Elle West

Die Glocke


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      Fin blickte ihn verwundert an. „Ist es dafür nicht ’n bisschen früh?“

      Logan lachte. „Du hattest doch ’nen beschissenen Tag, oder nicht?“, erwiderte er und trank selbst Cola.

      „Ja, danke dafür.“, entgegnete er zynisch, was seinen Gegenüber erneut zum Grinsen brachte. Dann trank er von dem Whisky. „Gar nicht schlecht.“, gab er zu. Heutzutage war der Schnaps nahezu immer ungenießbar. Die Brenner mischten den unterschiedlichsten Schnaps zusammen und verkauften ihn als Whisky. Und dank der Prohibition fand der ekelhafte Alkohol reißenden Absatz.

      Logan grinste und steckte sich eine Zigarette an. „Mr. Madden stellt seinen eigenen Whisky her.“, erklärte er. „Ich war neugierig, ob du es besser kannst.“

      Fin zuckte die Schultern und schob das volle Glas von sich. „Ja, kann ich.“

      Logan lachte zufrieden. „Gut für uns.“, sagte er und musterte ihn dann. „Was läuft da mit dir und dieser kleinen Nervensäge?“

      Fins Stirn legte sich fragend in Falten.

      „Rachel.“, setzte Logan also hinzu.

      Fin zuckte die Schultern. „Nichts.“, antwortete er aufrichtig. „Sie ist die Schwester meiner Freundin.“

      Der Blonde nickte, als verstünde er augenblicklich mehr. „Aber sie ist in dich verliebt.“

      Er sagte es so betonungslos, dass Fin nicht wusste, ob es eine Frage oder eine Aussage war. „Nein, ich glaub’ nicht.“, antwortete er. „Wieso interessiert ihr euch für Rachel?“

      „Tja, irgendwie hat sie es geschafft, dass wir sie mit nehmen.“, antwortete Logan Sawyer seufzend. „Und für gewöhnlich ziehe ich es vor, meine Schlampen nicht mit nach Hause zu nehmen.“

      Fins Hände ballten sich zu Fäusten. „Was?“, presste er ärgerlich hervor. Er selbst war Rachel niemals nahe gewesen, weder körperlich, noch geistig, aber nun missfiel es ihm, einen Fremden so über die Schwester seiner Freundin reden zu hören. Generell hielt er nichts von Männern, die über Frauen sprachen, als wären sie minderwertig. Fin wusste, dass Rachel gerne mit Männern flirtete und wenn er ehrlich war, hatte er sich niemals gefragt, ob sie es auch dabei bewenden ließ, aber er fand, dass sie das selbe Recht auf ihr Vergnügen hatte, wie jeder Mann auch.

      Doch Logan lachte nur, scheinbar aufrichtig amüsiert. „Ich war mit ihr im Bett.“, sagte er und klopfte Fin einmal kurz und heftig gegen die Schulter. „Nichts für ungut. Hätte ich geahnt, dass sie so eine Klette wird, hätte ich vermutlich drauf verzichtet.“

      „Du lügst. Rachel ist nicht so.“, sagte Fin, nicht sicher, ob er hier zum Narren gehalten wurde oder nicht. Vermutlich wollte der schöne Logan ihn nur verunsichern oder ihn wütend machen. Beides war ihm gelungen. Vielleicht stimmte es auch, aber er sah nicht, warum Logan es ihm so unbedingt erzählen wollte, schließlich war Rachel nicht seine Freundin und es ging ihn nichts an, mit wem sie ins Bett ging. Außerdem war sie unter Kates wachsamen Obhut so gut wie nie mit einem Mann nach Hause gekommen.

      „Nein, deine Kleine ist nicht so.“, sagte Logan gleichgültig. „Du hast dir wohl die anständige Schwester ausgesucht. Rachel allerdings öffnet ihre Schenkel für ’nen guten Drink.“

      Kaum hatte das letzte Wort Logans Mund verlassen, da hatte Fins Faust ihm am Kinn erwischt. Logan stürzte vom Stuhl. Fin stand jetzt, doch seine Wut war so schnell verflogen, wie sie gekommen war. Es war nicht seine Angelegenheit, er mochte nur nicht, wie selbstgerecht Logan über Rachel sprach. Das machte es persönlich für ihn.

      Logan lachte freudlos. „Gar nicht so übel.“, sagte er und rieb sich das schmerzende Kinn. Er rappelte sich auf, stellte den Stuhl wieder ordentlich hin und setzte sich wieder. „Nimm Platz.“

      Fin zögerte. Er hatte ebenfalls mit Wut gerechnet, nicht aber mit dieser selbstgerechten Kontrolle, die Logan nun an den Tag legte.

