Isabella Defano

Vergnügt! Ein Treffen in den Wolken


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schon“, gab Rahel ihrer Schwester recht. Die beiden konnten ihre Enttäuschung sowieso nicht verstehen. „Aber ihr beide freut euch schon auf morgen, oder?“, wechselte sie das Thema und ihre jüngeren Geschwister nickten.

      „Ja“, antwortete Becca. „Es ist echt toll auf der Farm. Alle sind super nett.“

      „Sie haben auch ganz viele Tiere“, ergänzte Tito aufgeregt. „Und letztes Mal durften wir auf einem Trecker mit in den Wald fahren.

      Rahel nickte nur und hörte den beiden zu, wie sie von ihrem letzten Besuch auf der Farm schwärmten. Obwohl ihre Mutter an diesem Ort aufgewachsen war und ihre Großeltern bis heute dort arbeiteten, war sie selbst noch nie da gewesen. Ihre Mutter hatte es früher nie gewollt und immer die lange Autofahrt als Grund dafür angegeben. Was sich am Ende aber nur als eine weitere Lüge entpuppt hatte. Denn die Entfernung hatte bei dieser Entscheidung keine Rolle gespielt.

      Als unten die Haustür ins Schloss fiel, wurde Rahel aus ihren Gedanken gerissen und sie wandte sich wieder ihren jüngeren Geschwistern zu.

      „Ihr solltet jetzt lieber ins Bett gehen“, unterbrach sie die beiden und sah auf ihre Uhr. „Es ist schon spät und wir wollen morgen früh los.“

      Tito und Becca nickten und standen auf.

      „Gute Nacht“, sagten sie gleichzeitig und umarmten Rahel, dann öffnete Becca die Tür und sie verließen das Zimmer.

      Schweigend sah Rahel ihren Geschwistern hinterher. Die beiden werden mir fehlen, ging es ihr durch den Kopf. Und das sogar sehr. Denn sobald sie Köln verließ, würde sie Tito und Becca nur noch selten zu Gesicht bekommen. Und dieses Wissen versetzte ihr einen heftigen Stich. Schließlich liebte sie ihre jüngeren Geschwister und ließ sie nur ungern zurück. Doch sie hatte keine andere Wahl. Sie konnte nicht länger in diesem Haus bleiben. Und um sich abzulenken und weil sie sowieso nicht schlafen konnte, ging sie an ihren Schreibtisch zurück, um für ihre Prüfung zu lernen.

      Mit einem Fußtritt schloss Matthias die Tür hinter sich und ging, beladen mit Reisetasche und Schlafsack, die Treppe nach unten. Schon in wenigen Stunden würden die ersten Hochzeitsgäste eintreffen und es wurde Zeit, sein Zimmer für die Besucher zu räumen. Als er im Erdgeschoss angekommen war, stellte er die Sachen neben die Tür und schlenderte pfeifend in Richtung Küche. Dort stand seine Mutter bereits am Herd, um alles für den Nachmittag vorzubereiten. Und Matthias´ Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als ihm ein köstlicher Duft nach frischem Kuchen in die Nase stieg.

      Ein sehr vertrauter Anblick, ging es Matthias durch den Kopf, denn Melanie de Luca hatte sich diese Aufgabe nie nehmen lassen. Und das trotz der vielen Arbeit, die vier Kinder und ein Ehemann verursachten. Stattdessen hatten er und seine Geschwister schon früh Hilfsarbeiten im Haushalt übernehmen müssen. Was ihnen später zu gute kam, als sie sich während des Studiums selbst versorgen mussten. Auch wenn es in Matthias´ Wohnung lange nicht so ordentlich zuging.

      „Guten Morgen“, begrüßte Matthias seine Mutter lächelnd, gab ihr einen Kuss auf die Wange und nahm am Esstisch Platz. „Du bist aber früh auf.“

      „Ich konnte nicht mehr schlafen“, erwiderte Melanie de Luca schmunzelnd, goss Kaffee in eine Tasse und stellte sie Matthias hin. „Daher wollte ich die Zeit nutzen, um alles für die Gäste vorzubereiten. Denn auch wenn sich die Agentur morgen um den Hochzeitsablauf kümmert, heute muss auch etwas auf den Tisch.“

      „Soll ich dir helfen“, bot Matthias seiner Mutter an, doch diese schüttelte mit dem Kopf.

      „Nicht nötig“, versicherte Melanie und sah auf die Uhr. „Deine Schwester und ihre Freundin haben versprochen, mir zur Hand zu gehen. Sie müssten bald runterkommen.“

      Matthias nickte und trank einen Schluck Kaffee.

