Jasmin Salfinger

Teufels Träume


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Fragte sie ihn übermäßig feindselig (viel feindseliger als es für sie üblich war, selbst bei einem Dieb).

      Der Blondschopf dagegen erkannte sie nicht und zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

      "Tut mir leid Prinzessin, aber ich merke mir nicht jedes eurer Gesichter.“ Grinste er selbstgefällig. Er sah ziemlich, ziemlich gut aus. Was er wusste, denn er strahlte die pure Arroganz und Selbstsicherheit aus. Emilia hatte nicht vor sich einschüchtern zu lassen.

      "Du bist dieser Dieb der mir meine Kette von der Auktion gestohlen hat! Was wollen du und deine Drogendealer Freunde hier? Das ist eine Privatveranstaltung, ohne kriminelles Terrino-Gesindel.“ Fauchte sie bissig. Ihre ganze angestaute Wut entlud sich auf den Typen. Naja er war auch irgendwie ursächlich für den ganzen Schlamassel. Es war ihr momentan egal, dass sie die Bewohner eines gesamten Stadtteils auf ihren gesellschaftlichen Status dezimierte. Etwas, dass sie unter gewöhnlichen Umständen niemals tun würde. Die Aura des Jungen hatte einfach etwas an sich, dass sie reizte. War es seine Arroganz oder seine Selbstgefälligkeit: Sie wusste es nicht, aber sie wollte das er wütend wurde und ihm das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht fiel. Etwas in ihr wollte ihn provozieren.

      Da blickte er ihr zum ersten Mal direkt in die Augen. Emilia erschauderte innerlich. Seine Augen waren... selten hatte sie so dunkle, katzenhafte Augen gesehen. Eigentlich waren sie schwarz und bildeten dadurch einen strengen Kontrast zu seinem hellen Haar. Sie waren kalt und hart, dennoch saß ein glänzender, hämischer Schalk in ihnen und ein loderndes Feuer brannte dahinter.

      „Terrino-Gesindel?“ fragte er auf einmal gefährlich süß. Er kam einen Schritt näher und legte den Kopf schief. Emilia wich leicht zurück. Die Luft kühlte plötzlich um zehn Grad ab. Ihr stellten sich die Nackenhaare auf.

      „Oh wir werden doch wohl keine Angst haben? Wir bösen Nachbarn wollten nur ein bisschen Spaß mit euch haben.“ Höhnte er voller Spott.

      „Seht zu, dass ihr verschwindet oder ich rufe die Polizei.“ Sagte Emilia mit fester Stimme, wich jedoch noch ein Stückchen zurück.

      „Du hältst dich für so viel besser als wir nicht wahr? Los mach doch kleines Mädchen, ruf die Polizei. Deine kleine rothaarige Freundin kann uns dann gleich begleiten." Grinste er böse.

      Unsicherheit huschte kurz über Emilias Gesicht, was dem Blondschopf nicht entging.

      "Ach wusstest du das nicht? Wir sind von ihr eingeladen worden. Die Rothaarige hat nämlich noch ein paar Schulden zu begleichen." Er schien es zu genießen wie sehr er Emilia verunsicherte.

      "Tja das kommt davon we-"doch weiter kam er nicht. Schreie drangen durch die Türen. Emilia erkannte Bens Stimme und der Blondschopf schien auch jemanden an der Stimme zu erkennen. Schon ließ er Emilia stehen und flog zur Tür hinaus. Emilia folgte ihm auf dem Fuße. Das unfreiwillige Duo platzte mitten hinein in ein kleines Spektakel. Emilia hatte recht behalten. Alle Terrinotypen die sie gestern am Parkplatz gesehen hatte, waren auf Mels Party aufgetaucht. Sie standen auf dem schwarzen Perser Teppich vor der Haustür.

      Ben hatte die Drogendealer ausfindig gemacht und sie vor allen anderen angeprangert. Er wollte sie mit dem kollektiven Willen aller vertreiben. Melica stand verzwickt daneben und hatte keinen Plan was sie jetzt tun oder lassen sollte. Sie wollte nicht zeigen, dass sie etwas mit den Kerlen zu tun hatte. Schon gar nicht neben dem großen Publikum an Partygästen.

      Emilia trat angespannt der Schweiß auf die Stirn. Sie hätte Ben nichts davon erzählen sollen. Er brachte erst recht einen Radau rein. Bezüglich Mel war der Typ einfach nicht berechenbar. Betrunken zu sein war seiner Zurechnungsfähigkeit ebenfalls nicht förderlich. Er stand in vorderster Front und brüllte einen nicht minder großen schwarzhaarigen an.

      „Ihr scheiß Terrino Dreckskerle! Haut ab ihr Abschaum!“ brüllte er. Dank des Alkohols bracht er nicht einmal den Satz gerade heraus. Happig wurde die ganze Sache als er sein Gegenüber zu Boden schubste. Ben war zwar betrunken, aber ein Berg an Muskeln, war immer noch ein Berg an Muskeln. Der Alkohol verursachte bloß, dass seine angesoffene Kraft schwerer zu kontrollieren war.

