Jasmin Salfinger

Teufels Träume


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musste sie die anderen schützen: sie würden sich Strafbar machen, wenn Emilia ihnen von den Drogen erzählte und dann aber keiner zur Polizei ging. Nein es war besser sie im Unklaren zu lassen. Corrinn sah Emilia kurz schweigend an. Leider war Corrinn viel zu schlau um sich etwas vorspielen zu lassen. Ihre Oberflächlichkeit war reine Tarnung, hinter der sich eine Intelligenzbestie versteckte. Sie wusste das Emilia log. Sie interpretierte es als ein Geheimnis zwischen Emilia und Mel. Was sie somit ausschloss. Verärgert stand sie auf. "Schön, dann ist ja alles paletti." Sagte sie säuerlich und bevor Emilia noch irgendetwas sagen konnte war sie davon gerauscht.

      "Warum sind heute eigentlich alle so schlecht gelaunt?" Fragte Ben stöhnend und rieb sich die roten Augen, während er recht ungraziös mit Anzug im Schneidersitz saß. Aha, der war geistig anscheinend wieder anwesend.

      "Ben, auf einer Skala von 1 bis 10, wie betrunken bist du?" Fragte Emilia, sie musste wissen wie aufnahmefähig er war.

      "5" sagte Ben und sah sie müde an. Das war nüchtern genug. Emilia dachte nicht wirklich groß darüber nach: Diese Terrino Kerle waren vielleicht gefährlich. Sie brauchte Hilfe. Auch wenn Ben dadurch Strafrechtlich verfolgt werden konnte, musste sie ihm alles erzählen. Ben war stark, er würde sich zwar niemals prügeln, aber eine einschüchternde Statur genügte vielleicht schon um das Ganze zu deeskalieren. Außerdem liebte er Mel. Er würde also auf Mel aufpassen und die Sache mit den Drogen nicht verraten. Hoffentlich.

      "Ben, hör mit jetzt mal ganz genau zu, ich muss dir was erzählen." Ihr eindringlicher Ton führte dazu das Ben hellwach war. Sie erzählte im von A bis Z alles, über die Auktion, über den Parkplatz und wer gerade draußen vorgefahren war. Noch während sie sprach, wusste sie, dass es keine gute Idee gewesen war ihn einzuweihen. Seine Miene verfinsterte sich zu einer düsteren Grimasse. Plötzlich war sich Emilia gar nicht mehr so sicher ob sich Ben niemals prügeln würde.

      Ohne Vorwarnung sprang Ben auf: "Ich kümmere mich darum." Er schlug die Tür auf und verschwand mit energischen Schritten. Mist! Emilia folgte ihm auf dem Fuße:

      "Ben, warte nein, ich-" doch er hörte ihr nicht zu, sondern beschleunigte seine Schritte und lief zur Eingangshalle des Hauses.

      Na toll, sie wollte das Ben eine Eskalation verhinderte, jetzt sah es eher so als würde er sie verursachen. Emilia lief hinunter ins Erdgeschoss, sie musste endlich wissen was los war, jetzt oder nie! Also Mel, wo bist du?

      Aus den Augenwinkeln nahm sie einen blutroten Farbklecks war, der gerade auf einen der Hinterausgänge zulief und nach draußen verschwand. Emilia raffte ihr silbernes Kleid hoch und legte trotz Higheels einen Sprint zur Hintertür hin (sie hätte jedem Sportler alle Ehre gemacht). Einige Partygäste, die es sich in der Küche gemütlich gemacht hatten, sahen ihr verwundert hinterher.

      "MEL!" Brüllte sie lautstark als sie aus der Tür ins Freie platzte.

      Ein roter Haarschopf, der gerade auf dem Weg zu einem Seitentor in der Gartenmauer war, sprang zu Tode erschrocken herum. Hä? Wollte Mel gerade abhauen?

      "WAS?" Fragte sie gehetzt zurück. "Ach du bist es." Sagte sie und kam wieder zu Atem.

      "Warum erschreckst du mich denn so?" Fragte sie bemüht unbekümmert. Sie versuchte sich ganz normal zu verhalten, doch sie scheiterte kläglich. Angespannt lief ihr der Schweiß über die Schläfen.

      "Mel. Was ist hier los?"

      Mel stellte sich dumm und sah sie verwirrt an. "Was meinst du? Was soll den los sein?"

      "Ich hab dich gestern gesehen. Auf dem Parkplatz mit diesen Typen vor der Schule."

      Mels Gesicht schien ihr kurz zu entgleiten

      "Und?" Fragte sie mit undefinierbarer Stimme. Sie wusste nicht wieviel Emilia wusste und stellte sich weiterhin dumm. Emilia legte die Karten auf den Tisch.

      Sie griff an ihre Tasche und holte den Schlüssel, die Kette und das Drogensäckchen heraus.

