Erich Hübener

Drei Lästerschwestern auf Borkum


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dich des Öfteren besuchen werde, wenn du nichts dagegen hast.“

      „Ja, gerne“ , antwortete Rebekka, „aber nur, wenn du nicht immer Mutterstelle an mir vertreten willst.“

      „Ach Schätzchen, du darfst nicht alles glauben, was ich sage.“

      Wieder klopfte es und Erika kam herein. Sie stürzte gleich auf den Balkon.

      „Ich fasse es nicht“, sagte sie gespielt entrüstet, „wieso hast du den schönsten Balkon?“

      „Jeder bekommt das, was ihm zusteht“, sagte Rebekka und spielte die feine Dame.

      „Ich finde, wir machen diesen Balkon zu unserem zentralen Treffpunkt“ , schlug Erika vor.

      „Und wir nennen ihn „Bienenstock“ , ergänzte Maria.

      „Werde ich auch einmal gefragt?“, protestierte Rebekka, „schließlich ist es ja mein Balkon.“

      „Na gut“, ruderte Erika zurück, „bei dem Namen darfst du entscheiden.“

      „Wie nett von euch“, lenkte Rebekka ein. Und nach kurzem Zögern meinte sie: „Was haltet ihr davon, wenn wir ihn Schwalbennest nennen. Seht ihr, er hängt doch fast wie ein Schwalbennest an der Wand“ , ergänzte sie.

      „Das ist eine tolle Idee“, stellte Maria fest, „einen Moment.“ Sie verschwand und kam schon nach wenigen Minuten mit einer Sektflasche und drei Pappbechern zurück.

      „Wo hast du die denn so schnell hergekriegt?“ , fragte Rebekka verblüfft.

      „Hat mir Jochen geschenkt“. Die anderen schauten sie zweifelnd an.

      „Nein, natürlich nicht“, korrigierte sie sich selbst, „die hab‘ ich im Koffer ins Haus geschmuggelt. Ich dachte mir, dass es dafür sicher eine passende Gelegenheit geben würde. Und nun passt es“, sagte sie, öffnete vorsichtig die Flasche und goss die Pappbecher voll.

      „Prost“, sagte sie dann, „auf das Schwalbennest.“

      Sie stießen an und Rebekka meinte, dass es doch ein bisschen stillos sei, so, mit Pappbechern. Aber Maria sagte : „Live ist live“. Und die anderen antworteten und sangen: „Nana, na, nana“.

      Die Cafeteria war noch schwach besetzt. Die drei suchten sich einen Tisch in einer Ecke. Erika hatte allerlei Prospekte mitgebracht, die sie jetzt auf dem Tisch ausbreitete. „Hier“, sagte sie, „hab ich mir vorher vom Fremdenverkehrsbüro Borkum zuschicken lassen. Jetzt können wir uns in Ruhe überlegen, was wir in unserer freien Zeit anstellen wollen.“

      „Wann haben wir denn freie Zeit?“, fragte Rebekka.

      „Wahrscheinlich am ehesten nachmittags“, stellte Maria fest, „denn zwischen Frühstück und Mittag sind alle Anwendungen, Gespräche und Therapien, da bleibt sicher nicht viel Zeit.“

      „Höchstens für einmal um‘n Pudding“, meinte Rebekka.

      „Waaas?“ , fragte Erika?

      „Na, einmal um‘n Pudding. Das sagt man bei uns so, wenn man `ne kleine Runde dreht.“

      „Witzig“, meinte Erika, „aber ich werd‘s mir merken.“

      „Aber am Nachmittag sind die ganzen Aktivitäten“ , meinte Maria.

      „An denen man teilnehmen kann, aber nicht muss“ , stellte Erika klar.

      „Willst du dich von vorn herein drücken?“ , fragte Maria.

      „Ne, das nicht. Aber wenn wir schon den ganzen Vormittag mit den gleichen Leuten zusammen sind, dann muss es nicht auch noch am Nachmittag sein, oder“

      „Wo du Recht hast, hast du Recht“, bestätigte Rebekka, „aber nun lasst uns doch mal sehen, was man sonst noch so unternehmen kann.“

      „Ich würde mir am liebsten zuerst den Ort ansehen, die Kurpromenade und die Fußgängerzone“, meinte Erika.