      Wie auf Stichwort trat der Blondschopf dazwischen. „Was hast du gesagt?“ knurrte er.

      Er trat demonstrativ nah an Ben heran.

      „Hast mich schon verstanden, Abschaum“ murrte Ben. Er überragte den Blonden zwar um ein paar Zentimeter, aber unter dessen eisigen Blick, büßte er Selbstsicherheit ein.

      „Du nennst mich Abschaum? Und was bist du? Was bist du ohne das Geld deines Papis?!“ zischte er. Es war für ihn nicht nötig laut zu sprechen. Das leise Droh geschwellte Zischen verfehlte seine einschüchternde Wirkung nicht.

      Ben wollte zum Schlag ausholen, doch jemand hielt seinen Arm zurück. Es war Emilia, unterstützt von Corrinn, die sofort zu ihrer Seite war.

      „NICHT!“ sagte sie bestimmt. Emilia trat vor Ben und legte ihm beschwichtigend aber hartnäckig die Hände auf die Schulter.

      „Lass Gut sein Ben.“ sprach sie eindringlich, blickte dann zu dem Blondschopf und wiederholte: „Er ist es nicht wert!“

      Der Blonde musterte sie verächtlich und durchbohrte sie mit seinen schwarzen Augen.

      Corrinn trat ebenfalls vor: “Ich habe gerade die Polizei gerufen! Verschwindet wenn ihr nicht im Knast landen wollt.“

      Der Blonde schenkte ihr keinerlei Beachtung, drehte sich einfach um und ging. Ohne weitere Worte zogen sich der Trupp zurück und marschierten aus dem Haus.

      Mel drehte sich blitzschnell zu Corrinn herum: "Hast du wirklich die Polizei gerufen?" Fragte sie atemlos.

      "Ja, wieso?" antwortete Corrinn und zog die Brauen zusammen.

      Emilia sah zu wie Mel in Panik geriet, herumwirbelte und Hals über Kopf hinaus in den Garten lief.

      "Warte MEL!" rief Emilia. Was hatte Mel den jetzt schon wieder vor? Sie hatte es satt ihr hinterher zu laufen, als wäre sie ein Hund und Mel ein Stöckchen. Trotzdem folgte sie ihr hinaus.

      Der Garten der Salveters war überdimensional groß. Dementsprechend konnte man sich hervorragend verstecken. Vor allem um drei Uhr morgens, wenn alles dunkel und finster war und eine laute Party im Haus für Getöse sorgte (Wobei, dadurch dass Corrinn die Polizei gerufen hatte, war die Party sicherlich gerade dabei sich aufzulösen).

      Emilia stand auf der großen Terrasse und sah sich um, die hell erleuchteten Fenster spendeten ihr Licht. Alles außerhalb der Lichtkegel war pechschwarz. Die kühle Nachtluft umkräuselte ihre Nase und kühlte ihre aufgeheizte Stirn. Es roch nach feuchtem Gras und ein paar Grillen zirpten ihre Takte.

      Sie hörte ein knirschendes Geräusch und sah einen Fetzen Tüll aufblitzen der gerade an einem Busch vorbei huschte. Wollte Mel jetzt weglaufen oder was? Sehr sinnig. Dachte Emilia sarkastisch und eilte ihr sofort hinterher in die schwarze Nacht. „Mel!“

      "Komm schon Mel, ich kann dich sehen, hör auf davonzulaufen!" Schnaufte sie, während sie dem roten Haarschopf folgte der vor ihr davon hüpfte. Ab und zu wurden sie vom silbrigen Mond beschienen.

      Mel wurde immer schneller, seit wann konnte sie so schnell rennen? Außerdem lief sie merkwürdig. Sie bog nach links und rechts, lief unter Ästen hindurch und wurde dabei so schnell, dass Emilia nur mehr hin und wieder ihre Haare sehen konnte.

      Emilia sah sie ruckartig nach rechts abbiegen. Eigentlich dachte sie, dass sie Mels Garten recht gut kannte, aber jetzt hatte Emilia die Orientierung total verloren. Wie groß war das Anwesen bitteschön? Bei Tage war eben doch alles anders. Sie konnte das Haus in der Dunkelheit gar nicht mehr sehen und ihr ging allmählich die Puste aus. Sie wollte Mel gerade um die Kurve folgen, da musste sie eine Notbremsung einlegen. Sie stand vor einer Tür. Sie waren am Rand des Grundstücks angelangt und vor Emilia erhob sich eine hohe Betonmauer. Direkt vor Emilia befand sich in dieser Mauer eine Tür. Eine dunkle, unscheinbare Metalltür.

      Emilia kannte Mels Garten, sie war hier praktisch aufgewachsen, und sie hatte noch nie eine Tür in dieser Mauer gesehen. War die neu? Sie sah nicht neu aus, nein, sie schien