Elle West

Die Glocke


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erstaunt.

      „Ja, genau das.“, versicherte Chloe ihr sogleich. „Und wer weiß? Vielleicht ist dein Mason genau der Richtige für dich? Vielleicht wird er dir dein Herz nicht brechen, sondern es so zu schätzen wissen, wie du es verdienst.“

      „Ich wusste nicht, dass du so romantisch bist, Chloe.“, gab Hollie lächelnd zu.

      Ihre Schwester zuckte die Schultern. „Bin ich nicht…nicht richtig. Ich glaube einfach, dass wir in dieser Welt einen Menschen finden müssen, der uns genauso liebt, wie wir ihn. Es wäre alles so sinnlos ohne Liebe. Und langweilig.“

      Hollie lachte leise. „Ja, vielleicht hast du Recht.“

      Chloe lächelte selig. „Wie ist er denn so?“

      Ein verliebtes Lächeln zeichnete sich auf Hollies Gesicht ab. „Großartig, er ist wirklich großartig.“, antwortete sie ehrlich. „Er sieht gut aus und er ist höflich und clever. Wenn er mich ansieht, dann fühlt es sich an, als wäre ich jemand Außergewöhnliches und ich fühle mich großartig…Und er hat so gütige Augen.“

      Chloe streichelte ihre Hand. „Das klingt toll, Lil.“, sagte sie aufrichtig.

      Sie nickte. „Er lügt mich nie an.“, sagte sie und lachte leise. „Dabei hat er viele schlechte Dinge erlebt und ist nicht Stolz darauf, wie er einst gewesen ist. Doch er war von der ersten Sekunde an ehrlich zu mir, obwohl er leicht hätte lügen können. Ich mag das. Es zeigt, dass er Ehre und Anstand besitzt.“

      Chloe nickte. „Tja, du bist verliebt, Schatz. Unsterblich.“, sagte sie und freute sich aufrichtig für ihre Schwester. „Und du hast es verdient, dich so zu fühlen.“

      „Danke.“, sagte sie ehrlich berührt. „Du hast das aber auch verdient.“

      Chloe machte eine wegwerfende Geste. „Zuerst einmal pflege ich mein gebrochenes Herz. Auch das will ausführlich genossen werden, denn es verdeutlicht einem erst, wie gut man es vorher gehabt hat.“, sagte sie und zuckte die Schultern, ehe sie schelmisch grinste. „Wie es aussieht, finden viele Frauen es anziehend, ein trauriges Mädchen wieder aufzubauen.“ Sie zwinkerte und lachte, als ihre Schwester errötete. „Ich bitte dich! Nach der Liebe ist Sex das Beste. Das kannst du doch nicht abstreiten.“

      Hollie zuckte leicht die schmalen Schultern. „Ich weiß nicht, wie das ist.“

      Chloes Augen weiteten sich. „Nein?!“, brachte sie fassungslos hervor. Sie griff nach Hollies Glas und kippte es in einem Zug herunter. „Du bist noch jungfräulich?“

      „Ja.“, antwortete sie ehrlich. „Bisher hat mich kein Mann je genug interessiert.“

      Chloe küsste sie auf die Wange. „Das ist reizend.“, sagte sie, aufrichtig gerührt. „Dann hoffe ich, dass dieser Mason dich zu schätzen weiß. Ansonsten werde ich euch nachreisen und ihm in den Hintern treten.“

      Hollie lachte leise. „Chloe? Wie ist Sex denn so?“, fragte sie schüchtern. „Hattest du auch schon Sex mit Männern oder nur mit Frauen?“

      „Zuerst mit Männern, dann nur noch mit Frauen.“, antwortete sie ehrlich. „Anfangs wusste ich noch nicht, dass ich mich mehr für Frauen interessiere…wie auch immer. Sex ist auf jeden Fall…“ Sie hielt inne und überlegte. „Es ist großartig. Aber nur, wenn du den Menschen auch liebst, zumindest für mich war es so.“

      Hollie nickte. „Du denkst wirklich, dass es das Richtige wäre, mit ihm zu gehen?“

      Chloe zuckte die Schultern, ehe sie ihre Schwester im Aufstehen auf die Wange küsste. „Ich denke, dass es vermutlich alles wert ist, Schwesterherz.“, sagte sie aufrichtig. „Aber am Ende ist es deine Entscheidung und du musst selbst wissen, ob du sie mit dem Herzen oder dem Kopf treffen willst.“

      „Du bist ganz schön clever, große Schwester. Der Alkohol macht dich nahezu weise.“, sagte Hollie grinsend, während ihre betrunkene Schwester zur Tür torkelte.

      Chloe drehte sich grinsend zu ihr um und zwinkerte. „Ja, das bin ich und ja, das macht er.“, sagte sie und lachte leise. „Wenn du mit ihm mitgehst, Lillie, verabschiede dich nicht von mir. Ich hasse Abschiede, dabei wird immer geweint und na ja…du weißt schon. Geh einfach und werde glücklich, kleine Schwester.“

      „Okay.“, erwiderte Hollie leise, traurig. „Danke für diese Unterhaltung, Chloe.“

      Ihre Schwester nickte knapp. Dann verschwand sie im Flur und ließ Hollie mit ihren Gedanken alleine.