      Mel gab keinen Mucks von sich. Sie bewegte sich nicht einen Millimeter während sie die Gegenstände anstarrte. Emilia konnte förmlich Rädchen in Mels Kopf rattern hören während sie fieberhaft nachdachte.

      "Nichts?! Hast du dazu nichts zu sagen?" schnaubte Emilia.

      "Wo hast du die Sachen her?" Fragte Mel mit Grabesstimme.

      "Vollkommen egal! Warum hattest DU diese Sachen?!" Platzte es aus Emilia heraus.

      Mel hob die Arme, beschwichtigend machte sie einen Schritt auf Emilia zu. "Lia, es ist nicht so, wie es aussieht."

      "Tatsächlich? Weißt du nämlich wie es für mich aussieht? Drogen! Das ist gefährlich! Nicht nur für dich, sondern für alle die was davon mitkriegen könnten!"

      „Das Zeug ist überhaupt nicht so gefährlich" sagte Mel ausweichend.

      "Ich meine nicht deren Wirkung du Idiot! Ich meine was passiert, wenn dich irgendwer erwischt!" Emilia wurde richtig wütend. Sie bemühte sich dennoch leise zu sprechen, das hier sollte schließlich nicht jeder mitbekommen.

      "Nein- die sind nicht-" nur ein paar abgehackte Wörter purzelten aus Mels Mund.

      "Was? Die sind nicht für dich? Na dann stört es dich nicht, wenn ich das mache oder?!" Knurrte Emilia. Sie nahm das Drogensäckchen in ihre rechte Hand, riss es auf und katapultierte es in hohem Bogen in einen Gartenteich wenige Meter neben ihnen. "NEI-" rief Mel und griff dem Säckchen nach ins Leere. Es plätscherte und das weiße Pulver verteilte sich in dem dunklen Wasser. Die Hand immer noch erhoben drehte sich Mel mit entsetzten Gesichtsausdruck zu Emilia herum. Ihr Gesicht schien vor Wut rot anzulaufen.

      "Was hast du getan? Bist du WAHNSINNING?" Brüllte Mel los.

      "Nein Mel, Was hast DU getan!" Gab Emilia nicht minder wütend zurück.

      "Ich wollte nur deine Kette zurückholen, du, du-" ihr schien kein passendes Schimpfwort einzufallen. Stattdessen stürzte sie plötzlich auf Emilia zu. Emilia stolperte überrumpelt ein paar Schritte zurück und hob die Hände schützend vors Gesicht. Sie hatte nicht damit gerechnet das Mel sie angreifen würde. Tat Mel auch nicht. Sie umschloss aber Emilias Hand und entwendete ihr die Skarabäuskette.

      "Was du kannst, kann ich schon lange Lia!" Schnaufte sie wütend und warf die Kette ebenfalls ins Wasser.

      Na und? Wollte Emilia ihr entgegen pfeffern, aber sie brachte die Silben nicht über die Lippen. Plötzlich fühlte es sich so an als ob ein Anker in ihrem Bauch versank und das schwere Gefühl auf ihren Lungen war wieder da. Sprachlos starrte sie auf den Teich. Bevor die Situation noch weiter ausufern konnte, hörten die beiden klirrende Geräusche aus der Villa. Beide wandten die Köpfe automatisch zurück zum Haus. Glas klirrte, irgendetwas war zerbrochen und laute Rufe hallten zu ihnen herüber. Das war kein Partygeschrei.

      "Mist!" Fluchte Mel und lief zurück ins Haus.

      "Was zum-?" Emilia folgte ihr so schnell sie konnte.

      Mel war zu schnell im Haus verschwunden und Emilia verlor sie aus den Augen. Sie trat durch eine moderne Tür und stand in einem der unzähligen Hausflure von Dr. Salveters Villa. Durch welche weitere Tür war Mel jetzt gehuscht?

      Emilia hielt inne und lauschte von wo die Geräusche kamen. Jemand hatte etwas zerbrochen und sich gestritten. Durch den Lärm, den die ausartende Party verursachte, konnte sie jedoch nichts anderes mehr hören. Brummende Musik und das trippelnde Tanzen der vielen Gäste schluckte alle anderen Geräusche.

      Wahllos riss sie die nächstbeste Tür auf und geriet in ein selten benutztes Nebenzimmer. Bis auf ein paar teure Designermöbel von zweifelhaftem Geschmack war nichts zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine weitere Tür. Emilia durchquerte rasch das schwach beleuchtete Zimmer darauf zu. Da schwang die Tür wie bei der Auktion, von selbst nach hinten auf und, ebenfalls wie bei der Auktion, stolperte sie in einen Kerl hinein. Einen blonden jungen Kerl. Erschrocken tapste Emilia wieder einige Schritte zurück. Sonnenblondes Haar fiel ihm in die Stirn und er trug seine schwarze Motorradjacke.

      „Ups, falsches Zimmer.“

      Diesen