Jasmin Salfinger

Teufels Träume


Скачать книгу

wich vor der glühenden Wut in Mels Gesicht zurück. Okay, mit dieser offensichtlich zur Schau gestellten Feindseligkeit hatte sie nicht gerechnet. Sie wusste, dass Mel wütend auf sie war, aber nicht SO.

      "Du weißt doch gar nicht-"

      Doch Mel ließ sie schon wieder nicht ausreden, nein, sie wollte Emilia gar nicht erst zu Wort kommen lassen!

      "Doch, ich weiß dass du mir sagen willst, dass es dir Leid tut, aber das du dich nur um mich sorgst, dass ich mich falsch und dumm und riskant verhalte blablabla!" Spuckte sie ihr regelrecht ins Gesicht.

      "Ben ist zu meinem Vater gegangen!" Fauchte Mel.

      "Was?" Sagte Emilia und zog scharf die Luft ein. Das hatte Ben nicht getan, das würde er Mel nicht antun oder?! Er hatte nicht seine Drohung wahrgemacht?!

      "Ja, er hat ihm erzählt, dass ich mit Drogendealern Kontakt habe, dass ich sogar welche besitzen würde! Weißt du eigentlich in was für Schwierigkeiten ich jetzt stecke? Mein Vater ist außer sich! Weil du deine Klappe nicht halten konntest!"

      "Aber Mel-"

      "Nein, kein Aber Lia! Dad hat herausgefunden wer Chace ist, er hat gedroht ihn Anzuzeigen, wenn ich nicht mit ihm Schluss mache. Was aber gar nicht nötig ist, denn stellt dir vor: er hat mich abserviert da ich ein zu großes Risiko für ihn bin! Ich Melica Salveter! Deshalb vielen Dank Emilia, hättest du dich nicht eingemischt wäre Chace seine Probleme los und noch mein Freund, Dad wäre nicht wütend auf mich, und Ben, einer meiner besten Freunde würde mich jetzt nicht hassen. Deshalb tut es mir leid, aber ich hab absolut keine Lust mit dir zu reden!"

      Mit diesen Worten drehte sie sich um und marschierte fuchsteufelswild davon. Zurück blieb eine sprachlose Emilia, die gerade eine Kündigung ihrer Freundschaft erhalten hatte.

      Die Beerdigung löste sich auf und der Tag ging zu Ende. Die Nacht brach über St. Monterose herein. Emilia saß in ihrem Zimmer und dachte nach. Hatte sich ihre Angst bewahrheitet? Brach ihr Freundeskreis auseinander? Hatte sich Mel endgültig von ihr abgewandt? Sie fühlte sich allein, und das tat weh. Sah so die Zukunft aus? Mit diesen bitteren Gedanken ließ sie sich in ihr Bett fallen und schlief ein. In ihrem Träumen würde immerhin alles gut sein.

       Es war dunkel und finster. Eine Straße die geradeaus ging. Neben der Straße war nichts… nur gähnende schwarze Leere. Emilia ging die Straße entlang. Es gefiel ihr nicht, diese Finsternis bedrückte sie. Die Straße endete in einer Gasse. Links, rechts und vor ihr standen Gebäude die vorher nicht zu sehen waren.

       Etwas Unheilvolles war hier zugange. Emilia wollte laufen, schnell weg aus dieser Sackgasse. Doch so viele Schritte sie auch ging, sie kam doch keinen Meter vorwärts. Stadtessen schienen die Häuser neben ihr immer größer zu werden und sich auszudehnen. Die dunklen Fenster zogen sich in die Länge und wurden zu klaffenden, weit aufgerissenen Mäulern.

       Schatten lauerten unter ihnen. Seltsame Schatten, die sich kringelten und regten und sich überhaupt nicht nach Licht zu richten schienen. Nein, sie lagen dort wo sie wollten. Sie bildeten klauenartige Finger, mit denen sie sich irgendwo festhalten wollten, über den Asphalt schabten und zurück an den Rand der Mauern huschten. Sie hinterließen sogar Spuren im Asphalt.

       Emilia fühlte wie es in ihr kribbelte. Kein freudiges Kribbeln, sondern eines, dass ihr sagte: Nimm dich in Acht!

       Sie war hier so allein. Sie wollte nicht so alleine sein mit diesen unheimlichen Schatten. Warum kam denn niemand? Hier musste doch jemand sein?! Jemand der ihr beistand!

       Eine zierliche Gestalt stand in der Mitte der Gasse. Sie stand mit dem Rücken zu Emilia. Ihr flammend rotes Haar stach aus all dem Grau und der Finsternis hervor.

