Elle West

Die Glocke


Скачать книгу

sagte er und musterte Hollie eingehend, ehe er grinste. „Guter Geschmack, nebenbei.“

      „Entschuldige, er hat kein Taktgefühl.“, sagte Mason zu ihr und lächelte ein wenig verlegen.

      „Deine Kleine, he?“, fragte sie und sah ihn herausfordernd an, was Owney zum Lachen brachte und auch Nicolo grinste belustigt.

      „Seine Worte, nicht meine.“, rechtfertigte Mason sich.

      „Ach weißt du, Schätzchen…,“, Mason räusperte sich und warf Owney einen einzigen Blick zu, sodass dieser sich selbst unterbrach, „Hollie– Hollie, richtig?-, mein Freund hier ist ein wirklich anständiger Kerl. Ich will nur sicher gehen, dass er kriegt, was er verdient.“

      „Oder wen?“, gab sie zurück und hielt Maddens Blick stand. „Nicht, dass ich denke, Sie hätten bei dieser Entscheidung mitzusprechen, Owen, aber ich bin doch neugierig. Denken Sie, ich wäre für Mason geeignet oder habe ich den Test nicht bestanden?“

      Owney sah sie, über ihre Schlagfertigkeit ebenso überrascht, wie über ihr Selbstbewusstsein, verwundert an. Dann fing er zu lachen an. „Ich bin ein bisschen besorgt, dass du in dieser Beziehung die Hosen anhaben wirst, aber ich finde nicht, dass das ein Nachteil ist. Ich liebe dominante Frauen.“, erwiderte er gut gelaunt. „Wie es scheint, bist du genau richtig für meinen Freund.“ Er leerte sein Glas und deutete dem Kellner, der sich nun absichtlich einzig um ihren Tisch kümmerte, an, ihm ein neues zu holen. „Hast du zufällig eine Schwester, Schätzchen?“

      Nun lachte sie. „Zwei sogar.“

      Owney klatschte in die Hände und lachte herzlich auf. „Sie sind doch volljährig?“, fragte er und machte dann eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Ach, was soll’s. Deine kleine jüdische Freundin hier gefällt mir auch ganz gut.“

      Mason, der wusste, dass Madden einen Mord aus Eifersucht begangen hatte, der wusste, dass er wegen diesem Mord nach Sing Sing gekommen war, verzog das Gesicht. „Du hast…wie viele Frauen am Hals, Owney? Drei, vier?“, fragte er also. Sein Freund war auch nicht zurückhaltend was schöne Frauen anging. „Bring dich nicht noch mehr in Schwierigkeiten, Mann.“

      Owney lachte erneut. „Du bist zu romantisch, mein Freund.“, sagte er. „Nicht jeder findet seine wahre, einzige Liebe, Mason. Die meisten geben sich mit gutem Sex zufrieden.“ Er zwinkerte Mia zu und brachte sie zum Lachen.

      „Ja, das kann ich bestätigen.“, sagte sie und begann nun ihrerseits mit Owney zu flirten. Es war nicht so, dass sie nicht flirtete, nur weil sie Blake liebte, ganz im Gegenteil. Da er seine Frau nicht verließ, ließ Mia sich gerne von anderen Männern begehren, um ihr Selbstvertrauen zu stärken, um sich schön und gewollt vorzukommen. Owney war nicht unbedingt ihr Typ, doch im Grunde mochte sie die Art, wie er mit ihr sprach und sie ansah. Er verdeutlichte ihr, dass er jemand war und dass sie diejenige war, die ihm gefiel. Das gab für Mia augenblicklich den Ausschlag auf seine Avancen einzugehen. Sie hatte nichts zu verlieren.

      Hollie rollte die Augen, musste aber dennoch grinsen. „Du schuldest mir noch einen Tanz, Mason.“, erinnerte sie ihn dann.

      Er nickte und erhob sich sogleich. „Darf ich bitten, Liebes?“

      Sie legte ihre Hand in seine und ließ sich von ihm von dem Tisch weg führen. Vor der Bühne, auf der die Musiker spielten, begann er mit ihr zu tanzen. Er legte seinen Arm um ihren Rücken und als sie zu ihm aufsah, stellte sie fest, dass er nur noch einen Kopf größer als sie war, da sie hohe Absätze trug. Sie schätze ihn auf 1 Meter 85, vielleicht ein wenig größer.

      Seit sie sich hier im Club das erste Mal begegnet waren, waren bereits mehrere Wochen vergangen und in einer ihrer vielen Unterhaltungen hatte er ihr erzählt, dass er gebürtiger New Yorker war, seine Eltern und Großeltern waren jedoch aus Spanien nach Amerika gekommen, was seinen dunkleren Teint erklärte. Nun, als er sie während des Tanzes führte, konnte sie sehen, dass auch hier seine spanischen Gene eindrucksvoll durchkamen. Sie hatte schon mit unzähligen Männern getanzt, ganz besonders häufig in den letzten Monaten, die sie mit Mia im Nachtleben von New York zugebracht hatte, oftmals langweilige Walzer oder andere klassische Tänze. Doch Masons Bewegungen erschienen ihr natürlich zu sein und das machte den Tanz mit ihm besonders.

