Elle West

Die Glocke


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Macht besaß. Alle Möbel waren schwer und hochwertig. Er hatte Sorten von den besten Whiskys auf einem Sideboard an der Wand stehen, Zigarren aus Kuba und Kolumbien, für die Liebhaber getötet hätten. Mason war anders in dieser Beziehung. Er hatte sein Geld niemals mit beiden Händen zum Fenster raus geworfen und er hatte es niemals als schmeichelhaft empfunden, Geld zu besitzen. Owney allerdings hatte es noch nie mit Bescheidenheit gehabt und er hatte zu wenig Angst vor irgendwem, um sich bedeckt zu halten. Nun jedoch hatte er seinem Freund sein Büro zur Verfügung gestellt, damit er hier mit der Frau reden konnte, die behauptete, die Lösung seiner Probleme zu sein.

      Logan, ein großer blonder Amerikaner, der von allen auf der Straße nur The Handsome genannt wurde, weil er tatsächlich wie ein Model aussah, brachte eine verängstigte schwarze Schönheit in Owneys Büro. Mason saß hinter dem breiten Schreibtisch auf dem Sessel seines Freundes, während Owney selbst etwas hinter ihm stand und eine Zigarre paffte, gespannt, was nun auf ihn zukäme.

      Die Frau zitterte und hatte offensichtlich nicht nur ein oder zwei Schläge einstecken müssen. Mason konnte auch aus der Ferne die geröteten Fingerabdrücke an ihrem Hals erkennen. Allerdings hatte er selbst Logan nicht aufgenommen, weil er ein Schönling war, sondern weil der Schein trog. Dieser Mann mochte aussehen wie ein vernünftiger, unschuldiger Kerl, aber er war clever und durchaus in der Lage, jemanden seinen Willen aufzuzwingen.

      Logan zwang die Frau auf dem einfachen Stuhl vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen und trat dann abwartend, aber wie immer aufmerksam ein wenig zur Seite, um sie im Auge zu behalten.

      „Hallo.“, sagte Mason und lächelte sie ruhig an. „Möchten Sie etwas trinken?“

      Ihre Stirn legte sich ein wenig in Falten. „Ist das ein Trick?“

      Mason lachte leise. „Wenn es so wäre, würde ich Sie nicht einweihen.“, erwiderte er und nickte Nicolo zu, damit der ihr etwas Wasser einschenkte.

      Sie blickte verunsichert von Mason zu Logan und Nicolo, doch schließlich griff sie mit zitternder Hand das Glas und leerte es augenblicklich. „Danke.“ sie ihn in ängstlicher Erwartung an und erkannte, dass er der gut aussehende Mann gewesen ist, mit dem Logan sich vor dem Club unterhalten hatte. Doch dass sie ihn attraktiv fand, bedeutete nun nichts mehr. Er war scheinbar derjenige, der über ihr Schicksal entschied und nur darauf konnte sie sich jetzt konzentrieren.

      Mason nickte. „Wie heißen Sie?“, fragte er.

      „Rachel Dearing, Sir.“, antwortete sie aufrichtig.

      Mason blickte zu Logan und als dieser dezent nickte, war er sicher, dass sie die Wahrheit sagte und nicht versuchte, durch eine Lüge die Familie oder sonst wen zu schützen. Das half ihm dabei, sie einzuschätzen. Offenbar stand sie sich selbst am nächsten. So eine Einstellung machte es ihm viel leichter, mit ihr zu reden, ohne sie töten zu müssen. Zumindest hoffte er das. „Also, Rachel, was können Sie mir sagen, was ich unbedingt wissen sollte?“

      Sie zögerte einen Moment, blickte sich erneut unsicher an. „Wenn ich Ihnen sage, was ich weiß…Sir, wie kann ich dann sicher sein, dass Sie mich nicht umbringen?“

      Logan holte bereits seine Schusswaffe hervor, was Owney zum Lachen brachte.

      „Das können Sie nicht.“, gab er zu. „Allerdings kann ich mir die Informationen, die Sie besitzen oder auch nicht, auch anders beschaffen. Und auch das bedeutet, dass ich Sie töten werde.“

      Sie zuckte zusammen. „Ich möchte wirklich nichts Böses, Sir.“, sagte sie mit Tränen in den Augen. „Ich war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich…ich will leben. Wenn Sie mich am Leben lassen…dann werde ich tun, was auch immer Sie wollen.“

      Mason stöhnte gereizt. „Dann fang damit an, was du zu wissen glaubst und verschwende nicht weiter meine Zeit, Schätzchen.“, sagte er. Wenn sie erst einmal anfingen um ihr Leben zu betteln, hörten sie erfahrungsgemäß nicht mehr damit auf, bis man es ihnen nahm. Und wenn er ehrlich war, wollte er nur, so schnell wie möglich, seine Angelegenheiten regeln, Hollie wieder sehen und von diesem verfluchten Ort, der ihm nichts als Pech brachte, verschwinden. Er wollte allerdings nicht den verständnisvollen Seelenklempner für eine seelenlose Schlampe aus Harlem spielen.

