Günter Müller

Roter Dünensturm am Abend


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meinem Haus an. „Soll ich dich noch bis vor die Tür bringen ?“ „Ich will jetzt nicht alleine sein. Nimmst du mich mit zu dir bis das Gewitter vorüber ist ?“ „Ist o.k., aber bitte nicht nochmal so ´nen planloser Überfall.“ lache ich. „Du musst allerdings trotzdem schon mal aussteigen. In der Garage ist kein Platz, dass beide Türen aufgehen.“

      Etwas wiederwillig steigt sie aus und bleibt im Dunkeln im Regen vor der Tür stehen während ich den Wagen in die Garage fahre. Ich öffne die Tür, schalte das Licht an und wir treten ein. Wir stehen im Flur und ziehen unsere nassen Mäntel aus. Dadurch, dass auch in der Haustür kein Fenster ist und die anderen Türen zu sind dringt kein Lichtblitz von draußen herein. Es ist nur donnergrollen zu hören. Als sie ihren Mantel ausgezogen hat reicht sie ihn mir. „Hier, probier mal. Ich will’s wenigstens mal sehen ob er dir gepasst hätte. Und deinen würd´ ich gern mal probieren. Der sieht toll aus. Ich glaube so einen möchte ich auch haben.“ O.k., warum nicht. Weniger als nein kann auch dabei nicht herauskommen und der Ganze Tag war schon verrückt genug. Ich ziehe ihren Gummimantel über und drehe mich zu ihr. „Und schließen … ganz zu machen. Wenn schon, denn schon ganz richtig … und bis oben hin zu,“ grinst sie mich an, während sie sich meinen Mantel überzieht. Also schließe ich auch den Reißverschluss und die Druckknöpfe bis oben hin. Viel Platz ist in dem Teil nicht gerade, aber es geht. Ein warmer Gummiduft steigt mir in die Nase. Ungewohnt, aber auch nicht gerade unangenehm. „Das sieht gut aus und auch deiner fühlt sich toll an.“

      In diesem Moment flackert das Licht erst und geht dann aus. „Nun nicht auch noch die nächste Birne…,“ fluche ich. Im Flur ist es stockdunkel. Dann spüre ich ihre Hände. Sie umfasst mich und drängt sich ganz dicht an mich. „Das war megaschön da vorhin auf der Bank. Ich hätte da noch Stunden so weiter machen können,“ haucht sie mich an. Auch ich umfasse sie und wir stehen engumschlungen aneinandergedrückt im Flur. An ihr steigt wieder die betörende Duftmischung aus warmen Gummi und dem Frühlingsparfum auf. Ich kann nicht anders als meinen Kopf seitlich in ihrem Haaransatz zu vergraben und den aufreizenden Duft einzusaugen. Als ich wieder ausatme und mein Atem dabei auf ihren Nacken trifft zuckt sie heftig zusammen.

      Nun passiert etwas, womit ich an dieser Stelle nicht gerechnet hätte. „Nimmst du mich mit nach draußen zum Rauchen mit, auch wenn ich dann nochmal schnorren muss ?“ Draußen gewittert es immer noch. So zumindest am Donnergrollen zu hören. „Bist du sicher, dass du das möchtest ? Draußen gewittert es immer noch.“ „Ja …“ „O.k., von mir aus können wir alles wegrauchen was noch da ist.“ Ich bewege mich vorsichtig Richtung Wohnzimmer und taste nach dem Lichtschalter. „Hier geht auch kein Licht, da scheint‘s wohl die Sicherung rausgehauen zu haben. Häng´ dich mal an mich dran. Wenn wir irgendwo gegenlaufen landest du zumindest dann mal etwas weicher.“ Sie legt eine Hand auf meine Schulter und vorsichtig bewegen wir uns durch das dunkle Wohnzimmer Richtung Terrassentür. Es blitzt immer mal wieder und donnert auch fortwährend. Der Regen kommt ungünstig direkt von schräg vorn. Ich lehne mich rückwärts halbstehend an die Fensterbank des Wohnzimmers und Susi stellt sich dicht vor mir, umarmt mich sogleich und lehnt mit ihrer Kapuze direkt an meiner, so dass jeder über die Schulter des anderen blickt. Ich blicke dabei auf das freie Feld vor mir, umarme sie ebenfalls und spüre, dass sie ihren Kopf auf meiner Schulter ablegt. „Wenn du rauchen möchtest … die Zigaretten befinden sich innen in dem Mantel den du jetzt anhast.“ „Gleich, ich möchte jetzt nichts anderes machen als das was ich gerade mache. Einfach nur so da stehen…“ Auch ich lege meinen Kopf auf ihrer Schulter ab und lasse die Situation einfach so weiterlaufen.