      „Hollie?“

      Sie hob den Blick und sah ihn an. „Ja?“

      Er lächelte leicht. „Ich…das ist meine letzte Nacht in New York.“, sagte er und blickte sie dabei schmerzlich an. „Morgen Mittag werde ich nach Hause fahren. Ich wünschte wirklich, ich könnte bei dir bleiben…-“

      Hollie musste sich zwingen, weiter zu atmen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sein Fortgang ihr das Herz brechen würde. Dabei kannten sie einander noch gar nicht. Zwischen ihnen hatte es einen atemberaubenden Kuss zum Abschied gegeben, den sie seither, wann immer sie sich getroffen hatten, beim Abschied wiederholten. Unzählige Berührungen, die eigentlich unschuldig waren und doch so bedeutungsvoll für sie waren. Dennoch hatte nichts davon ausgereicht, um sie zufrieden zu stellen. Sie wollte von alledem noch mehr. „Musst du gehen?“, fragte sie und wunderte sich, weil ihre Stimme fest klang, obwohl sie eigentlich fürchtete, jeden Moment in Tränen auszubrechen.

      Er nickte leicht mit gesenktem Blick. „Ich bin für eine Menge Leute verantwortlich, Hollie.“, sagte er schweren Herzens. Er war mit einer kurzen Unterbrechung von etwa einer Woche, um Zuhause einige Dinge zu klären -besonders einen Lastwagen zu organisieren, der Fins Braugeräte nach New Orleans fahren würde- bereits seit sechs Wochen in New York. Und er wusste, dass er nur wegen ihr hier war. Zwar rechtfertigte er diese Entscheidung vor sich selbst auch damit, dass Fin um Zeit gebeten hatte, um sich um seine Angelegenheiten zu kümmern, aber wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, wusste er, dass das nur seine vorrangige Ausrede war, um mehr Zeit mit Hollie zu verbringen. „Deshalb kann ich nicht einfach tun, was ich will.“

      „Wenn du’s könntest, was würdest du wollen?“, fragte sie forschend.

      Er lächelte leicht, senkte den Kopf und küsste sie sanft auf die Lippen. Gleich darauf verfing sein Blick wieder mit ihrem. „Ich würde dich mit mir nehmen wollen. Ich würde dich bitten, meine Frau zu werden und mit mir ans Ende der Welt zu reisen, wo es nichts gebe, außer dir und mir.“, antwortete er aufrichtig.

      „Und wenn ich genau hier bleiben wollen würde?“, fragte sie und lächelte mit Tränen in den Augen. Denn selbst, wenn Mia Recht hatte, und er ihr nur sagte, was sie hören wollte, wenn er ihr nur Versprechungen machte, um ihr Herz zu gewinnen, selbst dann, hatte er die genau richtigen Worte für sie gefunden.

      „Dann würde ich bei dir bleiben, auch wenn es mein Tod wäre.“, antwortete er, sicher, dass er genau das getan hätte, wenn er seine Familie nicht gehabt hätte. Aber er hatte seine Geschwister, die auf ihn angewiesen waren. Und er hatte viele Männer, die für ihn arbeiteten und ihm vertrauten, die ihre Leben für ihn riskierten, wenn es erforderlich war. Ihnen allen schuldete er es, nicht egoistisch zu sein.

      Hollie berührte seine Wange und er küsste sie auf die Innenfläche ihres Handgelenks. „Dann würde ich mit dir gehen.“, sagte sie lächelnd. „Bis ans Ende der Welt.“

      Er nickte lächelnd, fuhr sich mit der Zunge über die Lippe. „Ich wünschte, du könntest mit mir kommen.“

      Sie nickte ebenfalls. „Das weiß ich.“

      „Aber du kannst nicht…richtig?“

      Sie beide blieben stehen, wichen nicht auseinander und sahen dem anderen in die Augen.

      „Ich muss darüber nachdenken.“, sagte sie dann. „Bis morgen Mittag habe ich Zeit mich zu entscheiden?“

      Er nickte. „Ich werde um vier vor dem Cotton Club auf dich warten.“, sagte er überlegend. „Wenn du um viertel nach vier nicht hier bist, werde ich fahren. Und ich werde dir keinen Vorwurf machen, ich werde dir dein altes Leben zurück geben und mich nicht mehr einmischen. Es wird sein, als wären wir einander nicht begegnet.“

      „Nur dass ich dich niemals vergessen könnte, Mason.“, wandte sie ein.