Jasmin Salfinger

Teufels Träume


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wurde klar, dass sie keine Ahnung hatte wie sie nach Hause gekommen war.

      „EMILIA? Hörst du mich nicht?“ rief ihre Mutter ungeduldig aus dem Erdgeschoss.

      Himmelherrgott, wer besuchte sie denn am Sonntagvormittag?

      Das Kratzen in ihrem Hals ignorierend wollte sie rasch der Aufforderung ihrer Mutter Folge leisten und schlug die Decke beiseite. Emilia entfuhr ein entsetzter Laut. Ihr Bett war dreckig. Und zwar so richtig dreckig. Sie trug noch immer ihr Ballkleid. Ihr zerfetztes, schmutzverkrustetes, feuchtes Ballkleid. Ungläubig sah sie stocksteif an sich hinunter, und ihr kleines gestriges Abenteuer kehrte in voller Erinnerung zurück. Es war tatsächlich passiert! Sie hatte nicht geträumt. Aber... Aber wie war das möglich? Wenn sie so zurückdachte, war das was ihr passiert war, ziemlich verrückt.

      Hektisch räusperte sich Emilia: „Ich komme gleich, ich zieh mir nur was an!“ krächzte sie heißer. Sie hatte Panik, dass ihre Mutter hoch kam um nach ihr zu sehen. Wie von einer Biene gestochen hüpfte Emilia auf, riss sich das Kleid vom Leib, zog das Bett ab, wischte Dreck vom Boden und stopfte alles in die unterste Lade ihres Schrankes. Sie würde das Zeug bei Gelegenheit entsorgen, das Kleid war sowieso nicht mehr zu retten. Hauptsache sie vernichtete die Beweise ihres Abenteuers. Sie wollte nicht erklären müssen was gestern passiert war. Die Terrino Kerle, Mels Drogengeschichte, und ihr unfreiwilliger Einbruch in das älteste Anwesen der Stadt. Nein es war besser ein paar Geheimnisse für sich zu behalten. Da erst bemerkte sie wie sie fröstelte und von einem Schüttelfrost gepackt wurde. Emilia hustete und zitterte was das Zeug hielt. Da sie so intelligent gewesen war sich mit nassen Kleidern ins Bett zu legen war sie jetzt aufs übelste erkältet. Tiefe dunkle Ringe zeichneten sich auf ihr fahles Gesicht. Geräusche aus dem Erdgeschoss drangen zu ihr hoch.

      Ein paar Stimmen redeten miteinander, war das etwa Corrinn? Was machte die denn hier?

      Emilia wickelte sich fest in eine Decke, ehe sie im Schneckentempo von ihrem Zimmer hinunter in die Küche ging. Die Villa der Familie Schwarz war sehr groß und hell, sie war im französischen Stil mit Elementen aus der Barockzeit und marmornen Böden.

      Emilia ging die weitläufige Treppe hinab, vorbei an geschmackvollen Blumenarrangements im Foyer, hin zur Küche.

      Emilia hatte sich tatsächlich nicht verhört, in der großen hellen Küche saßen im Sonnenlicht Corrinn und Alexander und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen bei zwei Tassen Kaffee.

      "Leute, was macht ihr denn hier?" Fragte Emilia noch in der Tür stehend. Corrinn und Alex wanden gleichzeitig die Köpfe zu ihr.

      „Lia! Deine Mutter hat uns reingelassen, wir-“ doch Corrinn wurde unterbrochen.

      „Oha, wie siehst du denn aus?“ Kam es von Alex. Ganz der wahre Gentlemen.

      Emilia bedachte ihn mit einem finsteren Blick: „Dir auch einen guten Morgen Alexander.“

      „Wie war die Party gestern noch?“ fragte Emilia an Corrinn gewandt.

      „Die Party! Deswegen sind wir hier! Wo zum Teufel bist du abgeblieben?“ fragte sie und erhob sich von ihrem Stuhl.

      „Ähh-“ Doch Emilia kam gar nicht erst zu Wort.

      „Weißt du eigentlich was für Sorgen wir uns gemacht haben? Dein Handy ist aus! Wir wussten nicht ob du heimgefahren oder in den Fluss gefallen bist. Alex und ich haben dich stundenlang gesucht. Wir haben uns aber auch nicht getraut jemandem was zu sagen falls du weiß Gott wo übernachtest, ohne die Erlaubnis deiner Eltern!“ Corrinn redete sich gerade ziemlich in Rage. Sie war zwar manchmal zickig, aber wütend wurde Corrinn nie. Sie musste sich wirklich Sorgen gemacht haben. Das alleine konnte aber nicht der Grund sein, dass sie sich so aufregte. Emilia sollte den wahren Grund gleich erfahren.

      „Und was zum Henker war gestern eigentlich los, ha?!“ traktierte Corrinn Emilia. Emilia wusste nicht genau, wieviel Corrinn gestern mitbekommen hatte und stellte sich dumm.

      „Ähm, ich bin mir nicht sicher was du mei-„ wollte Emilia ansetzten.

