Jasmin Salfinger

Teufels Träume


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immer leicht war. Er hatte eine ruhige und gelassene Art. Er gab den Menschen ein gutes Gefühl, man fühlte sich geschätzt in seiner Nähe.

      Wahrscheinlich einer der Gründe warum die Familien so gut miteinander auskamen. Das hatte sich auch auf die Töchter übertragen. So unterschiedlich Emilia und Melica auch waren, sie waren dennoch Freunde von der Wiege bis zur Bahre. Melica war ein verrücktes Weibsbild, energisch, aufbrausend, aggressiv und zu allem Übel auch noch abergläubisch wie die Pest. Gleichzeitig war sie durch eine deftige Portion Humor und Selbstironie der amüsanteste Mensch überhaupt. Dafür erntete sie Anerkennung bei ihren Mitschülern. Emilia dagegen bemühte sich um Freundlichkeit, Offenheit und Toleranz. Und sie sah die Dinge anders, als viele andere Menschen. Emilia versuchte immer mehr in Dingen zu sehen, als was man augenscheinlich erkennen konnte. Vielleicht war das auch ein Problem, sie wollte nicht das vorbestimmte Leben ihrer Eltern, sie wollte selbst bestimmen. Sie wollte mehr sehen als das was augenscheinlich da war. Geheimnisse...und Abenteuer... und nicht den Rest ihres Lebens in einem Büro kauern, vor einem Computer sitzend und Tag ein Tag aus dasselbe tun bis zur Pension.

      Sie wollte Abenteuer wie die, die sie in ihren Träumen erlebte. In denen es wirklich um etwas ging. Sie wollte für etwas Kämpfen das Bedeutung und Sinn hatte, stattdessen saß sie in einem goldenen Käfig. Mochten sie auch noch so reich sein, sie waren trotzdem alle gewöhnlich... Nichts Besonderes. Emilia war keine Kriegerin, kein magisches Wesen dessen Kräfte plötzlich erwachten, ein radioaktiver Spinnenbiss würde sie nicht in einen Superhelden verwandeln und es gab keine verborgenen Welten die hinter dem Horizont auf sie lauerten. Uni-Job-Familie-Tod. Sollte es so sein? Sollte es dieser ewige Kreislauf sein? Immer und immer wieder? Tausende auf der Welt würden alles für diesen Kreislauf geben. Sie würden alles Geben für die Möglichkeit auf so ein Leben, mangelte es ihnen doch am Grundlegendsten. Diejenigen die es hatten, verspürten nur den Drang auszubrechen, denn es war ja... gewöhnlich. #ErsteWeltProbleme. Genau diese Denkweise führte dann auch noch dazu, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, etwas anderes zu wollen, als das Leben, dass ihr so federleicht in den Schoß geworfen wurde.

      Fotos der Objekte wanderten über die Bühne. Eines älter als das andere und ebenfalls eines teurer als das andere. Die Veranstaltung zog sich allmählich in die Länge. Emilias Vater Henrik bemerkte die müßige Miene seiner Tochter und knuff ihr in die Schultern: "Na komm, bald hast du es überstanden." schmunzelte er. Emilia verdrehte die Augen. Ihr Blick blieb plötzlich an einem Objekt hängen, dessen Bild gerade zu ihrer Mutter auf das Podest getragen wurde. Es war ein Schmuckstück. Ein schlichtes schwarzes Band an der eine Brosche oder so etwas hing. Die Brosche sah aus wie ein Skarabäus aus blauem, glänzenden Saphir. Emilias Nackenhaare stellten sich auf und ein eisiger Schauer schlängelte ihren Rücken hinab. Sie konnte den Blick nicht von dieser Kette lassen und ein summendes Säuseln füllte ihre Ohren. Warum wusste sie nicht, aber sie verabscheute diese Kette. Trotzdem konnte sie nicht den Blick davon abwenden. Gerade in dem Moment als sich Schweiß auf ihrer Stirn bildete, klopfte ihre Mutter mit einem Hämmerchen fest auf den Tresen und nahm die ersten Geboten entgegen. Das Klopfen des Hammers hatte in Emilias Brust nachgehallt wie ihr Herzschlag. Auf einmal wollte sie diese Kette. Nein sie wollte sie nicht, sie brauchte sie!

      "Kann ich die Kette haben?!" Fragte sie schnell. Ihr Vater sah sie überrascht an und musterte dann das Bild des Objektes auf dem Podest.

      "Das Ding? Ich meine mich in Mode nicht auszukennen, aber ich hätte nicht vermutet, dass so ein Krabbeltier deinen Geschmack trifft." Sagte er mit hochgezogenen Brauen.

      "Bitte Papa!" Flehte Emilia. Warum zum Henker wollte sie diese Kette haben? Es war als ob ihr die Luft ausginge und dort oben, das Ding würde ihr Sauerstoff bringen.

      Ihr Vater war mehr als nur verwirrt über den quengelnden Ton seiner Tochter. Den hatte er das letzte Mal gehört als sie fünf war.

      Ergeben seufzte er: "5000!" Sagte er laut und gab sein Gebot ab. Das war für normale Verhältnisse sehr viel Geld. Aber in St. Monterose galten andere Relationen zum Geld.

