Isabella Defano

Vergnügt! Ein Treffen in den Wolken


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ihr durch den Kopf und ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten. Kein Wunder, dass sie sich so über das Wiedersehen gefreut hat. Sie ist viel hübscher als ich.

      „Hallo, ich bin Larissa“, wandte sich die blonde Frau schließlich an Rahel und reichte ihr die Hand. „Aber du kannst mich ruhig Lara nennen.“

      „Rahel“, erwiderte Rahel knapp, ohne auf die ausgestreckte Hand zu achten.

      „Ich weiß“, antwortete Larissa lächelnd, ohne auf die abweisende Haltung ihrer Halbschwester einzugehen, und nahm ihre Hand wieder runter. „Ich habe schon viel von dir gehört und freue mich, dich endlich kennenzulernen. Liesbeth hat erzählt, du machst gerade eine Ausbildung.“

      Und?, fragte sich Rahel genervt. Das geht sie doch gar nichts an. „Als Flugbegleiterin“, berichtete sie schließlich einsilbig, ohne weiter ins Detail zu gehen, und sah zu ihren Eltern hin, die das Gespräch mit angespannter Miene beobachteten.

      Larissa, die scheinbar begriffen hatte, dass Rahel keine Lust auf ein Gespräch mit ihr hatte, wandte sich ebenfalls wieder den anderen zu.

      „Lasst uns doch reingehen“, schlug sie lächelnd vor. „Wir sind selbst erst vor Kurzem angekommen und haben Christians Eltern noch gar nicht begrüßt. Außerdem freuen sich meine Töchter schon darauf, euch wiederzusehen.“

      Nickend stimmten Liesbeth und Lars dem Vorschlag zu. Nur Tito und Becca sahen etwas unglücklich aus.

      „Ich würde lieber zu den anderen gehen“, sagte Becca zögernd und zeigte auf die spielenden Kinder, während Tito zustimmend nickte.

      „Einverstanden“, stimmte Lars Biedenfeld dem Wunsch der beiden zu. „Aber zum Mittagessen kommt ihr rein.“

      „Ja“, riefen die beiden wie aus einem Mund und liefen davon. Sehnsüchtig sah Rahel ihnen hinterher. Auch sie wäre jetzt am liebsten verschwunden.

      „Rahel, kommst du?“, wollte Liesbeth Biedenfeld von ihrer Tochter wissen, und Rahel drehte sich zu ihr um.

      Fieberhaft suchte sie nach einer Ausrede, dann hatte sie plötzlich eine Idee.

      „Kann ich nicht erst Oma und Opa begrüßen?“, fragte sie mit ernster Miene. „Ich habe sie so lange nicht gesehen. Später kann ich ja mit ihnen nachkommen.“

      Schweigend sahen Liesbeth und Lars ihre Tochter an und Rahel stöhnte innerlich auf. Jetzt werden sie mir bestimmt gleich wieder einen Vortrag halten, ging es ihr durch den Kopf. Aber dann nickten sie ihr doch zustimmend zu, und sie atmete erleichtert auf.

      „Aber beeil dich“, erwiderte Lars Biedenfeld mit ernster Miene und sah seine Tochter eindringlich an. „Nicht, dass du für Stunden verschwindest.“

      „Klar“, sagte Rahel mit leichtem Spott in der Stimme und ging davon. Wo soll ich auch hingehen. Bevor sie aber den kleinen Zaun erreichte, durch den ihre beiden jüngeren Geschwister verschwunden waren, wurde sie von Larissa aufgehalten.

      „Rahel, warte kurz“, rief sie ihr hinterher. „Du weißt doch gar nicht, wo du Claas finden kannst.“

      Frustriert blieb Rahel stehen und beobachtete genervt die junge Frau, die nun auf sie zugelaufen kam. Natürlich hatte Larissa recht. Sie hatte einfach nur weggehen wollen und daher gar nicht weiter über ihre Worte nachgedacht. Trotzdem gefiel es Rahel nicht, dass sie ausgerechnet von ihr darauf aufmerksam gemacht worden war. Sie sollte sich um ihre eigenen Sachen kümmern. Schließlich hätte sie ja irgendjemanden auf dieser Farm fragen können, wo sie ihren Großvater finden konnte.

      Abwehrend verschränkte Rahel die Arme vor ihrer Brust, als Larissa sie erreichte. Doch wie bereits bei der Begrüßung schien diese auch jetzt nicht weiter auf die schlechte Stimmung ihrer Halbschwester eingehen zu wollen. Stattdessen lächelte sie ihr nur freundlich zu und das machte Rahel nur noch wütender.

