Heinz-Jürgen Schönhals

Ulrike D.


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Ehrgeiz und Kampf sind bei uns nur ein Spiel.

      Am Abend ruh’n wir am Lagerfeuer,

      Wir sitzen im Kreis, Gott zugewandt,

      Wir denken an all unsere Abenteuer

      Und singen und beten und spür’n seine Hand.

      Gleich wie ein Zauber erfasst Er die Herzen,

      Gleich wie die Sonne durchdringt Er die Welt,

      Und wir entzünden voll Andacht die Kerzen

      Für den, der wohnt überm Himmelszelt.

      Wegen seines halb­reli­giösen Inhalts stellte das Lied eine treffliche Überleitung zu der Andacht her, welche die Pfadfindersitzung abschließen sollte. Diese folgte an­schließend, von Sippenführer Gerhard Nebel gesprochen.

      Gerhard setzte sich darin mit einigen Kernsätzen des Pfadfinderliedes „Allzeit bereit“ auseinander. Da er lange nicht so ein Erzähl- und Formulierungskünstler wie Walter Harms war, geriet ihm sein Vortrag etwas bieder-einfach und im Ton trocken, fast übertrieben sachlich, obwohl der Inhalt des Vorgetragenen eigentlich das Interes­se der Pfadfinder wecken müsste. Diese aber, enttäuscht über die obendrein abgele­sene Andacht, wurden unruhig - einige vermissten offenbar Walter Harms mitreißen­de Vortragskunst.

      Gerhard, der dies mit verlegenem und gleichzeitig unwirschem Gesichtsausdruck feststellte, beeilte sich, seinen Vortrag rasch zu beenden. Seine Aus­führungen können ungefähr so zusammengefasst werden: Wir, die Pfadinder, ste­hen alle im Eigentum Gottes, ihm haben wir unsere Seele geweiht, seine Forderun­gen müssen wir erfüllen! Was dies bedeutet?, fragte Gerhard, mit lauter Stimme ge­gen die Unruhe im Zimmer anredend: Die Wahr­heit und die Gerechtigkeit müssten als Fundamente des Göttlichen zur Anerken­nung gebracht werden, zumindest müss­ten wir um diese Anerkennung kämpfen! Es genüge aber nicht, diese Fundamente nur im kleinen Kreis der Pfadfindersippe oder im größeren des Pfadfinderlagers zur Geltung zu bringen. Wir, die Pfadfinder, müssten durch unser vorbildhaftes Verhalten auch für die üb­rige Welt ein Beispiel geben, das Eindruck auf die Menschen macht. Dort, wo in der Finsternis die satanischen Kräfte der Zwietracht, des Krieges und der Selbst­sucht herrschten, müsste die göttliche Gabe der Harmonie und der Liebe wie eine Fackel zum Leuchten gebracht werden. So wie es in dem eben gesungenen Lied heiße: ’Wir entzünden voll Andacht die Kerzen für den, der wohnt überm Himmels­zelt’ seien auch wir Pfadinder aufgerufen, die Kerzen der Nächstenliebe anzuzünden und zum Leuchten zu bringen.

      Ein durchaus eindrucksvoller Inhalt, dachte Elmar, aber der Text wurde zu schnell vom Blatt, obendrein mit eintöniger Stimme abgelesen, so verpuffte seine Wirkung, die Gedanken des Vortrages erreichten nicht die Herzen der Zuhörer. Alle waren froh, als Gerhard Nebel seine Andacht beendete. Gerhard selbst, der untalentierte Redner, war sicher am allermeisten froh. Er schaute verlegen unter sich. Vielleicht dachte er gerade mit Schrecken an die vielen Andachten, die er noch in Zukunft hier im Türmerzimmer halten müsste.

      Doch zunächst musste erst noch ein Gebet folgen. Gerhard, wieder auf einen Spick­zettel schielend, rief Gott an, er möge immer wieder junge Menschen zu sich heran­führen, die seine Gebote der Liebe, der Wahrheit und der Gerechtigkeit befolgen. Auch möge er ihnen Mut geben, auf dass sie diese Gebote den satanischen Mächten furchtlos entgegenhalten, die nur Hass und Zwietracht predigen, und Ungerechtigkeit und Feindschaft aussäen. - Nachdem Gerhard das ’Amen’ gesprochen hatte, hob er den rechten Arm angewin­kelt in die Höhe; die anderen Jungen taten das Gleiche. Jeder streckte die drei mittleren Finger nach oben, legte den Daumen über den kleinen Finger. Das war der Gruß der Sternbald-Pfadfinder. Bei Elmar, dem Neuling, dauerte es natürlich einige Sekunden länger, bis er sich, vor­sichtig nach rechts und links lugend, diese merkwürdige Gebärde eingeprägt und nachgeahmt hatte. Inzwischen sangen die an­deren schon „Unser Lied“:

      Allzeit bereit, den kurzen Spruch

      Als Losung ich erkor

      Ihn schreib ich in mein Lebensbuch

      Ihn halt ich stets mir vor!

      Das gibt dem Leben Sinn und Ziel

      Schenkt Freude, Stetigkeit

      Im harten Kampf, im heiteren Spiel,

      Allzeit bereift

      Allzeit bereit zur guten Tat,

      Vollbringe sie für Gott!

      Auf such’ den steilen, rauen Pfad,

      Acht nicht auf Hohn und Spott!

      Hoch halt die Wahrheit, hoch das Recht,

      Verzage nie im Leid,

      Denn Gott wird helfen seinem Knecht,

      Allzeit ist er bereit!

      Allzeit bereit, der raue Weg

      Führt dich auf steile Höhe’,

      Ein Wildbach stürzet unterm Steg

      Tief unten hallt ein Weh.

      Ist es der Wind, der brausend weht

      Durch Wipfel dicht und breit?

      Sind’s Menschen, denen’ s wirr ergeht

      Vor Hass und Bitterkeit?

      Allzeit bereit, dem zu entfliehn

      Was dir die Seel’ befleckt;

      Nichts Böses soll dich abwärtsziehn,

      Hoch sei dein Ziel gesteckt!

      Gott zum lebend’gen Eigentum

      Sei Leib und Ehr’ geweiht.

      In seines Namen Ehr’ und Ruhm,

      Allzeit bereit!

      Allzeit bereit, wahr sei mein Mund

      Unwandelbar die Treu!

      Rein sei mein Herz, fest sei der Mund,

      Der Wandel ohne Scheu!

      Hilf mir, o Gott, du starker Hort,

      dass ich kann jeder Zeit

      Erfüllen treu das Losungswort:

      Allzeit bereit!

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