Isabella Defano

Vergnügt! Ein Treffen in den Wolken


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für die Arbeit gelebt und war kurz vor einem Zusammenbruch gewesen. Niemand hatte es geschafft, ihn zu mehr Ruhe zu bewegen. Doch dann war Jessica gekommen und plötzlich hatte er damit begonnen, Aufgaben zu delegieren. Und allein dafür würden er und seine Familie ihr auf ewig dankbar sein.

      Als ein Auto auf den Parkplatz fuhr, der nur Familienmitgliedern vorbehalten war, wurde Matthias aus seinen Gedanken gerissen und sah die Ankömmlinge verwundert an. Es war noch zu früh für die Gäste. Schließlich wollten die Ersten erst am Nachmittag kommen. Doch dann sah er den schwarzhaarigen Mann und die beiden blonden Frauen, die aus dem Wagen stiegen, und lächelte. Scheinbar hatte sein Cousin Raphael und dessen Familie ihre Pläne geändert. Und mit schnellen Schritten ging er auf sie zu.

      „Das ist ja eine Überraschung“, sagte Matthias erfreut und umarmte seinen Cousin. „Mit euch haben wir erst später gerechnet.“

      „Wir wollten auch erst später fahren“, erwiderte Raphael schmunzelnd, während die beiden Frauen die Kinder aus ihren Kindersitzen befreiten. „Aber so konnten die drei unterwegs schlafen.“

      Kaum hatte er das gesagt, kam ein kleines Mädchen lächelnd auf Raphael zugelaufen und ließ sich von ihm auf den Arm nehmen.

      Matthias nickte und sah die Zweijährige mit den schwarzen Zöpfen und braunen Augen an, die ihre Arme um den Hals ihres Vaters gelegt hatte.

      „Deine Töchter werden dir immer ähnlicher“, stellte er nach kurzem Schweigen fest und Raphael lachte auf.

      „Das sagt meine Frau auch ständig“, antwortete er belustigt und gab seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Besonders dann, wenn sie ihre Köpfe durchsetzen wollen. Laut Lara sind die Mädchen genauso stur wie ich.“

      „So ist es ja auch“, meldete sich Larissa zu Wort, die sich nun zusammen mit Raphaels Schwester Emilia zu ihnen gesellte.

      Auch sie trug eines ihrer Kinder auf den Arm, während Emilia ihre vierjährige Tochter Hannah an die Hand genommen hatte. Schmunzelnd umarmte Matthias die beiden Frauen, dann ließ er seinen Blick über die drei kleinen Kinder schweifen.

      „Man könnte meinen, sie wären Geschwister“, sagte er nachdenklich. „Die gleichen schwarzen Haare, die braunen Augen. Es gibt kaum einen Unterschied. Na ja, bis auf die weißen Zacken bei Hannah.“

      „Glaub mir, sie benehmen sich auch so“, erwiderte Emilia leicht frustriert. „Sie möchten immer alles zusammen machen. Manchmal bekomme ich Hannah am Abend gar nicht mit nach Hause.“

      Wie, um diese Worte zu bekräftigen, begannen die Zwillinge plötzlich auf den Armen ihrer Eltern zu zappeln. Larissa und Raphael stellten ihre Töchter auf den Boden ab, die sofort mit Hannah auf den Spielplatz vor Matthias´ Elternhaus zuliefen. Lachend sahen die Erwachsenen ihnen hinterher.

      „Ja, man kann nicht übersehen, wie nahe sie sich stehen“, sagte Matthias lächelnd, dann wandte er sich wieder den anderen zu. „Wollten Alexander und Ronja nicht auch kommen?“, wollte er etwas verwundert wissen, während sie den Kindern folgten. „Meine Mutter hat so etwas erwähnt.“

      Raphael nickte.

      „Eigentlich schon“, erwiderte er mit ernster Miene. „Aber im letzten Moment haben sie ihre Meinung geändert.“

      „Der kleine Michael war in letzter Zeit ziemlich unruhig“, ergänzte Larissa ihren Mann. „Er quengelt viel und Ronja glaubt, dass er bald seinen ersten Zahn bekommt. Ganz sicher ist sie sich aber nicht. Es könnte auch der Beginn einer Erkältung sein. Daher wollte sie ihrem Sohn diese lange Autofahrt nicht zumuten. Sie wollen aber ein anderes Mal herkommen, wenn es dem Baby besser geht.“

      Matthias nickte. Er konnte verstehen, dass die beiden lieber auf Nummer sicher gehen wollten. Schließlich war Michael erst knapp fünf Monate alt.

      „Ist von den anderen schon jemand da?“, wechselte Emilia das Thema und sah ihren Cousin fragend an.

      Matthias schüttelte mit dem Kopf.