      Eine ganze Weile stehen wir so regungslos da. Dann bewegt sie ihren Kopf von meiner Schulter wieder weg und ich lasse sie los. „Nicht loslassen bitte.“ Ich halte sie wieder fest und da sich ihr Kopf direkt vor meinem befindet berühren sich beide Köpfe an der Stirn. „Hättest du was dagegen wenn ich heute Nacht auch hier bleibe ?“ haucht sie mir zaghaft zu. „Noch eine Nachtwache ist, denke ich nicht nötig.“ „Nein, keine Nachtwache … so richtig…“ „ … wie ? … so richtig …?“

      Sie schiebt ihren Kopf seitlich an meinen halb unter die Kapuze meines Mantels, so dass dabei andersherum meiner nun halb unter der Kapuze ihres Mantels steckt und wir beide Wange an Wange aneinander lehnen. Unter ihrer Kapuze bekomme ich nun die volle Ladung des betörenden Geruchs zu spüren den ich fast schon gierig einsauge. „Ich möchte … ich will … ich würde …“ kommt es nun stockend. „ … verdammt … egal … ich mag dich … und das schon von dem Moment an als du da am Zaum hängengeblieben ist. Ich weiß auch nicht so recht warum … als ich mich da zu dir runtergebeugt habe und bis dahin eigentlich nur helfen wollte ist bei mir ´nen Blitz oder so eingeschlagen … und seit dem lauf ich hier wie Falschgeld durch die Gegend und mache nur blöde Sachen.“ Sie löst sich etwas von mir, gibt mir unvermittelt einen Kuss auf den Mund und dreht sich dann um. Ich sortiere meine Gedanken, nehme sie dann jetzt von hinten her in die Arme die ich vor ihr verschließe und ziehe sie rückwärts ganz an mich heran. Sie ergreift mit ihren Händen dann meine Hände und hält und beide so gleichermaßen fest. „Wir haben gerade mal drei Worte miteinander geredet …“ „Ich weiß,“ unterbricht sie mich. „Das ist es ja gerade was ich nicht verstehe. So was ist mir noch nie passiert. Vielleicht liegt’s auch da dran dass du dann einfach nur da warst und nichts weiter gemacht hast, nicht mal den Versuch unternommen hast mir irgendwie nahe zu kommen … und dann heute Morgen … meine bescheuerte Idee da im Flur … jeder andere wäre vermutlich über mich hergefallen … und du … gehst einfach ins Bad … und anstatt mit dir zu reden haue ich kommentarlos ab. Ich glaube, ich möchte jetzt zu mir.“

      „Nein, oder zumindest noch nicht. Als allererstes mal so viel zu dem Ganzen als Realist, dass ich hier hergekommen bin um Urlaub zu machen und es nicht im Geringsten von vorn herein darauf angelegt habe ´ne Frau abzuschleppen. Das mit dem Zaun ist dann ´nen blöder Zufall oder ´nen Wink des Schicksals. Je nachdem wie man das auslegt. Eine mehr als hübsche Pathologin rettet Verunglückten. Das ist eigentlich eher ´ne Story aus dem Sonntagabendfernsehen. Du hast mich heute Morgen auf ´nem völlig falschen Fuß erwischt.

      Aber reden hätten wir locker können. Ich fand’s, das geb‘ ich offen zu, mehr als merkwürdig und hatte dich dann zumindest bis zum Paket auch schon abgeschrieben. Die restlichen verrückten Ideen haben das Ganze allerdings dann wieder umgedreht. Ich hab’s einfach drauf angelegt bzw. drauf ankommen lassen ob und was da kommt und wie das weitergeht. Hab aber auch mit dem Ausgang dann nicht so wirklich gerechnet. Und wenn du zu dir möchtest … du musst nicht hier bleiben wenn du deine Meinung nun geändert hast.“ „Lass mich raten, der Umschwung kam in der Kneipe … oder ?“ „Nein, nicht so wirklich. Da hab ich nur überlegt an welcher Stelle die heiße Verpackung zum Einsatz gekommen wäre, wenn wir nicht zum Essen gefahren wären und ich gleich hier her gekommen wäre. Den Ausschlag hat die Bank auf dem Deich nach dem Essen gegeben. Da war dann deutlich zu spüren dass wohl etwas mehr sein könnte.“ „Das war das erste Mal, dass ich öffentlich so unterwegs war.“ „… auch das war zu merken. Das ist selbst der Kellnerin aufgefallen mit ihrem Spruch von ersten Mal und so. Die scheint ähnliche Klamotten zu besitzen.“ „Ich steh halt drauf. Nur wenn ich das vorher gewusst … oder besser geahnt hätte, dann hätte ich was anderes angezogen. … und … ich hatte keinen Plan B oder so wenn du mich nach Hause geschickt hättest.“

      Sie dreht sich daraufhin wieder zu mir um, nimmt meinen Kopf in beide Hände und hält ihn fest. „Tut mir echt leid dass das alles so furchtbar schräg gelaufen ist.“ haucht sie mir wieder zu, zieht meinen Kopf zu sich heran und küsst mich erneut. Ich erwidere ihren innigen Kuss und spüre wie sie ihre warmen, weichen Lippen öffnet und mit ihrer Zunge vorsichtig meine Lippe berührt. Auch ich öffne meine Lippen und berühre ihre Zunge mit meiner. Engumschlungen verfallen wir in einen langanhaltenden innigen Kuss bei dem sich unsere Zungen ausgiebig von allen Seiten berühren und belecken und tief im Mund des anderen umherwühlen. Zu dem unter ihrer Kapuze hervorquellenden Duftgemisch mischt sich nun ein Geschmack … ihr Geschmack … genauso betörend wie der aufsteigende Duft.

      Ich schließe die Augen und genieße den intensiven Duft und Geschmack und spüre dabei ihren warmen Atem in meinem Nacken. Nach geraumer Zeit lösen wir uns fast zeitgleich voneinander. „Booaahh … nicht