Jasmin Salfinger

Teufels Träume


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ihr Vater das erlaubt wundert mich immer wieder. Regel Nummer eins bei Partys: Sei niemals der Gastgeber! Alleine das Aufräumen: BÄH!" Hatte Corrinn beizusteuern. "Als ob sie das selbst machen würde" murmelte Alex halblaut über den Tisch und Ben gluckste.

      "Wo steckt Mel überhaupt?!" Fiel Emilia dem Geplaudere ins Wort.

      "Keine Ahnung, ich hab sie heute in Mathe gesehen, aber Wirtschaft hat sie geschwänzt." Antwortete ihr Corrinn und nuckelte an einem pinken Strohhalm in ihrem rosa Erdbeermilchshake. "Sie hat sich heute Vormittag ziemlich merkwürdig verhalten."

      Emilia runzelte die Stirn, es war nicht üblich für Mel zu schwänzen. Ja gut, keiner von ihnen war so ein Genie wie Corrinn die hinter ihrer Tussi-Fassade ein Monsterhirn versteckte, aber sie erschien zumindest zu jeder Stunde. Sie war gestern nach der Auktion schon irgendwie komisch gewesen. Das Leuten der Schulglocke schallte über die Straße zu ihnen herüber. Schüler rundherum erhoben sich und sammelten ihre Sachen zusammen. Auch die vier packten ihr Zeug und schlenderten zum blühenden Schulgelände rüber. Als sie das große Schultor passierten und den gepflasterten Weg hochgingen, fiel Emilia auf dass sie ihre Geldbörse vermisste. Mist.

      "Ich komm gleich nach!" Rief sie den anderen zu und eilte schnell zurück zum Diner. Sie hatte Glück, es lag noch genau dort wo sie es vergessen hatte. Mittlerweile war sie die letzte Schülerin auf der Straße vor dem Schultor. Nur auf dem Parkplatz neben dem Schultor standen immer noch die Kerle mit ihren Motorrädern. Emilia beobachtete sie aus den Augenwinkeln während sie zügig zurück aufs Schulgelände kommen wollte. Es war zwar ein dummes Vorurteil, aber irgendwie hatten die doch etwas Bedrohliches an sich. Die kleine Gruppe schien Emilia jedenfalls nicht zu bemerken. Emilia stockte bevor sie durch das Tor trat und blieb mit einem Fuß in der Schwebe stehen.

      Ein blutroter Haarschopf wehte vorbei. Melica.

      Emilia wollte nach ihr rufen, doch sie hielt inne. Irgendetwas war merkwürdig. Melica hatte sehr darauf geachtet unbemerkt aus dem Schulgelände rauszukommen, so sehr, dass sie dabei Emilia übersehen hatte. Was Emilia zum Stutzen gebracht hatte, war dass sie genau auf den Trupp mit den Motorrädern zusteuerte. Hä? Hallte es durch Emilias Kopf. Unschlüssig blieb sie zwischen dem Tor und einer grünen Hecke stehen. Sollte sie sich bemerkbar machen oder sich einfach höflich verziehen und ihre Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten stecken? Die Neugier gewann überhand und Emilia trat verborgen hinter die Hecke. Vorsichtig spähte sie an den Blättern vorbei.

      Mel ging ziemlich energisch auf die Gruppe los. Ein hochgewachsener, schlaksiger junger Mann drehte sich um und sah ihr entgegen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen kannte er Mel, er schien sie sogar zu erwarten und breitete vertraut die Arme aus. Woher kannte Mel Jungs aus Terrino? Und noch viel wichtiger: was wollte sie von denen? Emilia konnte nicht verhindern, dass ihr Alex‘s Bemerkung über die Drogen einfiel. Nein, Mel war nicht bescheuert. Mel würde in ihrem Abschlussjahr keine Haftstrafe riskieren. Hundert prozentig. Außerdem: würde ein Drogendealer seine Kundschaft umarmen? Unwahrscheinlich.

      Mel schien keine Lust darauf zu haben umarmt zu werden. Verärgert schlug sie seine Arme weg und plusterte sich plötzlich wie eine wild gewordene Henne vor dem jungen Kerl auf. Die zwielichtigen Jungs die hinter ihm standen reagierten überhaupt nicht, die sahen einfach nur ein paar Blicke wechselnd zu. Mel schien sich furchtbar über irgendetwas aufzuregen. Der Wind rauschte zu laut und Emilia konnte nicht verstehen was sie sagten. Der schlaksige Junge wollte sie beschwichtigen und beugte sich zu Mel runter. Mel dagegen gestikulierte wild herum.

      Ein Grollen fegte über die Straße als ein weiteres schwarzes Motorrad am Ende der Straße um die Ecke geschossen kam. Schlagartig sahen alle Köpfe des Trupps auf und sahen der schwarzen Maschine entgegen. Alle schienen das Geräusch speziell dieser Maschine zu kennen. Das Motorrad steuerte donnernd auf den Parkplatz zu und kam mit quietschenden Reifen vor den anderen zum Stillstand. So knapp, dass Mel erschrocken einen Satz zurücksprang. Oben auf saß ein Typ mit muskulöser Statur, schwarzer Lederjacke und schwarzem Helm. Mel kannte ihn anscheinend, den sie erholte sich rasch wieder von ihrem Schreck und holte Luft um weiter zu meckern.

