Nina Michalitsch

Mein Herz schlägt nur für dich


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Joint, den ich je geraucht habe. Mit wackeligen Beinen steige ich aus dem Wagen. Wolfi grinst immer noch. Er springt wahrlich zurück ins Haus. Zufrieden lassen wir uns aufs Sofa fallen.

      „Fühlst du dich besser?", fragt er mich irgendwann. Ich bekomme kaum ein Wort heraus, darum nicke ich nur. Ich schließe die Augen für einen Moment und lächle zufrieden. Es geht mir wirklich besser. Die kleine Spritztour hat mir wirklich gut getan. Wolfi weiß eigentlich immer, was mir gut tut.

      Ich kippe den letzten Schluck Red Bull hinunter und erhebe mich dann vom Sofa. Ich packe meine Sporttasche und verabschiede mich von Wolfi.

      „Ich muss los. Ich will ja nicht zu spät zum Essen kommen" Ich fühle mich gleich wieder schlecht. Ich muss wieder zurück in mein langweiliges Leben. Ich will länger bleiben, aber das ist nun einmal nicht möglich. Wolfi nickt und lächelt matt. Er sieht müde aus. Ich umarme meinen besten Freund noch kurz, ehe ich verschwinde. Er schließt die Tür hinter mir. Ich sehe noch einmal wehmütig zurück. Ich will nicht gehen. Zu Hause erwarten mich streitende Kinder und eine nörgelnde Frau, die nie mit mir zufrieden ist. Es ist doch ohnehin alles egal was ich tue. Es ist alles falsch. Sie hat sich nie bedankt, dass ich das ganze Geld nach Hause bringe. Ich schufte und was bleibt mir? Nichts.

      Seufzend mache ich mich auf den Weg zu meinem eigenen Auto. Ich fahre einen lila Opel Manta. Meine Familie weiß das aber nicht. Ich habe mir damals zusätzlich einen seriösen Wagen gekauft. Der Manta steht wohl behütet in meiner Werkstatt. Dort fahre ich jetzt hin. Ich muss den Wagen wechseln, dass ich keinen Verdacht errege. Ich habe den Radio lauter gedreht und rase in die Arbeit. Ich parke den Opel draußen, fahre mein Alltagsauto hinaus und schließe den Manta gut ein. Seufzend fahre ich in mein langweiliges Leben. Dort angekommen steht Caro schon am Herd und kocht. Ich komme etwas zu spät und dafür bekomme ich gleich einmal eine Rüge. Aus dem Kinderzimmer dringt Geschrei. Die Mädchen streiten schon wieder. Genervt setze ich mich an den Küchentsich und meine Frau stellt mir ein Teller vor die Nase.

      „Danke", murmle ich. Sie schreit den Kindern. Luke liegt einstweilen in seinem Gitterbett und schläft. Die Mädchen kommen angerannt und schreien wild durch die Gegend. Grummelnd greife ich nach der Gabel.

      „Hört doch einmal auf zu schreien!", brülle ich. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Caro traut sich nichts zu sagen. Die Kinder sind endlich still und wir essen. Es tut gut einmal all meine Wut heraus zu lassen.

      Nach dem Essen schnappe ich mir Luke und verziehe mich mit ihm aufs Sofa. Caro legt sich zu uns. Das sind die einzigen Momente, die ich wirklich genieße. Ich liebe den Jungen. Er liegt auf meiner Brust und hat die Augen geschlossen. Er atmet ruhig und seine kleinen Lippen sind leicht geöffnet. Ich lege eine Hand schützend auf seinen Rücken. Caro hat den Kopf auf meine Schulter gelegt. Ich schließe meine Augen und schlafe wenig später ein.

      Leises weinen lässt mich aufschrecken. Ich reiße die Augen auf. Luke zappelt auf meiner Brust und tritt mich mit seinen kleinen Füßchen. Ich setze mich auf und tätschle den Jungen leicht. Ich sehe auf die Uhr. Caro schläft noch und bekommt nichts mit. Es ist doch immer das selbe. Ich muss immer alles alleine machen. Müde brummend lege ich den Kleinen aufs Sofa und wärme ihm ein Fläschchen auf. Er liegt friedlich auf meinem Arm und trinkt. Er scheint zufrieden zu sein. Ich muss grinsen und das jedes Mal, wenn ich ihn ansehe. Er ist mein Ein und Alles. Ich liebe den kleinen Engel. Ich seufze leise. Nach dem Fläschchen ist Luke wieder ruhig eingeschlafen. Ich bringe ihn zurück in sein Gitterbett und setze mich wieder zu Caro. So vergeht der Samstag wie im Flug.

      Beim gemeinsamen Abendessen schlägt meine Frau vor, dass wir morgen einmal wieder in den Zoo fahren können. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht und es lenkt mich etwas vom tristen Alltag ab.

      „Ich will aber keine Streitereien haben, sonst fahre ich nicht mit euch" Mein böser Blick spricht Bände. Die Kids nicken brav, denn sie wollen den Ausflug wirklich machen. Die Mädchen verhalten sich den restlichen Abend ruhig.

