzburg verbrachte, musste Julius die Vorarbeiten von Frau Maus allein fertigstellen, ausdrucken, in Kuverts eintüten und zur Post bringen. Freitags nahm die Hauspost um 13 Uhr das letzte Mal Briefsendungen an.

      Julius beeilte sich, damit er wenigstens den Zug um 17.05 Uhr erreichte. Aber gegen 16:30 Uhr sah er ein, dass das nicht klappen werde. Mit Glück schaffte er es, die Briefe bis 18 Uhr an der Hauptpost der Bischofsstadt abzugeben. Von dort rannte er zum Bahnhof und bekam gerade noch seinen Zug.

      Julius zog die Schuhe aus und legte seine Beine auf den Sitz gegenüber. Erschöpft schaute er auf die Landschaft und ließ die Gedanken über Frau Eichhorns schroffe Zurückweisung am Morgen, die Kritik Herrn Karstrops am Vormittag sowie die zähe Bearbeitung des Programms und der Einladungen für die Direktorentagung am Nachmittag kommen und gehen.

      Sein soziales Immunsystem war geschwächt. Er wünschte sich, den Abend entspannt mit Rosa verbringen zu können. Sie rief Julius im Zug an, sagte ihm, dass sie den Tisch auf der Terrasse gedeckt habe und das Abendessen, bis er ankomme, fertig sein werde. Julius freute sich.

      Der angenehme Abend mit Rosa baute ihn wieder auf. Beim Abendessen wiederholte er öfter, wie glücklich er sei, dass er die erste Arbeitswoche überstanden habe und sich zwei Tage ausruhen könne. Rosa befand sich in einer brenzligen Lage. Einerseits wollte sie ja, dass Julius mit seinem neuen Arbeitsplatz zufrieden war. Andererseits wollte sie die Erfahrungen, von denen er erzählte, nicht einfach schönreden. Ihr kamen die Verhaltensweisen seiner Kollegen und die Vorgänge im Verband ebenfalls spanisch vor.

      Rosa hatte während ihres Referendariats, ihrer ersten Anstellung an einer Münchner Schule und nun als Direktorin im Großen und Ganzen Glück mit ihren Mitarbeitern gehabt. Manchmal gab es Schwierigkeiten mit übereifrigen Eltern. Auch andere Konflikte gab es hin und wieder. Doch mit Abstand betrachtet handelte es sich dabei um Kleinigkeiten. Und Rosa beruhigte sich mit der Binsenweisheit: Anfangs gebe es halt immer Reibungsverluste.

      Am Samstagmorgen hatten sich Rosa und ihre Mutter Thea zu einem gemeinsamen Friseurtermin verabredet. Im Haus war es still. Julius, der immer noch im Bett lag, war wieder eingeschlafen und träumte wirr, bis er zum zweiten Mal aufwachte, aufstand, sich duschte und auf der Terrasse frühstückte.

      Hartnäckig wurde sein Denken von den Ereignissen der ersten Arbeitswoche blockiert. Das ärgerte ihn. Mit Gedanken an den Verband wollte er sich in seiner Freizeit nicht beschäftigen. Er erinnerte sich an ein Sprichwort Konrad Adenauers: „Wer sich ärgert, büßt die Sünden anderer.“ Geradewegs legte er das Frühstücksgeschirr wieder aufs Tablett, räumte es in der Küche in die Spülmaschine ein und stieg die Treppen ins Dachgeschoss hinauf, wo sein Arbeitszimmer lag.

      Der Schreibtisch stand vor einem der beiden Fenster, aus dem er auf die Dächer der anderen Häuser blicken konnte. Er kippte es, worauf verschiedene Geräusche das Zimmer belebten: Kinderstimmen, Blätterrascheln, Vogelzwitschern, ab und an Fluglärm. Julius setzte sich an den Schreibtisch, legte die Hände darauf und tat nichts weiter. –

      Irgendwann reizte es ihn, wie schon früher hin und wieder, eine Geschichte zu schreiben. Er fuhr den Laptop hoch, öffnete eine neue Datei und fand letztlich den Zugang unter die Oberfläche der Realität. Hier stieß er, als sei er ein Radiologe der Wirklichkeit, auf deren Strukturen und Bauprinzipien. Doch anders als Wissenschaftler konnte er mit der schriftstellerischen Kunst – diese Prinzipien in Gleichnisse zu übersetzen –, das Innere der Wirklichkeit für ein breiteres Publikum begreifbar machen und zu Erkenntnisschichten vordringen, die den Wissenschaften unzugänglich blieben.

      Dieses poetische Mittel, das sich in seiner Rätselhaftigkeit akademischen Erklärungsversuchen erfolgreich entzieht, begründet die Anziehungskraft der ‚Schönen Literatur‘. Sie verleiht ihr eine Wirklichkeitsnähe, die wissenschaftlicher Methodik unerreichbar ist. Und somit werden die entlarvt, die die Schöne Literatur als Ansammlung von Trugbildern oder Hirngespinsten kleinzureden versuchen, indes sie den Geistes- oder Naturwissenschaften unterstellen, der Wahrheit am nächsten kommen zu können.

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