      „Weißt du, wann Christin ankommt?“, fragte er neugierig, denn bisher hatte er seine andere Schwester noch nicht zu Gesicht bekommen.

      „Heute Abend“, erwiderte Melanie de Luca und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. „Sie hat bis zum Mittag noch Unterricht. Aber sobald sie fertig ist, macht sie sich auf den Weg. Sie wird jedoch nicht lange bleiben“, ergänzte sie traurig. „Sie muss am Montag wieder zur Uni.“

      „Alles in Ordnung?“, wollte Matthias besorgt wissen, als er die Trauer im Gesicht seiner Mutter sah.

      Sofort lächelte sie ihn an, doch er konnte sehen, dass das Lächeln nur aufgesetzt war.

      „Es geht mir gut“, versuchte sie, ihren Sohn zu beruhigen. „Ich bin wohl nur etwas wehleidig, weil eines meiner Kinder bald eine eigene Familie gründet.“

      Matthias´ Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er sah seine Mutter beruhigt an.

      „Ich denke nicht, dass du dir darüber Gedanken machen musst. Immerhin ändert sich nichts. Christian und Jessica wohnen ja bereits zusammen. Jetzt kommen nur noch die Ringe dazu.“

      „Da hast du auch wieder recht“, erwiderte Melanie de Luca, schenkte sich ebenfalls eine Tasse Kaffee ein und setzte sich zu ihrem Sohn an den Tisch. „Wie weit bist du mit deinem Zimmer?“

      „Es ist alles vorbereitet“, versicherte Matthias. „Ich habe meine Sachen zusammengepackt und bringe sie gleich zum Wagen. Dann frage ich Christian, ob ich ihm helfen kann.“

      Melanie de Luca nickte und sah ihren Sohn traurig an.

      „Schon seltsam, dass du jetzt auch ausziehst. Bald ist keiner mehr von euch hier.“

      „Mama, wir sind doch nicht aus der Welt“, antwortete Matthias aufmunternd und berührte liebevoll die Hand seiner Mutter. „Ich ziehe nur auf die andere Seite der Farm. Damit bin ich noch näher bei dir als in den letzten Jahren. Und Manuela wird bestimmt, genau wie Christin, hier ihre Semesterferien verbringen.“

      „Ich weiß“, erwiderte Melanie de Luca mit Tränen in den Augen. „Es ist aber nicht das Gleiche. Ihr werdet nur noch zu Besuch hier sein.“

      Schweigend sah Matthias seine Mutter an, dann stand er auf und nahm sie in den Arm.

      „Das wird immer unser Zuhause bleiben“, versicherte er ihr. „Daran wird sich nie etwas ändern.“

      Ein Lächeln huschte über Melanies Gesicht und sie wischte mit einer Hand die Tränen fort. Dann berührte sie seine Wange.

      „Ich danke dir.“

      Matthias lächelte zurück, ließ seine Mutter los und setzte sich wieder hin. Während Melanie de Luca ihren Kaffee austrank und aufstand.

      „Ich sollte jetzt weitermachen, sonst werde ich heute gar nicht mehr fertig. Außerdem müsste deine Schwester gleich runterkommen und ich möchte nicht, dass sie mich weinen sieht.“

      „Von mir wird niemand etwas erfahren“, versprach Matthias und trank den Rest seines Kaffees. „Du kannst dich auf mich verlassen.

      Melanie de Luca nickte und wandte sich wieder ihren Vorbereitungen zu. Schweigend aß Matthias zu Ende, dann stand er auf und räumte die leeren Tassen in den Geschirrspüler.

      „Bis später“, verabschiedete er sich von seiner Mutter, dann verließ er die Küche und ging mit seiner Reisetasche und dem Schlafsack nach draußen.

      Tief atmete Matthias die frische Luft ein, als er das Haus seiner Eltern verließ, und ging in Richtung Parkplatz. Nur noch ein Tag, ging es ihm durch den Kopf, während er zu seinem Wagen wanderte. Er konnte kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen war. Denn es kam ihm vor wie gestern, als er Christians Verlobte Jessica Neumann zum ersten Mal gesehen hatte.

      Damals hatte die ganze Familie ihren Augen nicht trauen wollen. Zu sehr hatte Jessica sie an Raphaels Frau Larissa erinnert. Das blonde Haar, die saphirblauen Augen und die gleichen Gesichtszüge. Niemanden hatte es gewundert, als sich herausstellte, dass sie Zwillinge waren. Und ab morgen wird sie auch ein Mitglied der Familie de Luca sein.

      Ein