      „Und ein bisschen shoppen gehen“, bemerkte Maria anzüglich.

      „Genau“, gab Erika freimütig zu, „und ich will mir unter allen Umständen gleich mal diesen tollen Schuppen ansehen, dieses `Gezeitenland´. Hört euch bloß mal an, was es da alles gibt!“

      Sie begann vorzulesen: „Dampfbad, Whirlpool und Panoramasauna. Da kannst du beim Schwitzen auf die Nordsee gucken.“

      „Brauchen wir nicht“, entschied Maria, „ das haben wir am FKK-Strand live und in Farbe. Und noch dazu kostenlos.“

      „Ja, aber nur bei schönem Wetter“, schränkte Erika ein.

      „Komm, lies weiter“, drängelte Rebekka.

      „Hier“, setzte Erika neu an, „Wellness-Anwendungen jeglicher Art:

      Borkumer- Hamam-Massage, das ist so was mit viel Schaum und Duftöl. Und hier, Friesische Rasul-Zeremonie, so mit Heilschlick direkt aus dem Watt. Aromaöl-Ganzkörpermassage und Hot-Stone Massage. Aber am besten finde ich ja dies hier: Rendezvous der Sinne, Dampfbad, Ganzkörperpeeling oder Seifenschaummassage, danach prickelnder Sekt und Pralinen.“

      „Hört sich toll an“, warf Rebekka ein.

      „Aber es kommt noch besser“, legte Erika nach, „Romeo und Julia, zwei Stunden separate Nutzung der Waschstube.“

      „Kann ich mir sehr romantisch vorstellen“ , meinte Rebekka.

      „Gibt es da auch Sekt und Pralinen?“ , fragte Maria.

      „Klar, und Zutaten für Ganzkörperpeeling. Aber peelen musst du dich selbst.“

      „Wie soll das denn gehen?“ , fragte Rebekka.

      „Na, das ist ein Angebot für zwei.“

      „Ach soooo“, sagte Rebekka und kicherte.

      „Aber ich denke, damit ist ein Männlein und ein Weiblein gemeint“ stellte Erika klar.

      „Na und?“, fragte Maria, „wo ist das Problem?“

      „Hast du denn schon einen an der Hand?“

      „Ne, aber was nicht ist, kann ja noch werden. In einer Kur kann viel passieren.“

      „Und du würdest da mit einem Kurschatten hingehen?“

      „Ja, warum nicht? Wenn er nett und attraktiv ist und das Vergnügen bezahlt.“

      „Davon laufen aber nicht so sehr viele frei herum.“

      „Und du würdest dich nicht schämen mit einem wildfremden Mann da hinzugehen?“ , fragte Rebekka.

      „Ach Kindchen, das Schämen hab ich mir schon lange abgewöhnt. Was glaubst du, was alles am FKK-Strand …“

      „Okay“, unterbrach Erika sie, „schön der Reihe nach. Ich bin dafür, dass wir uns morgen erst mal den Ort ansehen und wenn übermorgen schönes Wetter ist, dann gehen wir auch mit an den FKK-Strand.“

      Rebekka enthielt sich jeglichen Kommentars. Sie war in Gedanken noch bei dem Dampfbad für zwei.

      Maria nahm das Prospekt zur Hand und meinte dann: „Aber die Preise sind ganz schön gepfeffert.“

      Rebekka studierte die Preise und sagte dann: „Man muss sich auch mal was gönnen. Muss ja nicht täglich sein. Oder du musst dir einen reichen Kurschatten zulegen.“

      „Ach Quatsch“, konterte Maria, „das Peeling mit Meerwasser und echtem Borkumsand machen wir uns am FKK-Strand selbst.“

      „Klar“, stimmte Rebekka zu, „und eine bringt den Sekt mit und die andere die Pralinen.“ Sie lachten über ihren genialen Einfall und blätterten weiter in den Informationen: Borkum von A – Z, Wanderwege, Kutterfahrten, Ausflüge zu den Nachbarinseln, Wattwanderungen, Inselrundflüge und jede Menge kulturelle Veranstaltungen.

      „Wir werden