      „Was willst du eigentlich von mir?“, wollte sie aufgebracht wissen, als Larissa vor ihr stand. „Ich hätte schon jemanden gefunden, der mich zu meinem Großvater bringt.“

      Dabei betonte Rahel die Wörter „meinem Großvater“, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass in ihren Augen Larissa nicht dazugehörte.

      Jedoch ging Larissa wieder nicht darauf ein, sondern zuckte nur mit den Schultern.

      „Ich wollte dir nur helfen“, antwortete sie freundlich. „Schließlich bist du meine Schwester.“

      „Wenn du meinst“, erwiderte Rahel spöttisch. „Ich kann auf deine Hilfe jedenfalls gut verzichten.“

      Mit diesen Worten ließ sie Larissa einfach stehen und ging weiter.

      Verwirrt beobachtete Matthias Larissa und ihre jüngere Halbschwester, wie sie sich miteinander unterhielten. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie kam ihm die Situation merkwürdig vor. Bereits vorher, als sie sich auf dem Parkplatz begrüßt hatten, hatte er diese ablehnende Haltung gesehen. Doch diesmal schien die kleine Schwarzhaarige sogar wütend auf Larissa zu sein.

      Seltsam, dachte er verwundert. Bisher hatte er angenommen, dass Liesbeths Familie ihre verlorenen Töchter freundlich aufgenommen hatten. Jedenfalls hatte Jessica immer nur mit leuchtenden Augen von ihnen gesprochen. Aber wenn er sich diese Szene so ansah, zweifelte er stark daran. Und er hätte gerne gewusst, was dahintersteckte und wieso diese Frau Larissa so ablehnte.

      „Matthias.“

      Als Matthias Liesbeths Stimme hörte wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Da er sich die ganze Zeit auf Larissas jüngere Schwester konzentriert hatte, hatte er gar nicht mitbekommen, dass ihre Familie auf ihn zugekommen war. Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte er sich ihnen zu, um sie zu begrüßen. Kurze Zeit später gingen Lars, Raphael und Emilia ins Haus, während Liesbeth die spielenden Kinder begrüßte.

      „Kann ich dich mal etwas fragen?“, wandte sich Matthias an Liesbeth, als die anderen verschwunden waren, und sah sie fragend an. „Was ist eigentlich mit deinen Töchtern los?“

      Eine Weile sah Liesbeth ihn nur schweigend an, dann sah sie zu Larissa, die nun alleine auf das Haus zukam.

      „Rahel ist wütend auf mich“, gestand sie schließlich traurig. „Weil ich ihr nicht früher von Larissa und Jessica erzählt habe. Sie wollte heute auch nicht mitkommen. Wir haben sie praktisch dazu gezwungen.“

      „Oh“, erwiderte Matthias überrascht. „Ich hatte keine Ahnung.“

      „Wie auch“, antwortete Liesbeth mit einem schwachen Lächeln. „Ich begreife es selbst nicht. Mir war klar, dass es am Anfang nicht leicht wird, doch inzwischen ist über ein Jahr vergangen. Und statt dass Rahel die neue Situation langsam akzeptiert, habe ich eher das Gefühl, dass sie sich immer weiter von mir entfernt.“

      Mitfühlend sah Matthias Liesbeth an, die früher nicht nur einmal auf ihn und seine Geschwister aufgepasst hatte.

      „Weiß deine Tochter, was damals passiert ist?“

      Liesbeth schüttelte mit dem Kopf.

      „Nach meiner Rückkehr damals hatte ich ein langes Gespräch mit Lars“, berichtete sie traurig. „Ich habe ihm alles erzählt und er hat sehr verständnisvoll reagiert. Er hat meine Töchter sofort als Teil unserer Familie akzeptiert und das hat mich sehr glücklich gemacht. Doch als es darum ging, wie wir es unseren Kindern sagen sollen, waren wir beide ratlos. Ich wollte sie mit meiner Vergangenheit nicht belasten. Schließlich ist das alles schon so lange her. Daher haben wir ihnen nur erzählt, dass ich mit 16 Jahren Mutter geworden bin und die Kinder von zwei verschiedenen Elternpaaren adoptiert wurden.“

      Etwas verwirrt sah Matthias Liesbeth an.

      „Und deswegen ist deine Tochter wütend?“

      Liesbeth zuckte mit den Schultern.

      „Ich weiß nicht, warum Rahel so negativ reagiert. Wir haben uns früher immer gut verstanden und konnten über alles reden. Aber jetzt erfahre ich kaum noch etwas aus ihrem Leben. Ich habe nicht einmal gewusst, dass sie sich von ihrem Freund getrennt