Jasmin Salfinger

Teufels Träume


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Man versuchte die Angelegenheit zwar diskret zu behandeln, doch man konnte nicht verhindern, dass das Publikum Wind von der Sache bekam. Auch Dr. Salveter erschien an der Seite von Familie Schwarz. Im Schlepptau trottete Melica hinter ihm her. Als sie, wie Emilia ebenfalls, erfuhr was genau gestohlen worden war, nahm ihr Gesicht einen ganz merkwürdigen Ausdruck an. Der Dieb hatte nur einen einzigen Gegenstand gestohlen. Emilias saphirblaue Skarabäuskette.

      Schule

      "Gibt es jetzt eigentlich schon wen der sich für das Morelli Anwesen interessiert?" Fragte Alexander.

      "Keine Ahnung, nach dem was gestern passiert ist, ist meine Mutter gerade nur mehr mit den Sicherheitsvorkehrungen im Rathaus beschäftigt. Sie will unbedingt herausfinden wer meine Kette gestohlen hat.“ Antwortete Emilia.

      "Das sowas überhaupt passieren konnte." Verlautete Corrinn kopfschüttelnd, während sie ihr Spiegelbild in einer Coladose begutachtete und ihre blonde lange Lockenpracht zurecht zupfte.

      "Warum klaut man überhaupt nur EIN Ding? Wenn man da schon reinkommt hätte der Typ doch gleich viel mehr mitnehmen können." Sagte Ben laut überlegend, während er ein paar Smarties hoch warf und sie mit dem Mund auffangen wollte. Sie prasselten ihm Großteiles in die schwarzen Haare.

      "Lia hat ihn wohl überrascht, da hat er sich aus dem Staub gemacht.“ Sagte der brünette Alexander. Er schien sich als einziger der wirklich Gedanken zu machen.

      "Jaaa- das kann sein." Pflichtete ihm Emilia zu.

      Sonnenstrahlen ergossen sich überschwänglich über die St. Monterose Akademie und versprühten über den azurblauen Himmel schon einen sehnlichsten Geschmack auf die Sommerferien. Die Schule ruhte in der Mitte des Parks wie ein hochmodernes, gläsernes Gebäude, das mit einem Gemäuer aus den Zeiten des Gotik Stils verschmolzen worden war. Sie beherbergte neben einem unschätzbaren Wert an Büchern, Künsten und Wissen den vermögenden Nachwuchs von St. Monterose. Folgte man dem gepflasterten Weg vom Haupteingang hinunter zum Schultor, dass das große, erblühende Gelände schützte, so gelangte man auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu einem hübschen kleinen Diner. Das Diner war ganz im Stile der fünfziger Jahre und bot Fastfood an das mindestens so teuer wie fettig war. Es war dennoch die beliebteste Nahrungsquelle der Akademie Schüler. Emilia saß mit ihren privilegierten Freunden auf den Stühlen in dem Gastgarten des Diners. Es war nicht wirklich ein Gastgarten, viel eher ein paar Tische und Sessel die man auf dem gepflasterten Vorplatz gestellt hatte um auch die sommerliche Jahreszeit für etwaige Gäste verlockend zu gestalten.

      "Und du hast ihn wirklich nicht erkannt?" Hakte Alex nach und griff nebenbei nach ein paar Pommes Frites.

      "Nein, ganz sicher. Er ist definitiv nicht aus St. Monterose." Sagte Emilia bestimmt.

      Den ganzen Vormittag über hatten sie mit Emilia im Unterricht über den Diebstahl debattiert, und jetzt in der Mittagspause, griffen ihre Freunde das Thema wieder auf.

      Sie plauderten und waren umringt von anderen Schülern in dem rappelvollen Lokal. Da fielen ihnen auf dem Parkplatz der gegenüberliegenden Straßenseite ein paar Motorräder auf. Um die Motorräder stand eine Gruppe Jungs herum. Sie wirkten nicht wie Schüler der Akademie, dafür schienen sie zu alt zu sein. Sie wirkten dagegen… irgendwie schäbig und zwielichtig. Allesamt trugen sie schwarze oder braune Motorradjacken.

      "Wer sind denn die?" Fragte Corrinn die Emilias Blick folgte. "Keine Ahnung. Niemand dabei den ich kenne" War Emilias schlichte Antwort, nachdem sie einen Jungen nach dem anderen gemustert hatte. Ben richtete sich über seinem Burger wachsam auf. "Die Nummernschilder sind aus Terrino." Sagte er langsam.

      "Terrino? Ugh!" Machte Corrinn und rümpfte die Nase. Emilia verdrehte die Augen über dieses klischeehafte „Ugh“. Terrino war ebenfalls ein Bezirk und lag ziemlich weit entfernt auf der anderen Seite der Millionenmetropole. Man musste zuvor das gesamte Wolkenkratzer bepflasterte Stadtzentrum durchqueren um dorthin zu gelangen. Aus St. Monterose fuhr dort aber niemand hin. Terrino war so ziemlich der schäbigste und einkommensschwächste Bezirk. Zu alledem befand sich dort auch der Schmelzpol der hiesigen Kriminalität. Mafiosi, Drogen, illegaler Waffenhandel, was das Verbrecherherz begehrte war irgendwo in Terrino zu finden. Nicht wenige Menschen gaben der Versuchung nach schnellem Geld nach und wurden von dem Bezirk regelrecht verschlungen, durchgekaut und nie wieder ausgespuckt.