      Emilia erkannte die Gestalt erleichtert. Sie wollte zu ihr hinübergehen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Sie rief ihren Namen, doch kein Ton kam aus ihrem Hals. Sie rief lauter. Sie musste sie doch hören!

      „Mel!“ gelang es Emilia schließlich laut auszurufen.

      Überrascht drehte sich Mel herum. Als wäre das ein Zeichen gewesen, stürzten die Schatten unter den Rändern der Mauern hervor und vergruben ihre Klauen von allen Seiten in Mels Körper.

      „MEL!“ schrie Emilia und setzte sich mit einem Ruck auf.

      Emilias Ohren dröhnten und der Puls raste durch ihre Adern. Hysterisch schlug sie die Bettdecke zurück. Mel. Mel. Mel. Sie griff sich an die Ohren und wiegte sich vor und zurück. Es war nur ein Traum...nur ein Traum. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wenn es nur ein Traum war, warum wollte sich ihr Herzschlag dann einfach nicht beruhigen? Es war doch nur ein dummer, verstörender, irrealer Alptraum.

      Plötzlich stand sie auf. Ihr Körper bewegte sich ohne ihr Zutun. Wie in Trance taumelte sie zur Tür. Sie musste zu Mel… sie musste…

      Emilias Beine lenkten sich von selbst. Sie ging einfach immer weiter und dachte an nichts als an Mel.

      Barfuß ging sie die Treppe hinunter und zur Tür hinaus auf die Straße. Sie torkelte planlos voran, bis sie sich plötzlich auf einem Industriegelände wiederfand. Emilia war noch nie hier gewesen und wusste auch nicht wie sie hergekommen war. Sie ging auf ein paar Lagerhallen zu. Die Straße endete in einer Sackgasse. Was tat sie hier eigentlich? Wie war sie hier gelandet? Dennoch ging sie immer weiter. Das abscheuliche Gefühl das der Traum in ihre Brust gebrannt hatte, breitete sich ungehemmt in ihrem ganzen Körper aus.

      Und da stand sie. Das feurige Haar bewegte sich leicht im Wind. NEIN! Das war ganz falsch sie durfte nicht hier sein! Doch dort, mitten in der Gasse, wie in Emilias Traum stand sie da. Warum? Warum war sie hier?

      Ihr Bauch rumorte. Unheilschwangere Finsternis umgab die beiden. Nur ein paar Straßenlaternen warfen ihr spärliches Licht auf das Szenario und tunkten alles in einen schaurig-roten Glanz. Hie und da war ein Fenster in den kahlen Gebäuden rings herum beleuchtet.

      Emilia hatte nicht bemerkt, dass sie durch ein offen stehendes Gittertor gegangen war.

      Der Wind wurde kräftiger, und dass Tor fiel ins Schloss. Erschrocken von dem metallischen Geräusch, fuhr Melica herum.

      „Emilia?“ fragte sie. Sie war ganz konfus.

      „Mel! Was… Was machst du hier?“ Fragte Emilia zurück.

      Melica sah sich verwirrt um.

      „Ich… ich weiß es nicht…“ sagte sie verstört. „Was tun wir hier Em-“ doch ihr Blick wanderte plötzlich an Emilia vorbei und richtete sich Schock geweitet auf etwas hinter ihr.

      Emilia wirbelte herum.

      Rot. Glühend. So starrten sie zwei Augen aus der Dunkelheit an. Große, rote, glühende Augen… blutrünstig Augen.

      Emilia erstarrte und hing hypnotisiert an diesen schrecklichen Augen.

      Ein tiefes, grollendes Knurren erschütterte sie durch Mark und Bein. Die Augen starrten sie lange an… doch dann wanden sie sich zu Melica. Und dann geschah alles auf einmal.

      Emilia konnte nicht erkennen was es war, dafür bewegte es sich viel zu schnell. Das einzige was sie wahrnahm war eine schwarze, riesige, klauenbewerte Schattengestalt, die wie der Blitz an ihr vorbeiflog. Das Teil hinterließ sogar Furchen im Beton. Es stürzte sich auf Mel stürzte und begrub sie unter sich.

      Emilia nahm von dem Geschehen, nur mehr einzelne Fragmente auf. Als würde sie einzelne Fotoaufnahmen betrachten.

      Eine schwarze Gestalt die sich auf Mel stürzte.

      Ein gellender Schrei.

      Das Schattenmonster; wie es wieder von Mel abließ.

      Dann sprang es davon sprang und entfloh in die Nacht. Das Holz das unter seinen Krallen barste als es sich auf eine Mauer hinauf angelte.

      Mel lag am Boden.

      Emilia, stand plötzlich über ihr.