Marlene Wagner

Sommersturmzeit


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abgegeben hatte. Dieses besagte, dass er sie im Falle des Todes seiner derzeitigen Ehefrau heiraten würde und war ein einmaliger Vorgang.

      Mätressen waren am Hof gang und gebe, dieses Versprechen ließ die Gräfin in vielen Augen daher noch gefährlicher als ohnehin schon erscheinen. Katharina dagegen bewunderte die stolze Gräfin, allerdings bisher nur aus der Entfernung. Da diese immer eine Aura aus kühler Distanziertheit zu umgeben schien, fühlte sich Katharina in ihrer Nähe meist so unsicher, dass sie seit ihrer Ankunft am Hof noch nie ein Wort mit ihr gewechselt hatte.

      Um so verwunderter war sie nun, als die Cosel ihr in charmantem Ton zuraunte:

      „Ich muss sagen, der schwedische König hat wirklich einen guten Geschmack. Auch wenn wir bisher kaum Gelegenheit hatten, miteinander zu sprechen, seid Ihr mir doch schon seit einiger Zeit positiv aufgefallen.“

      Sie nahm für beide nun auch noch von einem ehrfürchtig auf sie zutretenden Höfling, der ein Tablett mit duftendem Café trug, jeweils eine Tasse und reichte diese Katharina.

      Dann fuhr sie freundlich lächelnd fort.

      „Ich freue mich wirklich über die Wahl unseres Gastes, weil mir schon länger aufgefallen ist, dass Ihr ein bezauberndes Mädchen seid, dessen Charme hier am Hof völlig unverdient ein wenig unterzugehen droht. Und dazu scheint Ihr ebenso wie ich nicht sonderlich beliebt bei manchen Damen am Hof zu sein...“

      Bei den Worten nickte sie in Richtung Gräfin Reuß und deren Freundinnen, die miteinander tuschelnd und kichernd nicht weit von ihnen entfernt standen.

      „Nicht auszudenken, der Schwede hätte sich eine von denen ausgesucht.....“

      Noch immer verblüfft musste Katharina lachen, bevor sie fast ehrfurchtsvoll antwortete.

      „Es freut mich sehr, dass aus Eurem Mund zu hören. Doch ich muss gestehen, auch wenn ich mich von der Wahl des Schwedenkönigs durchaus geehrt fühle, so habe ich doch auch enorme Bedenken, was nun daraufhin alles auf mich zukommen wird. Um so dankbarer bin ich Euch für Eure Worte.“

      Die Gräfin lachte und zeigte dabei eine Reihe makelloser weißer Zähne.

      „Wie gesagt, ich habe Euch schon vor einer Weile bemerkt, ich wusste nur nicht, wie ich Euch ansprechen sollte, ohne Euch vor den anderen in Verlegenheit zu bringen. Aber jetzt, dank des Schwedens, darf ich ja wunderbarerweise ganz offiziell mit Euch plaudern. Und was Eure Bedenken betrifft, so kann ich Euch nur den Rat geben, Euch nur nicht zu viel Gedanken über Euren neuen Stand am Hof zu machen, sondern lieber die Privilegien zu genießen, die sich Euch nun bieten werden. Der Schwede selbst scheint mir anständig und sehr um Euer Wohl bedacht, etwas, das man hier ja leider eher selten findet. Und die Hofgesellschaft sucht und findet ohnehin immer einen Grund für Klatsch und Tratsch, damit muss man leben und sollte sich das Urteil einiger Damen und Herren auch nicht allzu sehr zu Herzen nehmen!“

      In dem Moment wurde im Schloss zum Ball gerufen und die Damen um sie herum eilten zurück in den Saal. Katharina war schon um einiges leichter ums Herz als noch vor wenigen Minuten. Sie trank ebenso wie die Gräfin noch schnell ihren Café aus, bevor sich beide ebenfalls zurück begaben.

      Beim Hineingehen wendete sich die Gräfin noch einmal Katharina zu.

      „Baroness, ich wünsche Euch, dass dieses Fest eine Reihe sehr schöner Tage für Euch bereit hält, die Ihr hoffentlich genießen könnt und auch im positiven Sinne nie vergessen werdet. Und wenn Ihr doch einmal Ratschläge oder Hilfe brauchen, ich stehe Euch jederzeit gern zur Verfügung...“

      Auf Katharinas bereits wieder angespanntem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Die Gräfin ahnte wahrscheinlich gar nicht, wie gut ihr ihre Worte taten und wie viel neue Zuversicht sie Katharina damit gab.

