Tom Bleiring

Die Chronik des Dunklen Reiches -Band 1-


Скачать книгу

trug, desto größer war das Ansehen innerhalb der Gemeinschaft für den entsprechenden Zwerg. Das Abschneiden des Bartes und aller Zöpfe darin war die größte Demütigung, die ein Zwerg erdulden musste. Es war, als raube man ihm seine Identität und kam einem völligen Gesichtsverlust gleich.

      Grolim, nun allein, ein Ausgestoßener, verlor jeden Lebenswillen und irrte einen ganzen Tag durch die Gänge und Stollen in jenem abgelegenen Bereich des Bergwerks.

      Er verlor jedwedes Zeitgefühl, jedwede Orientierung und spürte nicht einmal den brennenden Hunger und Durst, der ihn bald überkam.

      Dies alles wurde ersetzt durch ein neues Gefühl der Sehnsucht, welches ihn nun antrieb.

      Es verlangte ihn danach, die Stollen zu verlassen und sich Gefährten zu suchen.

      Er verschwendete keinen Gedanken mehr an seine Familie, seine einstigen Freunde oder an sein früheres Tun. Beherrscht von dem Wunsch, die Stollen zu verlassen und an die Oberfläche zu gehen, gewann er schnell seinen Orientierungssinn wieder und suchte nach Gängen, die ihn nach oben führen würden.

      Er hatte nie die Oberfläche gesehen und kannte die Sonne, die Bäume und das Gras nur aus den Geschichten des Hamahduk, der eine Art Barde war und die Geschichte der Zwerge bewahrte.

      Zu feierlichen Anlässen trug er bestimmte Erzählungen vor den versammelten Zwergen vor, nicht nur, um diese zu unterhalten, sondern auch, um alle Zwerge daran zu erinnern, warum sie hier unten lebten.

      Es gab auch noch andere Märchen, Sagen und Legenden, die sich um die Dinge drehten, die auf der Oberfläche geschahen, doch sie waren nicht Teil der offiziellen Geschichtsschreibung.

      In diesen ging es darum, wie ahnungslose Zwerge, die ihre Heimat verließen, um an die Oberfläche zu gehen, ein meist schreckliches Ende fanden.

      Es waren Schauermärchen, die man kleinen Zwergenkindern erzählte, wenn diese abends nicht schlafen wollten.

      Grolim war mit seinen einhundertsechsundreißig Jahren noch recht jung, doch in den Maßstäben der Zwerge gemessen war er ein Jugendlicher.

      Er erinnerte sich noch gut an all die Geschichten aus seiner Kindheit und wusste selbst nicht, ob er sie nun für wahr halten sollte oder ob sie nur erfunden waren.

      Konnte das Licht der Sonne einen Zwerg in den Wahnsinn treiben, ihn auf der Stelle verbrennen?

      Und waren jene Tiere, die man Vögel nannte, wirklich blutgierige Geschöpfe, die nur darauf warteten, ahnungslose Zwerge zu überfallen?

      Nach weiteren zwei Stunden Wanderschaft durch düstere Felsstollen spürte Grolim eine sanfte Bewegung der Luft und roch etwas, was er noch nie zuvor gerochen hatte.

      Er schnupperte und hielt die Nase in den Luftzug, in den er geraten war.

      Ja, da war etwas, ein herber und zugleich süßer Duft, den er nicht identifizieren konnte.

      Er beschleunigte seinen Schritt, folgte dem Geruch und konzentrierte sich so sehr darauf, dass er gar nicht bemerkte, wie die Kerze erlosch.

      Getrieben von diesem neuartigen Geruch tastete er sich durch die Dunkelheit, bis er schließlich am Ende eines Tunnels einen matten Schimmer wahrnahm.

      Dort schien ein Spalt im Gestein zu sein, durch den Luft von außen in den Stollen eindrang.

      Und mit ihr gelangte auch dieser herrliche Duft in seine Nase.

      Er erreichte das Ende des Stollens und musste feststellen, dass der Riss im Fels gerade einmal breit war, dass er einen Finger hätte hinein stecken können.

      Er griff nach seiner Handaxt, dem Universalwerkzeug aller Zwerge und prüfte automatisch die Schärfe der Klinge auf der einen Seite, aber auch den nagelähnlichen Dorn auf der anderen.

      Diesen setzte er kurz auf das Gestein, holte dann aus und schlug zu.

      Steinsplitter flogen ihm ins Gesicht, aber der Riss war nun breiter.

      Grolim holte ein weiteres Mal aus und ließ die Axt, die auch zugleich Spitzhacke war, wieder auf den Fels hinabsausen.

      Es krachte laut, ein leichtes Beben erschütterte die Felswand, dann stürzte sie mit lautem Getöse zusammen.

      Augenblicklich flutete helles Tageslicht in den Stollen und blendete den jungen Zwerg, so dass er sie Hand vor die Augen heben musste, um seine Augen zu schützen.

      Eine Windböe fegte ihm entgegen und vertrieb den Staub, der ihn wie Nebel eingehüllt hatte.

      Grolim spreizte die Finger, um seinen Augen Gelegenheit zu geben, sich langsam an das Sonnenlicht zu gewöhnen.

      Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er die wärmenden Strahlen der Sonne auf seiner Haut, fühlte den Wind und roch das Gras, den Duft der Blumen und Kiefern, welche in der Nähe standen.

      Für Grolim war es eine Offenbarung, eine Art Neugeburt, denn in der Tiefe des Berges kannte man weder das eine noch das andere.

      Vor ihm breitete sich eine grüne Ebene aus, auf der eine Vielzahl bunter Blumen blühten und deren Duft in seine Nase drang.

      Er hörte zum ersten Mal Vogelgezwitscher, sah diese ihre Bahnen unter dem blauen Himmel ziehen und hielt es plötzlich für unmöglich, dass solche kleinen Tiere wirklich blutgierige Raubtiere sein sollten.

      Der Ausgang des Tunnels lag auf einer felsigen Anhöhe, einem Hügel, der sich über der Grassteppe erhob und einen guten Blick über das Umland ermöglichte.

      Südlich von ihm konnte er einen dunkelgrünen Schimmer am Horizont erkennen, vermutlich einen Wald. In alle anderen Richtungen breitete sich die grüne Grasebene aus, die nur von einer breiten Steinstraße durchschnitten wurde.

      Wenn er diesen folgen würde, dachte Grolim bei sich, würde er sicher bald eine Menschensiedlung finden. Menschen galten als falsch, verschlagen und blutrünstig unter den Zwergen, doch Grolim wusste, dass er größere Chancen hatte, seine Gefährten zu finden, wenn er sich in eine Stadt begeben würde.

      Er steckte seine Handaxt zurück in seinen Gürtel und machte sich auf den Weg.

****************************

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA07CWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09f