Ana Marna

Fellträger


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er. Seine Stimme klang fast grollend, aber nicht unbedingt bedrohlich.

      Sanft aber bestimmt umfasste er ihre Arme und zog sie eng an seinen Körper.

      Seine harte Männlichkeit zwischen ihren Leibern ließ keinen Zweifel daran, was er unter Verdauungsschläfchen verstand.

      „Du riechst gut“, grollte er ihr leise ins Ohr. „Unwiderstehlich gut.“

      Sara entfuhr ein Keuchen. Wieder schwappte ein Erinnerungsfetzen in ihr hoch.

      „Ich … ich schmecke aber bestimmt nicht. Ich mein – ich trag bestimmt eine Menge giftige Chemikalien in mir herum. – Ich …“

      Aus dem Grollen wurde so etwas ähnliches wie Kichern, dabei drückte er sie aufs Bett und lag wie ein Stein auf ihr.

      Sara war wie betäubt von seiner Nähe, seinem Geruch. Dieser war intensiver geworden und ließ sie erschauern. Er roch - vertraut.

      Der Mann vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und sog hörbar ihren Duft in sich auf.

      Sara war sich sicher, dass er ihre Angst roch, aber das war ihr momentan egal. Seine Hände rissen ihr die Kleidung vom Körper, als wäre sie aus Papier.

      Wieder entglitt ihr ein Keuchen, als er in sie eindrang.

      Wild und ungestüm nahm er sie, aber erstaunlicherweise tat er ihr nicht weh.

      Seine Leidenschaft überrollte sie wie ein Panzer. Sie verlor jedes Zeitgefühl, aber sie nahm trotzdem wahr, dass ihr „Partner“ alles andere als normal war.

      Seine Gesichtszüge, sein Körper, alles schien sich zu verändern, vor allem, wenn er zum Höhepunkt kam.

      Irgendwann lagen sie erschöpft nebeneinander.

      Sara hatte die Augen geschlossen und versuchte ihre Gedanken zu sortieren.

      Klar war, dass dieser Mann nicht normal war. Die Kombination Wolf und Mensch ließ ihres Wissens nur einen Schluss zu: Werwolf.

      Hatte der Vampirjäger diese Kreaturen nicht auch erwähnt? Was wusste sie von Werwölfen? Im Grunde nur Legenden. Und wenn der Wahrheitsgehalt von diesen Geschichten genauso dürftig war, wie der über Vampire, dann durfte sie davon ausgehen, dass sie gar nichts wusste. Außer dass sie rohes Fleisch vertilgten und ihre Wunden schnell verheilten.

      Sie schlug die Augen auf und sah in grüne nachdenkliche Pupillen.

      „Ich dachte, so was passiert nur bei Vollmond“, murmelte sie.

      Er zog seine buschigen Augenbrauen hoch.

      „Ach, und was denkst du noch?“

      „Keine Ahnung.“

      Sie berührte zögernd seine Brust.

      „Heilen Wunden bei dir immer so schnell? Oder hängt das mit dem Fleisch zusammen?“

      Er blieb ihr diese Antwort schuldig, meinte aber: „Das mit dem Vollmond ist Blödsinn.“

      „Ja, das hab ich wohl begriffen.“

      „Es tut mir leid.“ Er zögerte kurz. „Ich hätte nicht hier hereinkommen dürfen. – Nicht auf diese Art. – Es war nur – es passte gerade – ich meine …“

      „Schon klar“, murmelte sie. „Mit den Typen im Nacken wäre ich, glaub ich, auch überall reingerannt.“

      Siedendheiß wurde ihr bewusst, was sein Stocken vermutlich bedeutete. Dieser Kodex von dem Robert immer gesprochen hatte, traf wahrscheinlich auf alle anderen Kreaturen ebenso zu.

      Angst kroch wieder in ihr hoch.

      In diesem Moment klingelte es an der Haustür.

      Entschlossen richtete sie sich auf und griff nach ihrem Bademantel.