      „Ihr seid die Ersten“, gab er lächelnd zu. „Liesbeth und ihre Familie wollen am Nachmittag hier sein. Die Designer treffen am Abend ein und eure Eltern werden erst morgen zur Hochzeit erwartet.“

      „Kommen Joel und Ariadne etwa auch?“, fragte Larissa überrascht. „Die Geburt der Zwillinge kann doch jederzeit losgehen.“

      Matthias zuckte mit den Schultern.

      „Ich weiß nur, dass Christian mit Juan gesprochen hat. Er und seine Frau wollen am frühen Abend hier sein.“

      „Hast du Shana inzwischen kennengelernt?“, wollte Emilia lächelnd wissen und sah ihren Cousin neugierig an.

      „Noch nicht“, erwiderte Matthias schmunzelnd. „Aber ich freu mich darauf. Immerhin hat sie es geschafft, dass Juan wieder Anteil an unserem Leben nimmt.“ Und das war schon etwas Besonderes, musste er anerkennend zugeben. Schließlich hatte sein Cousin nach dem Tod seiner ersten Frau niemanden mehr an sich herangelassen.

      Als ein weiteres Auto auf den Parkplatz fuhr, wurde die Unterhaltung unterbrochen und alle sahen sich neugierig um.

      „Das gibt es doch nicht“, unterbrach Larissa schließlich die Stille und eilte, ohne auf die anderen zu achten, zum Parkplatz zurück.

      Verwirrt sahen sie ihr hinterher, bis Matthias die Frau erkannte, die gerade aus dem Auto ausgestiegen war.

      „Liesbeth“, flüsterte er verwundert, dann wandte er sich an seinen Cousin. „Scheinbar seid ihr nicht die Einzigen, die ihren Zeitplan geändert haben.“

      Raphael nickte und sie beobachteten seine Frau, die gerade lächelnd erst ihre Mutter, dann ihren Stiefvater und die beiden jüngeren Kinder umarmte.

      Dann fiel Matthias´ Blick auf eine weitere Person, die sich etwas abseits von den anderen hielt, und er sah sie interessiert an. Sie war schlank, hatte lange schwarze Haare, die ihr offen über die Schulter fielen, und war ganz in Schwarz gekleidet.

      Nachdenklich fragte er sich, wer sie wohl war. Denn an diese Frau konnte er sich überhaupt nicht erinnern. Bis ihm plötzlich einfiel, dass Jessicas Mutter drei weitere Kinder mit ihrem Ehemann hatte. Also musste es sich bei der Fremden um ihre älteste Tochter handeln.

      Verwundert über ihre abweisende Haltung Larissa gegenüber runzelte Matthias die Stirn. Dabei überlegte er fieberhaft, wie Larissas und Jessicas jüngere Halbschwester mit Namen hieß. Aber er konnte sich einfach nicht erinnern. An Tito und Becca ja, aber nicht an den Vornamen der älteren Tochter. Er wusste nur noch, dass sie beim letzten Besuch nicht mitkommen konnte, oder wollte, weil sie als Cheerleaderin an einem wichtigen Spiel teilgenommen hatte. Und auch diesmal sah es so aus, als wäre sie lieber zu Hause geblieben.

      Abschätzend sah sich Rahel in der Umgebung um und stöhnte auf. Hier sollte sie also die nächsten Tage verbringen. Nur Bäume, Wiesen und Ackerflächen so weit das Auge reichte. Das konnte ja heiter werden. Wahrscheinlich gibt es hier nicht einmal ein ordentliches Café, ging es ihr durch den Kopf. Das würde sie jedenfalls nicht wundern

      Schon bevor sie heute Morgen ganz früh losgefahren waren, hatte Rahel schlechte Laune gehabt. Bis zum Schluss hatte sie gehofft, dass ihre Eltern ihr doch noch erlauben würden, in Köln bei ihrer Freundin Leah zu bleiben. Sie hatte extra getrödelt und so getan, als hätte sie die Rufe ihrer Eltern nicht gehört. Aber nichts hatte geholfen. Ihr Vater blieb hart, also war ihr schließlich nichts anderes übriggeblieben, als ins Auto zu steigen. Nur, um sich die ganze Zeit zu wünschen, das Wochenende wäre schon vorbei.

      Erneut sah sich Rahel um und erblickte eine junge blonde Frau, die mit einem Lächeln auf den Lippen auf ihre Familie zulief. Doch Rahel schenkte ihr keine große Aufmerksamkeit, sondern ging ein paar Schritte zur Seite. Hinter dem Zaun, der das eindrucksvolle Herrenhaus umgab, konnte sie Kinder ausmachen, die damit beschäftigt waren, sich gegenseitig zu fangen. Während auf dem kleinen Spielplatz vor dem Haus drei schwarzhaarige Mädchen mit Zöpfen im Sandkasten spielten.

      „Larissa, du bist schon hier?“

      Als