      „Du weißt ganz genau was ich meine Lia! Du hast dich Mel gegenüber mega merkwürdig Verhalten. Dann tauchen diese Terrino Typen auf die Mel zu kennen schienen. Und dich anscheinend auch, da du ja mit dem einem Blonden aus dem Garten gekommen bist. Dann dreht Ben durch, und zettelt fast eine Prügelei an! Mel ist total sauer auf mich, weil ich die Polizei rufen wollte und du bist wie vom Erdboden verschluckt!“ Corrinn hatte also gestern so ziemlich alles mitbekommen, na klasse.

      „Willst du wissen was die Terrino Kerle vorhatten? Die wollten Drogen auf der Party verkaufen“ setzte Alex bitter hinzu. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du oder Mel so dumm seid um bei sowas mitzumachen, aber gestern sah es ganz danach aus. Wusstet ihr was da abging?“ fragte er eindringlich. Emilia sah die beiden an, sie wollten sie nicht bloßstellen, oder in Schwierigkeiten bringen, dass wusste Emilia. Die Beiden sorgten sich nur wahrhaftig um ihre Freunde. Emilia konnte ihnen nichts erzählen ohne sie zu Mitwissern zu machen oder Mel in Schwierigkeiten zu bringen. Beides wollte sie nicht.

      „Sobald irgendwo auch nur das Wort Drogen ausgesprochen wird, müssten wir das eigentlich melden, dass weißt du oder?!“ fragte Corrinn wütend und verzweifelt.

      „Was? NEIN! Ich- Leute es ist nicht so wie ihr denkt.“ Setzte Emilia an, obwohl sie keine Ahnung hatte was sie eigentlich weitersagen wollte. „Hört mal, das lässt sich alles klären, wir müssen nur mal mit Mel reden ok!“

      „Würden wir gern, geht aber nicht.“ Antwortete Alex.

      „Wieso?“

      Corrinns Gesichtsausdruck veränderte sich zu einer stirnrunzelnden Miene: „Sie ignoriert uns. Sie und Ben haben sich gestern heftig gestritten. Sie will nicht sagen weswegen, genauso wenig wie er.

      Emilia konnte sich vorstellen um was es ging; Ben hatte Mel wegen den Drogen zur Rede gestellt und sie hatte sich das vermutlich nicht gefallen lassen. Emilia klatschte sich innerlich selbst auf die Stirn, hätte sie doch bloß nichts zu Ben gesagt.

      "Ist egal, du weißt was los war also verrat es uns! Wir sind schließlich deine Freunde!" Brauste Corrinn wieder los.

      Schritte näherten sich der Küche, sodass sie alle verstummten. Emilia war noch nie so froh ihre Mutter in eines ihrer Gespräche reinplatzen zu sehen. Neben den Erwachsenen würden Corrinn und Alex sie nicht weiter traktieren und sie blieb ihnen für den Moment wenigstens eine Antwort schuldig.

      Leatrice war elegant wie eh und je in die Küche spaziert, erblickte Emilia und erlöste sie von dieser unangenehmen Unterhaltung. Ihre Tochter sah so blass, schwitzig und fröstelnd aus, dass sie sie sofort zurück ins Bett beorderte und die beiden Freunde mit der Bitte doch ein andermal wieder vorbei zu kommen vertröstete und vor die Tür setzte. Sie wusste nicht woraus sie Emilia gerade befreit hatte. Dankbar und erleichtert entschwand Emilia in ihr Zimmer. Sie ließ sogleich die Tür ins Schloss fallen und zückte ohne Umschweife ihr Smartphone. Gereizt donnerte sie das Ladekabel in den Anschluss, und schaltete es ungeduldig ein. Ihr Handy ging über mit verpassten Anrufen von Corrinn und Alexander, auch zwei Anrufe von Ben waren dabei, aber keinen Mucks von Mel. Genau die rief Emilia jetzt an. Sie musste sie vorwarnen das Alex und Corrinn Bescheid wussten, und sie wollte wissen was genau zwischen ihr und Ben vorgefallen war. Die Sprachbox ging ran, doch Emilia war nicht gewillt aufzugeben und betätigte gefühlte 100-mal die Wahlwiederholung. Zu ihrer Überraschung hob Mel letztendlich doch ab.

      "WAS?!" Fauchte es aus dem Hörer.

      "Mel, hör zu, ich weiß, dass du Sauer auf mich bist, aber ich muss dir sagen, dass Corrinn und Alex gestern ziemlich viel mitbekommen haben, sie werden dir sicherlich Fragen stellen-" doch Mel schnitt Emilias Wortschwall barsch ab.

      "Erzähl ihnen was du willst, das ist auch schon egal! Ben droht damit zu meinem Vater zu gehen! VIELEN DANK LIA!" Brüllte sie.

      "Was- ich-?" Stotterte Emilia überrumpelt, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte Ben eingeweiht, eben weil sie gedacht hatte er würde Mel niemals verraten.

      "Ja, er droht damit ihm zu stecken, dass ich Kontakt zu Drogendealern habe. Da du mich