      Als seine Hand auf ihre Schulter sank, schob sie diese vorsichtig aber entschieden hinunter und sah ihm fest in die Augen.

      „Keine Sorge. Wenn das wieder diese Typen sind, kommen sie diesmal nicht an mir vorbei.“

      Sie ignorierte sein belustigtes Schnaufen und schnappte sich auf dem Weg zur Tür einen Feuerhaken.

      Dann erst öffnete sie.

      Entgeistert starrte sie auf den jungen Mann, der vor ihr stand.

      Er war groß, schlank, mit einer blonden Wuschelfrisur und lächelte sie entwaffnend an.

      Als sie in seine Augen sah, schnappte sie hörbar nach Luft.

      Sie waren grün-irisierend und beängstigend vertraut.

      „Hallo“, meinte er mit einer angenehmen Baritonstimme. „Ich hab hier die Spur eines Freundes verloren. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen?“

      Sara umklammerte den Schürhaken und war vor Schreck sprachlos.

      „Hach“, krächzte sie nur. Nach einer Pause räusperte sie sich und fragte: „Wie sieht Ihr Freund denn aus?“

      Sein Blick ruhte nachdenklich auf der Eisenstange in ihren Händen.

      „Nun“, meinte er langsam. „Er ist groß, dunkelhaarig und etwas ungestüm. – Außerdem, hmm, vielleicht haben sie auch seinen Hund gesehen. Der ist ziemlich groß und eher schwarz, mit ähnlichem Temperament.“

      „Oh“, meinte sie. „Ja, den hab ich kennengelernt. Der war hier. Die Jäger haben ihn erwischt. Der hat meinen Teppich völlig versaut.“

      Seine Augen wurden so plötzlich dunkel und drohend, dass sie unwillkürlich zurückwich und die Stange hob. Er sprang auf sie zu und seine Wucht hätte sie quer durch den Raum geschleudert, – aber er packte sie am Kragen und hob sie hoch.

      „Wo ist er? Was ist mit ihm?“

      Die Frage war ein lautes Knurren.

      Sara schnappte nach Luft, unfähig sich zu rühren.

      „Woher soll ich wissen, dass Sie wirklich sein Freund sind?“, keuchte sie zurück.

      Er ließ sie so plötzlich los, dass sie fast zu Boden gesackt wäre.

      Ohne Mühe nahm er ihr den Feuerhaken aus der Hand und ließ ihn einfach fallen.

      „Er ist mein Freund.“ Sein Tonfall ließ keinen weiteren Zweifel zu. „Also, wo ist er?“

      Sara rieb sich die schmerzenden Arme.

      „Oh, ich denke, es geht ihm prima. Er hat sein Schappi bekommen, sein – äh – Verdauungsschläfchen gemacht und ist wahrscheinlich ganz der Alte, – soweit ich das mit meinem nichtvorhandenen Kennerblick beurteilen kann.“

      Er betrachtete sie argwöhnisch, aber bevor er sie wieder etwas fragen konnte, ertönte vom Schlafzimmer ein Räuspern.

      „Hallo Simon. Was machst du denn hier? Nachts, so allein im Wald.“

      Simon starrte ihn an.

      „Du verdammter Idiot“, knurrte er so wild, dass Sara zurücksprang. Ihr Blick wanderte zwischen den beiden Männern hin und her. Dann meinte sie laut und deutlich:

      „Scheiße, auch noch zwei von der Sorte.“

      Damit drehte sie sich um und ließ sich aufs Sofa plumpsen.

      Sie spürte mehr, als dass es zu hören war, wie der Dunkelhaarige sich näherte und hinter ihr aufbaute.

      Der Mann namens Simon verschränkte die Arme.

      „Max“, knurrte er. „Was ist hier los?“

      Der Angesprochene beugte sich zu Sara herunter und legte seine Hände sanft auf ihre Schultern.

      „Na ja, ich schätze, ich habe Mist gebaut“, brummte er und vergrub sein Gesicht in Saras Haaren.

      „Und wie …“

      Max riss den Kopf hoch und funkelte ihn frustriert an.

      „Mann,