C. Frank Onia

Der Lombard-Raum


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geklaut hatte. Er rechnete wohl nicht damit, dass Regierungen in Osteuropa nicht mit Terroristen oder Geheimnisverrätern verhandeln. Nur mithilfe von außen entkam er aus Schairem. Offenbar wurde ihm eine Falle gestellt, dabei wurde er angeschossen und musste Ärztlich versorgt werden. Von dort aus ging seine Flucht über Moskau, wo er einige Monate versteckt gehalten wurde, um seine Wunden zu versorgen, nach St. Petersburg. Dort bekam er Unterstützung von westlichen Geheimdiensten. Die ihn dann ermöglichten auf einen Frachter in Wyborg zu gelangen. Der Frachter „Nenavyazchivost" war vor einer Woche in Wyborg (Russland) ausgelaufen und sollte eigentlich in Tallinn (Estland) wieder einlaufen und dort den Whistleblower an den amerikanischen Geheimdienst übergeben. Doch die Russen überwachten alle Schiffsrouten nach verdächtigen Schiffen, das daran nicht zu denken war. Das Schiff wäre sofort aufgefallen, sobald es einen westlichen Hafen angelaufen hätte. So entstand eine Katz und Maus Jagd in der Ostsee. Die Geheimdienste waren sich einig, wenn ein amerikanisches Schiff oder britisches Schiff sich der „Nenavyazchivost“ genähert hätte, wäre die Tarnung aufgefallen. Die russischen Satelliten verfolgten akribisch jede Bewegung von amerikanischen oder britischen Schiffen in der Ostsee. Darum sollte eine deutsche Fregatte den wertvollen Passagier vom Schiff bergen und in einen Hafen bringen.

       Kapitän Brand gab persönlich den Befehl für den erneuten Kurswechsel:

       "… Posten Rudergänger! Ruder auf 8 Grad, Steuerbord – neuer Kurs 58°Nord, Maschinen 20 Knoten.“

       Das Rendezvous in der Ostsee mit einem russischen Frachter sollte in Kürze stattfinden. Er selbst ging in seine Kajüte, um in das Logbuch die Daten aufzunehmen, die er laut seinen Befehlen aufnehmen durfte:

       … Außerplanmäßige nächtliche U-Jagd Übung, um die Einsatzfähigkeit aufrecht zu halten. Dazu wurde die Kursänderung notwendig um in ein nahe gelegenes Übungsgebiet einzufahren …

      04:23 Uhr Kam eine Meldung aus der Operationszentrale (OPZ) der Fregatte:

       „Tied auf 57°N 18°E; Bug rechts, Lage 20″

       =Positiver Radarkontakt

       Ein Schiff, der russische Frachter „Nenavyazchivost", steuert auf die vereinbarten Koordinaten zu. Oberleutnant zur See Stadelmann, machte Meldung beim Kapitän, der daraufhin zusammen mit dem Kampfschwimmer auf die Brücke kam, um weitere Befehle auszuführen. Fkpt Brand meinte zu Stadelmann:

       „Das alles ist so unglaublich und nicht vorstellbar, was hier abläuft. So ein Einsatz dürfte niemals stattfinden. Wenn hier etwas schiefgeht, könnte es zu internationalen Spannungen kommen und wenn dann noch ein deutsches Kriegsschiff beteiligt ist, hätte dies unberechenbare Folgen. Das hätte politischen Sprengstoff von nicht geahnter Tragweite. Damit wäre der zuständige Minister erledigt und alle die davon gewusst hätten“.

       Kurze Zeit darauf meldete der Ausguck auf Steuerbord-Nock Seite, Sichtkontakt mit einem Frachter in Fahrtrichtung.

       An beiden Seiten der Kommandobrücke schließt sich eine Nock- oder Brücken-Nock an, ein meist nicht überdachter Teil, von wo aus das Schiff bei Manövern geführt wird und der wachhabende nautische Offizier während seiner Wache bestimmte Tätigkeiten durchführt, insbesondere Einhaltung des vorgegebenen Reiseweges durch fortlaufende Positionsbestimmung und die Berücksichtigung von Schifffahrtshindernissen sowie der in der Umgebung des Schiffes befindlichen anderen Seefahrzeuge mittels technischer Hilfsmittel wie Radargerät und menschlicher Beobachtung.

       Der Signal Meister, der Brandenburg gab ein Licht-Signal-Zeichen zum Frachter. Mittels Lichtzeichen konnte die Funkdisziplin gewahrt bleiben.

       Allgemein bekannt sind die großen Blinklampen der Seefahrt. Diese sind mit einer Art „Jalousie“ versehen. Mit einem Hebel verschließt man die Leisten im Rhythmus der Morsezeichen. Da die Schließklappen ein augenähnliches Aussehen haben, nennt man sie auch Blinker. Die sichere Reichweite auf See beträgt je nach Sicht und Lampenart bis zu 10 Seemeilen.

       Signal: Lang kurz Lang (hat die Bezeichnung Kilo)

       Bedeutet so viel wie: Ich möchte mit Ihnen Verbindung aufnehmen

       Der Frachter erwiderte dieses mit dem Signal:

       lang, kurz, lang, kurz (Charlie): Bedeutet JA

       Zusätzlich gab er das Signal, zweimal lang (Mike) zurück.

       Bedeutet: Meine Maschine ist gestoppt; ich mache keine Fahrt durchs Wasser

       Nach weiterem Signal-Austausch war klar das, das richtige Schiff war und der Passagier klar zur Übernahme war. Der ehemalige Kampftaucher beratschlagte mit dem Kommandanten die Vorgehensweise. Da die Wellen immer noch zu hoch seien, um mit einem der Bord eigenen Helikopter hinüber zu fliegen. Einigten sich beide darauf, stattdessen mit dem Schnellboot, das sich an Bord der Fregatte befindet, zum anderen Schiff herüber zufahren und den Whistleblower an Bord zu holen.

       Entsprechende Befehle ergingen an die Mannschaft. Die Bootsmansgruppe besetzte das Schnellboot, der Signäler informierte den Frachter über das Vorgehen. Die Fregatte setzte einen parallel Kurs neben den Frachter mit einem geringen Abstand, von einer Seemeile.

      05:03 Uhr Wurde das Beiboot von der F215 Brandenburg, bei langsamer Fahrt und immer noch hohem Wellengang zu Wasser gelassen. Der Kampftaucher bekam ebenfalls, wie alle anderen Besatzungsmitglieder im Boot, einen Schwimmweste mit integriertem Überlebensanzug (Pflichtausstattung, in der Marine bei Einsätzen im Außenbereich). Das Schnellboot setzte zu dem Frachter über und die Mannschaft des Frachters nahm den Kampftaucher, über eine Strickleiter an der Außenwand, auf ihr Schiff. Dem Schnellboot gab er die Anweisung zurück zur Fregatte zu fahren und darauf zu warten bis er sich meldet. Die Anweisung wurde genau so umgesetzt. Es sollte nicht riskiert werden, dass die Tarnung auffliegt. Daher wurde das Beiboot wieder auf die Brandenburg gezogen und die Fregatte drehte ab.

      Die Brandenburg gab erneut, mittels Lichtzeichen, Signal:

      einmal kurz (Echo): Ich ändere meinen Kurs nach Steuerbord

      05:25 Uhr Die Fregatte befand sich immer noch auf parallel Kurs zum Frachter, nur mit fünf Seemeilen Abstand und wartete auf ein Lichtzeichen um die beiden Passagiere abzuholen. Da wurde von dem Backboard-Ausguck zwei Flugzeuge gemeldet: „Backboard-Nock an Brücke – Flugzeug im Überflug“.

      05:43 Uhr Donnerten zwei Kampfjets über die Fregatte hinweg. Diese waren im Tiefflug und hatten dadurch das Radar des Kriegsschiffes unterflogen.

      Die OPZ meldet:

      " Pop-up out the dark" Gruppe taucht plötzlich auf dem Schirm, aus dem Radarschatten auf und meldet weiter

      "Line abreast" Zwei Kontakte einer Gruppe die Seite an Seite fliegen

      "Feet wet" Tiefflug über Wasser

      Sie flogen keine 20 Meter über der Wasserlinie, es sah fast so aus als würden sie jeden Moment die Wellen berühren. Fkpt Brand ordnete die Operationszentrale (OPZ) an, den Flug zu verfolgen und Kontakt auf zu nehmen. Die Alarm Systeme wurden hochgefahren, aber keine Gefechts zustand angeordnet. Im Falle eines direkten Angriffes der beiden Jets, hätte die Fregatte reagieren können. Über die Lautsprecher hören sie auf der Brücke die Meldungen aus der OPZ :

      "Houndog, Houndog" Hinweis, das sich ein Kampfflugzeug in Schussdistanz befindet

      "Warning, Warning,

      Warning Yellow " Luftverteidigungswarnung, feindlicher Angriff ist:

       RED - kurz bevorstehend oder im Gange

       YELLOW - wahrscheinlich

       WHITE - unwahrscheinlich bzw. vorbei

       Warning, Warning“

      Gruppe taucht plötzlich auf dem Schirm, aus