      Der Typ drehte ihr den Kopf zu, schien aber ansonsten recht unbeeindruckt. Er stieg gemächlich von seinem Motorrad ab, ignorierte Mel und wechselte ein paar Worte mit ihrem schlaksigem Bekannten. Etwas Seltsames schien durch die Gruppe zu wandern. Emilia erkannte rasch was das war: Respekt. Sie hatten allen Respekt vor ihm. Ein kurzes Wortgefecht ging von Statten in das sich Mel immer wieder einmischte.

      Was zur Hölle war da los? Der schlaksige Typ sah den Motorradfahrer bittend an und sie schienen sich einig zu werden.

      Hätte Emilias Kinnlade abfallen können, dann hätte sie das sicherlich getan, denn mit dem was jetzt passierte hatte sie niemals gerechnet.

      Der Motorradfahrer nahm seinen Helm ab und zum Vorschein kam ein blonder Haarschopf. Ein Haarschopf den Emilia schon einmal gesehen hatte.

      Der Dieb! Das war der Dieb aus dem Rathaus!

      Dem nicht genug, er griff in die Innenseite seiner Lederjacke und holte etwas heraus. Eine Saphirblaue, kristallene Skarabäusbrosche an einem schwarzen Band. Emilias Kette aus dem Morelli-Vermögen.

      Komplett überrascht starrte Emilia völlig verdattert auf die Szene vor sich.

      Es wurde aber nicht besser. Der Blondschopf sah Mel gelangweilt an, ehe er den Arm ausstreckte und ihr die Kette aushändigte. Mel nahm sie wütend entgegen und wollte noch ein paar beleidigende Worte herauspreschen, doch der Blondschopf schenkte ihr keine Beachtung mehr. Seelenruhig stieg er auf sein Motorrad, startete es und brauste so schnell davon wie er gekommen war. Damit ließ er den gesammelten Trupp der anscheinend nur auf ihn gewartet hatte, im Staub stehen.

      Mel! Was soll das? Was tust du?! Schallte es in Emilias Kopf. Was hast du mit dem Diebstahl zu tun? Gelächter und andere Geräusche drangen an Emilias Ohren als ein paar Schüler der Akademie zum Sportunterricht auf das Gelände schwirrten. Auch die Jungs und Mel hörten die Geräusche und Emilia sah wie Mel sich unentdeckt auf den Weg zurück in die Schule machte. Emilia duckte sich kurz vor ihr in die Hecke weg und dachte sich nur sehr damenhaft: WTF?

      Schwarzes Debüt

      Ein satter Bass brummte über den Gehweg. Musik wummerte laut aus einer großen Villa auf die Straße hinaus. Es war ein Wunder, dass sich noch keine Nachbarn beschwerten. Auf dem Rasen parkten teure Autos, wie Ferraris, Porsche und Bentleys und ein paar Schüler torkelten betrunken herum.

      Der Debütanten Ball der in der St. Monterose Akademie stattgefunden hatte, war längst vorbei. Dafür war Mels Party im Inneren des Hauses in vollem Gange. Der Salon und das große Wohnzimmer hatten sich in eine rauschende Tanzfläche verwandelt. Mel hatte sogar ein richtiges DJ-Pult organisiert und während die meisten ihrer Mitschüler in feinen Designerroben ausgelassen um die modernen Möbel tanzten, taten sich andere an den exquisiten Snacks in der Küche gütlich. Jede menge Cupcakes, extravagantes Fingerfood und exotische Obststücken waren von einer Cateringfirma hübsch und appetitlich drapiert worden. Jetzt wurden alle Speisen von angeheiterten Schülerfingern zerpflückt. Eine Bowle Schüssel zerschellte auf dem Boden und während sich der purpurne Saft über die weißen Marmorfliesen ergoss, brach auch noch eine Designerlampe von der Wand. Dr. Salveter würde die Decke hochgehen, wenn er das Chaos sah, dass diese Party anrichtete. Spätestens wenn er die ganze Kotze im Pool bemerkte, sollte Mel die Flucht ergreifen.

      In einem dunklen Zimmer im ersten Stock war die Musik der Party nur dumpf zu hören. Eine Tür ging sachte auf und jemand huschte in einem Ballkleid blitzschnell in den dunklen Raum.

      Es war Emilia, die sich hochgeschlichen hatte um in Mels Zimmer Detektiv zu spielen.

      Emilia hatte aus Mel nichts herauskitzeln können. Da Emilia aber wissen wollte, was Mel mit den Dieben zu tun hatte, und warum sie ihr ihre Kette gegeben hatten, machte sie sich selbst auf die Suche nach Antworten. Wenn sie hier ihre Kette fand würde Mel mit der Sprache herausrücken müssen.

      Ihr schlechtes Gewissen, beim durchwühlen von Mels Sachen hielt sich ebenfalls in Grenzen: Die Kette gehörte schließlich