Heidi Dietzel

Mei Ruah möcht i'ham


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      Mann: Er hat aber kein' Namenstag.

      Frau: Aber das irritiert ihn – also das ist nichts.

      Mann: Das ist großartig, da schau her, jetzt wenn er kommt, stellt er sich daher, schaut in den Spiegel hinein und denkt sich, was ist denn das für ein Zettel? Dann sieht er ihn.

      Frau: Wir schauen freilich nein, weil wir wissen, daß da ein Zettel liegt – aber er hat ja keine Ahnung, jetzt wenn er nicht neinschaut?

      Mann: Das ist Grundbedingung, daß er neinschaut.

      Frau: Wenn er aber net neischaut, dann hast den Zettel umsonst hing'stellt.

      Mann: Jaso, halt, ich hab's – jetzt schreibst nochmal an Zettel: Wenn du heimkommst, schaue sofort in den Spiegel.

      Frau: Also: – Wenn du heimkommst, schaue sofort in den Spiegel h–inein, dann siegst du was – schreib ich. Sooo – jetzt ham ma uns so lang mit der Schreiberei aufg'halten – jetzt gehts auf 7 Uhr – is gut daß das Theater erst um 8 Uhr angeht.

      Mann: Um ½ 8 Uhr gehts an.

      Frau: Ich mein, abspülen tu ich erst morgen früh, sonst wird's zu spät. (Serviert ab.)

      Mann (sucht Kragenknöpferl): Fanny, wo hast denn mei Kragenknöpferl?

      Frau: Jetzt geht wieder d'Suche nach dem Kragenknöpferl an, 100 000 Kragenknöpferl hab ich dir schon heim –

      Mann: Dös is zuviel – oans brauch ich blos.

      Frau: Ich möcht bloß wissen, wo du die Kragenknöpferl immer hinbringst, ich glaub, du frißt as direkt. (Nimmt Knopfschachtel, beide rennen sich die Köpfe zusammen, er findet eins.) Jetzt mach ich mich fertig– ah in d'Küch muß ich nochmal. (Ab.)

      Mann (ruft): Wo is denn mein Kragen?

      Frau: Wo'stn gestern hing'legt hast.

      Mann (kann den Kragen mit Knöpferl nicht einmachen): Fanny, mach mir mein Kragen ein, bevor ich narrisch werd.

      Frau (kommt mit der Brennschere im Haar): Du mußt mir schon mei Ruh lassen, sonst werd ich auch nicht fertig – was soll ich denn tun?

      Mann: Mein Kragen sollst mir einmachen, sonst wirf ich ihn hinter.

      Frau: Da, heb amal d'Scher!

      Mann: Au – dumme Gans, gibts mir die heiße Scher so in d'Hand.

      Frau: Ja wie soll ich dir's denn sonst geben, ich kann dir's doch net so geben! (Brennt sich auch.) Auh!

      Mann (wirft das Knöpferl hinter): Jetzt hab ich mei Knöpferl hintergworfen. (Er reißt ein paarmal die elektrische Lampe runter und stößt sich den Kopf an.)

      Frau: Jetzt hat er wieder kein Knöpferl – also wenn'st so weiter machst, dann kommen wir zu spät, dös sag i dir glei. (Sucht das Knöpferl.) Vielleicht ist's unterm Divan?

      Mann: Der is ja hingemal'n, da unter dö Kommode is es hing'fall'nl (Sie bückt sich suchend, er hebt die Kommode etwas auf, Geschirr fällt herunter. Frau schimpft.)

      Mann (lacht): Da is ja 's Knöpferl! Wo is denn mei Kragen – –?

      Frau: Jetzt hat er wieder koan Kragen – – – das is er ja!

      Mann: Nein, an Kragen, ja, da is er.

      Frau: Ich zieh mich jetzt an, dann is wenigstens eins fertig; soll ich das schwarze Kleid anzieh'n?

      Mann: Ja –

      Frau: Oder das braune?

      Mann: Ja –

      Frau: Ich kann doch net zwei Kleider anziehn!

      Mann: Dann frierts dich net.

      Frau: Wenn man nur dich um was fragt – jetzt ziag i amal 's braune an – dann sehn ma's schon, 's schwarze kann i dann immer noch anzieh'n. (Ab.)

       (Mann hat den Kragen und die Kravatte an, sucht seine Schuhe und schaut dabei hinauf, findet sie, stellt sie auf den Tisch und zieht sie an, ärgert sich über die Schuhbänder.)

      Frau (kommt mit dem Kleid): Geh mach mir amal mei Kleid ein, das kann ich net allein.

      Mann: Auweh – jetzt kommen wieder die 500 Hakerln alle.

      Frau: Nein, brauchst koa Angst ham, i hab ja an Reißverschluß hinmachen lassen.

       (Mann macht Reißverschluß zu.)

      Frau: Dös war doch früher furchtbar; wenn man ein Hakerl zugemacht hat, dann is das andere wieder aufg'hupft und beim Ausziehen, wenn man eins aufgmacht hat, is dös ander wieder zug'hupft.

      Mann: Jetzt red net lang, schau daß d' fertig wirst. (Es reißt ihm das Schuhband ab, er schimpft.)

      Frau: Sei doch net so nervös! Ich weiß net, andere Leut gehn doch auch ins Theater.

      Mann: Das sind auch keine Schuhbandl'n.

      Frau: Das nächstemal zieh ich dir a paar Drahtseil ein – aber die reißt du auch noch ab. (Ab.)

       (Mann zieht Schuhe, Weste und Joppe an.)

      Frau: Ich weiß net, der Hut, find ich, paßt net recht zu dem braunen Kleid.

      Mann: Setz an andern auf – schick dich! (Er setzt Hut auf und ist fertig.)

      Frau: Und der macht mich furchtbar frech –

      Mann: Der hat mir noch nie g'fall'n.

      Frau: Ich setz das Theatertuch auf, das steht mir auch besser.

      Mann: Das tust – aber geh – mach – wir kommen zu spät –. (Wird nervös.)

      Frau (sucht Tascherl und Fächer): Jetzt muß ich noch a bisserl aufräumen.

      Mann (schimpft): Ja, d'Stieg'n tät ich noch putzen und d'Fenster putzen, langweiliges Frauenzimmer.

      Frau (schimpft auch): Ja sei nur net so grantig! Ich kann doch auch nichts dafür, daß i zwei Billetten gschenkt kriegt hab. –

      Mann: Dös Mistviech soll 's nächstemal selber ins Theater gehn und andere Leut net damit belästigen. (Streit.)

      Frau: Ich darf mich nur amal auf was g'freun, bei uns is amal a so, zum Arbeiten bin i 's ganze Jahr guat g'nua, aber –

      Mann: Und i zum verdienen.

      Frau: Jetzt gehts scho wieder dahin, i kenn di schon, jetzt hörts wieder nimmer auf, jetzt wird an ganzen Weg g'stritten und im Theater drinn wird g'stritten und die halberte Nacht hernach wird aa noch g'stritten! Aber dös sag ich dir, auf a solches Vergnügen verzicht i von vorn herein. Da bleib i lieber daheim und du gehst allein ins Theater.

      Mann: Wie kann ich denn mit zwei Billetten allein ins Theater gehn?

      Frau (weint und setzt sich): Ich kann doch schließlich nichts dafür, wenn mir wer zwei Billetten schenkt.

      Mann: Auf das hab ich g'wart, marsch! Vorwärts ins Theater –

      Frau: