Elle West

Die Glocke


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Lächeln wurde zu einem Lachen. „Nein, Kate leistet Widerstand. Rachel hingegen hat mir versichert, sie würde dahin gehen, wo Sie sind. Und ich könnte mir denken, dass Sie ein wenig kooperativer werden, wenn Sie wissen, dass Rachel macht, was auch immer ich ihr sage.“

      Fin überlegte einen Moment, während er versuchte, seine Miene unter Kontrolle zu bringen. „Wenn ich mit komme, dann lassen Sie Kate in Ruhe und Rachel wird mit uns kommen?“, fragte er, um es wirklich zu verstehen.

      „Sie haben mein Wort darauf.“

      „Und das ist sicherlich viel wert.“, erwiderte Fin auflachend.

      Masons Miene wurde hart. „Sie scheinen sich mit der Mafia und den Gangsterbossen an sich nicht gut auszukennen, Fin.“, sagte er. „Wir sind Ehrenmänner. Zumindest bei mir können sie sich darauf verlassen. Das habe ich immer schon mit der Cosa Nostra gemeinsam gehabt.“

      „Haben Sie nicht eben noch behauptet, nicht zur Mafia zu gehören? Klingt für mich aber verdammt danach, Mann.“

      „Und dann hätte ich meinen eigenen Schmuggler umgebracht?“, fragte Mason zurück.

      „Sie bedrohen gerade Ihren eigenen Lieferanten.“, erinnerte Fin ihn. Er zuckte die breiten Schultern. „Gleiches Prinzip, würd ich sagen.“

      Mason musste sich über diesen Einwand das Lachen verkneifen, grinste jedoch. Fin war in jedem Fall clever und nicht auf den Mund gefallen. Mason verstand, weshalb sich alle, die er kannte, für ihn eingesetzt hatten. Auch er fand ihn sogleich sympathisch. „Hören Sie, Fin. Sie können gerne weiterhin in mir den Bösen sehen, aber die Wahrheit ist, dass ich Ihnen Ihren armseligen Arsch rette, indem ich Sie hier raus hole. Also schlucken Sie Ihren dämlichen Stolz herunter und arrangieren sich mit der Situation.“

      Fins Hände ballten sich zu Fäusten, aber er nickte. „Ok.“

      „Gut, dass Sie schon gepackt haben.“, sagte Mason und deutete zu dem Koffer, der etwas weiter hinter ihm stand. „Offenbar haben Sie wohl Ihre Freundin, nicht den Russen erwartet.“ Augenblicklich verstand Mason, warum Fin keinerlei Rachegefühle gegenüber Rhys hatte. Er selbst hatte geplant, ohne den Kumpel unterzutauchen. „Tja…Verrat. So etwas gibt es bei mir und meinen Leuten auch nicht.“ Er drehte sich um und ging auf die Hintertür zu, wissend, dass Finlay Bates ihm folgen würde. „Brauchen Sie hiervon noch irgendetwas?“, fragte er dann und sah sich noch einmal Materialien und Gerätschaften an. „Sollen wir alles mitnehmen oder ist das nicht nötig?“

      Fin blickte ihn verwundert an. „Wenn wir alles mitnehmen, sparen wir uns auf jeden Fall Zeit und Aufwand, denk ich.“, antwortete er ehrlich. „Was ist mit Rhys? Wird er mitkommen?“

      Mason seufzte, beinahe sicher, dass die Young-Brüder ihn mittlerweile hatten sterben lassen. „Wozu hatten Sie ihn überhaupt? Ich bin sicher, dass Schnapsbrenner wie er heutzutage an jeder Straßenecke zu kriegen sind.“

      Fin musste gegen seinen Willen grinsen, weil Mason nicht gerade Unrecht hatte. „Er hat die Materialien besorgt.“, antwortete Fin also ehrlich. „Seine Familie sind Bauern und haben uns immer mit der nötigen Gerste versorgt.“

      Mason nickte verstehend. „Wollen Sie ihn mitnehmen?“, fragte er dann. „Wenn Sie wollen, dann machen wir es so…solange er noch lebt.“

      Fin nickte leicht. „Ich kann mit ihm arbeiten. Wir sind aneinander gewöhnt.“, antwortete er und hoffte, seinem Freund damit das Leben retten zu können.

      „Dann sollten wir keine Zeit mehr verschwenden.“, sagte Mason und ging weiter. Fin folgte ihm wortlos.