      "Ich frag mich was die hier wollen. Ich hoffe mal nicht Drogen an Schüler zu verkaufen." meinte Alex mit gerunzelter Stirn.

      "Nein, so wahnsinnig werden die schon nicht sein." Wehrte Emilia ab. Die Zeiten hatten sich was Drogen angeht geändert. Früher waren sie illegal und wurden bestraft. Heutzutage waren sie aufs höchste illegal und wurden schwerstens bestraft. Die reiche Bevölkerung von St. Monterose wollte ihren Reichtum schützen und viele von ihnen hatten Einfluss auf die Regierung. Drogen war zu früheren Zeiten eine der größten Versuchungen für reiche Kinder und damit eine Gefährdung für die Imperien ihrer Eltern. Ein Drogensüchtiger konnte kaum, das Erbe seiner Eltern und seiner Familie zu noch mehr Ansehen und Macht führen. Deswegen schützten sich die wohlhabenden Familien dagegen und nutzten ihren Einfluss um noch strengere Gesetzte und Sanktionen zu erlassen. Die Regierung hatte es jedoch nicht gern gesehen, dass ihre Autorität von wohlhabenden Wirtschaftlern degradiert wurde und hatte einen Weg gefunden sich zu rächen. Zu den äußerst harten Sanktionen für Drogenhandel und oder missbrauch, kam in dem Fall, dass derjenige noch Minderjährig sei eine weitere Strafe hinzu. Der Staat konnte sich fünfzig Prozent des Vermögens der Erziehungsberechtigten einverleiben. Diese hatten für ihre Kinder zu haften und sollten wegen Fahrlässigkeit und Vernachlässigung der Aufsichtspflicht angezeigt werden können. Dadurch gab es kaum noch jemanden der sich an die verbotenen Substanzen wagte. Wobei manchen jungen Menschen die Neugier darauf ins Gesicht geschrieben stand. Aber keiner würde das Vermögen seiner Eltern aufs Spiel setzen.

      "Geht ihr jetzt eigentlich mit zu dem Debütanten Ball?" Wechselte Corrinn das Thema, zu etwas das sie mehr interessierte.

      Ja und Nein, kam es zeitgleich von Ben und Alex. Ben sah Alex an und maulte laut drauf los: "Na klar gehst du auch mit!" Forderte er ihn auf.

      "Ich hab aber keine Lust! Warum gehst du überhaupt?" Gab Alex patzig zurück.

      "Ich bin Mels Tanzpartner, das verrückte Weibsbild zwingt mich." Grunzte Ben.

      Ben mochte sich großspurig verhalten, Emilia wusste aber ganz genau, dass der Muskelprotz keineswegs etwas dagegen hatte Mels Tanzpartner zu sein. Er war seit langem extrem verknallt in sie. Außer Emilia wusste das aber keiner. Sie war sich auch ziemlich sicher das Mel nichts davon wusste. Emilia befürchtete sogar, dass diese Verknalltheit eine Einbahnstraße für Ben war. Das Mel und Ben Tanzpartner auf dem Ball waren hatte nicht viel zu bedeuten, die meisten die ihr Debüt feiern wollten und sich am Auftanzen beteiligten, hatten einfach irgendwelche Freunde gefragt. Bis auf Corrinn, denn als Ebenbild einer Barbiepuppe konnte sie sich vor Einladungen kaum retten.

      Sie waren zu fünft ein Gespann an besten Freunden seit Ewigkeiten. Dass Ben in jüngster Zeit Gefühle für Melica hatte, könnte zu einem Streit im Freundeskreis führen. Ein Drama auf das Emilia gerne verzichten würde. Es blieben ihnen nur mehr wenige Wochen gemeinsam auf ihrer Schule, in ihrer Stadt. Emilia sah diesem immer näherkommenden Ende ihres Alltages mit ungutem Gefühl entgegen. Alles würde sich verändern. Sie alle würden woanders hingehen, neue Wege einschlagen und... Verantwortungen übernehmen müssen. Jetzt hieß es herauszufindend was man mit seinem Leben anfangen wollte, wann könnte man seine Freunde eher brauchen als in dieser Lebensphase. Die Wahrscheinlichkeit sich voneinander zu entfremden war aber leider recht hoch, da sich alle quer über das Land und in zigtausende Kilometer zerstreuten.

      "Klar gehst du hin Alex! Ich werde auch nicht Auftanzen, aber hingehen." Sagte Emilia und schnipste ihm eine Zwiebel von ihrem Burger entgegen.

      "Warum? Sollt-" wollte er schon weiter maulen, doch Emilia unterbrach ihn mit einer verlockenden Aussicht: "Mel wird anschließend eine Afterparty schmeißen!" Grinste sie. Das würde sicherlich ein Spaß werden. Mels Partys waren legendär.

      Alex sah sie allesamt in der Runde an, na gut, damit war er überredet: "Von mir aus, ich geh hin."

      Ben