Macintoshs Handy klingelte. Es war Jack Calhey. »Wie läuft es?« frage Hubert direkt und glaubte, im Hintergrund klassische Musik zu hören.
»Dieser Black ist hier. Er wurde zumindest auf der Gästeliste abgehakt«, kam die Antwort.
»Aber gefunden haben Sie ihn noch nicht?« Hubert sah Steve Highsmith scharf an, dieser wusste sofort, worum es bei dem Gespräch ging.
»Nein«, antwortete Jack. »Aber ich bleibe dran.«
»Klemmen Sie sich an Walston. Früher oder später wird er bei ihm auftauchen.«
»Das ist ja das Problem, der feine Herr lässt hier auf sich warten und kommt vielleicht gar nicht.«
Macintoshs Stirn legte sich in Falten. Er sah zur Guinness-Uhr an der Wand. »In Ordnung«, sagte er dann. »Machen Sie weiter, aber unauffällig. Wenn Sie Black gefunden haben, verwickeln Sie ihn in ein belangloses Gespräch. Fragen Sie ihn, in welcher Branche er tätig ist und so weiter. Prägen Sie sich vor allem sein Gesicht gut ein. Und wenn irgend möglich machen Sie unauffällig ein Foto von ihm.«
»Ich werde mich bemühen. Dann bis später.«
Hubert legte das Handy auf den Tresen und brummte nachdenklich. Dann klärte er seinen Assistenten über den aktuellen Stand auf, der nicht gerade zufriedenstellend war.
Eine weitere halbe und zumindest für Nicht-Soccer-Fans ereignislose Stunde verging und Hubert bestellte sich noch ein Ginger Ale.
»Dass Sie mir mal nicht abhängig werden von dem Zeug«, witzelte der Barkeeper und schenkte nach. Dann nahm er die Fernbedienung des Fernsehers und zielte auf das Gerät.
»Noch lauter?« fragte Hubert verärgert. Er hasste diese Fernsehatmosphäre in Pubs. Musik war ihm viel lieber.
»Jetzt kommen die Nachrichten«, brummte der Mann ohne ihn anzusehen. »Ich hab heute noch nichts von der Welt mitbekommen.«
Hubert verkniff sich den Kommentar, dass nichts Weltbewegendes passiert sei und sah erneut zur Uhr an der Wand.
»Ob es wirklich klug war, Calhey auf diesen Mister Black anzusetzen? Er ist doch in so was vollkommen unerfahren«, fragte Highsmith, dem die Warterei auch aufs Gemüt schlug.
Hubert gab sich gelassen. »Ich denke, der Junge ist nicht auf den Kopf gefallen. Abgesehen davon, dass er Moores bester Freund war, wie er immer betont, ist er Journalist. Und wenn er gut in seinem Job ist, kommt er auch irgendwie an die Informationen, die wir brauchen.« Er hätte viel darum gegeben, wenn er selbst hätte auf den Ball gehen und sich Mister Black vorknöpfen können.
Im Hintergrund wurden die Nachrichten verlesen und die beiden Männer lauschten zunächst mehr oder weniger interessiert den neuesten Meldungen über Unruhen im Nahen Osten und die britische Wirtschaft. Doch dann kam eine Nachricht, bei der beide plötzlich aufhorchten:
»Wie die Financial Times in ihrer morgigen Ausgabe berichtet, plant die amerikanische Vanderbilt Holding die Übernahme des Halbleiterherstellers Moore Enterprises. Der nach dem tragischen Tod des Firmengründers Byron Moore neu ernannte Konzernchef Thomas Patterson bestätigte dies heute in einem Interview. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Moore Enterprises eine Übernahme oder Fusion strikt abgelehnt. Die revidierte Haltung des Unternehmens wird von vielen Seiten heftig kritisiert, nicht zuletzt, da durch die Übernahme viele Arbeitsplätze bedroht werden. Die Vanderbilt Holding hat hierzu bisher noch keine Stellungnahme abgegeben.«
Macintosh und Highsmith wechselten einen erstaunten Blick. Plötzlich und unerwartet hatten sich ein neuer Anhaltspunkt und ein mögliches Motiv für Moores Tod ergeben: War er vielleicht einer Übernahme seiner Firma durch Vanderbilt, einen Milliardenkonzern aus den USA, im Weg gewesen?
Gerade, als sie über das soeben gehörte ihre Vermutungen austauschen wollten, bemerkten sie, wie jemand stolpernd das Lokal betrat. Sie fuhren herum und sahen einen zerzausten Jack Calhey, der sich ein Taschentuch vor die blutende Nase hielt.
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