      „Ich kenne den Mann, den Ihre Leute beinahe tot geschlagen haben.“, sagte sie und versuchte noch während sie sprach, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. „Ich habe seinen Namen vergessen, aber er arbeitet als Schnapsbrenner hier in Harlem.“

      „Tja, ich kenne seinen Namen.“, sagte Mason und trank einen Schluck Whisky. „Ich will wissen, wer seinen Kumpel umgebracht hat.“

      „Das war die italienische Mafia.“, antwortete sie sofort.

      Owneys Hand legte sich auf Masons Schulter. „Diese Wichser werden mir langsam zu einflussreich.“, flüsterte er ihm ärgerlich zu. „Die denken wohl, die können sich überall einmischen…Aber nicht in meiner Stadt, mein Freund. Nicht in meiner Stadt.“

      Mason klopfte ihm auf die Hand, die auf seiner eigenen Schulter lag, ehe er die Frau wieder ansah. „Welche Familie hat den Auftrag gegeben diesen Jenkins umzubringen?“

      Nun konnte er Panik in ihren Augen erkennen. „Das weiß ich nicht, Sir. Wirklich nicht. Über so etwas reden die Leute nicht, wenn sie leben wollen.“

      Mason nickte. „Weißt du, warum sie ihn umbrachten?“

      Wieder Panik. „Nein, Sir, nicht sicher.“, antwortete sie kopfschüttelnd. Sie umklammerte ihr leeres Glas mit beiden Händen. „Ich glaube, es hat mit dem Schnaps zu tun.“

      Mason hob fragend eine Augenbraue. „Glaubst du das?“

      Sie nickte schnell. „Weil der Schnaps den Fi…den der Russe und seine Freunde brennen, so gut ist. Ich glaube, die Mafia will nicht, dass sie die Vorherrschaft auf diesem Gebiet verlieren.“

      Mason beugte sich leicht vor. „Wer noch?“, fragte er.

      „Was?“, fragte sie verstört.

      „Wen versuchst du hier nicht zu verraten?“, fragte er erneut. „Der Russe ist so gut wie tot und du weißt, wer sein Partner ist.“

      Sie senkte kurz den Blick. „Ich will nicht, dass Sie ihn auch töten.“, sagte sie leise.

      Das glaubte er ihr sofort. „War nicht mein Plan.“, erwiderte er ehrlich. „Wieso willst du ihn schützen?“

      Sie zuckte die Schultern. „Er ist ein Freund.“

      „Weil du ihn liebst.“, sagte er feststellend. Als sie zusammen zuckte, wusste er, dass er ins Schwarze getroffen hatte. „Ich sag dir was, Rachel.“, fing er an. „Ich lasse deinen Freund am Leben und du verrätst mir, wo ich ihn finden kann.“

      „Was wollen Sie denn von ihm? Er hat nichts mit der Mafia zu tun, das schwöre ich!“

      Mason erhob sich und schloss den Knopf seines Jacketts. „Du stellst hier keine Fragen, Schätzchen.“, sagte er und ging um den Tisch herum. „Du wirst meinem Freund Logan jetzt sagen, wo er deinen Freund finden kann. Und mir wirst du sofort seinen Namen sagen.“

      Ihr Zittern nahm wieder zu, als Logan sie auf die Beine zog. „Fin. Finlay Bates.“, antwortete sie schließlich. „Aber bitte…-“, sie griff nach Masons Arm, ließ ihre Hände jedoch sogleich wieder sinken, „bitte, tun Sie ihm nichts, Sir. Bitte.“

      Mason nickte. „Erstmal nicht, versprochen.“, erwiderte er. „Wir beide fahren jetzt zu der Brennerei, in der dein Freund arbeitet, und auf dem Weg dorthin, wirst du mir alles erzählen, was du über Finlay Bates weißt.“

      Er nickte Logan zu und dieser zog Rachel sogleich mit sich. Mason selbst wandte sich zu Owney um und lächelte. „Danke für deine Hilfe, mein Freund.“, sagte er und reichte ihm die Hand.

      Owney schüttelte sie, ehe er seinen Kumpel kurz umarmte. „Das mit dem Verhören machst du gar nicht so übel, Mann. Zuerst so niveauvoll und dann so mies. Wirklich, gar nicht schlecht.“

      Mason lachte leise. „Tja, ich hab’