      Leatrice Schwarz ließ ihr Hämmerchen kurz überrascht schwenken als sie das Gebot ihres Mannes entgegennahm. Henrik Schwarz sah sie nur Schulter zuckend an und nickte zu Emilia. Jede Sekunde die jetzt in Stille verstrich zog sich in die Länge wie eine donnernde Ewigkeit. Bitte lass es keine weiteren Gebote mehr geben! Dann sauste der Hammer nieder und die Kette gehörte Familie Schwarz. Erleichtert stieß Emilia die Luft aus ihren Lungen. Sie hatte immer noch ein schweres Gefühl auf der Brust, aber sie wusste das Erleichterung auf dem Weg war. Es hatte einen Vorteil die Tochter der Organisatorin zu sein; Emilia musste nicht auf das Ende der Auktion warten, sondern konnte sich ihr Schmuckstück gleich und als erste Ersteigerin abholen.

      Emilia und ihr Vater Mr. Schwarz erhoben sich und ein Platzanweiser führte sie die schöne Halle entlang, an der Bühne vorbei in einen großzügigen Gang des Gemeinderathauses. Jetzt würde der Papierkram geregelt werden und Emilia würde in wenigen Sekunden ihre Kette in Händen halten. Personal wuselte herbei. Ihr Vater folgte ihnen in einen Nebenraum, Emilia ging währenddessen schon einmal vor zum Aufbewahrungsort, wo all die Gegenstände gelagert wurden. Die Schatzkammer sozusagen. Sie wollte lieber dort vor der verschlossenen Tür warten, bis ihr Vater das Bürokratische erledigt hatte. Warum war sie so angespannt? Ihr Hirn schien wie elektrisiert. Unruhig ging sie auf und ab. Sich selbst zur Ruhe zwingend drehte sie sich um und wollte sich gegen die verschlossene Tür lehnen.

      Nur dass die Tür gar nicht mehr verschlossen war, und gerade nach Innen aufschwang. Emilia verlor fast das Gleichgewicht als sie nach hinten strauchelte und japste. Sie fing sich gerade noch rechtzeitig und blickte in ein paar sehr, sehr dunkler Augen, fast schwarz. Augen voller Feuer. Ein blonder Haarschopf und eine schwarze Lederjacke. Das war schon alles was sie wahrnahm, denn für mehr reichte die Zeit dieses kurzen Moments nicht. Der Junge Kerl sah sie an, einen minimalen Augenblick waren beide erstarrt. Emilia sah stumm und starr in diese unheilvoll schwarzen und feurigen Augen. Dann löste der Typ den Blickkontakt und warf einen Blick über ihre Schulter, ehe er in die entgegengesetzte Richtung aus der Emilia gekommen war davonlief und um eine Ecke verschwand.

      Wer war denn das?

      Emilia wurde von hektischen Schritten abgelenkt, die von der anderen Seite des Ganges kamen. Eine Dame, zwei Security Männer und ihr Vater kamen eilig um die Ecke.

      "Miss Schwarz! Bitte verzeihen sie, aber wie es aussieht ist der Schlüssel zum Aufbewahrungsraum abhandengekommen! Wir werden ihn natürlich so rasch wie möglich ausfindig machen!" Beteuerte die junge Dame entschuldigend.

      "Äh die Tür ist offen." Sagte Emilia verdutzt und wies mit der Hand Richtung der offenstehenden Tür. Sie linste an der Dame vorbei zu ihrem Vater, der sah nur mit gerunzelter Stirn zu.

      "Was?!" Sagte die Dame entgeistert, laut ihres Namenschildes hieß Sie Monica, und glotzte an Emilia vorbei. Sie gab den beiden Secuirty Männern ein Zeichen, die brausten sofort an Emilia vorbei in den Raum und sahen sich um.

      "Es scheint alles in Ordnung zu sein Monica." Sagte einer der beiden Securities. Monica ging in den Raum um sich selbst zu überzeugen. "Wir werden dennoch ein Inventar vornehmen, um sicherzugehen, dass nichts verschwunden ist." Sagte sie, wirkte aber schonmal erleichtert.

      "Na gut, verzeihen sie die Umstände. Bitte warten sie hier kurz, ich bringe ihnen ihre Ersteigerung." Wand sie sich nochmal an Emilia und ihren Vater Mr. Schwarz, ehe sie mit ein paar Dokumenten in der Hand in dem Raum verschwand.

      Ein entsetzter Laut entwich ihrer Kehle.

      "Was ist los?" Fragte Emilia sofort und Monica erschien mit leidendem Gesichtsausdruck.

      "Miss Schwarz haben Sie, abgesehen von der offenstehenden Tür, sonst noch etwas Ungewöhnliches bemerkt?" Fragte sie schnell.

      Emilia sah sie kurz mit großen Augen an, ehe sie ihr von dem jungen Mann berichtete der zuvor noch aus der Tür gekommen war.

      "Was? Wie sah er aus?" Und plötzlich verlangte sie von Emilia jede Kleinigkeit zu schildern. Sie gab daraufhin beiden Männern Anweisungen und diese stürmten alarmiert davon. Anscheinend hatte sich ein Dieb in das Rathaus eingeschlichen. Monica war die Einzige, die Zugang zu dem Schlüssel zu der Kammer haben sollte, doch der Schlüssel war aus dem Büro von Emilias