      *

      Fin selbst half den Young-Brüdern beim Verladen der Brennutensilien. Der ältere Young, Riley, erschien ihm nicht der Hellste zu sein. Aber im Gegenteil zu seinem Bruder Ryan zögerte er nicht, mangelnde Intelligenz mit Gewalt wett zu machen. Vermutlich war er für Rhys Tod verantwortlich. Also vermied Fin es, mit dem riesigen Glatzkopf zu reden. Ohnehin vertraute ihm niemand hier genug, um ihn einzuweihen. Als er nach dem Russen gefragt hatte, hatte man ihm nur gesagt, dass der nie wieder kommen würde und Fin wusste, was das bedeutete. Auf der Straße hatte sich allerdings schnell das Gerücht verbreitet, die Cosa Nostra sei nach Kians Tod auch für Rhys Ableben verantwortlich und auch wenn Fin es besser wusste, hatte er die Wahrheit lieber verschwiegen. Obgleich seit seiner Übereinkunft mit Mason Wochen vergangen waren, hatte er noch nicht mit Kate darüber gesprochen, nicht wirklich zumindest. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Also hatte er ihr gesagt, dass er sich mit dem Boss einig geworden war, was in gewisser Weise ja auch stimmte, und dass sie sich nicht zu fürchten brauchte, weil sie weder Logan noch Riley oder Ryan je wieder sehen musste. Dass das auch sein Fortgehen bedeutete, dass das der Preis war, hatte er ihr verschwiegen und würde es auch weiterhin für sich behalten bis zu dem Moment, wo er wirklich fahren musste und sie verließ. Bis dahin hatte er die Zeit mit ihr genutzt und versucht, das Unausweichliche zu akzeptieren. Im Grunde war das, was er tun würde, für Kate und ihre Sicherheit. Und sie war es wert. Rachel allerdings würde er nicht zurück lassen müssen, obgleich ihm dieser Gedanke um einiges angenehmer getroffen hätte. Mason hatte ihm erzählt, dass er sie bereits mit nach New Orleans genommen hatte und sie dort auf ihn warten würde. Als Fin ihn gefragt hatte, warum er die falsche Schwester für einen neuen Anfang mitnehmen sollte, hatte Mason ausweichend reagiert, weshalb Fin sicher war, dass etwas dahinter steckte. Mason hatte nur gesagt, dass Rachel bereitwillig mit gekommen war und dass Kate einiges mehr zurück gelassen hätte. Fin hatte sie ebenfalls nicht aus ihrem bisherigen Leben reißen wollen, aber er wusste, sie wäre mit ihm gegangen, wenn er sie gebeten hätte. Als Schneiderin konnte sie auch in Louisianna arbeiten. Nur ihre Hautfarbe wäre im Süden ein Grund zur Besorgnis gewesen, doch das galt schließlich auch für Rachel, vermutlich sogar für Mason selbst. Doch Fin hatte sie nicht gefragt, hatte alles vor ihr verheimlicht und ihr die Entscheidung abgenommen. Er wollte nicht, dass sie seinetwegen alles aufgab. Er wollte sie nicht in Gefahr bringen und er wusste, das wäre sie, wenn er sie mitnähme.

      Fin war in seine Gedanken versunken und wurde deshalb von Rhiley, den er nicht besonders mochte, was, wie er annahm, auf Gegenseitigkeit beruhte, angestoßen, damit er weiter machte. Ryan allerdings schien ihm zugänglicher zu sein als die anderen.

      Während sie alles in einen kleinen Laster verluden, trat Fin näher zu dem blonden Young. „Wie ist es in New Orleans so?“, fragte er unverbindlich.

      Ryan Young richtete seine blauen Augen nur kurz auf seine, ehe er sich wieder auf seine Arbeit konzentrierte. „Wie überall sonst auch, schätz ich.“, antwortete er.

      Fin konnte sofort den irischen Akzent hören. Bei Ryans Bruder allerdings war er ihm nicht so sehr aufgefallen, vermutlich weil der Glatzkopf nicht sehr viel redete und zumeist nur einsilbige Befehle brüllte. „Und ist der Boss auch wie jeder andere Gangsterboss?“, fragte Fin und provozierte ihn nun ein wenig absichtlich, um heraus zu finden, wie weit seine Loyalität tatsächlich reichte.

      Ryan richtete sich auf, nachdem er das schwere Holzfass in den hinteren Teil der Ladefläche geschoben hatte. Er steckte sich eine Zigarette an und bot auch Fin eine an, die dieser dankend annahm. „Nein, er ist ganz und gar nicht wie jeder andere.“, antwortete er schließlich. „Ich kann