      Dieser legte nun seine Waffe vor sich, ließ sie aber nicht los. „Setz dich.“, verlangte er noch einmal. Und als Fin seiner Drohung nach kam, grinste er zufrieden. „Du musst lernen, die Wahrheit hinzunehmen, ohne auszuteilen, Junge.“, sagte er und trank nun von dem Whisky, den er ihm gebracht hatte. „Rachel ist ’ne Schlampe. Das kann dir gefallen, oder auch nicht, aber es ändert nichts an der Wahrheit.“

      Fin stöhnte gereizt auf. „Was zur Hölle soll das hier?“, fragte er also. „Warum willst du mich davon überzeugen, dass Rachel billig ist? Und wieso machst du hier einen auf Kumpel?“

      Logan grinste und rieb sich das gerötete Kinn. „Wenn du mich verunstaltet hast, werde ich dir doch was brechen müssen.“, sagte er zusammenhangslos. Dann richtete er seine grünen Augen auf Fins. „Ich hab’ kein Problem mit dir, Mann. Noch nicht.“, antwortete er schließlich. „Aber wenn du zu uns gehören willst, muss ich dir trauen können.“

      „Und das tust du nicht.“, entgegnete Fin und nahm sein, nun beinahe leeres, Glas zurück um selbst davon zu trinken.

      Logan grinste. „Nein.“, gab er zu. „Vor allem nicht, wenn du ihr traust.“

      Fins Stirn legte sich neuerlich in Falten. „Wem? Rachel?“

      Logan nickte. „Ihr kann man nicht trauen. Sie denkt vor allem an sich selbst.“, sagte er aufrichtig überzeugt. „Und wenn du einer wie ihr traust, steht dein Urteilsvermögen schlecht da. Verstehst du mich?“

      Fin nickte. „Ich hab’s mir nicht ausgesucht.“, sagte er ehrlich. Vermutlich hätte er ihr tatsächlich nicht ganz freiwillig vertraut. Rachel war flatterhaft und sie war eine Überlebenskünstlerin, was immer den Verdacht nahe legte, dass ihre eigene Haut ihr am kostbarsten war. „Sie ist Familie.“ Und Logan war das nicht. Deshalb erzählte Fin ihm auch nicht, was er wirklich von Rachel hielt und auch nicht, dass er ihr nie sonderliches Vertrauen entgegen gebracht hatte.

      Logans Grinsen wurde zu einem Lächeln, als er langsam nickte. „Das werden wir auch für dich sein. Wenn du es wert bist.“, versicherte er.

      Nun grinste Fin seinerseits. „Das hab’ ich mir auch nicht ausgesucht.“, sagte er und stellte widerwillig fest, dass Masons Männer gar nicht so übel zu sein schienen. Wäre er Logan oder Ryan unter anderen Umständen begegnet, wären sie vermutlich Freunde geworden. „Also, worauf warten wir hier?“, fragte er schließlich.

      „Auf den Boss, letztlich.“, antwortete Logan.

      Und wie auf sein Stichwort hin, trat Mason Hernandez vor Owney Madden in den Raum.

      „…das bedeutet, dass du von hier verschwinden musst, mein Freund.“, redete Madden gerade auf ihn ein. „Wenn Joe The boss hinter allem steckt, dann nur, weil er dich wieder haben will.“

      Mason blieb stehen und grinste freudlos. „Oder weil er mich tot sehen will.“

      Madden hielt ebenfalls an und stemmte die Hände in die Hüfte. „Nichts davon ist gut.“, sagte er und überlegte angestrengt. „Was willst du jetzt machen, Mason?“

      Dieser steckte sich gerade eine geladene Waffe in den Hosenbund, während er noch eine zweite in der Hand hielt. „Reden.“, antwortete er. „Zuerst.“

      Maddens Grinsen zeigte Anzeichen von Besorgnis, aber schließlich nickte er und umarmte seinen Freund knapp. „Ich lad ihn hier her ein.“, sagte er dann. „Wie viele Männer hast du hier?“

      „Nur noch zwei…und den Schnapsbrenner.“, antwortete Mason, ohne Nachdenken zu müssen.

      Owney verzog ärgerlich das Gesicht, ehe er Fin kurz musterte und wieder Mason ansah. „Der ist nicht nur ein Schnapsbrenner, Mason.“, sagte er und war dazu näher an ihn heran getreten, damit die anderen ihn nicht hörten. „Der is‘ so’n knallharter Typ von den Spezialtruppen der Army.“, erklärte er und seufzte dann. „Aber selbst wenn er so gut ist, wie es heißt, dann sind es immer noch zu wenig Männer.“, entschied er. „Ich telefonier’ ’n bisschen rum. Sicherlich kann ich ’n paar alte Gophers her bestellen.“