Sepp Müller

Bier selber brauen auf 149 Seiten


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lassen sich auf mangelnde Sterilisation zurückführen. Lassen Sie sich also ausreichend Zeit, um alle zum Brauen benötigten Hilfsmittel ausgiebig zu reinigen. Verwenden Sie hierfür weder Seife noch handelsübliche Reinigungsmittel. Bedenken Sie: Sie müssen das Bier noch trinken! Der Fachhandel bietet aus diesem Grund spezielle Sterilisationsmittel zu diesen Zweck an.

       Was wird benötigt?

       Die Einstiegskosten für die erste "Lage" sind nicht allzu hoch, sie liegen bei ca. 100 DM. In Deutschland ist Heimbrauen wegen der hohen Qualität kommerzieller Biere nicht sehr verbreitet wie z. B. in den USA, wo es für den Biertrinker schon fast überlebenswichtig ist, sein eigenes "Brew" anzufertigen, um sich nicht mit "Buttwiper" oder ähnlichen Industrieabfällen vergiften zu müssen.

       Von daher müssen wir i. d. R. auf den Versandhandel zurückgreifen, wenn man nicht das Glück hat, einen Heimbrauladen um die Ecke aufsuchen zu können.

       • Einen bis zwei Gärbehälter (vorzugsweise ein 17-25 Liter Eimer aus lebensmittelechtem Plastik mit Ablasshahn am unterem Rand und einem Deckel mit Bohrung für das Gärröhrchen),

       • ein Gärröhrchen,

       • einen Rührlöffel und eventuell

       • Chempro/Steropur zum Reinigen und sterilisieren.

       • Malzextrakt und Hefe ist hilfreich und gehört oft zum Bierkit dazu.

       Folgende Schritte verhelfen Dir zu Deinem ersten selbst gebrauten Bier.

       Reinige und/oder Sterilisiere sämtliches Zubehör, das Du während des Brauens benutzt, äußerst sorgfältig. Dies ist vielleicht der wichtigste Punkt für den Hausbrauer - die meisten Fehler treten durch vernachlässigte Sterilisation, Sauberkeit auf. Wenn Du Chempro benutzt, fülle den Gäreimer bis oben mit warmem Wasser, löse 3 Teelöffel Chempro darin auf, gib alles was Du sonst noch sterilisieren willst (z.B. Löffel zum umrühren.) in den Eimer und warte 20 Minuten. Danach alles gründlich mit kaltem Wasser abspülen.

       Der erste Schritt auf dem Weg zum eigenen Bier ist die Zubereitung der Bierwürze, zu der die Hefe bei richtiger Temperatur dann zugegeben wird. Diese Würze wird - während der Wartezeit für's Sterilisieren - duch Auflösen des Malzextraktes in Wasser und anschließendes Kochen erzeugt. Stell die Dose Malz in heißes Wasser, damit sich der

       Malzextrakt nachher leichter umfüllen läßt. Entferne das Etikett und öffne die Dose. Die Entfernung des Etiketts kann ich nur dringendst empfehlen, wenn Du verhindern willst, dass Dir die Dose durch die Hand in die Würze flutscht. ;-) Die Dose im Wasser einige Male drehen, um eine gute Durchwärmung zu erreichen. Etwas abgekochtes Wasser sollte man auf handwarme Temperatur in einem sauberen Glas abkühlen lassen, um damit später die Hefe "anfüttern" zu können.

       Rehydriere die Hefe. Nimm das lauwarmes Wasser im sauberen Glas und gib die Trockenhefe hinein. Einige Hefehersteller empfehlen die Zugabe von etwas Zucker oder Malzextrakt. Nach 15 Minuten dann die nicht aufgelöste Hefe umrühren. Das Glas sollte abgedeckt und lichtgeschützt abgestellt werden (also möglichst nicht in die pralle Sonne auf der Fensterbank), da es sonst zu heftig gärt.

       Während der Wartezeit kann man das Wasser für die Bierwürze (ich habe 4.5 Liter genommen) bereits in den 12-Liter-Topf geben und auf Stufe III (E-herd) vorwärmen.

       Füll den Inhalt in den Gäreimer zusammen mit 1,2 kg Zucker oder ca. 1,5 kg Malzextrakt (übrigens: Zucker ist für obergärige Biere der einzige zulässige Malzersatz nach dem deutschen Biergesetz). Spül die Dose mit ca. 2 Liter kochendem Wasser nach und nach aus und gib dies ebenfalls in den Gäreimer. Wichtig: Fass die Dose mit einem Topflappen an, sonst verbrennst Du Dir die Finger! Rühr gründlich um, damit sich der Malzextrakt vollkommen im Wasser auflöst. Achte dabei darauf, daß kein Malz am Boden des Gärgefäßes kleben bleibt. Falls nicht bereits im Bierkit: Gib nun den Hopfenextrakt bzw. gegebenfalls mitgelierte Enzyme gemäß Anleitung auf der Flasche/Packung hinzu.

       Nun wird es einige Zeit dauern, bis die Würze zum Kochen gebracht ist, schließlich handelt es sich ja um recht viel Flüssigkeit. Auf unserem Herd habe ich dazu ca. 30 Minuten gebraucht und öfters mal umgerührt.