      „Ich danke Euch vielmals! Es fällt mir noch immer schwer, die ganze neue Situation, in der ich mich seit wenigen Stunden befinde, völlig zu begreifen und zu überblicken. Doch Ihr habt mir gerade schon sehr viel von meiner Angst genommen und ich bin mir recht sicher, dass ich die nächsten Tage auch sehr gern auf Euer Angebot zurückkommen und Eure Ratschläge in Anspruch nehmen werde...“

      „Das würde mich sehr freuen! Ihr könnt mir glauben, ich kann mich nur zu gut in Eure Lage hineinversetzen. Doch ich kann Euch aus eigener Erfahrung versichern, bereits in wenigen Tagen werdet Ihr schon viel ruhiger sein und wahrscheinlich völlig selbstverständlich Eure neue Rolle am Hof ausfüllen, auch wenn Ihr Euch das im Moment bestimmt nicht vorstellen könnt.

      Oh, wie ich sehe, kommt da auch schon Euer stolzer Galan, da möchte ich Euch nun nicht länger mit meinem Geschwätz aufhalten. Denkt an meinen Rat und genießt den Abend! Bis bald, wir werden von nun an in den nächsten Tagen ja sicher noch öfter das Vergnügen miteinander haben!“

      Die Gräfin winkte ihr noch einmal freundschaftlich lächelnd zu und begab sich auf die andere Seite des Saales, wo August bereits auf sie wartete.

      Wie sie richtig bemerkt hatte, war dagegen Karl schon auf dem Weg zu Katharina und bot ihr nun wieder galant seinen Arm an. Schon sein Anblick unter all den anderen Männern, die um ihn herum aus den Raucherzimmern strömten, ließ ihr Herz wieder höher schlagen.

      „Darf ich Euch um den nächsten Tanz bitten?“

      „Sehr gern“

      Noch immer lächelnd legte sie ihren Arm auf den seinen und beide reihten sich die Tanzformation ein, die sich für den ersten Tanz des Abends gebildet hatte.

      Als die Musik erklang, trafen sie sich nach einigen Schrittfolgen in der Mitte.

      „Ich hoffe, Ihr habt mich in meiner Abwesenheit nicht zu sehr vermisst...“

      Karl schaute ihr bei der engen Drehung tief in die Augen und sie konnte förmlich den Schalk darin aufblitzen sehen.

      „Nun, da muss ich Euch leider enttäuschen, ich habe mich auf das Vortrefflichste unterhalten...“

      Vergnügt ging Katharina auf seine Spielchen ein.

      „Oh, da enttäuscht Ihr mich aber...ich habe Euch nämlich vermisst...“

      „Was Ihr nicht sagt! Gab es nicht genügend interessante Themen in Eurer Männerrunde?“

      Die Tanzchoreografie verlangte, dass sich die Paare wieder trennten, so dass Karl eine Antwort schuldig bleiben musste. Als sie sich nach einigen Drehungen wieder trafen, lächelte ihn Katharina so voller Übermut an, dass Karl sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

      „Dafür, dass Ihr angeblich so widerwillig auf das Fest gekommen seid, scheint Ihr Euch bemerkenswert gut zu unterhalten...“

      Lachend warf Katharina den Kopf zurück, während sie sich geschmeidig um die Achse drehte.

      „Wahrscheinlich kann ich mich einfach nur gut der Situation anpassen...“

      Wieder verlangte es der Tanz, dass sie die Partner wechseln mussten und nach einigen Drehungen, bei denen sie wieder zueinander kamen, war er auch schon zu Ende.

      “Wie sieht es aus, wollen wir noch einen Tanz wagen? Ich bin begierig darauf zu erfahren, wo beziehungsweise mit wem Ihr Euch so vortrefflich unterhalten habt...“

      Karl hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als August auf ihn zu kam und sich förmlich bei ihm festhakte.

      „Mein lieber Cousin, getanzt werden kann später noch. Ich muss dir jetzt dringend einige sehr interessante Leute vorstellen, die ganz begierig darauf sind, dich kennenzulernen.“

      Dabei zeigte er auf eine Reihe von bereits graumelierten Herren, die in einer Runde zusammen standen und die ganze Zeit interessiert zu ihnen herüber schauten.

      Katharina hätte zwar durchaus noch gern ein oder zwei weitere Tänze mit Karl getanzt, die Konversation mit ihm bereitete ihr immer mehr Vergnügen. Dennoch kam ihr die Unterbrechung nicht ungelegen, sie konnte eine Pause gut vertragen und nachdem sie sich nun schon eine Weile auf dem Fest befand, würde es auch nicht schaden, bei dieser Gelegenheit das Aussehen ihres Kleid und vor allem der Frisur zu überprüfen.

      „Da