      Ich liege mit Caro im Bett. Es ist spät und ihre Hände fummeln an meiner langen Jogginghose herum.

      „Wieso ziehst du dich nicht einfach aus", schlägt sie vor und schnurrt liebevoll. Ich seufze und schiebe ihre Hand beiseite. Ich will nicht, dass sie mich nackt sieht. Sie würde nur Angst vor mir bekommen.

      „Ich bin müde, aber ich verspreche dir, wir schlafen morgen miteinander"

      „Wieso ziehst du dich in meiner Gegenwart nicht mehr aus?" Ich seufze. Das hat ja irgendwann kommen müssen.

      „Willst du das wirklich wissen?"

      „Sonst würde ich dich nicht fragen", murrt sie. Es scheint ihr langsam wirklich zuwider zu werden.

      „Ich will dir keine Angst einjagen"

      „Wieso sollte ich Angst vor dir haben? Du bist mein Mann"

      „Ich bin einfach nicht mehr das, was ich einmal gewesen bin" Sie runzelt die Stirn. Ich kann ihren Umriss erkennen. Sie ist verwirrt.

      „Können wir morgen darüber reden? Ich bin müde. Ich verspreche dir, ich zeige dir dann was ich meine"

      Sie nickt nur, sagt aber kein Wort mehr. Caro dreht mir den Rücken zu und schweigt. Ich glaube aber, sie schläft noch nicht. Ich liege auch noch lange wach und denke nach. Wenn ich mein Geheimnis lüfte, will sie mich vielleicht nicht mehr. Wieso mache ich mir überhaupt so viele Gedanken darüber? Als ich mich dazu entschieden habe so auszusehen, habe ich auch nicht nachgedacht. Mir ist egal gewesen, was sie von mir hält. Seufzend drehe ich mich auf die Seite und schließe die Augen. Nur mit Mühe schlafe ich irgendwann ein. Morgen wird bestimmt alles wieder gut. Ich glaube fest daran.

      Kapitel 2

      Am nächsten Morgen ist der Teufel los in unserem Haus. Stress pur. Caro macht Frühstück während die Kinder sich fertig machen und wie irre durch alle Räume flitzen. Ich füttere Luke, weil das sonst wieder niemand tut. Es tut gut, ihn einfach festzuhalten. Nach dem Essen machen wir uns langsam auf dem Weg zum Auto. Meine seriöse Kiste ist wenigstens familienfreundlich, was der Opel nun einmal nicht ist. Meine Frau hat zwar einen Führerschein, fährt aber nie. Ich schnalle den kleinen Luke hinten fest. Miyuki sitzt in der Mitte und Sakura neben ihr. Ich lasse mich hinters Steuer fallen und mache den Radio an. Ich rolle langsam aus der Einfahrt. Die Kids haben heute noch gar nicht gestritten, was mich zugegebener Maßen freut, denn dieses Geschrei halte ich nicht länger aus. Bei uns besteht leider eine gewisse Rangordnung. Sakura ist Mamas Liebling und Miyuki hat den besseren Draht zu mir. Vielleicht hasst Miyu ihre Schwester deswegen so, weil eine Mutter sich um all ihre Kinder kümmern soll und nicht nur um eines. Sie ist jetzt aber keine schlechte Mutter. Sie hat immer alles für ihre Kinder getan. Ich schüttle den blöden Gedanken ab und fahre auf die Autobahn auf. Da gehen meine Probleme leider erst so richtig los.

      „Guck Mal Papa! Vor uns fährt ein schöner zweier Golf", ruft Miyuki aus. Sie ist genauso vernarrt in alte Autos wie ihr Papa. Ich muss grinsen.

      „Ein Gti", merke ich an. Das Nummernschild kommt mir allerdings bekannt vor. Das darf doch nicht wahr sein. Der Fahrer gibt Gas und braust davon. Er provoziert mich. Ich trete das Gaspedal durch, sodass Caro zu schreien beginnt. Miyuki lacht und Luke lässt sich durch die hohe Geschwindigkeit nicht wecken. Ein braver Junge.

      „Fahr doch langsamer!", brüllt meine Frau mich irgendwann an. Ich höre nicht, denn ich stecke wie üblich in einem Geschwindigkeitsrausch. Leider geht der Wagen nicht so gut wie der Manta. Ich grinse nur und rausche dem Gti Fahrer hinterher. Der Fahrer im Golf lässt sich schließlich zurück fallen, sodass er jetzt neben mir fährt. Meine Frau blickt in den Wagen und schüttelt den Kopf.

      „Der Kerl ist doch irre", murmelt sie verständnislos. Sie mag es lieber vorsichtig. Leider ist sie da im Bett nicht anders.

      „Sorry, er hat mich proviziert", gebe ich etwas kleinlaut von mir. Der Rausch hat nicht so lange angehalten, wie ich es mir gewünscht habe.

      „Ich will dort noch lebend ankommen", knurrt sie böse.