      Kapitel 4

      Hollie war mit Mia in den Cotton Club gekommen, damit ihre Eltern beruhigt waren und keine weiteren Fragen stellten, denn alleine wollte Rory seine Tochter nicht gehen lassen. Allerdings war die jüdische Journalistin alles andere als mit der Freundin versöhnt. Sie nahm ihr vielmehr noch immer übel, dass sie sich gegen Blake und sie und für einen gefährlich wirkenden Fremden entschieden hatte. Hollie allerdings interessierte ihre Meinung nicht sonderlich.

      Sie waren gemeinsam mit einem Auto von Hollies Vater hergefahren und obwohl es bereits nach Mitternacht war, hatte sie Mason Hernandez noch immer nicht gesehen.

      Die beiden Frauen saßen mit einem fremden Paar an einem Tisch. Es war Sonntagnacht und der Club war völlig überfüllt. Hollie versuchte, sich mit der Musik abzulenken, aber sie bemerkte selbst, dass sie sich immer wieder suchend umsah.

      „Hast du wirklich geglaubt, dass es Liebe sein würde, Hollie?“, fragte Mia sie, nicht einmal heimtückisch, sondern bloß mitleidig.

      Hollie konnte beides nicht ertragen. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“, sagte sie, weil sie keinerlei Interesse daran hatte, ihre Gefühle und Gedanken mit ihr zu teilen.

      „Ich rede von dem Fremden, den du schon den ganzen Abend suchst.“, erwiderte Mia und trank von ihrem Whisky. „Er wird nicht kommen, weißt du? Das ist die Art der Männer. Sie machen dir schöne Augen, versprechen dir die Welt und am Ende, wenn sie bekommen haben, was sie wollten, lassen sie dich alleine stehen und du musst sehen, wie du die Reste deines gebrochenen Herzens selbst zusammen sammelst.“

      Hollie sah sie an. „Das ist dir passiert?“

      Mia senkte traurig den Blick und zuckte die Schultern. „Ich war nicht immer ein leichtes Mädchen.“, sagte sie und grinste halbherzig. „Das mit Blake geht schon seit Jahren, musst du wissen.“ Sie seufzte. „Ich weiß, du magst ihn nicht und du magst ebenfalls nicht, was wir hinter dem Rücken seiner Frau tun…aber ich liebe ihn.“

      „Das wusste ich nicht, Mia.“, erwiderte sie, weil sie nicht wusste, was sie sonst hätte sagen können. Ihre Freundin hatte Recht. Sie konnte Blake Simmons nicht ausstehen und sie verachtete Ehebruch. Dennoch, Mia mochte sie.

      „Wie denn auch? Ich bin ja immerzu bemüht, alle Welt glauben zu lassen, ich sei eine unabhängige, taffe Frau, die keinen Mann braucht, um glücklich zu sein.“, sagte sie und machte eine wegwerfende Geste. „Aber die Wahrheit ist, dass ich mich in ihn verliebt habe und nicht aufhören kann damit…obwohl ich durchaus weiß, wie dumm das ist. Ich weiß, er wird Ruby nicht verlassen. Und ich weiß, dass ich etwas Falsches tue.“

      „Das Herz will, was das Herz will.“, sagte Hollie und drückte ihre Hand. „Dann wirst du es nicht beenden, obwohl du weißt, dass du nur verlieren kannst?“

      Nun lachte Mia freudlos. „Das ist armselig, nicht wahr? Sich mit aller Macht an etwas zu klammern, was einem nie gehört hat.“

      „Ich denke nicht, dass du armselig bist, Mia. Ich glaube, du bist ein bisschen verloren.“, antwortete sie ehrlich. „Und ich glaube, dass du ihn los lassen musst, weil er dir nicht gut tut. Du sagst doch selbst, dass er nie der deine war. Dann sei nicht mehr seins.“

      „Und wie stelle ich das an, Hollie?“, wollte sie wissen. Mia wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

      Hollie lächelte ironisch. „Tja, ich sitze doch auch hier und warte auf einen Mann, der mir nicht gehört. Oder?“, entgegnete sie und zuckte die Schultern. „Ich habe keine Ahnung von der Liebe und auch nicht von Männern.“, sagte sie und lächelte dann schulterzuckend. „Mein Dad hat mir einmal eine Gruselgeschichte erzählt, von einem Mann, der lebendig begraben wurde und er sagte mir, dass es aus diesem Grund Glocken an Gräbern gibt, dessen Schnur in die Särge führt, damit ein lebendig Begrabener um Hilfe klingeln kann.“

      Mia sah sie mit verzogener Miene fragend an. „Ja, na und?“

      Hollie lachte leise. „Stell dir vor, du liegst lebendig begraben in einem Grab und alles, was du brauchst, um wieder Teil der Welt, des Lebens zu sein, alles, was du tun musst, um wieder frei atmen zu können, ist, die Glocke zu läuten.“

      „Ich