Heidi Dietzel

Mei Ruah möcht i'ham


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Mann / Die Frau / Nachbarin. Altmodisches, einfaches Zimmer mit Kommode, Tisch, 2 Stühle, kleines Tischerl, elektrische Hängelampe, Kleideraufhänger und Geschirr.

       (Mann sitzt und liest Zeitung.)

      Frau (kommt): Du, Alter, denk dir nur, jetzt geh ich eben über d'Treppen rauf, da begegnet mir unsere Hausfrau und hat mir schon wieder was g'schenkt – rat amal, was mir g'schenkt hat?

      Mann: Sei net kindisch – sags halt.

      Frau: Da schau her, zwei Theaterbilletten für'n Faust – was sagst denn du dazu?

      Mann: Dank schön!

      Frau: Jetzt dürfen wir heut noch in's Theater gehn.

      Mann: Wann geht denn dös an?

      Frau: Dös weiß i net – i geh nunter und frags nochamal.

      Mann: Dös geht halt um ½8 Uhr an.

      Frau: Jetzt is ja schon ¾ 7 Uhr, da tät ma nimmer fertig werden! Aber die Theater gehn doch meistens erst später an – um 8 Uhr.

      Mann: Naa, zwischen ½ 8 Uhr und 8 Uhr geh'ns an.

      Frau: Nein, vor 8 Uhr auf keinen Fall. Immer gehn die Theater erst später an; weißt noch, vor vier Wochen war'n ma amal in an Frühschoppen, der ist erst um 10 Uhr angegangen.

      Mann: Ja, was mach ma denn da?

      Frau: Überleg dir's halt net lang, komm!

      Mann: Gegessen ham ma auch noch nicht.

      Frau: Das Essen ist fertig.

      Mann: Ja i werd scho fertig, gekämmt bin ich gleich.

      Frau: Das kannst hernach machen, jetzt eß' ma z'erst. (Geht ab.)

       (Mann nimmt Spiegel und stellt ihn auf den Tisch, dieser fällt immer um.)

      Frau (kommt mit Essen): So jetzt schaun ma, daß wir weiter kommen. Ja gibts denn dös auch – stell'n halt auf. (Spiegel bleibt stehen, aber verkehrt.)

      Mann: Ich kann doch net sooo neinschau'n.

      Frau: Dreh ihn halt um.

       (Mann dreht ihn um, fällt wieder um. – Frau stellt ihn richtig hin. – Mann kämmt sich Bart und Haare.)

      Frau: Jetzt möcht ich bloß wissen, was da zu kämmen gibt – da kannst doch keinen Scheitel mehr machen, aus der Mordstrumm-Platt'n.

      Mann: Das bin ich noch so gewöhnt von früher her.

      Frau: Wie nur der Mensch so eitel sein kann – für wen richtst dich denn gar so schön z'samm, mir g'fallst und wem andern brauchst net gfallen.

      Mann: Vielleicht sitzt im Theater ein sauberes Madl neben mir.

      Frau: Die wird dann grad dich anschauen, die schaut doch den Faust an!

      Mann: I mein ja in der Pause ...

       (Frau geht und bringt Essen – Schüssel mit Kraut und ein paar Würstchen.)

      Mann: Eintopf!

      Frau: Bei uns hats doch noch nie was anderes geb'n. (Jeder kriegt eine Wurst, er nimmt sie und vergleicht sie, gibt Frau die kleine, er behält die längere. – Beide fahren mit Gabeln ins Kraut, vergabeln sich, er schlägt die Gabeln mit Messer auseinander.) Da, jetzt ist sie krumm, jetzt weiß ich wenigstens, wer unsere Gabeln immer so kaputt macht. Also eß ma schnell.

      Mann: Schnell soll man nicht essen, das ist ungesund.

      Frau: Da hast a Kraut! (Gibt es ihm.)

      Mann (wirfts mit der Hand zurück): Ich nimm mir mei Sach scho selber. (Er schaut in den Spiegel hinein.)

      Frau: Mach doch keine Geckerl, unter'm Essen braucht man doch nicht in den Spiegel schaun.

      Mann: Gerade da – dann hat man zwei Portionen. (Beide essen.) Was mach ma denn mit unserem Buben, wenn er von der Arbeit heimkommt?

      Frau: Da hab ich schon drandenkt. – S' Essen müß ma ihm warm halten und bevor wir fortgehen müß ma ihm an Zettel schreiben – iß nur du weiter, den schreib ich gleich. (Holt aus der Kommode Papier und Tinte.) Dann schreib ich, daß wir nicht daheim sind.

      Mann: Dös brauchst ihm net schreiben, das sieht er ja selber – aber dös mußt ihm schreiben, daß wir fortgangen sind.

      Frau: Das mein ich ja! Ich schreibe ihm, daß wir nicht da sind, weil wir abwesend sind.

      Mann: Schreibst: München, den – – –

      Frau: Nein ich schreib: Lieber – – –

      Beide: Ja, wie hoaßt jetzt der?

      Frau: Du als Vater wirst doch wissen, wie der Bub heißt –

      Mann: Du als Mutter mußt es viel eher wissen.

      Frau: Weil man eben immer Bub zu ihm sagt, ja wie heißt er denn?

      Mann: Wart – ich frag die Nachbarin.

      Frau: Naa – da wer'n ma doch selber drauf komma, Jeßmarandjoseph – ah Joseph heißt er – Also: Mein lieber Joseph – – –

      Mann: Das kannst net schreiben, weil er mir auch g'hört.

      Frau: Dann schreib ich halt unser lieber Joseph, das d'a Ruah gibst. – Unser lieber Joseph.

      Mann: Sehr geehrter Herr, unser lieber Joseph –

      Frau: Dein Essen steht in der Küche am Ofen, mach es dir warm, weil es schon kalt ist ...

      Mann: Es ist bereits Dezember –

      Frau: Ich mein doch's Essen – – kalt ist und weil wir ins Theater gehen müssen.

      Mann: Wenn ma net mögen, müß ma net ...

      Frau: Dann schreib ich dürfen – können – wollen – sollen –

      Mann: werden.

      Frau: Dann sind wir doch schon fort, wenn er den Zettel liest.

      Mann: Dann schreibst: gegangen sind.

      Frau: Sollte das Theater aus werden, dann kommen wir sofort wieder nach Hause. Es grüßen dich

      Mann: Hochachtungsvollst

      Frau: Deine fortgegangenen Eltern, nebst Mutter.

      Mann: Bei die Eltern ist doch d'Mutter schon dabei!

      Frau: Dann mach i halt an Punkt, sonst liest dös Rindviech weiter.

      Mann: Jetzt schreib noch hin: Solltest du aber das Essen lieber kalt mögen – dann brauchst du es nicht warm zu machen.

      Frau: Weil es sonst zu heiß wird. So, den legen wir jetzt am Tisch her. Oder vielleicht sieht er ihn da net glei – er geht doch meistens bei der Tür herein, dann legen wir den Zettel am Boden her – – –

      Mann: Dann tritt er drauf mit dö schmutzigen Stiefeln und kann ihn nicht mehr lesen. (Stellt ihn auf das Seitentischerl mit Blumenvase.)