Sepp Müller

Bier selber brauen auf 149 Seiten


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der Würze durch schütteln entfernt wird, da sonst das Messergebnis verfälscht wird. Am besten prüfst Du nach ca. 3 Tagen den Stand morgens und abends. Zeigt sich keine Veränderung mehr, so kannst Du das Bier am darauffolgenden Tag abfüllen.

       Die zweite Gärung kann auch ausgelassen werden und statt dessen kann das Jungbier nach 5-7 Tagen gleich in Flaschen abgefüllt werden. Dazu muß zur Bildung von Kohlensäure (Nachgärung) in jede Flasche, vor dem Abfüllen, ein halber Teelöffel Trockenmalz oder Haushaltszucker dazu gegeben werden. Die zweite Reifezeit beeinflusst die Geschmacksbildung. Also ruhig mal verschiedene Wege ausprobieren!

       Nach ca. 3 bis 4 Tagen sollte man das Bier vom ersten Gäreimer in den zweiten umfüllen (zu Deutsch "Abziehen", auf Englisch auch "Racking" genannt), um die Verunreinigung des Bieres mit toter Hefe oder auch bitteren Stoffen gering zu halten. Haben Sie keinen zweiten Eimer, so schließen Sie den benutzten luftdicht ab und versehen ihn mit einem Gärröhrchen. Trockenhopfen: Zur Verfeinerung des Hopfenaromas können Sie nun ca. 10 g. Aromahopfen in einem sterilisierten Stoffbeutel zugeben.

       Das Abziehen erreichen wir mit der selben Methode, mit der man auch Benzin aus Nachbars Auto klaut: Dem Schlauchsyphon.

       In diesem Schritt benötigen wir:

       • ca 1,5 Meter sauberen Plastikschlauch (gibts im Fachgeschäft für ca 60 Pfennig / Meter)

       • Gärventil+Gummiverschluß

       • den zweiten Gäreimer

       • Desinfektionsmittel Chempro SDP

       • Kleines Auffanggefäß (Schale oder ähnliches)

       Auch hier wird nach bereits bekanntem Schema vorgegangen:

       Zunächst wird der zweite Gäreimer desinfiziert (also wieder mit kaltem Wasser aufgefüllt bis an den Rand und 5 TL Chempro SDP zugegeben). Alle weiteren benötigten Teile werden in den mit der Lösung gefüllten Eimer gelegt und somit ebenfalls desinfiziert.

       Während die Lösung für 20--30 Minuten einwirkt, kochen wir etwas Wasser ab (zum Auffüllen des Gärventils) und holen den ersten Gäreimer mit dem Jungbier aus seiner stillen Ecke, um ihn auf einen etwas erhöhten Ort zu stellen, von dem aus wir das Bier umfüllen können (bei mir war das daß Klo im Badezimmer, aber ein stabiler Stuhl oder Küchentisch tut's natürlich auch ;-)

       Nun spülen wir den desinfizierten Gäreimer mit kaltem Wasser aus und stellen ihn unterhalb des mit Bier gefüllten Gäreimers auf, also z. B. auf den Fußboden. Danach öffnen wir den vollen ersten Gäreimer (nicht erschrecken, es stinkt und sieht wirklich fürchterlich aus!) Der saubere Schlauch wird nun blasenfrei mit Leitungswasser aufgefüllt und die beiden Enden mit den sauberen Daumen fest verschlossen. Keine Angst, es geht nur um Bier!

       Jetzt geben wir das obere Ende des Schlauches schnell ins Bier, senken das untere Ende in ein bereitgestelltes Gefäß (z.B. Schale) und starten die Bierpipeline, indem wir den anderen Daumen vom unteren Schlauchende nehmen. Nachdem das Wasser aus dem Schlauch in das Auffanggefäß geflossen ist und Bier kommt, wird der zweite Eimer damit aufgefüllt. Dabei ist darauf zu achten, das es nicht platscht und plätschert, sondern das Bier ruhig und ohne viel Tamtam in den zweiten Eimer kommt.

       Das Bier sollte immer aus der Mitte des Flüssigkeitsstandes geholt werden, damit nicht die Bitterstoffe von der Oberfläche und auch nicht die Sedimente aus dem unteren Bereich des ersten Gäreimers mit abgezogen werden. Die letzten 3--4 Zentimeter Flüssigkeit lassen wir weg, dieser Verlust belohnt uns mit einem wohlschmeckenden Bier.

       Der zweite Eimer mit dem umgefüllten Bier wird nun mit Hilfe des Deckels fest verschlossen, der Gummistopfen mit dem Gärventil eingesteckt und dieses bis mindestens zur ersten Kugel des Gärventils mit abgekochtem Wasser gefüllt. Der Eimer wird nun für 7--10 Tage an einen ruhigen, warmen Ort gestellt (ebenfalls 19--21 Grad). Ich hatte zunächst hektische Aktivität im Gärventil erwartet (also Blubbern, Blasen, etc.), aber nichts dergleichen fand statt. Keine Sorge, das scheint normal zu sein! ;-)

       Den ersten Gäreimer sollte man so bald wie möglich gründlich mit klarem Wasser ausspülen, um sich beim nächsten Bier nicht mit festgesetzten Sedimenten herumschlagen zu müssen.

       Die Gärung verläuft für 5-6 Tage langsam weiter, bis das spezifische Gewicht auf 3 % gefallen sein wird bzw. keine Blasen mehr an die Oberfläche steigen.

       Die Wartezeit der zweiten Gärung vertreiben wir uns auf angenehme Weise mit dem Leeren von zwei Kisten voller 0.5-Liter Bügelflaschen (Der Autor bevorzugt hier "Detmolder Pils", da es keine andere Sorte vor Ort in 0.5-Liter-Flaschen gibt, als Norddeutscher möge man sich mit "Flensburger Pils" oder ähnlichem vergnügen). Schafft man es nicht allein, sollte man sich Hilfe holen, außerdem macht allein Trinken sowieso häßlich, wie wir alle wissen. Alternativ lassen sich auch Milchflaschen oder Joghurtgläser ... verwenden. Sieht zwar nicht so schön aus, erfüllt aber auch erst einmal seinen Zweck.

       Die Flaschen werden nach der Leerung sofort ein- bis zweimal mit klarem Wasser und Schütteln ausgespült, die Verschlußgummis abgezogen und aufbewahrt. Die Flaschen werden dann anschließend auf dem Kopf stehend in der Kiste getrocknet, damit keine Flüssigkeitsrückstände in der Flasche bleiben.

       Für die Flaschenabfüllung wird benötigt:

       • 30--40 0.5-Liter Bügelflaschen (sauber)

       • ein kleiner Kochtopf mit 0.5 Liter Wasser

       • ein kleiner Kochtopf zum Kochen der Flaschengummis

       • ein Pfund Malzextrakt in Pulverform, dunkel oder hell, oder alternativ Zucker (yuck!!!!)

       Je nachdem, wieviel Bier sich noch im zweiten Gäreimer befindet (so 18 bis 20 Liter), kocht man eine 3/4 bis ganze Tasse Malzextrakt in 0.5 Liter Wasser für 15-20 Minuten auf und kühlt den Topf im Wasserbad auf handwarme Temperatur herunter. Diese Mischung gießt man dann in den zweiten Gäreimer. Nicht über den Geruch im 2. Gäreimer erschrecken, ist ganz normal! Danach verschließt man den Eimer wieder und wendet sich der Desinfektion der Flaschen zu.

       Während des Aufkochens des Malzextraktes und nach Zugabe ins Bier werden die Flaschen im Backofen bei 120--130 Grad für 15--20 Minuten sterilisiert und die Flaschengummis für 10 Minuten im Wasserbad gekocht. In unseren Backofen passen 16 Bügelflaschen (aufeinander gestapelt, Flaschenboden zur Klappe). Die Seitenwände des Ofens und der Backrost sollten mit Backpapier ausgelegt werden, um direkten Kontakt zwischen Glas und Metall zu vermeiden. Die Flaschen lassen sich alternativ auch mit Chempro desinfizieren.

       Nachdem die Flaschen abgekühlt sind, kann mit der Abfüllung begonnen werden. Dazu bietet sich entweder der mitgelieferte Schlauch mit Klemme oder aber der Flaschenfüllstutzen an. Das Bier sollte ohne Plätschern und Schäumen in die Flaschen gefüllt werden, bis etwa an den unteren dicken Wulst des Bügelflaschenhalses (also ca. 2--4 cm Luft in der Flasche lassen). Du solltest das junge Bier nun vorsichtig, ohne die restliche Hefe am Boden aufzuwirbeln, in Flaschen oder ein Spezialfaß abfüllen. Fülle die Flaschen mit dem Schlauch von unten nach oben, damit möglichst wenig Schaum entsteht und wenig Kohlensäure entweicht.

       Statt des Malzes kannst du Haushaltszucker in jede Flasche füllen - pro 0.5 Liter je Flasche ca. 2,5 - 3g. Man nennt dies auch Nachwürzen. Der Zucker ist die Nahrung für die Hefe, die in der Flasche dann noch weitergärt.

       Wichtig: Verwende nur Pfandflaschen, keine Einwegflaschen. Es besteht die Gefahr, daß die Einwegflaschen den entstehenden Druck durch die Gase der Nachgärung nicht aushalten und explodieren.

       Nachdem der zweite Gäreimer leer ist, wird er gesäubert und die Kisten mit dem abgefüllten Bier für ca. 2--3 Wochen bei Zimmertemperatur aufrecht gelagert. Danach sollten sie kühl und aufrecht stehend gelagert werden. Behält man etwas Bier in einer nicht ganz gefüllten Flasche übrig, können Abenteurlustige mal einen Schluck riskieren, man sollte sich allerdings seelisch auf ca. 15 verschiedene Nachgeschmäcker innerhalb von 3 Minuten einstellen (so wars jedenfalls bei meiner Lage). Nach 10 Tagen kann bereits probiert werden, allerdings wird der Kohlensäuregehalt nicht allzu hoch sein. Besser ist, man zügelt sich noch ein bis zwei Wochen.

       Ich empfehle eine Reifung von mindestens 4 - 6 Wochen bzw. bis sich die Hefe am Boden abgesetzt hat und das Bier klar geworden ist. Grundsätzlich kann man sagen, daß ein dunkles, malzhaltiges