       Die Zeit bis zum Kochen können wir nutzen, um den Gäreimer vorzubereiten. Wenn du das Bier nur einmal gären lassen willst, nimmst du den Eimer mit dem Abfüllstutzen, bei zwei Gärungen den Eimer ohne Stutzen. Die desinfizierten Teile einfach beiseite legen und den Eimer mit kaltem, klarem Wasser ausspülen, um evtl. vorhandene Reste der Chlorlösung zu entfernen. In diesen Eimer füllt man dann ca. 10 Liter Wasser, zu dem nachher die heiße Würze zugegeben wird. Ich habe den Eimer dann mit dem Deckel abgedeckt mitten in die Küche auf ein paar Handtücher gestellt. Auf jeden Fall sollte man auf Sauberkeit achten, also den Eimer nicht mehr innen berühren, nachdem er desinfiziert wurde. Sauberes Arbeiten ist der einfachste, aber auch wichtigste Schritt auf dem Weg zu einem guten Bier!

       Auf kleiner Flamme / Stufe wird die Würze nun für 15--30 Minuten gekocht, wobei man darauf achten sollte, daß einem der ganze Kram nicht überkocht (also Umrühren, ein gutes Auge auf den Inhalt haben und nicht zuviel Feuer geben! ;-) Auch das ist wieder eine Desinfektionsmaßnahme.

       Achtung! - Vergessen Sie nicht, ständig umzurühren, da die Würze sonst leicht anbrennt.

       Füll den Gäreimer mit klarem, kaltem Wasser. Insgesamt soll der Gäreimer später mit 18--22 Liter mit kaltem Wasser gefüllt sein, je nachdem, ob man ein stärkeres oder ein schwächeres Bier haben möchte. Der heisse Topfinhalt wird nun in das kalte Wasser im Gäreimer gegossen. Rühre dabei gut um. Solltest Du ein stärkeres Bier bevorzugen, gib weniger Wasser zu. Der Eimer wird leicht abgedeckt (z. B. durch loses Auflegen des Deckels) und abgekühlt (z. B. in einem Kaltwasserbad in der Wäschewanne und durch Abkühlen auf dem Balkon bei kühlen Außentemperaturen).

       Über die Rechtmäßigkeit dieses Schritts (das "brutale" Abkühlen der Würze in kaltem Wasser) streiten sich die Autoren, mein Bier hat trotzdem sehr gut geschmeckt, und wir wollen ja ein einfaches Bier brauen, oder?

       Wenn die Temperatur der Flüssigkeit ( Würze) unter 24 °C gefallen ist (nach ca. 30--40 Minuten), gib die Hefe (Yeast) dazu und rühre kräftig mit einem desinfizierten Kochlöffel um. Für Vollbier sollte die Würze 11-12 % Stammwürze bei 20 ° C haben. Das lässt sich mit der Bierspindel messen, ist aber, wenn nach Anleitung gebraut wird, nicht notwendig.

       Das wars! Der erste (und bei weitem aufwendigste) Schritt zum eigenen Bier ist getan.

       Bedecke nun den Gäreimer mit einem Deckel. Achte darauf, daß der Deckel lose aufliegt und nicht luftdicht abschließt. Stell den Eimer an einen warmen Platz, die Temperatur sollte zwischen 18 - 21 ° C liegen. Du kannst den Gäreimer ruhig im Wohnbereich aufstellen, da von dem Gärvorgang keine starken, unangenehmen Gerüche ausgehen. Die Gärtemperatur ist sehr wichtig für den Gärprozeß. Je wärmer der Aufbewahrungsort ist, desto unreiner vollzieht sich die Gärung. Resultat ist ein unan-genehmer Nachgeschmack. Lagern sie die Würze allerdings zu kalt, kann die gesamte Würze verderben. Halten Sie sich bezüglich der Temperatur in jedem Fall an die Angaben auf der Anleitung.

       Innerhalb der nächsten 48 Stunden wird die Gärung sehr stark einsetzen und es formen sich Schaumberge (der sogenannte "Kräusen") mit kleinen braunen Punkten auf der Oberfläche.Diese Punkte bedeuten nicht, daß etwas mit Ihrem Bier nicht stimmt, sondern sind völlig natürlich. Der Kräusen sinkt dann später ins Bier zurück, sobald die Gärung an Intensität nachläßt. Allerdings sollte man der Neugierde widerstehen und nicht zu oft in den Eimer schauen (also den Deckel anheben), um das Infektionsrisiko durch Bakterien oder wilde Hefe in der Luft möglichst klein zu halten.

       Wenn du das Bier nur einmal gären lässt, wird empfohlen, die braunen Punkte abzuschöpfen. Bei zwei Gärungen ist das nicht nötig.

       3 bis 5 Tage nachdem Du die Hefe zugegeben hast, wird die Gärung rapide abnehmen (in diesem Stadium wird sich das spezifische Gewicht im Bereich 5 - 6 % befinden).

       Den Fortschritt der Gärung kannst Du an dem Aufsteigen der CO²-Bläschen am Gärröhrchen beobachten. Steigen keine Bläschen, bzw. nur noch sehr wenige auf, ist die Gärung abgeschlossen. Eine weitere Möglichkeit den Gärprozesses zu bewerten, ist die Verwendung einer Bierspindel.

       Wenn Du eine Bierspindel